Wundversorgung beim Hund: Praktische Tipps & To-dos von der Tierärztin!
Was tun, wenn der Hund verletzt ist?
Von:
Vanessa Lässig
Zuletzt aktualisiert am: 31.5.2024
Ist der Hund verletzt, braucht er Hilfe. Handelt es sich bei der Verletzung um eine Wunde, so spricht der Veterinärmediziner im Hinblick auf die Versorgung, von einer Wundversorgung.
Die Gesundheit, Vitalität und das Wohlergehen der vierbeinigen Partner liegen Ihnen als Hundebesitzer sicherlich sehr am Herzen. Sind diese intakt, so ist es auch bestens um die volle Leistungsfähigkeit bestellt. Damit dies auch so bleibt, bedarf es ausreichender Aufmerksamkeit, um im Ernstfall eine Verletzung, Wunde und Beschwerden beim Hund frühzeitig zu erkennen und angemessen reagieren zu können.
Eine Wunde sollte möglichst zeitnah im Sinne eine optimalen Wundheilung erfolgen!
Denn die Bandbreite einer Verletzung beim Hund kann von harmlos bis lebensbedrohlich sein. Und selbst die sorgfältigste Ersteinschätzung und -versorgung sollte je nach Schwere des Vorfalls nochmals zur Sicherheit tiermedizinisch überprüft werden, da bei einer äußerlich vermeintlich leichten Verletzung, innere Organe stark in Mitleidenschaft gezogen sein können. Und dies kann nur mit entsprechender Diagnostik (Ultraschall, Röntgen, CT etc.) abgeklärt werden. Sicher ist sicher.
Egal ob der Vierbeiner sich also einen Fremdkörper wie Dornen oder Grannen in Auge, Haut oder Pfote einfängt, sich bei einer Auseinandersetzung mit einem Artgenossen eine blutende Bissverletzung zuzieht, beim Herumschnüffeln am Strand in eine Glasscherbe tritt und sich dabei eine blutende Schnittverletzung einheimst oder durch einen Sportunfall die Kralle einreißt. Es bedarf auf jeden Fall der Unterstützung des fürsorglichen Hundebesitzers und im Zweifel die tierärztliche Hilfe durch einen Tierarzt oder Tierärztin, damit die Wunde versorgt und alles für die Heilung und Gesundung unternommen wird.
In dem nachfolgenden Artikel beleuchtet unsere dogondo-Tierärztin Vanessa Lässig das Thema der Wundversorgung beim Hund umfassend und gibt praktische Tipps und To-dos für den Ernstfall.
Wundversorgung - Was ist das?
Hat der Hund eine Wunde, dann muss sie versorgt werden.
Wundversorgung = Behandlung einer Verletzung
Im Laufe seines Lebens wird sich ein Hund unweigerlich die ein oder andere Wunde zuziehen, die dann entsprechend behandelt werden muss. Diese Behandlung wird als Wundversorgung und Wundbehandlung bezeichnet.
Wer dies zum ersten Mal tut, ist meist etwas überfordert, da er nichts falsch machen und seinen Liebling optimal versorgen möchte.
Dieser Artikel soll Ihnen helfen, das Thema Wundversorgung besser zu verstehen und für den Ernstfall gerüstet zu sein.
Was versteht man unter einer Wunde beim Hund?
Hat der Hund eine Wunde, so ist er mehr oder minder stark verletzt.
Wunde beim Hund = Verletzung / Läsion
Der Begriff „Wunde“, medizinisch Vulnus (lat.) oder Trauma (griech.) genannt, beschreibt eine Zusammenhangstrennung von Gewebe, die mit oder ohne Substanzverlust und mit oder ohne Beteilung benachbarter Gewebe/Strukturen einhergehen kann. Man nutzt dafür auch gerne die Begriffe „Verletzung“ oder „Läsion“. In der Regel bezieht sich der Begriff Wunde auf Verletzungen der Haut oder Schleimhaut, da diese am häufigsten von Traumata betroffen sind. Aber natürlich können sich auch andere Gewebe/Organe verletzen, z.B. bei einer schweren systemischen Erkrankung oder einem starken Aufprall (Sturz, Autounfall). Knochenbrüche, Milzriss, Leberschäden oder Nerven-/Muskelrisse sind mögliche innere Verletzungen.
