Wesenstest: Welche Hunde ihn brauchen, Ablauf und Vorbereitung

Der Ratgeber für Hundebesitzer und Interessierte zum Wesenstest für Hunde

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Zuletzt aktualisiert am: 7.8.2024

Zwei Rottweiler ein Schaeferhund und Halter.jpg

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit dem Wesenstest für Hunde sollen die Verhaltenseigenschaften und das situative Verhalten des Hundes durch einen unabhängigen Gutachter überprüft werden.
  • Alle Bundesländer regeln selber, welche Hunde einen Wesenstest ablegen müssen.
  • Listenhunde (Rasseliste), als gefährlich eingestufte Hunde und verhaltensauffällige Hunde (Aggressionshunde) müssen einen Wesenstest machen
  • Ein Wesenstest ist in manchen Fällen Pflicht, kann aber auch als Negativgutachten freiwillig vom Hundehalter mit seinem Hund abgelegt werden.
  • Wesenstest Hund: Mindestalter für den Verhaltenstest i.d.R. Vollendung 15. Lebensmonat.
  • Die Kosten für einen Wesenstest beim Hund liegen je nach Anbieter und Bundesland zwischen 100 und 400 Euro.
  • Konsequenz bei Nichtbestehen des Verhaltenstests: Auflagen und Sanktionen durch zuständige Behörde.

Der Wesenstest für Hunde ist ein Test, bei dem Wesen, Charakter, Temperament und Verhalten des Hundes durch einen zertifizierten Experten überprüft werden. Dies ist für potentiell gefährliche Hunderassen (Listenhunde) und auffällig gewordene Hunde (gefährliche Problemhunde) gemäß den Hundegesetzen und Hundeverordnungen der Bundesländer Pflicht. Damit leistet der Wesenstest für Hunde nicht nur einen wichtigen Beitrag für die gesamte Sicherheit von Mensch und Tier, sondern ist auch ein unverzichtbarer Bestandteil der Hundehaltung für bestimmte Rassen und andere Situationen im Hundealltag.

In unserem umfassenden Artikel erfährst du alles, was Du rund um den Wesenstest beim Hund beachten musst: Von den Anforderungen und Abläufen bis hin zu den Kosten und Vorbereitungstipps haben wir alle Informationen in diesem Leitfaden mit wichtigen Ratschlägen und Tipps für Dich zusammengestellt.

Egal, ob Du einen Listenhund besitzt oder Dich einfach für das Thema interessierst, hier findest Du alles, was Du wissen musst, um gut informiert zu sein und die richtigen Entscheidungen für Deinen Hund zu treffen.

Ein schwarzer Staffordshire Terrier liegt mit leicht geöffnetem Maul auf der Wiese und schaut direkt zum Betrachter

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Was ist ein Wesenstest für den Hund?

Der Wesenstest beim Hund ist ein Verhaltenstest zur Untersuchung der Verhaltenseigenschaften und des Gefahrenpotentials in bestimmten Alltagssituationen.

Wesenstest beim Hund = Verhaltenstest zur Untersuchung des Gefahrenpotentials

Mithilfe des Wesenstests beim Hund soll ein ausgebildeter und für die Verhaltensüberprüfung zugelassener Fachmann, das Gefahrenpotential des jeweiligen Hundeindividuums durch Überprüfung dessen Verhaltenseigenschaften testen und ein valides Urteil abgeben.

Beim Wesenstest wird demnach für einen bestimmten Hund ein Gutachten über die mögliche Gefährlichkeit des Hundes von einem berechtigten Gutachter erstellt.

Es soll durch den Wesenstest herausgefunden werden, ob von dem Hund eine potentielle Gefahr für Menschen, andere Hunde, Katzen und sonstige Haustiere sowie Wildtiere ausgeht. Das individuelle Aggressionspotential und die Aggressionsbereitschaft des Hundes stehen beim Wesenstest in herbeigeführten stressbedingten Situationen auf dem Prüfstand.

Was ist das Ziel des Wesenstests für Hunde?

„Das Ziel des Wesenstests für Hunde es, dass Erkennen von Individuen mit gestörter Kommunikation und Auftreten von Indikatoren für inadäquates Aggressionsverhalten / Sozialverhalten. Hunde mit gestörter aggressiver Kommunikation sind für ihre Umwelt aufgrund ihrer Verhaltensstörung ein erhöhtes Gefährdungspotential.“ So lautet die offizielle These des zuständigen Ministeriums des Bundesland Niedersachsen in seiner Broschüre zum Wesenstest für Hunde.

