Das Leben mit einem alten Hund

Tipps & Ratschläge vom Hundeprofi

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Zuletzt aktualisiert am: 15.3.2023

Alter Golden Retriever liegt auf dem Sand neben einem blauen Holztisch und schaut freundlich mit offenem Fang nach vorne .jpg

In den nachfolgenden Ausführungen gibt es interessante und hilfreiche Infos aus erster Hand von unserem hundeerfahrenen Hundefreund und passionierten Hundetrainer, Ralf Lügger - er ist Autor dieses Artikels und lässt seine jahrelangen Erfahrungsschatz im Umgang mit unzähligen Hunden zum Thema "Das Leben mit einem alten Hund" einfließen.

Auch Hunde durchlaufen einige Lebensphasen in ihrem Hundeleben. Zunächst erblicken sie als neugeborene Fellknäuel im Welpenalter das Licht ihres Leben, wachsen zügig zum pubertären Junghund heran, erreichen ihre Geschlechtsreife, stehen im Erwachsenenalter in der Blütezeit ihres Hundelebens und strotzen nur so vor Unternehmenslust, Neugier und Power. Aber auch Hunde werden Schritt für Schritt älter, bis sie sich zum Seniorhund entwickeln. Und so wie sich der Hund biologisch, körperlich, verhaltensseitig etc. verändert, vielleicht die ersten Alterserscheinungen sogar den Hundealltag prägen, so müssen die Haltebedingungen und das aktive Zutun des verantwortlichen Hundebesitzers, auf die veränderten Bedürfnisse des Hundes in Sachen Bewegung, Beschäftigung, Pflege, Ernährung, Gesundheit angepasst werden.

Das Leben mit einem alten Hund kann für beide Parteien aber ebenso wertig und schön sein, wenn man die Veränderungen annimmt, auf den alten Hund Rücksicht nimmt und den Alltag darauf abstimmt. 

Nun sind wir auf die weiteren Ausführungen vom Hundeexperten gespannt. Viel Freude beim Weiterlesen!

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Was rät der Hundeprofi für das Zusammenleben mit einem alten Hund?

Leben mit altem Hund: Gedanken, Tipps & Ratschläge vom Hundeprofi

Leben mit altem Hund: Wissenwertes aus dem Erfahrungsschatz des Hundeprofis

Zunächst einmal ist zu sagen, dass Menschen dazu tendieren, sich eher einen jungen Hund, als einen alten Hund anzuschaffen. Viele denken zum einen, dass man einen jungen Hund noch so erziehen kann, wie man möchte und ihn noch prägen kann. Das kann, wenn man hundeunerfahren ist, reichlich schief gehen und man hat dann später einen erwachsenen Hund, der einem über den Kopf wächst. Zum anderen meinen Menschen, dass ein junger Hund wesentlich besser lernt als ein alter Hund. Das muss hier revidiert werden. Denn Lernbereitschaft hat primär nichts mit dem Alter zu tun. Es hängt vom Wesen des Hundes ab und natürlich auch, wie sich der Mensch gegenüber dem Hund verhält und wie viel Einsatzbereitschaft er zeigt, dem Hund etwas beizubringen. Geduld und Ausdauer sind hier gefragt. Denn jeder Hund lernt unterschiedlich schnell. Egal ob jung oder alt. Man muss mit dem Hund ein Team werden, dann haben beide Seiten etwas davon.

Ich sage als Hundetrainer immer, dass ich in erster Linie den Menschen trainiere und nicht den Hund.
 
Auch ist ein weit verbreitetes Argument, sich einen jungen Hund ins Haus zu holen, dass dieser ja länger lebt, als ein alter Hund. Davon muss man sich verabschieden. Denn auf das Leben gibt es keine Garantie. So kann ein junger Hund, beispielsweise an Parvovirose sterben oder auch schlicht und ergreifend eine angeborene Krankheit haben etc. Man kann keine Garantie dafür geben, dass ein Hund alt wird. So kann auf der anderen Seite ein alter Hund auch noch ein paar sehr schöne Jahre haben, sofern man ihn artgerecht hält und ihn auch im Alter nicht verkümmern lässt. 

Auch ist beispielsweise ein älterer oder alter Hund gut geeignet als Partner für einen Hundeanfänger. Denn viele Neubesitzer sind schnell mit der Power von jungen Wilden meist überfordert und erziehen den Hund dann auch schlichtweg falsch oder auch gar nicht. Ein älterer Hund kann durchaus durch seine Lebenserfahrung schon einiges mitbringen, dass es dem Menschen einfacher macht, sich mit ihm auf ein gemeinsames Leben einzustellen.

Es kann durchaus vorkommen, dass sich ein älterer oder alter Hund als sehr dankbar erweist, wenn er noch einmal einen schönen Platz zum Leben bekommt. So kann die Beziehung zu seinem Menschen durchaus sehr schnell sehr tief werden.

