Tschechoslowakischer Wolfhund

Der naturliebende Wolfshybrid mit tschechischen Wurzeln

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Zuletzt aktualisiert am: 16.1.2024

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Der Tschechoslowakische Wolfhund hat seine ursprüngliche Heimat in der ehemaligen Tschechoslowakischen Republik. Die außergewöhnliche Rasse ist das Ergebnis einer beabsichtigten Kreuzung, unter der Leitung des Wissenschaftlers Ing. Karel Hartl, mit einem Deutschen Schäferhund und einem Karpatenwolf.

Ausgangspunkt war im Jahr 1955, so der aktuelle Rassestandard, ein biologisches Experiment und Kreuzungsprojekt, in dem man gezielte Verpaarungen von Wolfsrüden mit Hündinnen und Wölfinnen mit Hunderüden vornahm - das Ergebnis war, dass aus beiden Kreuzungsvarianten, die Nachzuchten sich durch Menschenhand auf- und erziehen ließen und die allermeisten der Nachzöglinge die notwendigen genetischen Voraussetzungen im Hinblick auf die Fruchtbarkeit und Anatomie für die Weiterzucht mit den Nachkommen, aufwiesen. Mit der Versuchsreihe war die Hoffnung verknüpft, für den tschechischen Grenzschutz besser angepasste Hunde für den Diensteinsatz an den Außengrenzen zu schaffen, die auf Grund der herausfordernden Wetterbedingungen in den Wintermonaten, resistenter und wetterfester sein sollten. Es dauerte trotz allen Bestrebungen bis ins Jahr 1958, in dem der erste Deckakt von Erfolg gekrönt war. Die erfolgreiche Verpaarung war ein Zufallsprodukt, denn bis zu diesem Zeitpunkt scheiterten alle Versuche Hunderüden mit der Wölfin "Brita" zusammenzuführen und endeten in Beißereien. Letztlich waren es die Dienste des Schäferhundrüden "Cézar z Brezov´ho háje", die glückten. Er verschaffte sich während der heißen Phase der Läufigkeit von "Brita" Zugang zu ihrem Gehege und bestieg sie, woraus der erste Kreuzungswurf am 26.05.1958 resultierte. 

Die Versuchsreihe wurde 1965 eingestellt. In der Folge entschied man sich, die bisherigen Erfahrungen in ein konkretes Zuchtprogramm zu überführen, um fortan die guten Leistungsmerkmale des Wolfes mit denen des Hundes zusammenzubringen, um einen noch brauchbareren und leistungsfähigeren Hund mit Wolfsblut zu erhalten. Nach mehreren Generationen wurden schließlich aus den dritten (F3) und vierten (F4) Generationen, bereits die ersten Vertreter der Nachzuchten vom Grenzschutz in deren Militärzwingern ausgebildet und beim Grenzdienst geführt.

Nach langen Jahren der Weiterentwicklung und Spezifizierung des Tschechoslowakischen Wolfhund, wurde die neu kreierte Rasse 1982 durch die tschechoslowakische Züchtervereinigung als nationale Hunderasse anerkannt. Es dauert dann bis 1999, dass der Wolfshybrid durch die Fédération Cynologique Internationale (FCI) als eigenständige Rasse registriert und in der Rassenomenklatur unter der Gruppe der Hüte- und Treibhunde mit der Standard-Nr. 332 aufgenommen wurde.

Das äußere Erscheinungsbild des Wolfhund aus der ehemaligen Tschechoslowakischen Republik, wird durch dessen wolfähnlichen Aussehen geprägt. Dies betrifft sowohl die Statur, das Haarkleid, das wolftypische Gesicht und auch das Gangwerk. Die Konstitution des Rassehundes ist durch die Ausgangsrassen hervorragend, sie ist kräftig, robust und stabil. Ferner bringt die Rasse einen ausgeprägten Beutetrieb mit, gilt als äußerst intelligent, gelehrig und scharfsinnig. Durch die Wolfgene ist der Wolfhund extrem wetterfest und generell widerstandsfähig. Die Rasse wird als sehr aktiv und temperamentvoll charakterisiert, ist bewegungsfreudig und dabei sehr gut auf ihren Läufen unterwegs. Sie ist schnell, beweglich, wendig, sprungstark, sehr ausdauernd und geländegängig. Ferner gilt der Tschechoslowakische Wolfhund als aufmerksame, wachsame, mutige, furchtlose und wenn nötig wehrhafte Persönlichkeit. Wenn es sein muss, ist sie extrem reaktionsschnell. Fremden Menschen gegenüber ist der Wolfhund reserviert und eher misstrauisch veranlagt, hingegen Herrchen/Frauchen enorm treu und bei entsprechend angemessenem, versierten und sachkundigem Umgang, gut zu führen.

