Reflex vom Hund

Was sind Reflexe und welche Bedeutung haben sie für die Verhaltensforschung und die Hundeerziehung?

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Zuletzt aktualisiert am: 26.9.2024

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Reflexe sind als unwillkürliche Reaktionen auf äußere Reize Teil des Verhaltens von Lebewesen wie Hunden. Sie sind damit Gegenstand der Verhaltensforschung. In der Hundeerziehung können sie anzeigen, dass eine klassische Konditionierung, z. B. auf den Clicker, erfolgreich war.

Unter einer unwillkürlichen Reaktion verstehen wir eine Reaktion auf einen Reiz, die nicht willentlich erfolgt. Beispiele sind der Lidschlussreflex, der auf Grund seiner Schutzwirkung für das Auge ein Schutzreflex darstellt und auftritt, wenn ein Windzug die Augenhornhaut reizt. Ein weiteres Beispiel ist die Aktivität der Speicheldrüsen eines Hundes, der leckeres Futter wahrnimmt. In der Verhaltensforschung werden sie als Reiz-Reaktions-Kette beschrieben. Dem gegenüber steht die "willentliche" und durch Erfahrung veränderliche operante Reaktion. Zwischen den beiden ist die instinktive Reaktion angesiedelt, die nicht so automatisch wie der Reflex abläuft, aber durch Erfahrung nicht so veränderlich ist, wie die operante.

Sowohl der Lidschluss- als auch der Speichelreflex sind angeborene Reflexe, die die betreffenden Lebewesen nicht lernen müssen, sondern allen gesunden Individuen ihrer Art zu eigen sind und in unterschiedlichen Entwicklungsphasen auf- und abgebaut werden. So baut sich beispielsweise der Saugreflex bei Säugetieren mit zunehmendem Alter ab. Sie werden in der Verhaltensforschung auch unbedingte oder unkonditionierte Reflexe genannt. Beschrieben werden sie in der Verhaltensforschung dann als unbedingter Reiz oder Stimulus (kurz: US) und unbedingte Reaktion (UR).

Über die klassische Konditionierung Pawlows kann ein Lebewesen "lernen" auf einen unbedeutenden Reiz mitdemselben Reflex wie auf einen unbedingten Reiz zu reagieren: Es findet eine Reiz-Reiz-Kopplung statt. Da der Reflex unwillkürlich und unwillentlich erfolgt, ist es hier nicht die Reaktion, die gelernt wird. Vielmehr wird über die Konditionierung erreicht, dass ein ursprünglich neutraler Reiz oder Stimulus (NS) durch die Konditionierung zu einem konditionierten oder bedingten Reiz oder Stimulus (CS) wird, der dann dieselbe reflexive Reaktion auslöst, wie vor der zu dem Reflex gehörende unkonditionierte Reiz.

Als Beispiels seien die Pawlowschen Hunde genannt, denen ein Tierpfleger täglich das Futter brachte. Zunächst löste die Verfügbarkeit der vollen Futterschale bei den Tieren den Reflex des Speichelns aus, nicht aber die Geräusche des sich nähernden Tierpflegers. Nach einigen Tagen begannen sie aber schon zu speicheln, wenn sie die Fußtritte hörten.

Die volle Futterschale vor der Nase ist der unbedingte Reiz (US) – Speichelfluss der unbedingte Reflex (UR)

Die lauten Schritte des Tierpflegers, der immer das Futter bringt, ist zunächst der neutrale Reiz (NS). 

Nach ein paar Tagen und erfolgreicher klassischer Konditionierung gilt dann:

Die lauten Schritte des Tierpflegers, der immer das Futter bringt, wurden zum konditionierten Reiz (CS) gefolgt von dem konditionierten Reflex/Reaktion des Speichelns (CR).

Für Lebewesen stellen solche Reflexe einen Überlebensvorteil dar, weil sie schnelle Reaktionen ermöglichen. Die Kopplung eines ursprünglich unbedeutenden Reizes mit einem, der einen bedeutenden ankündigt, ermöglicht eine noch schnellere Reaktion, immens wichtig beispielsweise bei Reflexen, die für eine Fluchtreatkion wichtig sind.

Wichtig waren oder sind die Reflexe im Zusammenhang mit der Verhaltensforschung auch deshalb, weil sie beobachtbares Verhalten darstellen, das Aufschluss gibt über den Erfolg einer klassischen Konditionierung, bei der ein unwichtiger neutraler Reiz mit einem wichtigen unbedingten Reiz gekoppelt wird: Die vom konditionierten Lebewesen nicht steuerbare Reaktion in Form des Reflexes zeigt im Experiment an, ob die Reiz-Kopplung erfolgreich war.

In der Hundeerziehung nutzen wir die Reizkopplung, um den neutralen Reiz eines Klickers, Markerwortes oder Lobes mit dem unbedingten und wichtigen Reiz „lohnenswertes Futter“ zu koppeln. Anhand des reflexiven Speichelns können wir nun erkennen, ob die Kopplung erfolgreich war: Zeigt der Hund nach dem Klicker dasselbe Verhalten, als hätte er das Futter schon vor der Nase, war sie erfolgreich. Diese Kopplung benötigen wir, um zeitnah und damit entsprechend der Kontiguität ein von uns gewünschtes Verhalten positiv zu verstärken und dadurch häufiger auftreten zu lassen.

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