Beim Menschen wird oft die Phrase „die meisten Unfälle passieren zu Hause“ benutzt. Dies lässt sich nur bedingt auf den Hund übertragen. Zwar kommt es auch gerne in Haus und Garten zu diversen Verletzungen, da die meisten und ausgedehntesten hündischen Aktivitäten allerdings außerhalb des eigenen Grundstücks stattfinden, verletzen sich Hunde öfter auf dem Gassigang, beim Toben mit Artgenossen, beim Hundesport oder im Straßenverkehr. Schnittverletzungen, nach Tritt in eine Glasscherbe, Pfählungsverletzungen, durch Spielen mit Stöckchen, Bissverletzungen, nach Auseinandersetzung mit einem Artgenossen oder Wildtier und Knochenbrüche, nach Sturz oder Kollision mit einem Auto, sind die Klassiker.
Wunden lassen sich dabei in verschiedene Kategorien einteilen, egal, ob äußere Hülle oder „Innenleben“ betroffen sind: Sie können akut, als frische Wunden, oder chronisch, als länger bestehende Verletzungen auftreten. Sie können einfach (z.B. Schürfwunde, oberflächliche Schnittwunde) oder kompliziert (z.B. Risswunde mit Beteiligung mehrerer Gewebe), sauber oder kontaminiert/infiziert sein. Sie können sich oberflächlich oder tief darstellen und in ihrer Größe erheblich variieren (z.B. kleiner aufgekratzter Insektenstich vs. großflächige Verbrennung.
Als Hundehalter kommen Sie am ehesten mit kleineren bis mittleren Hautverletzungen in Berührung, daher beziehen wir uns in diesem Artikel hauptsächlich auf solche Wunden.
Wundversorgung Hund: Wer ist für die Versorgung einer Wunde zuständig?
Die Erstversorgung einer Wunde beim Hund liegt beim Hundebesitzer und dann im Bedarfsfall beim Tierarzt/Tierärztin.
Erste Hilfe im Falle von Wunden und Verletzungen beim Hund
Die Wundversorgung, egal um welche Art Wunde es sich handelt, sollte immer so schnell als möglich erfolgen, damit dem betroffenen Hund rasch geholfen wird. Denn dadurch wird das Risiko von Narbenbildung und Wundheilungsstörungen (z.B. durch eine Infektion) auf ein Minimum reduziert. Da Sie, als Hundehalter, in der Regel die erste Person sind, die eine Wunde beim Hund bemerkt oder sogar bei dem unglücklichen Ereignis, das zur Wunde führt, anwesend sind, obliegt Ihnen die Ehre der Erstversorgung.
Bei der Wundversorgung ruhig und mit kühlem Kopf agieren, um das Nervenkostüm des Hundes nicht noch weiter zu belasten!
Die weitere Versorgung bis zur Abheilung kann in den meisten Fällen ebenfalls von Ihnen durchgeführt werden. Sollte sich die Wunde als tief oder kompliziert herausstellen, stark bluten oder infiziert sein, muss allerdings ein Tierarzt/Tierärztin zu Rate gezogen werden. Dies gilt insbesondere für Bissverletzungen, da sie meist weniger schlimm aussehen, als sie in Wahrheit sind („kleines Loch, großes Elend“) und bei Beteiligung empfindlicher Strukturen (Augen, Ohren, Sehnen/Bänder, Knochen etc.).
Der Tierarzt wird die Schwere der Verletzung einschätzen und weitere Behandlungen (z.B. Wundnaht, Operation, Medikamentengabe) vornehmen sowie Ihnen die optimale Wundversorgung/Verbandsstrategie demonstrieren, damit Sie Ihren Liebling daheim bestens pflegen können.