Und auch leben meist ältere Hunde auch noch einmal richtig auf, wenn ihnen etwas von ihrem Sozialpartner Mensch geboten wird.

Der Gedanke von Menschen, alt mit krank gleich zu setzen, ist leider sehr verbreitet.

Altern ist keine Krankheit, sondern ein ganz normaler biologischer Prozess, der schon mit dem Tag unserer Geburt beginnt. Äußerlich kann man es dem Hund ansehen, dass er um die Schnauze ergraut. Auch lässt meist die Sehkraft schleichend nach oder das Hörvermögen wird weniger. Das ist für den Hund nicht schlimm, dennoch haben die meisten Menschen Panik davor. Wenn man jedoch bei einem Hund die verbalen Kommandos auch schon mit Sichtzeichen unterstützt, so kann ein Hund mit schlechterem Hörvermögen, die Kommandos wie Sitz oder Platz beispielsweise immer noch genauso gut ausführen.

Das Leben mit einem alten Hund kann sehr reizvoll sein. Natürlich kann im Alter zum Beispiel das Bewegungsvermögen eines Hundes eingeschränkt sein. Er wird vielleicht viel mehr das Bedürfnis nach Schlaf haben und möchte nicht mehr so lange Spazieren gehen. Falls beim routinemäßigen Check beim Tierarzt keine Krankheiten festgestellt werden, dann wird der Hund wirklich einfach nur alt und es ist an uns Menschen, ein gesundes Mittelmaß zu finden, die Bedürfnisse des Hundes und die des Menschen zu vereinen.

Doch wenn man dem Altern gegenüber offensteht und es nicht mit einer Krankheit gleichsetzt, steht einem harmonischen Miteinander nichts im Weg. Denn nur weil ein Hund alt wird, muss er noch lange nicht einrosten.

Leider gibt es viele alte Hunde, die schlicht und einfach zu dick sind. Das liegt nie und nimmer am Hund, sondern immer am Halter. Denn schließlich ändert sich auch der Stoffwechsel im Alter beim Hund. Wenn man ihm, trotzdem er sich weniger bewegt, noch genauso viel zu fressen gibt, wie früher, dann kommt der Stoffwechsel nicht so wirklich hinterher und der Hund wird einfach zu dick. Und die Ausrede, er bekommt wenig zu fressen und nimmt von ganz alleine zu, ist schlichtweg fehl am Platz. Man muss sich als Halter auch über die Fütterung im Alter gut informieren. Denn wenn ein Hund Übergewicht hat, und das egal in welchem Alter, kann es zu Krankheiten, wie beispielsweise Diabetes Mellitus kommen. Da hilft nur eins, das Gewicht muss runter. Da führt kein Weg dran vorbei.

Nicht nur an äußeren Merkmalen kann man dem Hund ansehen, dass er alt wird. Auch Alterserkrankungen wie Alterssenilität (ähnlich wie beim Menschen die Altersdemenz) oder auch der Altersstarsinn (z.B. Ungehorsam, Dickköpfigkeit etc.) sind Anzeichen von einem älterwerdenden Hund. Bei letzterem sollte man dem Hund gegenüber etwas toleranter entgegentreten. Manche Macken bei einem alten Hund sind auf dem zweiten Blick doch liebenswert.

Bei einem alten Hund sollte man auch in der Ernährung und Pflege auf die Bedürfnisse des Hundes eingehen. Beispielsweise sollte bei der Ernährung auf eiweißreduziertes Futter geachtet werden. (Es gibt schon gute auf den Hund abgestimmte Seniorenprodukte), auch kann man selber kochen. Sollte man sich zum Selberkochen entscheiden, ist zu beachten, dass der Fleischanteil im Futter bis auf die Hälfte der bisherigen Menge reduziert wird und als zusätzlicher Eiweißlieferant kann Quark oder auch Hüttenkäse und Joghurt verwendet werden. Ergänzend kann man auch Reis, Kartoffeln oder Nudeln sowie gekochtes Gemüse hinzugefügt werden. Viele kleine Mahlzeiten können sich positiv auf das Verdauungssystem des alten Hundes auswirken. 

Man kann auch einen alten Hund beschäftigen. Vor allen Dingen die geistige Beschäftigung ist wichtig, damit der Hund nicht einrostet. Man kann z.B. Futtersuchspiele mit dem Hund machen oder auch je nach Beweglichkeit und Gesundheitszustand des Hundes auch Ballspiele veranstalten. Hauptsache ist, dem Hund macht es Spaß mitzuarbeiten und er wird ausgelastet

Gibt es noch Fragen zum Thema oder anderen Bereichen? Dann gibt es zu Ralf Lügger als Person und seine Kontaktdaten in unserer Rubrik "Autoren" zu finden!

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