Tolman, Edward
Wer war Edward Tolman und welchen Einfluss hatte er auf die Hundeerziehung?
Von:
Ulf Weber
Zuletzt aktualisiert am: 30.10.2024
- Edward Tolman
Edward Tolman (14.04.1886 bis 19.11.1959) war ein in Massachusetts geborener US-amerikanischer Verhaltenspsychologe und Berkeley-Professor, der als Lerntheoretiker ein Vertreter des Neobehaviorismus war und mit seinen Versuchen den Grundstein des Kognitivismus legte. Er erforschte den Unterschied zwischen mittels Akquisition aufbaubarer Kompetenz und Performanz bzw. Ausführung eines Verhaltens.
Tolman war ein Anhänger des Neobehaviorismus und kritisierte an B. F. Skinners operanter Konditionierung, dass die Beschreibung von Verhalten als reiner Reiz-Reaktion-Konsequenz-Kopplung nicht ausreichend sei. Obwohl die operante Konditionierung die wissenschaftliche Basis vieler moderner Trainingsmethoden darstellt, muss man Tolman beachten, der davon ausgeht, dass die Reize, die auf Organismen und Hunde einwirken, erst innerlich verarbeitet würden, bevor dann eine beobachtbare Reaktion erfolgt.
Er bewies experimentell, dass bei Ratten ein Unterschied zwischen Verhaltenserwerb bzw. Verhaltensakquisition und damit dem Aufbau einer Kompetenz zur Ausführung eines Verhaltens und der Performanz selbst, also der Ausführung des Verhaltens besteht. In diesem Versuch stellte er ebenfalls fest, dass ein belohnender Verstärker nicht unbedingt für den Verhaltenserwerb, sondern für die Verhaltensausführung notwendig ist. Den genauen Versuchsaufbau und Ablauf haben wir in diesem Abschnitt des ersten Teils unserer dreiteiligen Artikelserie zur Lerntheorie dargestellt.
Beispielhaft kann gesagt werden, dass ein Entscheidungsprozess und damit eine Reizverarbeitung im Inneren notwendig wird, wenn gleichzeitig zwei Hinweisreize auf einen Organismus einwirken und unterschiedliche Verhaltensweisen auslösen, die nicht zeitgleich ausgeführt werden können. Bezogen auf einen Hund entspricht das Beispiel der Situation, in der „ablenkende“ Hinweisreize wie spielende Artgenossen mit den von Frauchen oder Herrchen gegebenen Kommandos oder Signalen konkurrieren. Er muss dann entscheiden, welchem der beiden Hinweisreize er den Vorzug einräumt bzw. ob er hört oder nicht. Unabhängig vom Ausgang der Entscheidung, wird er einem der beiden Hinweisreize folgen und entsprechend ein Verhalten performen.
Der zweite Teil der o. a. Artikelserie verbindet die wissenschaftlichen Erkenntnisse mit den Trainingsmethoden und bieten Dir so die Möglichkeit, ein tieferes Verständnis für die Trainingsmethoden und ihre Anwendungsfelder aufzubauen, während der dritte Teil der Serie die Trainingsmethoden nur kurz vorstellt.
- Hundetraining: Das erlernte Entspannen des Hundes mit Entspannungssignalen
- Lerntheorie I: Die wissenschaftlichen Grundlagen modernen Hundetrainings – Pawlow, Skinner & Co
- Wilderei durch den Hund – kein Kavaliersdelikt
- Das Beutefangverhalten von Hunden
- Lerntheorie II: Clicker- & Targettraining, Shaping & Chaining, Capturing & Co als angewandte Wissenschaft
- Lerntheorie III: Der Kurzüberblick über die Trainingsmethoden der modernen Hundeerziehung
Hat dir der Inhalt gefallen? Dann teile ihn doch auch mit anderen: