Den Hund bereits im Welpenalter an das Alleinsein gewöhnen

Das Alleinsein & Alleinbleiben mit dem Welpen früh lernen

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Zuletzt aktualisiert am: 21.9.2021

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Hunde sind äußerst soziale Tiere und für das Rudelleben geschaffen, werden daher auch als Rudeltiere bezeichnet. Diese Eigenschaft kommt für die Vergesellschaftung und das Zusammenleben mit Menschen sehr entgegen, was sich auch bei der Domestizierung der Hunde auf dem Weg zum heutigen Haushund bewiesen hat.

Allerdings sind manche Hunderassen und -individuen deutlich menschenbezogener als andere ihrer Artgenossen, was auf die ursprüngliche Verwendung der einzelnen Rassen und die damit zusammenhängenden spezifischen Rassemerkmale zurückgeht. Folglich eignen sich manche Hunde auch besser für das Alleinsein, als andere, wie ihr in unseren Rasseporträts nachlesen könnt.

Da aber das Alleinsein in vielen Hundehaushalten immer mal vorkommt und durch die Alltagsaufgaben mitunter unumgänglich ist, sei es für den Job, Sport, Friseurbesuch, Elternabend oder den kurzen Wocheneinkauf, muss das Alleinsein Gegenstand der anstehenden Trainingsmaßnahmen des Hundes sein. Denn das Alleinbleiben muss geübt und der Vierbeiner schrittweise daran gewöhnt werden, damit dies perspektivisch entspannt und ohne Stress funktioniert.

Je länger ihr als verantwortlicher Hundehalter mit der Gewöhnung und den damit verbundenen Trainingsinhalten wartet, desto herausfordernder wird häufig die Prozedur. Sprich ein ausgewachsener Hund, der bereits in seiner Persönlichkeit geformt ist und das Alleinsein nie geschult bekommen hat, wird damit je nach Hundepersönlichkeit womöglich mehr zu kämpfen haben, als ein völlig unerfahrener und unbelasteter Welpe, der am Anfang seines "Bildungsweges" steht.

Folglich sollte idealerweise das Gewöhnen an das Alleinsein relativ früh nach der Welpenübernahme, in den frühen Welpenphasen der Welpenaufzucht liegen. Der effektivste Zeitraum liegt wie so vieles in Anbetracht dessen Persönlichkeitsentwicklung, in der Prägungs- und Sozialisierungsphase (sensible Phase) des Hundewelpen. Denn in dieser Zeit sollte das notwendige Rüstzeug vermittelt werden, um den jungen Vierbeiner optimal auf seinen weiteren Lebensweg vorzubereiten und ihm so viele positive Erfahrungen mitgegeben, die ihn und sein Verhalten prägen werden.

Das Alleinbleiben definitiv ein sehr wichtiger Bestandteil der Trainingsinhalte, die es Welpen zu vermitteln gilt, aber häufig gleichermaßen schwierig. Denn es ist nicht damit getan, das Haus zu verlassen, die Türe zuzuziehen und zu hoffen das alles gutgeht. Mitnichten.

Daher wollen wir nun in den weiteren Ausführungen unseres Artikels näher auf die anstehenden Inhalte und Maßnahmen im Hinblick auf das Alleinsein eingehen und euch praxisnahe Tipps an die Hand geben. Viel Freude beim Lesen!

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Viele Gründe, warum der Hund schon mal allein zu Hause bleibt.

Termine, Treffen und Erledigungen, bei denen der Hund nicht mitgenommen werden kann.

Manchmal ist das Mitnehmen des Welpen und Hundes unangebracht

Alleinbleiben und Alleinsein ist kein normaler Zustand für ein Rudeltier, aber für den Hund ein wichtiger Teil der Erziehung und Prägung, da die allermeisten Hundebesitzer früher oder später nicht umhinkommen, ihren Hund zeitweilig alleine zu lassen.