Empfehlung von dogondo: Eine gute Ausrüstung (Hausapotheke) für die Wundversorgung beim Hund ist das A & O
Verbandsschere, Pinzette, Desinfektionsmittel, Einwegshandschuhe & Co.
Eine gute Ausstattung für die Wundversorgung im Notfall vorhalten
Um bestens für den Ernstfall gerüstet zu sein, ob nun eine kleine Schramme beim Hund mit einem Pflaster versorgt werden muss oder doch eine größere Wunde durch einen Unfall eine Notfallversorgung benötigt, sollte jeder Hundehaushalt eine gut gefüllte Hundeapotheke haben.
Das beste Hausmittel gegen Wunden und Verletzungen ist sicherlich, ein etwaiges Malheur von vornherein zu vermeiden, damit sich der Hund erst gar keine behandlungsbedürftige Blessur zuzieht. Dies ist allerdings einfacher gesagt, als getan. Selbst die größten Vorsichtsmaßnahmen im Wohnraum und Garten, sowie vorausschauendes und aufmerksames Führen des Hundes im öffentlichen Raum, noch das intensive Beaufsichtigen beim Spielen und Toben mit anderen Hunden garantiert, dass kein Unglück passiert.
Ohne Wenn und Aber ist aber eine gute Vorbereitung für den Ernstfall das A und O. Auch im Hinblick auf eine eventuell nötige Wundversorgung beim Vierbeiner. Denn kann dann wohlwissend auf die erforderlichen Utensilien (Schere, Pinzette, Mullbinden, Einweghandschuhe, Desinfektionsmittel etc.) für eine optimale Wundversorgung zurückgegriffen und die Wunde adäquat behandelt und versorgt werden, dann ist dies sprichwörtlich schon die halbe Miete.
Neben der gut ausgestatteten Hausapotheke hilft es ferner weiter, den Impfpass / EU-Heimtierausweis für den Besuch beim Tierarzt und alle notwendigen Rufnummern (Tierarzt, Tierklinik) an einem rasch zugänglichen Ort zu platzieren. So entzerrt diese Vorgehensweise im Rahmen einer guten Vorbereitung für den Notfall die ohnehin schon angespannte Lage – und dies gilt nicht nur für eine Verletzung und Wundversorgung, sondern auch bei Hundekrankheiten und Vergiftungen! Oft kommt es gerade in prekären Situationen auf jede Minute an.
Wundversorgung Hund: Was tun bei Hundebiss, Schnittverletzung, Kralleneinriss & Co.?
Ruhe bewahren und Schritt für Schritt vorgehen.
Wundversorgung beim Hund Schritt für Schritt: Das rät die Tierärztin!
Passiert ein Unglück und der hat sich verletzt, sollte schnellstmöglich eine Wundversorgung erfolgen, um Probleme bei der Wundheilung, z.B. eine Infektion, zu vermeiden.
Dann stellt sich bei den betroffenen Hundebesitzern immer wieder die Frage:
Wie versorge ich eine Wunde beim Hund am besten?
Damit Sie für den Notfall bestens vorbereitet sind, wollen wir ihnen eine Anleitung für die erforderliche Wundversorgung an die Hand geben.