Kurzgesprochen soll sich eine verantwortliche Person beim Wesenstest ein genaues Bild über das Verhalten des zu prüfenden Hundes machen, um zu erkennen, ob der Hund für die Öffentlichkeit eine Gefährdung darstellt. Der Zweck des Wesenstests liegt darin begründet, dass das soziale Verhalten und Kommunikationsverhalten des Hundes in bestimmten Alltagssituationen gecheckt werden soll. Der Sachverständige soll testen, wie der Hund auf bestimmte Reizeinflüsse reagiert, mit denen er konfrontiert wird. Zudem sollen durchgespielte Situationen mit anderen Sozialpartnern (Personen und Hunde) zeigen, wie der Hund mit diesen kommuniziert, um dessen Alltagstauglichkeit im Umgang mit anderen Individuen zu prüfen. 

Ein großer grauer Hund der Rasse Weimaraner mit blauem Gesschirr beißt auf einen kleinen Hund der auf der Wiese liegt ein.

Wie wird der Wesenstest noch genannt?

Da beim Wesenstest für den Hund dessen Verhalten geprüft wird, spricht man auch vom Verhaltenstest oder der Verhaltensprüfung für Hunde.

Des Weiteren spricht der Gesetzgeber auch von einem sogenannten Negativgutachten (Unbedenklichkeitserklärung) im Zusammenhang mit dem Wesenstest für Hunde. Denn je nach Landesgesetz besteht für bestimmte Hunderassen und Kreuzungen mit diesen (Listenhunde) eine „Vorverurteilung“ für manche Hunderassen, bei denen von Gesetzeswegen ein erhöhtes Gefährdungspotential vermutet wird.

Durch freiwilliges Ablegen und erfolgreiches Bestehen des Wesenstest kann dem Gesetzgeber nachgewiesen werden, dass für den geprüften Hund entgegen der von Gesetzeswegen „Vorverurteilung“ kein gesteigertes Aggressionspotential besteht und somit die Verhaltensprüfung als Unbedenklichkeitserklärung dient.

Diese Hunde müssen den Wesenstest absolvieren!

In Deutschland muss jeder Hund einen Wesenstest absolvieren, der gemäß den aktuellen Hundegesetzen und Hundeverordnungen der Bundesländer nur unter bestimmten Auflagen angeschafft und gehalten werden darf, um zu prüfen, ob dieser gefährlich ist. 

Sind Hunde bereits auffällig geworden und haben Menschen oder Tiere bedroht oder gar verletzt, so kann ebenfalls von Seiten der Behörden das Ablegen eines Wesenstests angeordnet werden.

Ferner wird ein Wesenstest verlangt, wenn Hunde Kraft Gesetz, wie im Falle der Listenhunde, als gefährlich gelten. Die Rasseliste ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

Daneben können verantwortliche Hundebesitzer länderabhängig mit ihrem Hund einen freiwilligen Wesenstest machen, um eine Maulkorbbefreiung und Befreiung von der Leinenpflicht zu erreichen.

Checkliste Wesenstest Hund: In diesen Fällen ist ein Wesenstest erforderlich!

  • Bei Listenhunden gemäß Kampfhundeverordnung der Bundesländer.
  • Bei verhaltensauffällig gewordenen Hunden (Aggressionshunden), die von den Behörden als gefährlich eingestuft wurden.

Daneben wird bei Hunden, die zur Zucht eingesetzt werden sollen, im Rahmen der sogenannten Körung (Selektion von Zuchthunden) das Wesen geprüft, da die Wesensanlagen, Charakter, Temperament und Verhalten auf die nachfolgende Generation (Welpen) weitervererbt werden können. Durch die Wesensüberprüfung bei den Elterntieren soll damit möglichst vermieden werden, dass Vorbelastungen wie ein erhöhtes Aggressionspotential genetisch weitergegeben werden.

Ferner wird jeder Hund, der zum Diensthund bei Polizei, Zoll oder Militär ausgebildet werden soll, durch einen Wesenstest überprüft und nur bei entsprechender Unbedenklichkeit zur Diensthundeausbildung zugelassen.

