Allgemeines zur Hundeerziehung
Infos zur Hundeerziehung vom erfahrenen Hundetrainer
Von:
Ralf Lügger
Zuletzt aktualisiert am: 3.3.2023
In dem nachfolgenden Artikel wird unser Hundetrainer, Ralf Lügger, mit seinem Erfahrungsschatz und Hundewissen, wertvolle Informationen, Tipps und Ratschläge zur Hundeerziehung geben.
Kommunikation, Respekt, Vertrauen, Hierarchie, Ausdrucksverhalten etc. sind nur einige Schlagwörter, die für die Hundeerziehung und das tägliche Miteinander mit dem Hund beleuchtet werden wollen.
Folglich gehen wir in diesem Beitrag auf wichtige Elemente und Grundlagen ein, die für die erfolgreiche Hundeerziehung und das alltägliche Zusammenleben inklusive dem Führen des Hundes unerlässlich sind. Viel Freude nun beim Weiterlesen!
Hundeerziehung: Vertrauen - Rangordnung - Verständigung
Damit die Hundeerziehung Erfolg hat, braucht es wichtige Eckpfeiler wie Vertrauen, Rangordnung und Verständigung.
Wichtige Kernelemente der Hundeerziehung
Mitglieder eines Rudels erkennen ihre „Chefetage“ nur zu 100 % an, wenn sie ihm uneingeschränkt vertrauen können. Das gilt innerhalb des vierbeinigen und auch des zweibeinigen Rudels. Bei einem Welpen oder Junghund kann ein einziges Erlebnis das Vertrauen empfindlich erschüttern. Ist allerdings in dieser Zeit ein gefestigtes Verhältnis zum Beispiel zwischen Hund und Mensch entstanden, so ist das Vertrauen in der Regel bei dem erwachsenen Hund nicht so schnell zu erschüttern, aber das kann sich natürlich auch ändern.
Daher heißt es für uns Menschen, immer am „Ball“ bleiben und so lange erziehen, wie wir das Glück haben, dass unser Vierbeiner an unserer Seite ist.
Vertrauen schafft man beispielsweise durch Zuneigungsbekundungen, die man den Hund spüren lässt. Dies geschieht in erster Linie dadurch, dass der Mensch als gutes Vorbild vorangeht. Blickkontakte, körperliche Zuwendungen und Sprachvariationen kommen hinzu. Monotonie ist jeder Beziehung abträglich. Ist das Vertrauen erfolgreich aufgebaut, so wagt sich der Hund, zusammen mit seinem Frauchen und/oder durchaus auch an ungewohnte Aufgaben. Wir müssen unsere Hunde fördern und sie nicht in Watte packen. Damit meine ich nicht, einmal in der Woche mit ihnen zum Trainingsplatz zu fahren.
An dieser Stelle möchte ich gerne noch auf unseren ergänzenden Artikel "Warum ist Vertrauen für den Hund so wichtig?" verweisen.
Signale souverän erkennen und richtig deuten - Beschwichtigungssignale
Das Ausdrucksverhalten lesen und deuten können ist für die Hundeerziehung unerlässlich.
Das Ausdrucksverhalten des Hundes in der Hundeerziehung
Wer erkennt schon die Signale seines eigenen Hundes, geschweige denn, die der anderen Hunde, die man unterwegs so trifft?
Eine sehr wichtige Grundlage zum Umgang mit dem Hund ist daher die Verständigung. Die meisten „Hundefreunde“ können nur wenige Signale ihres Hundes wahrnehmen, erkennen, deuten und richtig für sich und zum Wohle ihres Tieres umsetzen. Die Sprache des Hundes setzt sich aus verschiedenen Aspekten zusammen. Hier sind in erster Linie die Signale des Körpers, der Mimik, der Laute und der Gerüche zu nennen.
Bedenken Sie bitte immer, dabei ist unser Hund uns haushoch überlegen, vielleicht gerade bei Gerüchen nicht wirklich „tragisch“.
Beschwichtigungssignale, die uns unser Hund sendet, dienen dazu, uns milde zu stimmen. Der sensible Hund erkennt immer sofort unsere Stimmungsschwankungen, damit einhergehend auch unsere veränderte Mimik und Gestik, wir wirken bedrohlich. Bedenken Sie dabei immer, Lautstärke hat noch nie Autorität ersetzt.
Mehr über die Hundesprache gibt es in unserem Magazinbeitrag "Das Ausdrucksverhalten" zu finden.
Verständigungsmöglichkeiten mit dem Hund
Auf verständliche Weise mit dem Hund in Kommunikation treten.
Die Kommunikation mit dem Hund während der Hundeerziehung
Beobachtung ist das A und O. Geduld zu haben ist dabei extrem wichtig. Um die vielfältigen Signale unserer Hunde zu erkennen, muss man sehr genau beobachten, denn diese sind sehr komplex zusammengesetzt und müssen immer in Verbindung mit der gegebenen Situation betrachtet werden. Dazu braucht der Mensch Geduld. Fragen Sie sich bitte einmal selber, sind Sie ein geduldiger Mensch?