Und wenn es nur so banale Geschichten sind, wie den Müll wegzubringen, in der Garage etwas zu suchen, zum Arzt zu fahren, den Elternabend der schulpflichtigen Kinder zu besuchen, Freunde mit Hundeangst oder Hundeallergie zu besuchen, sich den Theaterbesuch gemeinsam zu gönnen oder kurz zum Bäcker zu gehen.

Kurzum, es gibt viele Gründe, bei denen der Hund nicht geduldet, erwünscht oder einfach unangebracht ist.

Damit das Alleinsein aber zukünftig möglich ist und der Halter problemlos für eine bestimmte Zeit das Haus oder die Wohnung verlassen kann, ohne das dies ein Problem für den Welpe und später erwachsenen Hund darstellt, ist mit der Gewöhnung und den ersten Trainingsschritten bereits in der sensiblen Phase der Welpenentwicklung der richtige Zeitpunkt gekommen, um den Welpe mit den entsprechenden Maßnahmen auf das Alleinsein und Alleinbleiben, sorgsam und gut vorzubereiten.

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Alleinsein will gelernt sein!

Früh übt sich – die Gewöhnung des Welpen an das Alleinbleiben, sollte bestensfalls in der sensiblen Phase passieren.

Warum muss das Alleinsein erst erlernt werden?

Das Alleinsein ist so an sich bei Hunden ab Geburt nicht natürlich als Fähigkeit verankert, sondern muss durch Gewöhnungsmaßnahmen vermittelt werden. 

Wenn der Welpe bei euch zu Hause einzieht, war er noch nie in seinem noch kurzen Hundeleben alleine und auf sich gestellt, denn bisher waren immer seine Mutter und Wurfgeschwister in unmittelbarer Nähe. Tagsüber wurde im Laufe der ersten Wochen zwar die Wurfkiste u.a. zum Spielen verlassen, aber die Mutter war stets präsent und gab dem Welpen ein hohes Sicherheits- und Geborgenheitsgefühl. Zudem wurde sich zum Schlafen eng mit den Geschwistern und der Mutter zusammengekuschelt und auch für die regelmäßigen Mahlzeiten zum Säugen getroffen. Der Geruch und die damit verbundene Vertrautheit des Rudels ist bei Hundewelpen omnipräsent.

Kurz: Tag und Nacht war der Welpe stets von seiner Familie umgeben, demnach bis zum Einzug war Alleinsein nie ein Thema für den neugeborenen und unerfahrenen Nachzögling.

Mit dem Tag der Trennung von seinen Geschwistern und Elterntieren, was ein einschneidendes und prägendes Erlebnis für den Welpen darstellt, rutscht der neue Halter und dessen Anhang in die Rolle des Rudelführers und Ersatzrudels, deren Position bis eben noch das Muttertier, Brüderchen und Schwesterchen inne hatten. Zwangsläufig und naturgegeben wird sich von nun an der Welpe an seiner neuen Familie orientieren, deren direkte Nähe suchen und sich auf Schritt und Tritt an deren Rockzipfel und Fersen hängen. Dass bei diesem natürlichen und instinktiven Verhalten das Alleinlassen kein beliebiger Lernprozess im Leben des jungen Hundes ist, brauchen wir bestimmt nicht in besonderem Maß zu betonen. Der Welpe muss dies schrittweise, behutsam und auf Sicht betrachtet erst lernen und beigebracht bekommen, denn das Alleinsein ist für ihn eine völlig unnatürliche Unbekannte.

Der Grundstein wird in der frühen Welpenphase gelegt

In der Gewöhnungsphase sind viele relevante und elementare Dinge für den Welpen zu lernen, da er mit dem entsprechenden Grundgerüst in dieser Lebensphase ausgestattet und für sein weiteres Hundeleben fit gemacht wird.

Der Welpe wird in der Zeit seiner Frühentwicklung programmiert, erhält die richtige Software, Datenbasis und Anwendungen, um auf seinem weiteren Lebensweg bestens zu funktionieren, mit seiner gesamten Umwelt klarzukommen und angemessen interagieren zu können.

