Übersprungsbewegung beim Hund

Was versteht man unter einer Übersprungbewegung oder Übersprungverhalten?

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Zuletzt aktualisiert am: 20.12.2023

Hellbrauner Hund kratzt sich hinten.jpg
Synonyme
  • Übersprungshandlung
  • Übersprungsreaktion
  • Übersprungsverhalten

Übersprungverhalten ist ein Fachbegriff aus der von Konrad Lorenz begründeten Instinkttheorie, der von Nikolaas Tinbergen eingeführt wurde. Er bezeichnet Bewegungen und Verhalten, das gezeigt wird, obwohl die vorhandenen Schlüsselreize andere Verhaltensweisen als die gezeigten auslösen sollten. Somit scheint das Übersprungverhalten in der gegebenen Situation keinen Sinn zu machen.

Im Gegensatz zum Leerlaufverhalten tritt eine Übersprungbewegung nicht ganz ohne Schlüsselreiz auf. Vielmehr handelt es sich um eine Instinktbewegung, die auf Grund des „falschen“ Schlüsselreizes gezeigt wird. Häufig wird als Beispiel das Picken nach Körnern genannt, das Hähne zeigen, wenn sie miteinander die Hackordnung austragen. 

Im Rahmen der Instinkttheorie wurden zwei mögliche Erklärungen angeboten. 

Eine besagt, dass eine Übersprungbewegung gezeigt würde, wenn zwischen zwei Instinktbewegungen ein Konflikt bestehe und dieses sich gegenseitig hemmen. Im Fall der Hähne wäre das das Kampfverhalten und das Fluchtverhalten. In diesem Fall würde eine Bewegung aus einem dritten Instinktkreis gezeigt, die mit der Situation in keinem Zusammenhang steht: Nämlich die Futteraufnahme, der aber ein Beobachter in der vorliegenden Situation eigentlich keinen Sinn zuordnen kann.

Später wurde jedoch eingewendet, dass das Übersprungverhalten eine Signalwirkung entfalten könnte, der zwar von Artgenossen, nicht aber von menschlichen Beobachtern verstanden wird: Das Picken nach Futter eines der um die Rangordnung kämpfenden Hahns könnte signalisieren, dass der Kontrahent als so unterlegen wahrgenommen wird, dass zeitgleich gekämpft und gefressen werden kann. In dem Fall käme der Übersprungsreaktion eine kommunikative Funktion zu: Sie wäre dann ein Signal, das der Kontrahent entsprechend der operanten Konditionierung als Hinweisreiz für ein bestimmtes operantes Verhalten, z. B. die eine schmerzhafte Niederlage verhindernde Flucht, auffassen könnte.

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