FAS-Assistenzhund
Was ist ein FAS-Assistenzhund?
Von:
Carsten Becker
Zuletzt aktualisiert am: 4.9.2023
- FAS-Hund
Ein FAS-Assistenzhund ist ein speziell ausgebildeter Assistenzhund, der als dauerhafter Lebensbegleiter an der Seite von Kindern, die starke Einschränkungen und Probleme im Alltag durch ein fetales Alkoholsyndrom (FAS) haben, zur emotionalen, seelischen, psychischen und körperlichen Unterstützung für die Alltagsbewältigung, Persönlichkeitsentwicklung und menschliche Stabilisierung eingesetzt wird.
Die Ursache für das fetale Alkoholsyndrom liegt im Alkoholkonsum der schwangeren Mutter, während der Schwangerschaft. Die Ausprägung der Folgen, wie etwaige körperliche und geistige Fehlbildungen, Einschränkungen und Störungen bis hin zu schweren gesundheitlichen Schäden, kommen auf das Maß und die Häufigkeit des Alkoholverzehrs an. Die Konsequenz sind Kinder, die auf fremde Hilfe durch Ärzte, Therapeuten, Angehörige bis hin zu tierischen Assistenten, wie eben der FAS-Assistenzhund, angewiesen sind, um Defizite zu kompensieren und das Leben für alle Beteiligten erträglicher zu gestalten und etwas Normalität zu ermöglichen.
Da der FAS-Assistenzhund bei Kindern zum Einsatz kommt, hat der Hund mehrere Bezugsmenschen zu denen er eine harmonische, vertrauensvolle und feste Bindung aufbaut und nicht wie ein klassischer Assistenzhund nur den eingeschränkten, behinderten und hilfsbedürftigen Menschen. Nutznießer des FAS-Assistenzhundes sind also sowohl das jeweils betroffene Kind, aber auch gleichermaßen durch die Entlastung und Verbesserung der Gesamtsituation die Eltern, Elternteile, Erziehungsberechtigten oder Pflegeeltern. Halter und haftungsseitig verantwortlich für den Hund, sind natürlich die Erwachsenen an der Seite des Kindes.
Welche Aufgaben und Tätigkeiten soll ein FAS-Assistenzhund übernehmen?
Die Situation bei Kindern mit fetalem Alkoholsyndrom ist ähnlich gelagert, wie bei Personen mit Autismus, bei denen ein Autismushund als Dauerbegleiter und Helfer lebt. Auch bei diesen Hunden handelt es sich nicht um einen reinen Assistenzhund klassischer Art, der reine Aufgaben im Alltag übernimmt, die das Leben für die erkrankte, behinderte oder eingeschränkte Person erleichtern und sicherer machen, sondern der FAS-Assistenzhund übernimmt zusätzlich Funktionen des Therapiehundes, da er in Sachen Persönlichkeitsentwicklung und Verbesserung der Symptomatik, das betroffene Kind durch seine Anwesenheit und Zutun fördert und maßgeblich positiv beeinflusst.
Häufig sind Reizüberflutungen für die Kinder Auslöser von unkontrollierten und stereotypen Verhaltensweisen mit Verzweiflungsausbrüchen auf Grund von übermäßigem Stress und klassischer Überforderung, die zu Schreien, Zerstörungen, Panik, Selbstverletzungen etc. führen. In diesen prekären und für die Kinder mitunter gefährlichen Situationen, soll der FAS-Assistenzhund durch angemessenes Verhalten und entsprechend antrainierter Handlungen, durch seine Ruhe und körperliche Nähe, für Entspannung und Stressreduktion sorgen. Bereits erste Anzeichen einer veränderten Stimmung, Angespanntheit, aufkommender Nervosität und Hektik wird der FAS-Assistenzhund sofort vermerken und souverän reagieren, damit sich das Kind entspannt und abreagiert.
Sind FAS-Kinder mit ihrem FAS-Assistenzhund beispielsweise unterwegs und nehmen eine unerwünschte Veränderung im Verhalten und der Körpersprache des Kindes wahr, die mit Unruhe, Nervosität, hektischen Handlungen bis hin zu Orientierungslosigkeit einhergehen, wird der Vierbeiner gezielt das Kind durch ein trainiertes Signal wie Kratzen am Bein oder Lecken der Hände aufmerksam machen und es aus der unbequemen Lage herausführen, sei es durch Verbringen an einen ruhigeren Ort, oder direktem Körperkontakt an Ort und Stelle, um mit seinem ruhigen und entspannten Verhalten für den Abbruch der auffälligen Autismus-Symptomatik zu sorgen und stattdessen beim Kind Entkrampfung, Erholung und Beruhigung zu erwirken.