In der Präge- und Sozialisierungsphase, die wir eingehend in unserem Artikel "Die Entwicklungsphasen von Hundewelpen" beschrieben haben, spricht man nicht umsonst von der sensiblen Phase der verschiedenen Zeiträume der Welpenentwicklung. In dieser Zeit muss der Welpe auf positive Weise von seinem Halter mit Erlebnissen, Reizen und Umwelteinflüssen gefüttert werden, die der Welpe förmlich aufsaugt und als Erfahrungswerte in seinem Hirn und seiner Seele abspeichert. Je mehr er mit unterschiedlichsten Dingen auf positive Weise konfrontiert und vertraut gemacht wird, desto besser wird er sich in der realen Hundewelt zurechtfinden und anpassen können. 

Dies ist von enormer Bedeutung, da mit der richtigen Grundlage das Wesen und die Persönlichkeit des jungen Hundes geformt wird und sich entsprechend für seinen weiteren Weg ausbildet. Positiv wie Negativ.

Daher ist es so wichtig, dass alle Ereignisse wie bereits erwähnt, auf positive Weise vermittelt werden und somit bei einer späteren neuerlichen Konfrontation, der Welpe bestenfalls bereits generell Erfahrung damit hatte und folglich eine positive Verknüpfung verbunden ist. Denn dann wird gewährleistet sein, dass die erneute Begegnung ohne Unsicherheit, Angst, Schrecken und ausuferndem Stresspegel stattfindet und sich der Vierbeiner entsprechend verhält. Es stellt für den Welpe/Hund also eine bekannte und normale Situation dar, die aus seiner Sicht unkritisch ist, mit der er einfach gut und unbekümmert umgehen kann.

Vergessene, versäumte und unterlassene Prägung, Habituation, Sozialisierung und Grundausbildung wirken sich auf Sicht in aller Regel negativ die Persönlichkeitsstruktur des Hundes und dessen Verhaltensrepertoire aus. Er ist dann situativ einfach nicht auf das wahre Hundeleben mit all seinem Facettenreichtum richtig vorbereitet worden und wird immer wieder auf unbekannte und neue Situationen stoßen, für die er kein Verhaltensmuster bereithält und häufig zu einem steigenden Erregungslevel und Stressniveau führen, da er diese fremdartigen und für ihn unberechenbaren Umstände nicht kennt und folglich zu Unbehagen führen.

Um nun den Bogen zum Alleinsein zu spannen, gehören auch in diesem Zusammenhang die entsprechenden schrittweisen Übungseinheiten zur Gewöhnung dazu. Denn hat der Welpe/Hund hier noch keinerlei Erfahrungswerte gesammelt, ist gewohnt, dass Herrchen/Frauchen und alle sonstigen Bezugsmenschen ständig anwesend sind und sich um ihn kümmern, wird er nicht nur verdutzt aus der Wäsche schauen, wenn plötzlich seine Liebsten das Haus verlassen, die Tür hinter sich zuziehen und ihn alleine zurücklassen...

Sprich, so wie sich der Welpe beim Einzug an seine neue Familie und den Ersatzrudel gewöhnen, die typischen Alltagsgeräusche im Haushalt mit Saugen, Toasten, Fönen und das Geschirrklappern kennenlernen muss, die ersten Lernschritte in Sachen Grundgehorsam mit Sitz, Platz und Hier erfährt, so gehören die Trainingseinheiten für das Alleinsein ebenso zu den Pflichtaufgaben von Herrchen/Frauchen, wenn der Vierbeiner auch mal alleine zu Hause bleiben soll. Er muss also auch mit dieser Situation Bekanntschaft schließen und auf Schritt für Schritt mit dem Alleinbleiben vertraut gemacht werden, bis dass der Zustand für ihn zur Normalität wird. 

