Neosporose beim Hund

Eine von Parasiten ausgelöste Infektionserkrankung beim Hund

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Zuletzt aktualisiert am: 25.3.2024

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Neosporose ist eine weltweit verbreitet Infektionserkrankung, die durch einzellige Parasiten ausgelöst und hauptsächlich über Hunde übertragen wird. Sie zählt zu den häufigsten Abortursachen des Rindes und hat damit wirtschaftliche Bedeutung. Hunde erkranken selten. Hauptsächlich zeigen sich neurologische Probleme. Eine Behandlung mittels Antibiotika ist möglich, eine komplette Erregerelimination aber selten. Die Prognose ist für Hunde in der Regel günstig.

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Erklärung: Was ist Neosporose beim Hund?

Um was für eine Krankheit beim Hund handelt es sich, wie wird sie diagnostiziert und wie sieht das klinische Bild aus?

Erklärung

Eine Infektion mit dem einzelligen Parasiten Neospora caninum, auch als Neosporose bezeichnet, ist zwar selten beim Hund, aber dennoch von Bedeutung. Hunde erkranken zwar in der Regel nicht, stellen aber den wichtigsten Überträger für Neosporose in Europa dar und sind damit ein stetiges Risiko für Rinderbetriebe. Denn Neospora caninum zählt zu den häufigsten Aborterregern (Auslöser für Fehlgeburten) beim Rind und hat damit große wirtschaftliche Bedeutung. 

Neosporen zählen zu den Kokzidien und sind weltweit verbreitet. Sie sind eng verwandt mit Toxoplasmen, die ebenfalls als Auslöser für neurologische Probleme und Fruchtbarkeitsstörungen bekannt sind. Nähere Informationen dazu finden sie in unserem spezifischen Krankheitsartikel zur Toxoplasmose.

Als Endwirt für Neospora caninum, also Organismus, in dem sich der Erreger optimal entwickeln und vermehren kann, fungiert hauptsächlich der Haushund. Aber auch Kojoten, Dingos und andere Wildhunde kommen als Endwirte in Frage. In ihrem Darm können sich die Neosporen sexuell vermehren und eine Art „Eipakete“ (Oozysten) bilden, die mit dem Kot ausgeschieden werden.

In der Umwelt entwickeln sie sich weiter (sog. Sporulation), wodurch sie infektiöse Fähigkeiten bekommen. Die infektiösen Stadien sind sehr widerstandsfähig und können im Erdboden mehrere Monate überleben (je nach Witterungsbedingungen/Temperatur).

Werden die sporulierten Oozysten von einem Zwischenwirt (z.B. Rind, Pferd) mit der Nahrung (kontaminiertes Wasser, Gras) aufgenommen, gelangen sie ebenfalls in den Darm, können sich dort aber nicht geschlechtlich, sondern nur asexuell vermehren. Dabei entstehen sogenannte Tachyzoiten, also Neosporenstadien mit schnellerem Stoffwechsel (tachy = schnell), die sich im Körper verbreiten und dadurch eine Infektion verursachen können. Greift nun das Immunsystem des Zwischenwirtes ein und bekämpft die Erreger, wechseln diesen ihre „Strategie“ und aus den aktiven Tachyzoiten entstehen ruhende Bradyzoiten mit einer Zystenhülle, die sich hauptsächlich ins Nervensystem (v.a. Hirnstamm) oder in die Muskulatur zurückziehen und dort auf ihren nächsten Einsatz (Aufnahme durch einen Endwirt) warten. Die Aufnahme dieser Gewebezysten durch den Endwirt geschieht durch Fressen des Zwischenwirtes selbst oder dessen Abortmaterial bzw. Nachgeburt. Neben Nervensystem und Muskulatur können die Zysten auch in Haut, Lunge, Leber und Bauchspeicheldrüse vorkommen. 