Egal, welche Verletzungsart/Wundart vorliegt, geht man in drei bis vier einfachen Schritten vor:
- Reinigung/Säuberung:
Die Wunde sollte zunächst gründlich gereinigt werden. Am besten unter fließendem Wasser. Wobei darauf zu achten ist, dass die Temperatur für den Hund angenehm ist und der Wasserstrahl nicht zu stark, damit er keine Schmerzen verursacht. Spezielle Waschlotionen für Wunden, ausgerichtet auf den pH-Wert der Haut des Hundes, können zu Hilfe genommen werden, sind aber kein Muss. Ein weiches Tuch, ein Tupfer oder Ähnliches können zur Entfernung groben Drecks und zur Trocknung der Wunde genutzt werden. Dabei sollte vorsichtig vorgegangen werden, da das verletzte Gewebe schmerzempfindlich ist und eventuell in der Wunde hängenbleibende Fasern von Tuch, Tupfer und Co. die Wundheilung stören und ebenfalls Schmerzen verursachen können. Ist kein Wasser zur Hand, sollte die Blutung eine Weile aufrechterhalten werden, da mit dem Blutfluss meist auch ein großer Teil an Dreck und Krankheitserregern aus der Wunde gespült werden. - Desinfektion:
Eine Desinfektion ist nicht zwingend notwendig, wenn die Wunde ausreichend gut gesäubert wurde. Sie hilft aber, das Infektionsrisiko weiter zu senken und ist daher empfehlenswert. Zu beachten ist, dass eine Desinfektion in der Regel nur auf sauberer und trockener Fläche wirksam ist, die Wunde also möglichst frei von Schmutz und Wasser/Blut sein sollte. Ebenso sind bestimmte Einwirkzeiten zu beachten, damit das Desinfektionsmittel wirkt. Ist diese Zeit beispielsweise mit 20 Sekunden angegeben, muss darauf geachtet werden, dass die Wunde mindestens 20 Sekunden durch das Mittel befeuchtet wird. Verdunstet es schnell, muss man demnach ggf. mehrmals nachsprühen. Um die Kooperation des Hundes bestmöglich zu gewährleisten, lohnt es sich, ein Desinfektionsmittel ohne Alkohol zu benutzen, da dieses nicht brennt. Hat man keine Flüssigdesinfektion, sondern nur ein Spray zur Hand, ist es ratsam, dieses nicht direkt auf die Wunde zu sprühen, sondern auf einen Tupfer und mit diesem die Wundfläche zu befeuchten. Denn der Sprühstoß kann auf verletztem Gewebe sehr unangenehm sein. - Wundabdeckung:
Damit die vorangegangenen Mühen nicht umsonst waren, sollte die Wunde anschließend abgedeckt werden. Sonst gelangt Schmutz hinein und man kann wieder von vorn beginnen. Es existieren trockene und feuchte Wundabdeckungen. Bei der Erstversorgung ist die Art der Wundabdeckung völlig egal, Hauptsache sie schützt. Sind anschließend erneute Wundbehandlungen notwendig, kann der behandelnde Tierarzt die Verwendung einer bestimmten Abdeckung empfehlen. So sind feuchte Auflagen zwar meist gut für eine optimale Versorgung des heilenden Gewebes, können aber bei nässenden oder infizierten Wunden kontraproduktiv sein. Auch antiseptisch wirksame Wundauflagen sind im Handel erhältlich. - Verbandsmaterial:
Der letzte Schritt der Wundversorgung besteht in der Anlage eines Verbandes oder Pflasters. Bei Hunden kommen Pflaster, durch schlechte Haftung am Fell, eher selten zum Einsatz. Sinn des Verbandes ist in erster Linie die Fixierung der Wundauflage. Zusätzlich hält er Dreck und Feuchtigkeit ab (Schutzverband). Er kann auch dazu dienen Gewebe zu stabilisieren oder die Bewegung (z.B. eines Gelenkes) einzuschränken, um die Wunde vor weiterem Aufreißen zu schützen (Stütz- oder Immobilisationsverband). Auch Verbände zur Stillung von stark blutenden Wunden sind möglich (Druckverband). Da heilende Wunden oft jucken, Hunde gerne bei der Wundbehandlung mithelfen wollen und manche einfach keinen Verband leiden können, neigen unsere Vierbeiner dazu, Wunden zu belecken oder zu beknabbern. Da dies ein Infektionsrisiko darstellt und die Wundheilung massiv stören kann, sind Verbände auch ein guter Schutz vor Manipulationen (Manipulationsschutzverband). Spezielle Verbandsmaterialien mit Bitterstoffen bieten einen zusätzlich Abwehreffekt.