Hat der Welpe während der sensiblen Phase das Alleinbleiben nicht gelernt und soll nun im fortgeschrittenen Alter als ungeübter Vierbeiner von heute auf morgen alleine zu Hause bleiben, wird er vermutlich durch mangelnde Praxiserfahrung völlig überfordert und sich durch unerwünschtes Verhalten bis hin zu Verhaltensstörungen äußern. Zudem ist das spätere Gewöhnen in aller Regel erheblich mühsamer, je nach Hundepersönlichkeit auf Grund der individuellen Charaktereigenschaften und Persönlichkeitsstruktur herausfordernder, zeitintensiver und häufig nur mit Hilfe eines Hundeprofis "erlernbar", als im Welpenalter.

Die Auswirkungen und Folgen für den jeweiligen Halter können dann durchaus nervenaufreibend und äußerst stressig sein, denn angefangen von unaufhörlichem Bellen, Jaulen und Heulen, verbunden mit Ermüdungs- und Erschöpfungsanzeichen beim Hund nach der Heimkehr, über psychischen Stress, Angst, gesundheitliche Schäden, bewusstes Lösen in den Räumlichkeiten, bis hin zu aggressiven Verhaltensmustern, mit Zerstören von Möbeln, Zerfetzen von Kissen oder Zerkratzen von Scheiben an der Haustür, können die Konsequenzen und folglich auftretenden Verhaltensauffälligkeiten mannigfaltig sein, die durch mangelndes Erlernen des Alleinseins in der Welpenfrühphase auftreten können. 

Und dies ist nicht nur für den verantwortlichen Hundehalter unangenehm, sondern für den betreffenden Hund äußerst belastend, hinzu kommen weitere Unannehmlichkeiten, wenn sich Nachbarn über das andauernde Gebell des Vierbeiners beschweren, was nicht zu Letzt auch in Sachen Ruhestörung zu weiteren Auseinandersetzungen und Diskussionen führt. Mehr dazu findet ihr hier.

Was Verlust- und Trennungsangst bei einem Hund alles auslösen kann, zu was Hunde in der Zeit der Abwesenheit in der Lage sind und wie sich diese unterschiedlichen Charakteren verhalten, sind wir in unserem gesonderten Artikel "Trennungsangst - das zentrale Trauma für Hunde" nachgegangen.

Aber warum reagieren Hunde zum Teil so auf das Alleinsein?

Die betreffenden jungen und erwachsenen Hunde werden auf der emotionalen Gefühlsebene getroffen und leiden unter Separations- bzw. Trennungsangst, da sie nie das Alleinsein beigebracht bekommen haben und nun vor einer ihnen total unbekannten Situation stehen, wenn sie von ihrem Herrchen/Frauchen alleine im Haus zurückgelassen werden.

Manch ein Hund mag mit dieser fremden Situation sogar gut parat kommen und einfach gelassen und entspannt auf die Rückkehr seiner Bezugsmenschen warten, dies ist aber eher der Ausnahmefall.

Wie wir bereits in vielen anderen Artikeln auf die enorme Bedeutung einer gefestigten und tiefen Bindung für ein erfolgreiches Miteinander von Halter/Hund hingewiesen haben, kann durch das abrupte und ungeübte Alleinsein und Zurücklassen des Hundes, viel hinsichtlich der Hund-Mensch-Beziehung wieder zerstört werden, was vorher mühsam aufgebaut wurde. Denn das individuelle Leid und der unnötige Stress wird auch das Fundament der Bindung erschüttern und durch das gestörte Verhältnis zu weiteren Problemen im Umgang und der Interaktion mit dem Vierbeiner führen. Sprich die Motivation für gemeinsame Unternehmungen, Hundetrainings und Hundesport wird mitunter nicht mehr so selbstverständlich und leicht wie bisher ausfallen und entsprechend die Leistungen und Erfolge darunter leiden.

Das alles kann man sich aber als Halter ersparen, in dem von klein auf das Alleinsein mit auf dem Trainingsprogramm steht und der Welpe in seiner frühen Welpenzeit sukzessive und behutsam daran gewöhnt wird.

Damit steht fest: Die Konditionierung und Gewöhnung für das entspannte Alleinbleiben und Alleinsein des Hundes, beginnt mit der Vermittlung der notwendigen Lerninhalte, spätestens ab dem Zeitpunkt der Abholung beim Züchter und dem Einzug bei seinem zukünftigen Halter.