Die Hunderasse ist definitiv kein Anfängerhund. In Sachen Erziehung braucht der Wolfhund eine starke Führungspersönlichkeit, die mit ihrem Auftreten die Rolle des Rudelchefs angemessen lebt. Führungsstärke, Konsequenz, Disziplin, Durchsetzungsvermögen, Souveränität sind die notwendigen Eckpfeiler, um den Wolf im Hundepelz zu erziehen und im Alltag sicher zu führen. Bei diesem Rassehund spielen der notwendige Respekt und das Vertrauen eine noch signifikantere Rolle, als sonst üblich. Und wie immer liegt der Schlüssel zum Erfolg u.a. beim Futter - denn der Halter als Leitwolf hat die volle Kontrolle über das "Fressen" und kann damit seine übergeordnete Rolle im Rudel, perfekt untermauern. Wichtig im Hinblick auf die Alltagstauglichkeit, sind eine umfassende und tiefgehende Prägung, Habituation und Sozialisierung des Tschechoslowakischen Wolfhundes, damit dieser sich zu einem sozialfähigen, sozialverträglichen und umweltsicheren Hund entwickelt.

Wollt ihr noch mehr über diese besondere und interessante Hunderasse erfahren? Dann folgt unseren weiteren Ausführungen rund um die Entstehungsgeschichte, Rassemerkmale, Erziehungsfragen, Aktivitäten, Gesundheit, Pflege, Ernährung, Haltebedingungen etc.. Viel Spaß bei der Lektüre!

Nummer: 332
Gruppe: 1. Hütehunde und Treibhunde (ohne Schweizer Sennenhunde)
Sektion: 1. Schäferhunde
Subsektion: -
Arbeitsprüfung notwendig? Ja
Ursprung
Tschechien
Patronat
Slowakei
Verwendung

Gebrauchshund

Datum der Veröffentlichung 3. September 1999
Datum der vorläufigen Bestätigung -
Datum der finalen Bestätigung 30. Mai 1999
Link zum FCI-Standard FCI - Tschechoslowakischer Wolfhund
Lebenserwartung
Rüden
12 - 16 Jahre
Hündinnen
12 - 16 Jahre
Widerristhöhe
Rüden
65 - 75 cm
Hündinnen
60 - 70 cm
Gewicht
Rüden
26 - 35 kg
Hündinnen
20 - 30 kg

Tschechoslowakischer Wolfhund - Erziehung & Training
Wichtige Tipps aus erster Hand vom Hundetrainer!

Die Tschechoslowakische Wolfshunde - sie sind faszinierende Kreaturen, das Produkt einer ehrgeizigen Rasse, die halb Hund und halb Wolf ist. Ihre majestätische Erscheinung, ihr wilder Charme und ihr unverwechselbarer Charakter machen sie zu einer einzigartigen Rasse, die sowohl Bewunderung als auch Respekt hervorruft.

Die Reise, um ein stolzer Besitzer eines Tschechoslowakischen Wolfhundes zu werden, erfordert jedoch Engagement, Zeit und Mühe. Das Erziehen eines Wolfhundes ist nicht wie das Erziehen irgendeines anderen Hundes. Es ist eine Herausforderung, die Geduld erfordert und erfordert, dass der Eigentümer eine feste und konsequente Rolle einnimmt.