Ferner können je nach Bedarf dem FAS-Assistenzhund Verhaltensweisen beigebracht werden, die der Sicherheit des FAS-Patienten dienen. Zum Beispiel besteht wie bei Autisten die Möglichkeit das Kind und den Hund für jegliche Spaziergänge mit einer speziellen Leine zu verbinden, die ein unerwünschtes Entlaufen des Kindes oder Einlaufen in Gefahrensituationen vermeiden, da sich der Hund in etwaigen Situationen einfach absetzt und durch sein Gewicht vermeidet, dass das Kind weiterlaufen kann.
Für die häusliche Umgebung kann der Hund dahingehend konditioniert werden, dass er dafür sorgt, dass das betreffende Kind nicht entlaufen kann, sei es tagsüber oder in der Nacht. Sprich, er ist Aufsehen und reagiert, sobald sich das Kind unerlaubterweise Richtung Haustür bewegt und setzt sich einfach in den Weg, wodurch das Kind vom Gehen abgehalten wird. Nachts wacht der Hund im Zimmer des Kindes, sobald es aufstehen sollte und sich entfernen will, werden die Eltern durch trainierte Signale wie Lautäußerungsverhalten, gezieltes Wecken etc. alarmiert. Diese Vorgehensweise sorgt wiederum für Sicherheit, aber auch enorme psychische Entlastung für die Erziehungsberechtigten, da sie nicht rund um die Uhr immer selber ein Auge auf das Kind werfen müssen und nachts ein wenig beruhigter schlafen können.
Aber auch als Kommunikator und Mittler zu anderen Kindern kann der FAS-Assistenzhund wertvolle Unterstützung bringen und mit seinem Verhalten für Annäherung und Aufbau von Sozialkontakten führen. Folglich verbessert sich die Kommunikations- und Sozialfähigkeit des FAS-Patienten, da das Kind besser integriert wird.
Dies geht soweit, dass der FAS-Assistenzhund die Schulbank drücken darf, denn er kann als Begleiter seines FAS-Kindes mit in die Schule gehen, dort wiederum als Integrator mit Mitschülern agieren, aber auch in Momenten der Überforderung für Beruhigung sorgen.
Ebenso ist der Hund als bester Freund und hilfreicher Sozialpartner ein wichtiger Rückhalt in Momenten, in denen es dem Kind nicht gut geht, ein Kuscheln mit körperlicher Nähe Trost spenden kann, er einfach für das Kind da ist, ihm zuhört und es so akzeptiert und nimmt wie es ist.
Des Weiteren steigt durch die Interaktion, gemeinsamen Aktivitäten und erreichten Erfolgserlebnisse mit Hilfe des Hundes das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, persönliche Fähigkeiten und Fertigkeiten werden gezielt gefördert und ausgebildet, lassen die Persönlichkeit wachsen und neue Dimensionen für den Betroffenen FAS-Patienten erreichen, Spaß und Freude bei einfachen Spielen sind im Gesicht und Verhalten des Kindes zu sehen. Der Hund tritt seinem hilfsbedürftigen Menschen zu jeder Zeit unvoreingenommen gegenüber, ist sein fester Anker, zu jeder Zeit ein verlässlicher sowie vertrauensvoller Partner, der für ein ausgeprägtes Geborgenheitsgefühl und Sicherheitsempfinden durch dessen stetige Anwesenheit sorgt.
Um die genauen Ausbildungsinhalte und Aufgaben eines FAS-Assistenzhundes in Erfahrung zu bringen, raten wir Kontakt zu entsprechenden Ausbildungsstellen aufzunehmen und Informationen aus erster Hand vom Profi zu erfragen.
Nun wollt ihr abschließend sicherlich noch wissen, ob alle Hunde zum FAS-Assistenzhund ausgebildet werden können und für diesen verantwortungsvollen Job mit FAS-Kindern in Frage kommen, oder?
Im Grunde kommt jeder Rassehund, Hybridhund oder Mischlingshund als FAS-Assistenzhund in Frage, der gewisse physische und psychische Voraussetzungen und Anlagen mitbringt.
Da der FAS-Assistenzhund hier und da seinen Körper geschickt zur Sicherheit des Kindes einsetzen muss, sollte der Hund ausreichend groß und körperlich gut gebaut sein.
Zudem ist eine völlig intakte Gesundheit und Fitness Grundvoraussetzung, damit er den täglichen Herausforderungen problemlos gewachsen ist.
Ferner muss der FAS-Assistenzhund ruhig, ausgeglichen und belastbar sein, ein freundliches, kontakt- und kommunikationsfreudiges Wesen haben, will-to-please, eine ausgeprägte Bindungsfähigkeit und Loyalität mitbringen, anderen Menschen und Tieren neutral gegenüber eingestellt sein, Lernbereitschaft und Arbeitseifer aufweisen und noch ein paar weitere hilfreiche Eigenschaften mitbringen, die ihr in unserer Beschreibung zum Assistenzhund entnehmen könnt.
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