Wann beginnt im Idealfall bereits der Lernprozess im Hinblick auf das Alleinsein?

Wenn ihr Glück habt, können im Idealfall die ersten Lernerfahrungen auf dem Weg der Gewöhnung des Alleinseins, bereits beim Züchter gemacht worden sein. Manche Züchter legen größten Wert, ihre Welpen optimal in den ersten Wochen der Aufzucht so zu begleiten, dass sie wertvolle Erfahrungswerte in Sachen Prägung, Habituation und Sozialisierung sammeln, übergeben daher teilweise ihre Nachzuchten erst zwischen der 10-12 Lebenswoche, um einfach mehr Zeit für die Vermittlung und Grundsteinlegung wichtiger Lerninhalte zu haben. Denn dann können die Welpen guten Gewissens bestens vorbereitet, in die Hände ihrer zukünftigen Besitzer übergeben werden, die wiederum dann leichter auf den bisher erworbenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Bildungsniveau, ihre Aufgaben und weiteren Maßnahmen aufbauen können.

Aber welche Schritte werden u.a. für das Alleinsein geübt? Hier eignen sich kurze Lernintervalle, bei denen z.B. die Mutterhündin zur Hundepflege von ihrem Wurf für kurze Zeit separiert wird, die Welpen im Außengehege oder den Räumlichkeiten mit ihrer gewohnten Welpenkiste währenddessen verbleiben und durch das Beisammensein der Wurfgeschwister, die Trennung einfacher vollzogen werden kann, als direkt einen einzigen Welpen vor die Herausforderung des Alleinbleibens zu stellen. Kurze Trainingseinheiten, Spaziergänge, Gassirunden zum Verrichten des Geschäfts, Untersuchungen durch den Tierarzt etc. sind ideale Momente, um die Gunst der Stunde für das Gewöhnen des Alleinseins mit den ersten schrittweisen Trennungen zu nutzen. Diese Trainingssequenzen müssen natürlich immer wieder wiederholt und geschult werden.

In aller Regel sind die Welpen auf Grund der gemachten Vorerfahrungen in Züchterhand, dann im weiteren Verlauf leichter bis zum erwünschten Zielwert weiterzubilden, als Hundewelpen, die bisher noch keinerlei Berührungspunkte mit diesen Ausbildungsinhalten hatten.

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Was kann der Halter für ein entspanntes Alleinsein des Hundes konkret tun?

Geduldig mit dem Welpen üben und trainieren.

Der Weg ist das Ziel - auch beim Hundetraining

Jedes erfolgreiche Hundetraining läuft nach einem bestimmten definierten Trainingplan mit festen Trainingszielen ab, den es mit Hilfe bestimmter Trainingsmethoden in einzelnen Trainingseinheiten nach und nach abzuarbeiten gilt. Dies ist natürlich auch in Sachen Gewöhnung an das Alleinsein nicht anders. Mehr hilfreiche Tipps zum allgemeinen Aufbau von Hundetrainings findet ihr hier.

Das langsame Herantasten und die ersten Gewöhnungsschritte an das Alleinbleiben können in der gewohnten Umgebung, in ruhiger und reizarmer Atmosphäre, sprich möglichst ablenkungsfrei, in den eigenen vier Wänden gestartet werden. Der Welpe sollte sich zudem in einer entspannten und ruhigen Grundstimmung befinden. Zudem ist es ratsam, dass das Üben des Alleinseins an einem Ort stattfindet, wo sich der Welpe rund um wohlfühlt und gewohntermaßen gerne aufhält. Sei es sein Körbchen, ein besonders hergerichteter Liegeplatz, der Teppich vor dem Sofa, sein Hundebox in der er auch zum Schlafen verweilt etc.. Da dieser Lieblingsplatz bereits positiv besetzt ist, kann er prima für das Training des Alleinseins genutzt werden. Denn das Ziel ist es ja schließlich, dass der Welpe früher oder später genau dort bleibt - also einen Bleibe-Befehl ausübt, der aber für ihn mit etwas angenehmen und positiven verbunden ist. Um ggf.  den Welpen an einen Lieblingsort neu zu konditionieren oder den bereits vorhandenen, im Stellenwert noch prägnanter und aufgewerteter zu positionieren, eignet sich hervorragend die Gabe von Leckerlies, Kauknochen oder seinem Futter, denn dann verknüpft der Welpe diesen Ort mit einer seiner Lieblingsbschäftigungen und wichtigsten Ressource, nämlich dem Futter. 