Gut zu wissen:
Kommt es mit einem Hund zu einem Beißvorfall mit Menschen oder anderen Tieren, kann durch den Wesenstest (Verhaltensprüfung) eine gefährlichkeit durch den Gutachter festgestellt werden. Dies kann diverse Auflagen und Sanktionen nach sich ziehen. Ferner entstehen neben den verwaltungsrechtlichen Folgen, auch zivilrechtliche Ansprüche. Alles was Du zu den Rechtsfolgen nach einem Beißvorfall mit Hunden wissen musst, kannst Du in unserem ergänzenden Artikel "Beißvorfall mit Hunden: Was sind die rechtlichen Folgen bei einem Hundebeißvorfall?" nachlesen.

 

Ein rotbrauner großer Hund beißt im Wasser auf einen kleineren weißen Hund ein.

Für welche Hunderassen ist ein Wesenstest notwendig?

Es gibt in Deutschland eine größere Anzahl an Hunderassen, die auf einer Rasseliste stehen und damit zu den sogenannten Listenhunden gehören.

Wesenstest Vorschrift: In einigen Bundesländer ist aus verschiedenen Gründen bei Vertretern der Listenhunde, ein Wesenstest vorgeschrieben.

Dies betrifft folgende Rassen und Kreuzungen mit diesen:

Hast Du Lust zu erfahren, welche Hunderassen alles zu den Listenhunden gehören? Dann entdecke in unserem Rasselexikon alle Rasseporträts in der Kategorie „Listenhunde“ diese faszinierenden und oft zu Unrecht als gefährliche „Kampfhunde“ abgestempelte Rassen.

Tipp:
Erkundige Dich vor dem Hundekauf oder der Adoption eines Listenhundes, ob eine Pflicht für einen Wesenstest bei der Anschaffung und Haltung Deines Wunschhundes besteht!

 

Ein brauner Hund der Rasse American Staffordshire Bullterrier liegt mit einem kleinen Gummiball auf der Wiese und schaut mit leicht geöffnetem Maul nach rechts.

Welche Hunde gelten als gefährlich und müssen daher einen Wesenstest machen?

Hat sich ein Hund bereits verhaltensauffällig und aus Sicht des jeweiligen geltenden Rechts (Landeshundegesetz/Hundeverordnungen) unangemessenes und ausgeprägtes Aggressionsverhalten Menschen oder Tieren gegenüber gezeigt, so gilt er als gefährlich. Hieraus ist auch der Begriff "Aggressionshund" entstanden.

Je nach Bundesland gibt es verschiedene negative Verhaltensbeispiele, die zur Einstufung „gefährlicher Hund“ führen können.

Beispiele - In diesen Fällen gelten Hunde als gefährlich:

  • Hunde, die auf Grund von Zucht, Kreuzung, Haltung oder Ausbildung eine erhöhte Aggressivitätsbereitschaft von Haus mitbringen oder entwickelt haben und deshalb Menschen oder Tiere angegriffen haben.
  • Hunde, die Menschen oder Tiere bereits gebissen haben.
  • Hunde, die Menschen bereits in derart angesprungen sind, dass ihr Verhalten auf eine Bedrohungsgefahr für den Menschen hindeutete.
  • Hunde, die bereits in der Vergangenheit durch Verhalten auffällig wurden, dass sie unkontrolliert Wild, Vieh oder andere Tiere gehetzt, gebissen oder gerissen haben. Dies beinhaltet folglich auch Wilderei.

Ist ein Hund mit dem Status „gefährlicher Hund“ gebrandmarkt, so können für diesen spezielle Auflagen wie das Tragen eines Maulkorbs behördlich angeordnet werden. In diesen Fällen kann ein Wesenstest von einem zertifizierten Sachverständigen helfen, die Notwendigkeit von Sanktionen zu überprüfen und bestenfalls den Wegfall auf Grund eines Negativgutachtens durch den erfolgreichen Wesenstest zu erreichen.

Weitere Info:

Natürlich findest Du auf dogondo.de auch alle Vorschriften und Regeln zu den Listenhunden inklusive Rasseliste und den länderspezifischen Auflagen, um stets zum Thema optimal informiert zu sein. In unserem Fachartikel „Verordnungen der Bundesländer Deutschlands für Listenhunde“ haben wir alle speziellen Hundegesetze und Hundeverordnungen der einzelnen Bundesländer für Dich zur Lektüre zusammengetragen.

 

Ein braun-weiß-gecheckter Hund mit Leine und Hase im Maul läuft alleine über die Wiese.

