Wesensfestigkeit beim Hund

Was bedeutet Wesensfestigkeit bei einem Hund?

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Zuletzt aktualisiert am: 6.11.2024

Ein Deutscher Schaeferhund liegt auf der Wiese im Garten neben einem Holzzaun und schaut aufmerksam Richtung Kamera.jpg
Synonyme
  • wesensfest

Über die Begriffe Wesensfestigkeit oder wesensfest stolpert man in der Kynologie im Kontext mit der Rassehundezucht, Erziehungs- und Ausbildungsthemen, Verwendung von Hunden und der Prüfung von Listenhunden regelmäßig. Kurzgefasst umschreibt die Wesensfestigkeit eines Hundes dessen Stabilität der individuellen "charakterlichen" angeborenen und erworbenen Persönlichkeitseigenschaften, also die psychischen Individualmerkmale, bei Auftreten von Reizen und Umwelteinflüssen, sprich störhaften Impulsen von außen.

Vorwegschicken wollen wir unbedingt, dass unter der Wesensfestigkeit von Hund zu Hund und Rasse zu Rasse Unterschiede bestehen, da es darauf ankommt, ob ein Hund im Alltag als Familienhund und Begleithund verwendet, oder als Arbeitshund und Gebrauchshund eingesetzt wird, denn dementsprechend wird das jeweilige Hundeindividuum bezüglich seiner Alltagstauglichkeit und Brauchbarkeit im Bezug auf die anstehenden Anforderungen ausgestattet sein müssen, um den Kriterien und der Beurteilung seiner Wesensfestigkeit standzuhalten, die gerade bei Arbeits- und Gebrauchshunderassen in umfangreichen Prüfungen am Ende ihrer Ausbildung getestet wird. Aber auch für die private Hundehaltung gibt es verschiedene Szenarien, wo ein Hundeführerschein, Begleithundeprüfung oder Wesenstest notwendig oder vorteilhaft ist und das Wesen inkl. Wesensfestigkeit sowie das Verhalten des Hundes in festgelegten Alltagssituationen überprüft wird.

Was prägt das Wesen des Hundes? 

Es sind zunächst alle seine physischen und psychischen/mentalen Anlagen, die ihm von Geburt an mitgegeben werden, also genetisch beeinflusst sind. Hinzu kommen alle erworbenen Eigenschaften hinzu, die er durch bestimmte  Erlebnisse und Erfahrungen gewonnen hat und damit seine Persönlichkeit geformt und geprägt haben, sowie er mit diesem Gesamtpaket als Hundeindividuum verhaltensseitig der Umwelt entgegentritt. Daher ist die sensible Phase mit Prägung, Sozialisierung und Habituation bei Welpen auch so bedeutend, da sie maßgeblichen Einfluss auf dessen Persönlichkeits- und Wesensentwicklung hat, da er in diesen Phasen mit dem notwendigen Rüstzeug ausgestattet wird, um für sein weiteres Hundeleben bestens vorbereitet und gewappnet zu sein, was ihr gerne detailliert in unserem gesonderten Artikel "Die Entwicklungsphasen von Hundewelpen" nachlesen könnt.

Im Umkehrschluss wird durch das gesamte Verhalten des Hundes auf dessen Wesen und Charakter geschlossen, was auch die Wesensfestigkeit und -stabilität im Hinblick auf sein Handeln gegenüber allen Umwelteinflüssen, ob Menschen, Tiere, Geräusche etc. einschließt. Kurz, auf Grund seiner Verhaltensweise können Rückschlüsse und Bewertungen hinsichtlich seiner Konstitution und Verfassung genommen, also eine Einschätzung getroffen werden, wie er drauf und veranlagt ist.

Es wird z.B. von einem Hund in Sachen Wesensfestigkeit erwartet, dass er nicht aggressiv oder im Übermaß ängstlich und scheu auf bestimmte Außenfaktoren reagiert, denn würde beispielsweise ein spezieller Jagdhund bei Schussabgabe seines Jagdhundeführers und Jägers total verängstigt und erschrocken das Weite suchen, wäre er für den Jagdeinsatz unbrauchbar, da er mangelnde Wesensfestigkeit durch die Schussscheue aufzeigen würde.

Von Hüte- und Hirtenhunden, besonders im Bereich des Herdenschutz, wird Wesensfestigkeit unbedingt vorausgesetzt, um als Fels in der Brandung und tierische Bodyguards für ihre zu beschützende Herde bei Gefahren und Bedrohungen z.B. durch Wölfe ihren Mann zu stehen, sprich keine Angst zu zeigen und bei drohenden Angriffen zu flüchten, noch mit überschäumender Aggressivität aufzufallen, da alle Menschen und Tiere, die sich den Außengrenzen ihres Reviers nähern, unverhältnismäßig zurechtgewiesen werden.

Ebenso dürfen weder Therapiehunde, Diensthunde, Wachhunde, Schutzhunde, Rettungshunde Aggression oder eine übersteigerte Ängstlichkeit Menschen oder anderen Tieren gegenüber zeigen, sprich sie sollen wesensfest sein, also Nervenstärke, Ausgeglichenheit, Gelassenheit, Selbstsicherheit, innere Stabilität und Ausgewogenheit aufzeigen, wodurch sie sich von Nichts und Niemanden aus der Ruhe bringen lassen oder zügig wieder in den Griff bekommen, herunterfahren und rasch ihren ausgeglichenen Gemütszustand, bedachtes, besonnenes und abgeklärtes Verhalten sowie intakte Verfassung zurückerlangen.

Dies impliziert, dass der wesensfeste Hund sich hervorragend auf verschiedenartige Situationen mit den unterschiedlichsten Umwelteinflüssen einstellen kann, trotz potentiell erhöhtem Erregungs- und Stresslevel konzentriert bleibt, sich emotionalen Herausforderungen und Konflikten sicher und souverän stellt, gewohnt kontrolliert handelt und diese gewohnt meistert und schnell wieder in den gewohnten und normalen Zustand der Entspannung zurückfindet. 

Zeigt ein Hund also diese vorgenannten Wesenseigenschaften mit wiederkehrbarer, vorhersagbarer und zuverlässiger Konstanz und Routine auf, so hat er eine wesensfeste Persönlichkeit. 

So sind im Gegensatz der Wesensfestigkeit eine/mehrere Wesensschwächen zu sehen, wenn ein Hund beispielsweise durch äußere Einflüsse mit extremer Nervosität, Stressanfälligkeit, Überempfindlichkeit und Reizbarkeit auffällt, die ihn aus der Fassung bringen oder überempfindlich reaktives Verhalten und Handlungen auf Unbekanntes und Ungewohntes aus der Bahn werfen und zu unangemessenem Verhalten führen, was sich u.a. in Fluchtverhalten, Angst, Scheue oder Aggressionsverhalten mit Angriff und Beißen gegenüber Menschen oder Tieren äußern kann.

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