Wichtig:

Bevor das Training zum Alleinbleiben gestartet werden kann, sollte man mit dem Welpen den üblichen und gewohnten Prozess zum vorherigen Lösen starten, damit er noch entspannt sein Geschäft vorab erledigen kann und ihn demnach während der Übungseinheit nicht das natürlich Bedürfnis drückt. Geht hier so vor wie immer, sprich setzt die bekannten und antrainierten Trainingsschritte der Stubenreinheit wie gewohnt und in aller Ruhe um, inklusive der Belohnungs- und Motivationstechniken. Dies bringt Routine und eine gute Stimmung.

Wie ihr im Übrigen euren Welpen und Hund richtig lobt, belohnt und motiviert, könnt ihr in unserem gesonderten Magazinartikel "Richtiges Loben & Motivieren beim Welpen & Hund" nachlesen.

Nun geht es weiter:

In kleinen Schritten und kurzen Intervallen sind die Trainingsübungen am effektivsten, damit der Welpe nicht überfordert wird. Schließlich befindet sich der junge Hund im Wachstum und braucht während der Aufzucht noch viel Schlaf und Regenerationszeit.

Genauso wird der größtmögliche Erfolg erzielt, indem die Übungseinheiten geduldig und mit liebevoller Konsequenz absolviert werden. Seid nachsichtig, denn nicht alles klappt auf Anhieb und auch Rückschläge müssen mit einkalkuliert werden. Aller Anfang ist schwer. Selbst die begabtesten und talentiertesten Hunde benötigen ihre Trainingseinheiten und Wiederholungen, bis etwas sicher sitzt, routinemäßig abläuft und abgerufen werden kann.

Es wird solange trainiert, bis die einzelnen Sequenzen sicher sitzen, ebenso sich fehlerfrei mehrmals wiederholen lassen und damit für die Folgeübungen eine stabile Basis bieten. Die Übungen wollen nachhaltig einstudiert werden, damit sich das erwünschte Verhalten auf korrekte Weise einprägt und fester Bestandteil des Verhaltensrepertoires wird.

Ein wichtiges Detail bei den Übungen des Alleinbleibens ist die Tatsache, dass im Vorgang des Zurücklassens bzw. Verlassens des Raumes keine große Abschiedszeremonie mit dem Welpen veranstaltet wird. Eher ist es angebracht, den Hundewelpen vielmehr zu ignorieren und ihm keine Aufmerksamkeit im Vorgang zu schenken.

Warum dem so ist? Durch die Aufmerksamkeit wird der junge Hund auf den Sozialkontakt zu seinem Hundeführer sensibilisiert, er sucht dann konkret die Kommunikation, die Erwartungshaltung in ihm steigt, wodurch er irritiert reagiert, wenn sich dann seine Bezugsperson von ihm unverrichteter Dinge abwendet und entfernt. Dieser Vorgang kann sehr gut bei Kindern beobachtet werden, die im Kindergarten, den Großeltern oder dem Babysitter zur Beaufsichtigung übergeben werden, sich die Eltern aber einfach nicht ohne Aufsehen trennen wollen und damit die Kinder wuschig und wirr machen, sie einfach verunsichern.