Mindestalter Wesenstest: Ab welchem Alter darf der Wesenstest beim Hund gemacht werden?

Im Regelfall muss der zu testende Hund für den Wesenstest den 15. Lebensmonat vollendet haben. Im Grunde muss der Hund als Prüfling also 16 Monate zum Zeitpunkt der Verhaltensprüfung (Wesenstest) alt sein.

Damit soll gewährleistet sein, dass der Hund einen bestimmten körperlichen und geistigen Entwicklungsstand (Reife) erreicht hat, der Aufschluss auf seine Wesensanlagen und das damit verbundene Verhalten zulässt.

In manchen Bundesländern werden Hunde aber auch früher zugelassen. Ebenso gibt es Bestimmung in anderen Bundesländern, wo der Hund den 24. Lebensmonat vollendet haben muss.

Kurzum: Auch in Sachen Mindestalter beim Wesenstest für Hunde, gibt es von Bundesland zu Bundesland große Unterschiede.

Welche Hunde dürfen keinen Wesenstest absolvieren?

Die Vorschriften der einzelnen Bundesländer zum Wesenstest sehen vor, dass bestimmte Hunde nicht geprüft werden dürfen, da ihr aktueller Zustand auf Grund einflussnehmender Faktoren gestört sein kann und das Verhalten negativ beeinflusst.

Folgende Hunde sind vom Wesenstest je nach Bundesland ausgeschlossen:

  • Hunde, die das Mindestalter unterschreiten
  • Kranke und verletzte Hunde
  • Läufige Hündinnen
  • Trächtige Hündinnen
  • Hunde, die unter Medikamenteneinfluss stehen, die das Verhalten des Hundes beeinträchtigen können

Ein braun-weißer junger Hund läuft auf einer Wiese einem Tennisball hinterher.

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Wer darf den Wesenstest für Hunde durchführen?

Nur besonders qualifizierte Personen wie Tierärzte, Hundetrainer, Amtsveterinäre dürfen den Wesenstest beim Hund durchführen.

Wesenstest Hund: Durchführung durch Ordnungsamt, Veterinäramt, Tierarzt & Co.

Der Wesenstest darf beim zu prüfenden Hund nur von zugelassenen Personen durchgeführt werden, die als Gutachter und Sachverständige offiziell hierzu auf Grund ihres Berufs, Ausbildung und fachspezifischer Weiterbildungen bestellt wurden. Offizielle Wesensprüfer brauchen also die richtige Qualifikation, um beim Hund eine anerkannte Wesensprüfung durchführen zu dürfen. 

Um in den erlauchten Kreis als Hundesachverständiger zu gelangen, braucht es theoretisches und praktisches Know-how über Hunde. Hierzu gehören das nötige Fachwissen über Hunde, Expertise über das gesamte Hundehalten, rassespezifische Kenntnisse und alle Aspekte wie Krankheiten, die das Verhalten beeinflussen können. Ferner werden praktische Fähigkeiten im alltäglichen Umgang mit Hunden sowie beim Führen von Hunden verlangt.

Je nach Bundesland und Wohnort kann folgender Personenkreis als offiziell bestellter Wesensprüfer einen Wesenstest beim Hund durchführen und ein Wesensgutachten erstellen:

  • Tierärzte
  • Zertifizierte Hundetrainer mit Sachkunde nach § 11 TierSchG (Hundeschule)
  • Hundesachverständige vom zuständigen Ordnungsamt
  • Amtstierarzt des Veterinäramtes
  • Anerkannte Sachverständige
  • Anerkannte sonstige sachverständige Stelle wie die Tierärztliche Hochschule in Hannover

In manchen Fällen wird die Verhaltensprüfung beim Hund auch von einer der vorgenannten Personen federführend durchgeführt und im Bedarfsfall ein sachverständiger Dritter als weitere Expertise hinzugezogen.

Ein Rottweiler sitzt vor einem Menschen und schaut diesen aufmerksam beim Training an.

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Vorbereitung: Wie kann ich mich und meinen Hund optimal auf den anstehenden Wesenstest vorbereiten?

Vorbereitungskurs, Training und Übung führt beim Wesenstest mit dem Hund garantiert zum Erfolg!