Zur Wundversorgung, insbesondere bei Erstversorgung, können alle möglichen Materialien zum Einsatz kommen. Idealerweise nutzt man steriles Verbandsmaterial aus einem Verbandskasten, z.B. einem handelsüblichen KFZ-Verbandskasten. Man kann sich aber auch bei Tierarzt oder Apotheke ein Set zusammenstellen lassen. Spezielle Verbandsmaterialien mit Bitterstoffen oder lustigem Pfotenaufdruck sind bei Hundehaltern beliebt. Ist auf die Schnelle kein professionelles Verbandsmaterial zur Hand, kann auch auf jede erdenkliche Art und Weise improvisiert werden: Taschentücher, Halstücher, Schals, alte T-Shirt, Kinderleggings, Feinstrumpfhosen etc. können zum Einsatz kommen. Hauptsache die Materialien sind sauber. Anschließend kann in Ruhe steriles Verbandsmaterial besorgt oder die Wunde beim Tierarzt neu versorgt werden.
Weitere nützliche Helfer bei Verletzungen, zum Beispiel als Nässe oder Knabberschutz sind: Maulkorb, Halskragen/Halskrause, Hundesocken/Hundeschuhe/Babysocken, Bitterpaste, Kotbeutel/Gefrierbeutel/Einmalhandschuh über Pfotenverband, Klebeverband zur Stabilisation von Pfotenverbänden, Stirnband als Ohrschutz etc.
Ob Salben zur Wundversorgung genutzt werden sollten, hängt von der Art der Wunde ab. Ähnlich wie bei Wundabdeckungen, gibt es auch hier befeuchtende und austrocknende Salben oder Salben mit antiseptischer/desinfizierender Wirkung sowie Abszessheilung-fördernde Salben („Zugsalbe“). Zur Erstversorgung ist es ratsam erstmal keine Salbe zu nutzen, allenfalls eine antiseptische/desinfizierende. Im Anschluss kann der Haustierarzt nach dem optimalen Vorgehen befragt werden.
Sollte es sich bei der zu versorgenden Wunde um eine größere, komplizierte oder infizierte Verletzung handeln (dreckige Wunde / Bissverletzung) oder ein empfindliches Organ (Auge, Ohr, Sehne, Knochen etc.) betroffen sein, muss nach der Erstversorgung in jedem Fall ein Tierarzt/Tieräztin oder Tierklinik aufgesucht werden. Dieser wird die Schwere der Verletzung einschätzen und weitere Behandlungen (z.B. Wundnaht, Operation, Medikamentengabe) vornehmen sowie die optimale Wundversorgung/Verbandsstrategie demonstrieren, damit Sie Ihren Liebling daheim bestens pflegen können.
Wie lege ich bei der Wundversorgung am besten einen Verband beim Hund an?
Parktische Tipps von der Tierärztin zum richtigen Anlegen eines Verbands beim Hund.
So gehen Sie beim Verbandanlegen bei der Wundversorgung beim Hund am besten vor!
So vielfältig die Aufgaben eines Verbandes sind, so vielfältig sind die Erscheinungsformen von Verbänden. Es gibt eine Reihe verschiedenster Verbandstechniken, gewickelt mit unterschiedlichsten Materialen und in ein oder mehreren Schichten. Die teils abenteuerlichen Namen dieser Verbände/Verbandstechniken (z.B: Castverband, Ehmer-Schlinge) müssen Sie sich nicht merken und auch die Techniken selbst nicht beherrschen. Für die Wundversorgung daheim reicht ein einfacher Verband mit ein oder zwei Lagen Verbandsmaterial. Wobei die erste Schicht zur Fixierung der Wundauflage bzw. Schutz und Stabilisierung der Wunde dient und aus einem eher weichen und gut dehnbaren Material bestehen sollte (z.B. gängige elastische Binde aus Verbandskasten). Die zweite Schicht sollte mehr Stabilität und Schutz vor Schmutz und Nässe gewährleisten (z.B. Klebeverband).