Ein beige-weiß-dunkelgrauer Wolfhund mit großen Stehohren liegt auf einer Wiese im Garten unter einem Baum und schaut den Betrachter mit heraushängender Zunge fokussiert an

Sozialisation des Tschechoslowakischen Wolfhundes

Beginnen wir mit der Sozialisierung. Die Sozialisierung ist der Prozess, durch den ein Tier lernt, sich in seiner Umwelt zurechtzufinden. Für einen Wolfshund ist das von unschätzbarem Wert. Eine frühzeitige und konsequente Sozialisierung mit verschiedenen Menschen, anderen Tieren und in verschiedenen Situationen und Umgebungen ist entscheidend, um Aggressivität und Ängstlichkeit zu vermeiden.

Grundkommandos

Die Grundkommandos sind das Nächste, auf das man sich konzentrieren muss. "Sitz", "Bleib" und "Komm her" sind essentiell, aber die Liste reicht nicht aus. Ein Wolfshund muss lernen, auf eine Vielzahl von Befehlen zu reagieren. Und, was vielleicht noch wichtiger ist, er muss lernen, sie zu respektieren und zu befolgen.

Gehorsamstraining – Leinentraining

Das Gehorsamstraining ist ein wesentlicher Bestandteil in der Erziehung eines Wolfhundes. Die Rasse ist bekannt für ihre Unabhängigkeit und ihren starken Eigenwillen. Ohne ein konsequentes und strenges Training kann es leicht vorkommen, dass der Wolfshund seinen eigenen Weg wählt, anstatt deinem zu folgen.

Leinentraining ist ein weiteres Element, das eine besondere Beachtung verdient. Bedenke, dass ein Wolfshund nicht nur ein Hund, sondern auch ein Wolf ist. Sein Jagdinstinkt ist stark und wenn er einmal losgelassen wird, ist es schwer, ihn zurückzubekommen. Ein zuverlässiges Leinentraining muss von Anfang an eingeführt werden.

Spiel- und Apportiertraining

Darüber hinaus ist das Spiel- und Apportiertraining eine großartige Möglichkeit, um eine starke Bindung zwischen Dir und deinem Wolfshund aufzubauen. Spiele sind eine lustige und effektive Art, seinem Wolfshund neue Kommandos beizubringen. Und das Apportieren, abgesehen davon, dass es eine großartige Übung ist, hilft dem Hund auch, seinen Jagdinstinkt auf eine sichere und kontrollierte Art und Weise auszuleben.

Ein beige-weiss-dunkelgrauer Wolfhund mit blauem Halsband liegt auf einer Wiese und bearbeitet einen großen Ast im Maul

Was sollten wir sonst noch zum Tschechoslowakischen Wolfhundes wissen?

Zu den weiteren wichtigen Aspekten in der Erziehung eines Wolfhundes gehören: die Einhaltung eines strikten und konsequenten Trainingsplans, das Verständnis und die Respektierung des Hundes und seine einzigartige Persönlichkeit, das Bereitstellen von ausreichend mentaler und physischer Stimulation und das Aufbauen einer starken, respektvollen und liebevollen Bindung zum Hund.

Die Erziehung eines Wolfhundes ist eine erfüllende und bereichernde Erfahrung, die jedoch nicht leicht zu bewältigen ist. Ein idealer Besitzer ist jemand, der bereit ist, die nötige Zeit und Mühe zu investieren, um den Hund zu trainieren und ihm ein erfülltes und glückliches Leben zu ermöglichen. Er sollte auch die natürlichen Instinkte und Bedürfnisse des Wolfhundes respektieren und in der Lage sein, eine starke und respektvolle Bindung zum Hund aufzubauen.

Zusammenfassung

Es ist kein Zufall, dass Günther Bloch, ein bekannter Ethologe, einmal sagte: „Der Tschechoslowakische Wolfshund ist kein Hund für Jedermann. Er ist ein Hund für den, der bereit ist, sich voll und ganz seinem Freund und Partner zu widmen, ihm mit Liebe, Geduld und Verständnis zu begegnen und mit ihm durch Dick und Dünn zu gehen.“ Diese Worte fassen perfekt zusammen, was es bedeutet, einen Wolfshund zu besitzen. Es ist eine Beziehung, die auf Respekt, Verständnis und gegenseitigem Vertrauen basiert. Nur so kann eine harmonische Koexistenz zwischen Wolfshund und Mensch erreicht werden.

Ralf Lügger
Hundetrainer, Hund-Mensch-Coach, Autor

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