Unsere Hunde lernen unsere Körpersprache in Verbindung mit den gesprochenen Worten sehr schnell, auf jeden Fall schneller als wir Menschen die Sprache des Hundes erlernen. Wir Hundefreunde sollten unsere Signale so verständlich gestalten wie es geht.
Verwenden Sie für bestimmte Aussagen immer dieselben Signale.
Hunde können die menschliche Körpersprache sehr gut deuten, sie "wissen" in welcher Stimmung wir uns gerade befinden und reagieren darauf, indem sie sich unter Umständen dieser anschließen.
Wir können uns alle sicherlich daran erinnern, wie unsere Hunde reagieren, wenn wir mal nicht so gut „drauf“ sind, wenn wir zum Beispiel krank sind. Da ist unser Hund so sensibel, wäre es nicht schön, wenn wir dies auch von uns sagen könnten?
Was Kommunikation Hund und Mensch bedeutet und wie sie funktioniert, findet ihr in unserem ergänzenden Leitartikel.
Die Familie ist das neue Rudel für unseren Hund – am besten ein Leben lang
Das Leben des Hundes im Ersatzrudel.
Das Leben des Hundes in der Hierarchie der Familienstruktur
Die Rangordnung ist in jeder Gesellschaft ein durchaus wichtiger Aspekt. Der Hund lebt hier mit uns immer, im besten Sinne, als Kamerad, aber dennoch in der niedrigsten Position und folgt seinen „Chefs“. Das nennen wir Erziehung. Diese Rangordnung bestimmt zum Wohle der ganzen Familie wann und wohin die nächste "Jagd" führt, wann die Familie (das Rudel) gegen wen „verteidigt“ werden muss (Postbote oder Paketbote an der Tür) und sorgt für die gesamte soziale Struktur der rangniedrigeren Mitglieder, also auch der Kinder in der Familie. Allerdings stehen die Kinder natürlich immer „über“ den Hunden.
Natürlich sollten unsere Hunde dabei die Möglichkeit haben, uns in unserem Leben zu unterstützen, sonst würden wir ihnen die Urinstinkte nehmen, mit auf ihr Rudel aufzupassen, egal, wo sie in der Hierarchie stehen. Beispiel: Es klingelt an der Tür, der Hund läuft in den Flur und meldet den „Eindringling“. Der Mensch geht in den Flur und auf dem Weg zur Tür, wird der Hund zum Beispiel für seine Lautäußerung mit einem Streicheln gelobt. Bevor die Tür geöffnet wird, zieht der Hund sich zurück und überlässt der „Chefetage“, die Entscheidung, ob derjenige, der vor der Tür steht, eine Gefahr ist oder nicht. Das ist alles trainierbar, auch hier zählen wieder Geduld und Konsequenz.
Die Rangordnung
Die Rangordnung muss sein, bedeutet aber nicht, dass der Hund "Untergebener" und "Duckmaus" sein soll.
Rangordnung bedeutet Regeln, Grenzen und Privilege
Ich möchte an dieser Stelle mal mit einem Märchen aufräumen:
Der Hund muss nicht weichen, wenn der Mensch sich von A nach B im Haus bewegt und der Hund dabei auf der Schwelle im „Weg“ liegt.
Sie definieren sich nicht als guter „Chef“, wenn Sie dabei Ihren Hund aufscheuchen und ja, er darf auch vor dem Sofa auf ihren Füßen liegen.
Natürlich darf Ihr Hund auch auf dem Sofa oder auf dem Bett liegen, das alles hat einen historischen Grund. Im Grunde nennen wir es das soziale Kontaktliegen und sofern Ihr Hund weicht, wenn Sie an einer bestimmten Stelle des Sofas oder des Bettes liegen wollen, ist das alles völlig unproblematisch. Dabei gehe ich immer davon aus, dass Ihr Hund gesund ist und die Bettwäsche regelmäßig gewechselt wird.
Jeder Hund braucht sein eigenes Rudel
Der Hund muss in das Familierudel eingegliedert, integriert und als vollwertiges Rudelmitglied behandelt werden.
Integration und Zusammenleben im "Familienrudel"
Als Rudeltier braucht der Hund unbedingt die soziale Gemeinschaft.
Natürlich ist es nicht notwendig, sich deswegen nun ein ganzes Hunderudel, sprich mehrere Hunde ins Haus zu holen.
Ich persönlich habe immer mehrere Hunde gehabt und auch heute noch (Stand: 02.03.2023) zählen vier Hunde zu unserem Rudel.
Ein Hund akzeptiert als Rudel sowohl die zweibeinige menschliche Familie als auch zweibeinige Einzelpersonen.
Das Wichtigste für unseren vierbeinigen Mitbewohner ist auf jeden Fall ein fester Platz in unserer Gesellschaft. Dieser muss ihm dringend Sicherheit und Selbstvertrauen geben.
Das gelingt natürlich nur, wenn wir unserem vierbeinigen Freund dies vorleben, wenn wir also selber sicher und selbstbewusst sind.
Denn bedenken Sie bitte immer, wir sind das Vorbild unseres Hundes und wir werden den ganzen Tag über von unserem Hund beobachtet.
So ist unser Hund unser Spiegelbild, im Guten wie im Schlechten.
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