Stützverbände bei Knochenbrüchen oder Bänder(an)rissen oder jede Art anderer komplizierterer Verbandstechniken sollten den Profis überlassen werden. Regelmäßige Verbandswechsel in der Tierarztpraxis können zwar auf Dauer lästig sein, bieten aber auch den Vorteil, dass die Wunde stets unter Kontrolle eines wachsamen, geschulten Auges steht.
Um sich das Wickeln zu erleichtern und die Wundheilung optimal zu unterstützen, gibt es ein paar Dinge zu beachten:
- Eine Hilfsperson, die den Hund festhält oder Verbandsmaterial anreicht, ist sehr zu empfehlen.
- Pfotenverbände/Gliedmaßenverbände wickeln sich am leichtesten, wenn der Hund auf der Seite liegt.
- Es sollte immer mit gleichmäßigem Druck gewickelt werden, da sonst die Blutversorgung, an zu eng gewickelten Stellen, unterbrochen wird oder der Verband, an zu locker gewickelten Stellen, rutscht.
- Tendenziell eher auf strafferes Wickeln achten, da man, erfahrungsgemäß, dazu neigt, zu locker zu wickeln und das Konstrukt dann nach 5 Minuten gehen verrutscht. Die optimale Festigkeit kann zum Beispiel mittels Fingertest überprüft werden: sitzt der Verband straff, aber es lässt sich eine Fingerkuppe am Rand des Verbandes zwischen Binde und Haut schieben, ist die Festigkeit in der Regel optimal.
- Eine gute Polsterung, insbesondere zwischen den Zehen und über Knochenvorsprüngen, sollte dringend beachtet werden, da sonst Druckstellen und damit neue Wunden entstehen. Als Polsterung können zum Beispiel Polsterwatte oder Gazetupfer verbendet werden.
- Verbände an Gliedmaßen sollten immer von unten nach oben gewickelt werden, also an den Zehen beginnend, da es die Stabilität und optimale Druckverteilung gewährleistet.
- Gliedmaßenverbände sollten außerdem von außen nach innen, also von der körperabgewandten zur körperhingewandten Seite, gewickelt werden, um Fehlstellungen durch Zugbelastung zu vermeiden. Alternativ kann die Wickelrichtung auch bei jedem nachfolgenden Verbandswechsel geändert werden, um den Zug auf das Gewebe gleichmäßiger zu verteilen.
Wundbehandlung Hund: Welches Verbandsmaterial sollte ich verwenden?
Eine große Vielfalt an Verbandsmaterial steht für eine optimale Versorgung zur Verfügung.
Für die Wundversorgung beim Hund eignen sich viele Verbandsmaterialien
Zur Wundversorgung, insbesondere bei Erstversorgung, können alle möglichen Materialien zum Einsatz kommen. Idealerweise nutzt man steriles Verbandsmaterial aus einem Verbandskasten, z.B. einem handelsüblichen KFZ-Verbandskasten. Man kann sich aber auch bei Tierarzt oder Apotheke ein Set zusammenstellen lassen. Spezielle Verbandsmaterialien mit Bitterstoffen oder lustigem Pfotenaufdruck sind bei Hundehaltern beliebt. Ist auf die Schnelle kein professionelles Verbandsmaterial zur Hand, kann auch auf jede erdenkliche Art und Weise improvisiert werden: Taschentücher, Halstücher, Schals, alte T-Shirt, Kinderleggings, Feinstrumpfhosen etc. können zum Einsatz kommen. Hauptsache die Materialien sind sauber. Anschließend kann in Ruhe steriles Verbandsmaterial besorgt oder die Wunde beim Tierarzt neu versorgt werden.
Ob Salben zur Wundversorgung genutzt werden sollten, hängt von der Art der Wunde ab. Ähnlich wie bei Wundabdeckungen, gibt es auch hier befeuchtende und austrocknende Salben oder Salben mit antiseptischer/desinfizierender Wirkung sowie Abszessheilung-fördernde Salben („Zugsalbe“). Zur Erstversorgung ist es ratsam erst einmal keine Salbe zu nutzen, allenfalls eine antiseptische/desinfizierende. Im Anschluss kann der Haustierarzt nach dem optimalen Vorgehen befragt werden.
