Der Beschützerinstinkt beim Hund
Was ist der Beschützerinstinkt beim Hund?
Von:
Carsten Becker
Zuletzt aktualisiert am: 3.5.2024
- Beschützergen
- Beschützertrieb
- Schutzinstinkt
- Schutztrieb
- Schutztrieb
Mit dem Beschützerinstinkt wird bei einem Hund dessen Eigenschaft charakterisiert, in bestimmten Situationen seine ihm nahestehenden Bezugsmenschen oder schwächere Dritte gegen bestimmte Personen oder Tiere, durch entsprechendes Verhalten wie Bellen und Knurren als Drohgebärde bis hin zum direkten Angriff beschützen und wenn nötig verteidigen zu wollen. In diesem Moment wird der Schutztrieb des Hundes durch einen Reiz und Stimulus ausgelöst, angesprochen und aktiviert.
Werden also bestimmte Grenzen durch Dritte überschritten und dem Anschein des Hundes nach jemand bedrängt oder bedroht, wird der Hund durch kommunikative Mittel und anhand seines Ausdrucksverhalten eindeutige Signal senden, damit das Gegenüber mit einer entsprechenden Botschaft gewarnt wird. Um sein Ansinnen zu verdeutlichen, wird der Vierbeiner Mensch und Tier in verschiedenen Eskalationsstufen auf die Stimmungslage und Phase hinweisen, mit dem primären Ziel abzuschrecken und zum Abdrehen aufzufordern, sprich Mensch oder Tier, die eine Gefahr bedeuten, zu vertreiben. Wird die Drohung nicht ernstgenommen, schaltet der Vierbeiner angeleitet von seinem individuell ausgeprägtem Schutztriebs hoch, was in letzter Konsequenz des Schutzverhaltens, der Angriffsmodus zur Verteidigung seiner Rudelmitglieder oder außenstehenden Schutzbedürftigen, bedeutet.
Bestimmte Hunderassen und Hundetypen, seien es Rassehunde, Hybridhunde oder Mischlingshunde, müssen bezüglich ihrer angedachten Verwendung und damit verbundenen Eignung, einen ausgeprägten Beschützerinstinkt mitbringen, um effektiv ihre alltäglichen Aufgaben meistern zu können.
Dies gilt beispielsweise für Herdengebrauchshunde, da diese Herden- und Nutztiere vor Raubtieren beschützen und verteidigen müssen, aber auch für Wach- und Schutzhunde, die Haus- und Hof oder im Bereich des Personenschutz eingesetzt werden.
Der Beschützerinstinkt ist eine natürlich und vererbte Anlage, die durch bestimmte Trainingsmaßnahmen und Aktivitäten gefördert werden kann, somit unterschiedlich stark von Hundeindividuum zu Hundeindividuum ab Geburt vorhanden ist. So gibt es Hunderassen, die einen eher ausgeprägteren Schutzinstinkt mitbringen, bei anderen quasi überhaupt kein Beschützergen vorzufinden ist. Aber auch selbst bei Hundepopulationen innerhalb einer einzigen Rasse und Varietät bis hin zu den einzelnen Zuchtlinien und Würfen, gibt es deutliche Unterschiede im Hinblick auf die Ausprägung des Schutzinstinkts und Schutztriebs.
Wir wollen euch kurz drei Beispiele aufzeigen, wo der Beschützerinstinkt des Hundes zu bestimmten Verhalten führt:
- Du bist mit Deinem Dobermann-Rüden im Wald beim Joggen unterwegs und plötzlich nähert sich eine unbekannte Person zielstrebig auf euch zu. Welche Intention verfolgt die männliche Person? Auf jeden Fall ist dessen Verhalten, Körpersprache und Gestik für den Dobermann alamierend und Grund genug, sich sofort zwischen euch zu stellen und abwechselnd Knurren und warnende Bellsignale von sich zu geben. Der Anblick des zur Verteidigung bereiten Hundes, lässt die Person abdrehen und den Ort des Geschehens zügig verlassen.
- Ein Kind wird von einer erwachsenen Person lauthals angeschrien, am Arm gezogen und das Kind weint und schreit um Hilfe. Der Große Berner Sennenhund vermerkt sofort die bedrohliche Situation und zieht vehement an der Leine in die Richtung der handelnden Personen. Dabei bellt er unmissverständlich und drohend mit seiner dunklen Stimmfarbe, so dass der Erwachsene von dem Kind ablässt und flüchtet.
- Zwei Wanderer nähern sich einem Drahtzaun, da sie sich ein besseres Bild über die Lage mit dem gegenüberliegenden Waldstück verschaffen wollen. Auf der Weide grasen Schafe. Zwei Hirtenhunde sind zu deren Aufsicht ebenfalls anwesend. Sie haben die Personen schon lange mit ihren hervorragenden Sinnen wahrgenommen, haben sich von ihrem Platz erhoben und sich zwischen die Herdentiere und den Zaun bellend vor die wandernden Personen begeben. Durch ihr tiefes und lautstarkes Gebell wollen sie die Wanderer zum Gehen ermuntern. Diese sind vom Anblick und der akustischen Signale beeindruckt und eingeschüchtert, gehen ihres Weges zügig auf dem Waldweg entlang der eingezäunten Wiese weiter. Die beiden Hirtenhunde folgen ihnen und begleiten sie, wie es sich für diese beschützenden Bodyguards gehört, bis zum der Zaunanlage und behalten die Wanderer bis diese im Wald verschwinden, aufmerksam im Auge.
Folgende Rassen haben u.a. von Haus aus einen starken Beschützerinstinkt und Schutztrieb:
- Airedale Terrier
- American Staffordshire Terrier
- Anatolischer Hirtenhund
- Belgischer Schäferhund
- Bernhardiner
- Bullmastiff
- Cane Corso
- Deutscher Boxer
- Deutsche Dogge
- Deutscher Schäferhund
- Dobermann
- Großer Schweizer Sennenhund
- Holländischer Schäferhund
- Hovawart
- Mastiff
- Pyrenäenberghund
- Riesenschnauzer
- Rottweiler
- Russischer Schwarzer Terrier
- Staffordshire Bull Terrier
- Weimaraner
Weitere Rassen mit einem ausgprägten Beschützerinstinkt findet ihr in unseren Rassebeschreibungen.
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