In umgekehrter Weise betrifft selbige Vorgehensweise auch die Rückkehr nach Hause. Hier kann der Halter seinen Hund durchaus begrüßen, aber ohne ein riesiges Feuerwerk und Zeremoniell zu veranstalten. Denn die Heimkehr von Herrchen und Frauchen sollen ebenfalls vollkommene Normalität sein, also nichts Besonderes und Ungewöhnliches was es zu feiern gibt, darstellen. Geht man aber als Halter Himmelhochjauchzend auf seinen Vierbeiner stürmisch zu, knuddelt und knutscht ihn, macht ein Riesenzinober, so wird dieser sich von der aufgewühlten Stimmung anstecken lassen und dies als normales Ritual bei der Heimkehr ansehen, was es im Hinblick auf das Verlassen nicht leichter gestaltet. Denn Abschied und Begrüßung liegen emotional sehr nah beieinander.

Der Wunsch ist aber, dass der junge Hund bereits soweit mit der Situation des Alleinseins durch die gezielte Trainingsarbeit vertraut ist, dass sein Herrchen/Frauchen das zu Hause verlassen können und der Vierbeiner entspannt auf seinem Platz weiterhin verweilt und ihn das Ereignis als solches überhaupt nicht kümmert. Das Verlassen seiner Bezugsperson ist idealerweise nicht von Interesse und belanglos. 

Zunächst wird wie bei allen anderen Übungen und Trainingseinheiten, mit ganz einfachen und leichten Maßnahmen gestartet, bei denen der Hundewelpe durch das behutsame Herantasten an das Alleinsein, keine negativen Emotionen und Irritationen empfindet. Es soll wie bereits mehrfach erwähnt, für den jungen Hund einen normalen, alltäglichen Vorgang darstellen, der durch die richtige Gewöhnung in der sensiblen Phase ebenso üblich ist, wie das Fressen, Gassigehen und die Hundepflege. Kurzum, das Alleinsein soll zur alltäglichen Routine werden.

Die Intensität und der Schwierigkeitsgrad werden dann sukzessive angepasst, Schritt für Schritt wird sich dem Endergebnis bzw. der Zielvorstellung genähert und der Prozess nimmt immer konkretere Züge an. Am Ende des Tages funktioniert der junge Welpe prima und wunderbar, wenn er von seinen Herrchen und Frauchen für eine Zeit alleine gelassen wird, da er begriffen hat, dass ihm in diesem Moment nichts Schlechtes widerfährt, sondern nur positive Dinge in diesem Zusammenhang stehen und mit dem Zustand des Alleinbleibens verknüpft sind.

Wie der Welpe an das Alleinsein herangeführt wird, kann auf unterschiedliche Weise je nach Zugang und Vorliebe des Welpen angegangen werden. Wichtig ist, dass er ein "Wohlfühlmoment" hat, sei es der geliebte Stammplatz mit seinem Lieblingsspielzeug oder Kuscheltieren, wo er sich entspannt ablegt, gerne aufhält und ruhig vor sich hindöst, während ihr in den ersten Trainingssequenzen zunächst die Distanz zwischen euch und euren Welpen schrittweise erhöht, euch je nach Wohnsituation zunächst alleine am Esstisch oder der Sofaecke platziert, in den weiteren Einheiten auch mal das Zimmer unauffällig und ohne den Hund zu beachten verlasst, vielleicht einfach eine Tasse Kaffee in der Küche zu euch nehmt, wenn es die Örtlichkeiten zulassen den Keller oder das OG aufsucht und den Welpe, Welpe sein lasst sprich ihn ignoriert und keine Aufmerksamkeit schenkt. Bei den ersten Trainingseinheiten wird der Welpe sicherlich ein ganz typisches Verhalten zeigen, denn aller Voraussicht nach wird er sich auf die Socken machen, euch an den Fersen kleben und hinterherlaufen. Dies ist ein ganz natürlicher Folgetrieb, denn er will aus seinem Sicherheitsbedürfnis heraus, bei seinem Rudelführer und "Ersatzmama" bleiben. Dieses Verhalten kann im Übrigen hervorragend für das Training der Leinenführigkeit genutzt werden. Je häufiger ihr aber das Verlassen des Raumes zur Normalität werden lasst, aus dem Blickfeld verschwindet und der Welpe lernt, dass ihm nichts passiert und er daher entspannt bleibt, desto näher kommt ihr dem Zwischenziel, dass er zumindest diese Trennung gut wegsteckt und eher alltäglicher Normalzustand wird. Alternativ kann man auch dem Welpe sein Futter im Napf auf seinem Platz reichen und werden seines Fressens ins Bad oder das angrenzende Arbeitszimmer gehen. Viele Wege führen auch hier wiederum nach Rom. Nach und nach könnt ihr dann die Entfernung und Dauer verändern, aber erst wenn die ersten Schritte sicher sitzen und keine Auffälligkeiten im Verhalten und der Stimmung des Welpen zu beobachten sind.