Weitere nützliche Helfer bei Verletzungen, zum Beispiel als Nässe oder Knabberschutz sind: Maulkorb, Halskragen/Halskrause, Hundesocken/Hundeschuhe/Babysocken, Bitterpaste, Kotbeutel/Gefrierbeutel/Einmalhandschuh über Pfotenverband, Klebestreifen zur Stabilisation von Pfotenverbänden, Stirnband als Ohrschutz etc.
Insbesondere zu Zeiten, in denen der Hund nicht unter Ihrer Beobachtung steht, z.B. nachts, wenn Sie arbeiten oder wenn Sie einkaufen sind, sollte auf guten Sitz des Verbandes geachtet und ggf. auf Maulkorb, Halskrause und Co. zurückgegriffen werden. Sonst war der Aufwand schnell umsonst, da sich der Hund den Verband in wenigen Minuten herunterreißt/-beißt. Dadurch wird die Wundheilung erheblich verzögert, da die Wunde wieder aufreißen oder sich infizieren kann und manche Hunde so pedantisch an der Wunde schlecken, dass sie danach 3x größer ist als zuvor. Nicht zu unterschätzen ist auch die Verletzungsgefahr, denn abgeschlucktes Verbandsmaterial kann zu einem Darmverschluss führen.
Wie oft sollte eine Wundversorgung durchgeführt werden?
Abhängig von Verletzungstyp, Schwere und Verlauf.
Versorgungsintervall bei der Wundvesorgung beim Hund hängt von der Verletzung ab
Bei einfachen Wunden (z.B. Schürfwunde) reicht mitunter eine einzige Wundversorgung aus, um die Blutung zu stillen und die Wunde zu reinigen. Danach kann die Heilung ohne weiteres Zutun dem Hundekörper überlassen werden. Frischluft fördert außerdem, durch den anwesenden Sauerstoff und die „Entfeuchtung“, den Heilungsprozess, da es Bakterien und anderen Krankheitserregern Nährboden entzieht. Antiseptische, epithelisierungsfördernde Salben können dennoch zur Hilfe genommen werden.
Größere, tiefere oder kompliziertere Wunden oder solche an Körperstellen mit viel Bewegung (z.B. Pfoten) bedürfen einer wiederholten Wundversorgung, damit die Wunde nicht erneut aufreißt oder sich infiziert. Je nach Größe und Art der Wunde, sollten Pflaster oder Verband alle 1-3 Tage gewechselt werden. Spätestens, wenn das Material verrutscht, in die Haut einschneidet oder an Sommertagen beginnt zu „schwitzen“. Bei Knochenbrüchen oder Gelenkverletzungen, bei denen aufwendige Stabilisierungs-/Stützverbände notwendig sind, wird die Wundversorgung in der Regel einmal wöchentlich durchgeführt. Um keinen Fehler zu machen, fragen Sie Ihren Tierarzt nach dem optimalen Intervall bzw. nach Tipps zur Erkennung des perfekten Wechselzeitpunktes.
Mit diesen Informationen sollten Sie nun für den Ernstfall gerüstet sein. Es lohnt sich, einen kleinen Spickzettel zu schreiben und an einen zentralen Ort daheim oder in den Geldbeutel zu legen bzw. auf Reisen mitzunehmen, um nichts zu vergessen. Auch „Trockenübungen“ daheim, am nicht verletzten Hund, sind hilfreich. Denn am Anfang tut man sich meist schwer und je öfter man etwas macht, desto leichter geht es einem wortwörtlich von der Hand. Viel Erfolg beim Ausprobieren!
Nachdem Sie nun alle Infos und hilfreiche Tipps zur Wundversorgung erhalten haben, wollen wir Ihnen nun unseren ergänzende Lektüre zur Wundheilung beim Hund ans Herz legen. Auch hier finden Sie wichtige To-dos für den Ernstfall, um bei einer vorliegenden Verletzung den Heilungsprozess optimal zu unterstützen.
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