Koagulopathie beim Hund

Wenn der Hund an einer Gerinnungsstörung leidet

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Zuletzt aktualisiert am: 12.9.2023

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In der Veterinärmedizin wird zwischen angeborenen und erworbenen Koagulopathien unterschieden, die allesamt unterschiedliche Ursachen und Symptome haben können. Die angeborenen Koagulopathien treten beim Hund seltener als die erworbenen auf.

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Erklärung

Um was für eine Krankheit handelt es sich, wie wird sie diagnostiziert und wie sieht das klinische Bild aus?

Erklärung

Koagulopathie ist der medizinische Begriff für eine (plasmatische) Gerinnungsstörung. Koagulopathien können angeboren oder erworben sein. Umgangssprachlich spricht man bei ersterem auch von „Bluterkrankheit“. Man unterscheidet:

  1. Angeborene Gerinnungsstörungen:
    1. Hämophilie A = Antihämophilie, Faktor VIII - Mangel (häufigste angeborene Gerinnungsstörung, über Geschlechtschromosomen vererbt, daher nur Rüden betroffen und Hündinnen Träger),
    2. Hämophilie B = Faktor IX - Mangel (über Geschlechtschromosomen vererbt, daher nur Rüden betroffen, Hündinnen Träger)
    3. A-/Dys-/Hypofibrinogenämie = Gerinnungsfaktor I (Fibrinogen) mangelhaft/fehlend
    4. Prothrombinmangel = Faktor II – Mangel
    5. Prokonvertinmangel = Faktor VII – Mangel
    6. Faktor X – Mangel
    7. Faktor XI – Mangel
  2. Erworbene Gerinnungsstörungen:
    1. Vitamin-K- Mangel = z.B. nach Rattengiftaufnahme oder bei Gallengangsobstruktion
    2. Verbrauchskoagulopathie = DIC = disseminierte intravasale Koagulopathie = durch erhöhte Aktivierung der Gerinnung innerhalb der Blutgefäße kommt es zu einem massiven Verbrauch von Gerinnungsfaktoren und anschließendem Mangel, z.B. bei Sepsis, Schock oder Tumorgeschehen
    3. Leberbedingte Gerinnungsstörung = Mangel an Gerinnungsfaktoren aufgrund ungenügender Synthese in der Leber, z.B. bei portosystemischem Shunt, Leberzirrhose
    4. Gerinnungsstörung durch Tumoren = Metaboliten des Tumorstoffwechsels stören die Gerinnung

Gerinnungsstörungen fallen meist durch schnelle/massive Einblutungen in der Haut nach Stößen/Stürzen, lange blutende Wunden, unstillbares Nasenbluten o.Ä. auf und können mittels verschiedener Gerinnungstests (Schleimhautblutungstest, PT, aPPT, ACT) diagnostiziert werden.

Für einige Hunderassen sind die entsprechenden defekten Gensequenzen bekannt, die angeborene Gerinnungsstörungen auslösen können. So können betroffene Hunde schnell erkannt und vorsorglich aus der Zucht ausgeschlossen werden.

Behandelt werden Koagulopathien symptomatisch, mittels Zufuhr der fehlenden Gerinnungsfaktoren (z.B. Vitamin-K), Bluttransfusion und/oder Behandlung der Grundursache (z.B. Tumor-OP, Leberunterstützung).

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