Fit für den Wesenstest beim Hund durch die richtige Vorbereitung

Das Ziel des verantwortlichen Hundehalters beim Wesenstest mit dem Hund ist es, diesen erfolgreich zu bestehen. Daher ist es immer sinnvoll, sich mit seinem Hund bestmöglich auf die Verhaltensprüfung vorzubereiten, um einerseits ein positives Ergebnis mit entsprechendem Gutachten beim Wesenstest zu erzielen und die Kosten bis zu 400 Euro gut investiert zu haben.

Eine gute Vorbereitung auf den Wesenstest beim Hund ist auch deshalb wichtig, da bei Nichtbestehen, Auflagen und Sanktionen drohen.

Einige wesentliche Aufgaben beim Wesenstest sehen vor, dass Du diese aktiv mit Deinem Hund gemeinsam durchführst. Es kommt also auch auf Teamarbeit und Teamfähigkeit beim Wesenstest an, um den Gutachter als harmonisch eingespieltes Team Hund und Mensch zu überzeugen.

Nicht umsonst heißt es schließlich, Übung macht den Meister. Das gilt auch für die Verhaltensprüfung mit dem Vierbeiner.

Genau deshalb ist eine intensive Vorbereitung auf den Wesenstest mit seinem Hund der Schlüssel zum Erfolg.

Ratschlag:
Erkundige Dich im Vorfeld des Wesenstest mit Deinem Hund bei Hundeschulen und Hundetrainern, was Du im Hinblick auf die Vorbereitung tun kannst. Hier kannst Du auch spezielle Vorbereitungskurse für den Wesenstest buchen, die Dich optimal auf die anstehende Verhaltensprüfung mit Deinem Hund vorbereiten und auf dem gemeinsamen Weg unterstützen. Ferner sind auch im Hinblick auf den Wesenstest Tierärzte wie so häufig ein guter Ratgeber. Spezielle tiermedizinische Verhaltenstherapeuten können Dich und Deinen Hund in der Vorbereitungszeit beraten und fit für die Wesensprüfung machen.

 

Eine Bordeauxdogge beim Training auf einer Wiese mit einer Hundetrainerin.

Wesenstest: Beobachtung des Hundes in bestimmten Situationen mit alltäglichem Charakter

Beim Wesenstest müssen der geprüfte Hund und verantwortliche Hundehalter in Funktion des Hundeführers verschiedene Alltagssituationen meistern.

Das Ziel des Wesensprüfers ist es bei der Verhaltensprüfung sich ein genaues Bild darüber zu machen, ob der Hund sich unangemessen und ausgeprägt aggressiv in den unterschiedlichen Situationen verhält. Es soll bei den Szenarien erkannt werden, ob der Hund auf unterschiedliche Reize (Stimuli) mit denen er konfrontiert wird, mit übersteigerter Aggression reagiert, die sich in gefährlicher Weise auf Menschen und Tiere auswirkt. Es wird das Sozialverhalten und Kommunikationsverhalten des Hundes mit seiner Umwelt auf die Probe gestellt.

Ein aggressiv bellender Deutscher Schäferhund an der Leine.

Allgemeine Voraussetzungen beim Wesenstest mit dem Hund

Prinzipiell kann der Prüfinhalt des Wesenstests von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein.

Die Dauer des Wesenstests beträgt ca. 60 Minuten

Es wird eine Videoaufzeichnung mit einer Kamera vom Verhaltenstest angefertigt, um einen rechtlich verwertbaren Nachweis über das Geschehen mit allen Beteiligten (Hund, Halter, Prüfer etc.) zu haben. Insbesondere muss das situative Verhalten und die Reaktionen des Hundes bei den Beurteilungssituationen klar erkennbar sein.

Bevor es mit der Prüfung für den Wesenstest beim Hund losgehen kann, stehen einige Formalitäten auf dem Programm:

Der verantwortliche Hundebesitzer muss sich mit einem Personalausweis / Reisepass identifizieren. Ferner wird durch Vorlage des gültigen Impfpass oder EU-Heimtierausweis überprüft, ob der Hund gechipt und mit den erforderlichen Impfungen (Staupe, Parvovirose, Leptospirose, Hepatitis (HCC), Tollwut) ausgestattet ist.

Auch der Nachweis einer bestehenden Hundehaftpflichtversicherung für Listenhunde ist zwingend notwendig. Ebenso muss der Hund vom Verantwortlichen bei der zuständigen Behörde für die Hundesteuer angemeldet sein.