Prinzipiell sind die Erreger darauf bedacht, ihre Wirtstiere nicht zu schädigen, denn in einem kaputten oder gar toten Körper kann man sich natürlich schlecht vermehren. Daher verläuft die Infektion in der Regel symptomlos. Bei Stress oder anderweitiger Immunschwäche (z.B. Trächtigkeit) können die im Gewebe befindlichen Erreger allerdings reaktiviert werden und eine Infektion auslösen bzw. auf die Nachkommen übertragen werden. Bei Welpen, deren Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet ist, kommt es zu starken zentralnervösen Störungen (v.a. Koordinationsstörungen, Lähmungen, epileptiforme Anfälle) und Herzmuskelentzündung (Myokarditis), was meist innerhalb eines Tages zum Tod der Tiere führt. Etwas ältere Junghunde leiden in der Regel am sogenannten Hirnstammsyndrom, also einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute (Meningoenzephalitis) inklusive Substanzverlust (Nekrose), die durch Befall des Hirnstammes ausgelöst wird. Die Symptome ähneln denen der Welpen, wobei vornehmlich eine Nervenwurzel- und Muskelentzündung (Polyradikuloneuritis-Myositis-Syndrom) im Vordergrund steht. Diese äußert sich in Krämpfen der Streckmuskulatur, die zu einer Überstreckung von Hals und Gliedmaßen führen, mit nachfolgendem Muskelschwund (Muskelatrophie) und Lähmungen. Dadurch bedingt zeigen die Hunde ein an hoppelnde Hasen erinnerndes Gangbild („bunny-hopping gait“).

Erwachsene Hunde, deren Erregeraufnahme meist längere Zeit zurückliegt, zeigen zudem zusätzlich Entzündungen in weiteren Organen, z.B. Haut, Darm, Leber oder Lunge. Denn in Ihnen konnten sich die Erreger zeitlich bedingt schon weiter im Körper ausbreiten und entsprechend in verschiedenen Organsystem reaktiviert werden.

Rinder und andere Zwischenwirte erkranken ebenfalls selten an Neosporose. Bei ihnen liegt der Schwerpunkt der Problematik hauptsächlich im Bereich der Fortpflanzung. Denn durch den Stress einer Trächtigkeit sind die Kühe anfälliger für Infektionen und auch eine Reaktivierung von Neosporen ist wahrscheinlicher. Dabei kann es zum Übergang von Erregern auf die ungeborenen Kälber via Plazenta bzw. Ansteckung neugeborener Kälber über die Muttermilch kommen. Je nach Infektionszeitpunkt sind fetale Missbildungen, Aborte oder neurologisch auffällige Kälber die Folge. Die Kälber können aber auch Träger des Erregers sein, ohne zu erkranken und ihn dann später wiederum an ihre eigenen Kinder weitergeben. Durch diesen sogenannten vertikalen Übertragungsweg (von einer auf die andere Generation) können Rinderbetriebe teilweise jahrelang infektiös bleiben, obwohl die ursprüngliche Infektionsquelle (z.B. mit Hundekot kontaminiertes Gras) schon längst nicht mehr vorhanden ist. Es entsteht ein Kreislauf aus nicht erkrankten, aber „reaktivierten“ Kühen und infizierten Kälbern, die zu nicht erkrankenden Kühen heranwachsen und wiederum infizierte oder tote Kälber gebären. Dies kann erhebliche Verluste für die Landwirte und unnötiges Leiden für die Rinder bedeuten. Aus diesem Grund wurde am FLI (Friedrich-Löffler-Institut) eine „Arbeitsgruppe Neospora caninum“ ins Leben gerufen, die u.a. 2005 eine Studie veröffentlichte zum Thema Hunde als Neospora-Ansteckungsrisiko für Rinder. Diese Studie konnte Hundehalter beruhigen, dass ihre Hunde bzw. deren Hinterlassenschaften beim Gassigang kein übermäßig großes Ansteckungsrisiko für Kühe darstellen. Problematischer sind hofeigene Hunde, die viel Kontakt zu den Kühen haben, evtl. Nachgeburten/Abortmaterial fressen und oft in unmittelbarer Nähe der Rinder koten oder über deren Futtertisch laufen. Nichtsdestotrotz sollten Hinterlassenschaft stets entfernt und Hunde vom Herumtoben auf landwirtschaftlichen Flächen abgehalten werden. Denn sie können nicht nur Neosporen, sondern auch andere Parasiten übertragen und Futterpflanzen beschmutzen oder zerstören. Sie wollen schließlich auch keinen Salat auf dem Teller haben, über den kurz vorher noch ein Hund mit Schlammpfoten gelaufen ist oder auf dem er sich mit kleinem oder großem Geschäft erleichtert hat, oder?

