Hundeerziehung

Was ist Hundeerziehung?

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Zuletzt aktualisiert am: 8.2.2023

Ein aelterer Mischlingshund mit schwarzer Leine liegt auf dem Boden und schaut in die Kamera.jpg
Synonyme
  • Hundeausbildung

Unter Hundeerziehung versteht man das aktive Beeinflussen des Hundes durch den Menschen, um auf dessen Verhalten mit Hilfe diverser Erziehungsmethoden wunschgemäß einzuwirken, damit bestimmte Verhaltensweisen aufzubauen, zu verändern oder löschen.

Es wird mit der Hundeerziehung versucht, mit Hilfe von Hundetraining ein erwünschtes und positives Verhalten beim Hund zu erreichen, das bestenfalls in sein Verhaltensrepertoire aufgenommen und fest angelegt wird, damit intuitiv vom Hund situativ erfolgt und/oder zukünftig wunschgemäß von seinem Menschen und Hundeführer abrufbar ist.

Mit der Hundeerziehung verfolgt der Mensch das Ziel, dass der Hund das nötige Rüstzeug erhält, um mit seiner gesamten Umwelt angemessen und möglichst konfliktlos zu interagieren. Ferner sollen mit der Hundeerziehung bestimmte Verhalten erlernt werden, die situativ wenn erwünscht, von seinem menschlichen Sozialpartner gezielt abgerufen werden können. Zudem werden Fertigkeiten aufgebaut, um spezifische Aufgaben zu lösen. Aber auch klare Regeln und Grenzen werden mit der Hundeerziehung dem Vierbeiner vermittelt, wodurch er eine feste Struktur und festen Rahmen erhält, in dem er sich bewegen kann. Dies erhöht seinen Freiheitsgrad, da mit den erlernten Führungstools und Verhalten, stets auf den Hund führungsseitig wirkungsvoll zugegriffen werden kann.

Da im Rahmen der Hundeerziehung zwei völlig unterschiedliche Spezies und zudem Persönlichkeiten mit eigenen Wesen, Charakter und Temperament aufeinandertreffen, ist die Herangehensweise und praktische Umsetzung der angestrebten Erziehungsziele mitunter herausfordernd. Ferner gibt es unzählige Trainingsmethoden und Erziehungsphilosophien, um ein bestimmtes Verhalten aufzubauen, zu modifizieren, korrigieren oder gar zu löschen. Sprich, die Hundeerziehung ist eine komplexe Angelegenheit, die Erfahrung und Wissen verlangt, um anvisierte Trainingsziele erfolgreiche zu erreichen.

Mit der entsprechenden Schulung und dem Üben bestimmter Verhaltensabläufe werden dem Hund bei der Hundeerziehung Lerninhalte vermittelt, um beispielsweise diverse Verhalten des Gehorsams aufzubauen und wenn erwünscht vom Hund auf ein aufgebautes Signal (z.B. Hör- oder Sichtzeichen) situativ einzufordern. Jedem Hundefreund sind Verhaltensweisen wie Sitz, Platz, Komm, Hier, Bleib, Aus, Fuß etc. geläufig, die es für das Führen des Hundes im Alltag unbedingt benötigt.

Aber zur Hundeerziehung gehört noch viel mehr als Sitz und Platz. Denn auch im Hinblick auf die individuelle Persönlichkeitsentwicklung spielen Erziehungsthemen wie Prägung, Sozialisierung und Habituation eine enorme Bedeutung, um das Hundeindividuum zu formen, mit Menschen, artgleichen und artfremden Tieren und allen sonstigen Umwelteinflüssen vertraut zu machen und damit auf sein zukünftiges Hundeleben angemessen vorzubereiten.

Ferner soll der Hund zur Stubenreinheit erzogen werden und idealerweise erst auf der Gassirunde sich löst und nicht im Wohnraum sein Geschäft verrichtet. Richtiges Laufen an der Leine (Leinenführigkeit) oder unangeleinte in der Freifolge, sind ebenfalls Trainingsziele, die mit der Hundeerziehung verfolgt werden. Mit Hilfe des Aufbaus der Impulskontrolle und Frustrationstoleranz wird der Hund dahingehend erzogen, dass er bei Reizeinwirkung bestimmter Außenreize, kontrolliert bleibt und nicht impulsiv auf den einwirkenden Trigger anspringt und der Versuchung erliegt. Ferner braucht es durch die Hundeerziehung einen sicheren Rückruf. Mit diesem wird unerwünschtes Verhalten abgebrochen und der Hund mit einem aufgebauten Rückrufsignal zu Herrchen/Frauchen zurückbeordert. Dies kann den Hund und andere Beteiligte vor großen Gefahren schützen. So z.B., wenn der jagdpassionierte Vierbeiner trotz der Impulskontrolle, einem flüchtenden Stück Wild im Feld oder einer kreuzenden Katze beim Spazieren im Wohngebiet, hinterherhetzen will.