In den nächsten Einheiten könnt ihr dann einen ganz bedeutenden Schwierigkeitsgrad einbauen, nämlich das erstmalige Verlassen der Wohnungs- bzw. Haustür. Dies ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg der Unabhängigkeit und der Gewöhnung des Alleinsein auf dem Weg zur Routine. Der erste Weg und kürzeres Zurücklassen kann dann für das Müllwegbringen oder Postholen am Briefkasten genutzt werden. Aber auch und vor allen Dingen diese Trainingssequenzen außerhalb des Wohnraums müssen äußerst behutsam und kleinteilig vorgenommen werden, damit der Welpe von der neuen Situation nicht verängstigt und stark verunsichert wird. Denn dies kann ansonsten zu großen Rückschlägen führen. In dieser Trainingsphase muss ganz genau auf die Reaktion des Welpen geachtet werden, sein Verhalten beäugt und belauscht werden. Ist die Resonanz des Verlassens von Bellen oder sonstigen akustischen Kommunikationssignalen geprägt, so verliert keine Zeit und kehrt sofort zurück in den Wohnraum, ohne eurem Welpen Aufmerksamkeit zu schenken, um die angespannte und stressgetriebene Situation einerseits sofort wieder zu entspannen und deeskalieren, aber andererseits durch die versagte Zuwendung kein großes Aufsehen um die Situation zu machen und zu vermeiden, dass der Welpe den Lerneffekt daraus zieht, es genüge direkt um Hilfe zu rufen und sein Halter würde sofort strammstehen. An dieser Stelle müssen vorherige Trainingsinhalte wiederholt und verfestigt werden, um dann erneut den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen. Nach und nach werden sich die Trainingserfolge mit ausreichender Geduld einstellen und die Zeiten für Alleinbleiben ausdehnen lassen. Wichtig ist von Zwischenziel zu Zwischenziel zu denken und die Anforderung nicht zu hoch zu stecken. So habt ihr nach einiger Zeit des Trainings sicherlich die Möglichkeit, in der Einfahrt euer Auto zu waschen, Blumen im Blumenbeet einzusetzen oder euch mit dem Nachbarn bei einem Bierchen zu unterhalten, während euer Welpe problemlos durch die entsprechenden Vormaßnahmen, nun bereits für eine halbe Stunde im Wohnraum geduldig und entspannt abliegt und auf die Heimkehr wartet.

Wie der genaue Trainingsweg und die einzelnen Übungen für das Einstudieren des Alleinseins des Welpens detailliert aussehen, haben wir in kurzen Sequenzen zum Lesen und Trainieren in unseren Trainingskarte niedergeschrieben. 

Jeder Hundehalter, der als unerfahrener Hundeanfänger einen Welpen bezogen hat, sollte sich konkret mit dem Gedanken auseinandersetzen, einen Hundeprofi in die richtige Ausbildung des Welpen einzubinden, damit perspektivisch durch fehlende Prägung, Habituation, Sozialisierung und Erziehung, keine ernsthaften Problemverhalten den Alltag beherrschen und unerwünschtes Verhalten nur noch durch Verhaltensabbau unter Hinzunahme eines Hundetrainers oder gar Verhaltenstherapeuten mühsam korrigiert werden kann.

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