Equipment beim Wesenstest für Hunde

Weitere benötigte Ausrüstung sind eine zwei Meter lange Leine (Führleine) und ein Maulkorb. Während der Verhaltensprüfung muss der Hund ein angemessen breites Halsband tragen, dass nicht einschneidet, da etwaige Schmerzen wiederum Einfluss auf das Verhalten und die Beurteilung durch den Wesensprüfer haben könnte.

Umfang und Inhalt des Wesenstests beim Hund

Der Wesenstest besteht in der Regel aus zwei Teilen

  • Wesenstest Hund Teil 1: Befragung des Hundebesitzers zum Hund (Datenerhebung zur Persönlichkeit und sozialen Vergangenheit des zu prüfenden Hundes)
  • Wesenstest Hund Teil 2: Praktische Verhaltensprüfung des Hundes nach vorheriger tiermedizinischer Allgemeinuntersuchung und Frustrations- und Lerntest, um das vorherige Verabreichen von Beruhigungsmitteln auszuschließen.

In den verschiedenen praktischen Beurteilungssituationen, die der Sachverständige als Aufgabe stellt, wird der Hund alleine und im Team mit seinem Hundehalter, den Prüfungstests ausgesetzt. Die Situationen sollen dabei möglichst realistisch sein, dem normalen Hundealltag entsprechen und auf einem gewissen Stresslevel ablaufen. Während der Prüfungssituationen beobachtet der Prüfer aufmerksam das Ausdrucksverhalten des Hundes und bewertet dessen Reaktionen auf die einwirkenden Reizfaktoren anhand eines festen Skalierungssystems mit Bewertungspunkten.

Es werden beim Wesenstest mit dem Hund u.a. folgende Punkte überprüft:

  • Gehorsam des Hundes (Kontrolle des Halters muss für den Prüfer ersichtlich sein)
  • Umweltsicherheit (Alltagstauglichkeit in verschiedenen Situationen)
  • Kontakt des Hundes mit Menschen
  • Kontakt des Hundes mit gleichgeschlechtlichen und anderen Hunden (Sozialverhalten bei Hundebegegnungen)
  • Reaktion des Hundes unter Stress
  • Verhalten des Hundes gegenüber Personen in Bewegung (Jogger, Fahrradfahrer, Inlineskater, Rollerfahrer, Betrunkene)
  • Verhalten des Hundes auf bestimmte Geräusche (Fahrradklingel, Hupe, Geschrei, Kinderweinen, Trillerpfeife, Aufspannen eines Regenschirms)
  • Verhalten des Hundes auf optische Reize (Vorbeilaufen von Hund und Halter an bunten Luftballons, Person kommt mit brennenden Feuerzeug auf den Hund zu, ein Ball rollt auf den Hund zu)
  • Verhalten im Straßenverkehr (vorbeifahrende Autos, vorbeilaufende Menschen)
  • Stadttauglichkeit des Hundes
  • Verhalten des Hundes im angebundenen Zustand bei gleichzeitiger Begegnung mit Menschen und/oder Hunden

Reagiert der Hund bei der Prüfungsübung mit offensivem gesteigerten Aggressionsverhalten, so gibt es vom Wesensprüfer im Hinblick auf die Wesensbegutachtung einen Punktabzug und folglich für die gezeigte unverhältnismäßige Reaktion eine negative Bewertung.

Daneben wird der Hund auch gesundheitlich von einem Tierarzt durch eine tierärztliche Untersuchung auf Herz und Niere durchgecheckt, da verschiedene Erkrankungen maßgeblich Einfluss auf das Verhalten des Hundes haben und Ursache für aggressives Verhalten sein können.

Empfehlung:
Erkundige Dich über die Prüfungsinhalte des Wesenstest vor Ort bei der zuständigen Behörde Deiner Gemeinde oder Stadtverwaltung, was bei der Begutachtung im Rahmen des Wesenstest Gegenstand der Prüfung ist.

 

Ein brauner Hund beißt in einen Stock der von einem Menschen entgegengestreckt wird.

Wann besteht der Hund den Wesenstest?

Der Hund darf in keiner der gestellten Beurteilungssituationen bei der Verhaltensprüfung durch unangemessenes und unverhältnismäßiges Aggressionsverhalten auffallen.