Neben diesen grundlegenden Inhalten der Hundeerziehung, gibt es aufbauende Erziehungsinhalte, um spezielle Aktivitäten wie beispielsweise im Hundesport nachzugehen. Denn auch hier müssen bestimmte Aufgaben und Disziplinen immer wieder geübt und durch die Erziehung erlernt werden. Ansonsten wird es mit der Sportkarriere schwierig. 

Da Hunde jeher als tatkräftige Helfer bei der Bewältigung diverser Arbeiten Menschen unterstützt haben, werden auch heute noch Fellnasen für bestimmte Arbeitsbereiche abgerichtet. Auch diese Hundeausbildungen sind nur mit den unterschiedlichen Erziehungsmethoden zu erreichen. Sprich, auch bei Spezialausbildungen wie die des Rettungshundes, Assistenzhundes, Therapiehundes, Diensthundes, Jagdhundes, Hüte- und Treibhundes etc. wird spezifisch notwendiges Verhalten durch die Hundeerziehung beigebracht, damit dem entsprechenden Hundekandidaten Fähigkeiten und Fertigkeiten anerzogen werden, die er bei der Umsetzung seines Auftrages als Arbeits- und Gebrauchshundes situativ zeigen muss oder durch seinen Hundeführer abrufbar sind.

Wichtige Treiber auf dem Weg zum Erfolg in der Hundeerziehung sind Konsequenz und Disziplin, Geduld und Feinfühligkeit, angemessene Ansprache, Respekt und Vertrauen, souveränes Auftreten und Kompetenz. Denn der Hund will von seinem Herrn und Meister als Lehrling geführt und angeleitet werden, dies aber mit angebrachten und angemessenen Umgangsformen. Die Hundeerziehung erfordert ein konzentriertes und aufmerksames Vorgehen und Beobachten, um das Interesse des Hundes während der Erziehungszeit bei Laune zu halten, Verhalten und Kommunikationssignale mitzubekommen, zu deuten und entsprechend reagieren zu können. Dabei sollten stets die Bedürfnisse des Hundes einbezogen werden. Und das gute ist, das der Vierbeiner zur Befriedigung seiner Bedürfnisse auf seinen Menschen angewiesen ist, der sich dies bei der Hundeerziehung für die erfolgreiche Umsetzung der Ziele, zu Nutze machen kann.

Es gilt aber immer zu bedenken: Es gibt talentiertere und weniger talentierte Hunde. Es gibt gelehrige und lernwillige Hunde, die mit ihrer angelegten Arbeitsintelligenz glänzen. Aber es gibt eben auch Kandidaten, die sich bei der Hundeerziehung etwas schwerer tun, schnell ablenken lassen, folglich mehr Zeit und Verständnis benötigen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und auch Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden. Ferner können Kommunikationsdefizite zu stockendem Vorankommen oder gar Misserfolgen führen. Auch dies gehört zur Hundeerziehung dazu. Zumal das "Problem" natürlich auch beim Menschen liegen kann - und wenn man ganz ehrlich ist, oftmals auch die Quelle der Ursache für etwaige Erziehungsprobleme ist. Immerhin gehören auch in diesem Zusammenhang immer zwei Individuen dazu, die den aktuellen Erziehungs-/Trainingsstand zu verantworten haben. Selbstreflexion bewirkt auch an dieser Stelle oftmals Wunder.

Durch das intensive Miteinander während der Hundeerziehung, gibt es im Idealfall sogar noch einen weiteren positiven Nebeneffekt. Denn durch die Erfolge, den stetigen Kommunikationsaustausch, die Motivation des Vierbeiners mit positiver Verstärkung von erwünschtem Verhalten, Lob und Belohnung, werden die Bindung und Beziehung zueinander gestärkt. Dies führt zu einem harmonischen Verhältnis zwischen Hund und Mensch. Am Ende des Tages wird im Erfolgsfall durch die Hundeerziehung eine funktionierendes und eingespieltes Hund-Mensch-Gespann stehen, das sich aufeinander verlassen kann und für zahlreiche Herausforderungen im Hundealltag, auf dem Hundeplatz oder bei sonstigen Aktivitäten, gut gerüstet ist.

Da die Hundeerziehung mitunter nicht ganz so einfach ist, sich schnell der Fehlerteufel einschleicht und zu unerwünschten Ergebnissen führt, sollten Hundeneulinge/Hundeanfänger von Anfang an, auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Hundetrainer zurückgreifen. Denn je sauberer und sicherer die Grundlagen von Angebinn sitzen, desto effektiver werden die Maßnahmen im Praxisalltag einzusetzen sein und funktionieren. Sowie weiteres Verhalten darauf basierend sich aufbauen lassen.

Wie komplex das Thema Hundeerziehung ist, haben wir in einem dreiteiligen Leitartikel vom wissenschaftlichen Ansatz bis zur praktischen Umsetzung im modernen Hundetraining beleuchtet:

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