Der Nachweis einer Neosporose kann über direkten Erregernachweis (Antigen- oder DNA-Nachweis) oder indirekt über die Bestimmung verschiedener Antikörper (IgM, IgG) mittels Blutuntersuchung erfolgen. Neben gängigen Blutproben können hierfür auch Hirnwasser (Liquor), Fruchtwasser oder Abortmaterial als Proben genommen werden. Bei Hunden sind Kotuntersuchungen die einfachste Variante zur Erregerbestimmung, aber nicht immer sicherste. Denn sie stellen nur Stichproben dar und können unter Umständen falsch positiv sein, also ein negatives Ergebnis zeigen, obwohl eine Infektion vorliegt. Eine Kotsammelprobe über mehrere Tage ist daher erfolgversprechender als eine Einzelprobe.

Die Therapie von Neospora-Infektionen erfolgt, wenn Symptome bestehen, in der Regel durch Antibiotikagabe (Trimethoprim-Sulfonamid-Kombination oder Clindamycin). Eine komplette Elimination des Erregers ist dadurch aber selten erzielbar, sondern nur eine Bekämpfung der Infektion. Meist verbleiben einige Erreger als Dauerstadien (Zysten) in Nervensystem, Muskulatur und anderen Organen und können bei Stress oder sonstiger Immunsuppression reaktiviert werden (s. oben). 

Die Prognose ist in der Regel günstig, da die Infektion beim Hund selten vorkommt und dann meist ohne Symptome verläuft. Lediglich für immungeschwächte Tiere (v.a. Welpen) kann die Prognose ungünstiger bis infaust (aussichtslos) sein, je nach Immunstatus und Infektionszeitpunkt (s. oben). 

Um Ihren Hund optimal vor einer Neospora-Infektion zu schützen, vermeiden Sie das Verfüttern von rohem (Rind-)Fleisch und das Fressen von Aas und Kot anderer Tiere und halten Sie Ihren Liebling bestmöglich von Rinderställen fern, um den Vermehrungszyklus zu unterbrechen. Auch der Zuchtausschluss infizierter Hündinnen ist anzuraten, um vertikale Übertragungen des Erregers zu vermeiden. 

Quellen:

https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/Document_derivate_00013774/Risikobewertung_Neospora-caninum_050726.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Neosporose

https://parasitosen.de/krankheiten/neosporose/ueberblick-neosporose

Praktikum der Hundeklinik, 12. Auflage, Kohn/Schwarz, S. 406ff

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Was führt zur Neosporose beim Hund? Risiken & Ursachen

Welche Risikofaktoren und Ursachen sind für die Neosporose beim Hund bekannt?

Risikofaktoren

  • Intensiver Kontakt zu Kühen
  • Fressen von Aas/Abortmaterial/Nachgeburten
  • Verfütterung von rohem Fleisch
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Neosporose: Symptome & Krankheitsanzeichen beim Hund

Welche Symptome und Krankheitsanzeichen sind für die Neosporose beim Hund bekannt und wie äußert sie sich?

Symptome & Krankheitsanzeichen

  • Nervenausfälle
  • Koordinationsstörungen
  • zentralnervöse Störungen
  • epileptische Anfälle
  • Herzmuskelentzündungen
  • Abort
  • fetale Missbildungen
  • multiple Organschädigung (Haut, Lunge, Darm, Leber, Bauchspeicheldrüse)
    -> Dermatitis, Pneumonie, Enteritis, Hepatitis, Pankreatitis
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Behandlung & Therapie der Neosporose beim Hund

Wie kann die Neosporose beim Hund behandelt und therapiert werden?

Behandlung

  • Antibiotikatherapie
  • symptomatische Therapie
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Neosporose beim Hund - Vorbeugung & Prävention

Welche präventiven Maßnahmen helfen hinsichtlich der Neosporose beim Hund und was kann der Halter vorbeugend tun?

Vorbeugung

  • Vermeidung von intensivem Kontakt zu Rindern
  • Vermeidung von Kontakt zu Hundekot und Kotfressen
  • Vermeidung des Fressens von Aas/Abortmaterial/Nachgeburten
  • Vermeidung von Rohfleischfütterung

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