Der Wesenstest beim Hund gilt als bestanden, wenn ein positives Testergebnis zu einem „Negativzeugnis“ führt. Sprich, der Wesensbegutachter dem Hund bescheinigt, dass dieser erfolgreich die verschiedenen Beurteilungssituationen gemeistert und auf die unterschiedlichen Reize mit denen er konfrontiert wurde, zu keiner Zeit inadäquat aggressiv reagiert hat.

Sobald der verantwortliche Hundehalter vom Sachverständigen die Unbedenklichkeitsurkunde ausgehändigt bekommt, gilt somit der Wesenstest des Hundes als bestanden.

Was passiert, wenn der geprüfte Hund den Wesenstest nicht besteht und durchfällt?

Ist der geprüfte Hund beim Wesenstest durchgefallen und hat diesen aus verschiedenen Gründen nicht bestanden, dann bleiben bestehende Auflagen und Sanktionen einfach bestehen. Die Bandbreite der Folgen bei Nichtbestehen des Wesenstest können aber von bis reichen und je nach Fall für den Hund und Prüfungsgrund einen verheerenden Ausgang haben.

Folgen bzw. Konsequenzen bei Nichtbestehen des Wesenstest:

  • Verweigerung der Erlaubnis zur Haltung des Hundes
  • Leinenpflicht (Hund muss im öffentlichen Raum immer an der Leine geführt werden)
  • Maulkorbpflicht (Hunde muss im öffentlichen Raum immer einen Maulkorb tragen)
  • Beschlagnahmung des gefährlichen Hundes / Listenhundes
  • Tötung (Euthanasie) des gefährlichen Hundes / Listenhundes durch behördliche Anordnung
Auch interessant:

Der Sachkundenachweis (Sachkundeprüfung) ist je nach Fall eine weitere verpflichtende oder freiwillige Prüfung die vom Halter und Hund abgelegt werden kann. Diese besteht aus einer Überprüfung der theoretischen Kenntnisse und einem Praxistest, bei dem das Fachwissen und die Fähigkeiten beim Halten und Führen des Hundes überprüft werden. Alles was Du dazu wissen solltest, kannst Du in unserem ergänzenden Fachartikel mit einer Fülle an Informationen und praktischen Tipps nachlesen.

 

Ein Rottweiler beim läuft auf der Wiese und dahinter hockt eine Frau und schaut dem Hund hinterher.

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Kosten Wesenstest Hund: Wie teuer ist die Wesensprüfung (Verhaltenstest) für den Hund?

Der Wesenstest für Hunde kostet je nach Bundesland und Anbieten bis zu 400 Euro.

Kosten des Hunde-Wesenstest

Was für den Wesenstest Deines Hundes für Kosten auf Dich zukommen, ist wiederum abhängig, wo Du wohnst und Dein Hund die Wesensprüfung ablegen wird. Denn die Kosten können von Bundesland zu Bundesland variieren und sind demnach sehr unterschiedlich hoch. Normalerweise wird Dich die Wesenstest für Deinen Hund zwischen 100 und 400 Euro kosten.

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Wesenstest für Hunde: Fazit

Der Wesenstest erhöht die Sicherheit beim Zusammenleben von Menschen und Hunden.

Der Wesenstest für Hunde hat auch seine guten Seiten!

Auch wenn der Wesenstest zunächst einmal einen faden Beigeschmack haben sollte, da er häufig im Zusammenhang mit der Listenhundeproblematik und der Konfrontation von Problemhunden auf Grund gesteigertem Aggressionsverhalten Menschen oder Tieren gegenüber thematisiert wird, bringt er auch etwas Positives mit: Denn der Wesenstest für Hunde ist eine Maßnahme, die letztlich zur Sicherheit von Menschen und Tiere bei Kontakt und Interaktion mit manchen Hunden dient. Ferner kann das positive Abschneiden beim Wesenstest, das Aufheben bestimmter Auflagen und Sanktionen nach sich ziehen oder zur Ausbildung für bestimmte „Hundejobs“ wie zum Diensthund bei Polizei oder Zoll qualifizieren.

Buchempfehlungen: Diese Fachliteratur kann im Hinblick auf den Wesenstest beim Hund hilfreich sein!

Gerne möchte wir Dich mit weiterer Fachliteratur rund um das Verhalten von Hunden im Hinblick auf einen möglichen Wesenstest und bei reinem Interesse unterstützen. Die nachfolgenden Bücher können wir wärmsten empfehlen. Sie werden Dir sicherlich hilfreiches Wissen für den Wesenstest und den gemeinsamen Hundealltag vermitteln.

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