Treibhund

Was ist ein Treibhund?

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Zuletzt aktualisiert am: 21.9.2023

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Ein Treibhund ist eine ganz bestimmter Hund, der als Arbeitshund und Gebrauchshund zum Treiben von größeren Gruppen von Vieh und Nutztieren wie Schafen, Ziegen, Rinder, Pferde etc. als unermüdlicher Helfer eingesetzt wird. Treibhunde sind demzufolge als Arbeitstiere für Arbeitszwecke geschaffen worden.

Die Aufgabe eines Treibhundes besteht darin, die Herdentiere von A nach B zu bringen, diese zu eskortieren, anzutreiben und zusammenzuhalten, damit möglichst alle Tiere vollzählig und unversehrt am Bestimmungsort ankommen.

Der Treibhund gehört demnach zu den Herdengebrauchshunden und wird oft im selben Atemzug mit Hütehunden genannt. Genaugenommen sind Treibhunde, Hütehunde und Hirtenhunde (Herdenschutzhunde) allesamt als Herdenhunde zu betrachten, haben aber alle miteinander ursprünglich differenzierte Aufgabenbereiche. Auch wenn die ein oder andere Hunderasse, die offiziell den Hütehunden zugerechnet wird (z.B. Border Collie, Shetland Sheepdog, Australian Kelpie oder Australian Shepherd) im Rahmen ihrer Herdenarbeit ebenfalls als Laufwunder "Treibarbeiten" übernehmen, um die Herde von einem Weideplatz zum nächsten zu verbringen. Und selbst der allerseits bekannte Deutsche Schäferhund war für das Lenken und Steuern von Schafsherden zu seiner Zeit als hauptberuflicher "Schäferhund" zuständig - ebenfalls klassisches Treiben von Vieh und damit Arbeiten, die ein Treibhund von Haus aus, aus dem Effeff beherrscht.

Treibhunde sind also für die Bewegung und das Fortkommen der Herdentiere zuständig. Dies ist das primäre Ziel ihrer Tätigkeit. Sie sind in ihrer Funktion absolute Spezialisten beim Arbeiten an der Herde. Damit die Herdentiere so laufen wie es der Treibhund will, läuft er mit großem Engagement, strategisch die Herde auf und ab. Er agiert mit großer Aufmerksamkeit und Beobachtungsgabe, legt eine immense Arbeitsmoral an den Tag, um seinen Job als Treibhund erfolgreich im Sinne der Viehzüchter und Herdeninhaber, zu absolvieren. Brechen einzelne Herdentiere aus der Gruppe aus und sondern sich ab, werden sie von den Treibhunden gezielt angelaufen, um sie durch ihr aktives Einschreiten zur Herde zurück zu leiten. Bei Bedarf kann es auch ein wenig ruppiger im Sinne des verselbstständigten Herdentieres zugehen, um es zu seinem Glück zu zwingen. Ist es erforderlich, so packt der Treibhund mit seinem Fang kurz an den Fesseln des Nutztieres zu. Durch das leichte Zwicken, bei dem die Herdentiere keinesfalls verletzt werden, "schiebt" der Herdenhund das Vieh an und steuert es gezielt in die gewünschte Richtung und zur Herde zurück. Das Bellen untermauert nachdrücklich beim Vorwärtstreiben die Intention des Treibhundes - es dient der akustischen Kommunikation mit den Herdentieren.

Neben den Aufgaben des Treibens, übernehmen die Treibhunde auch Hütetätigkeiten und im gewissen Rahmen, eine Wach- und Schutzfunktion. Denn sie passen auf die Herde an einem bestimmten Verweilplatz wie der Koppel oder dem Weideplatz auf, damit sich auch dort kein Tier unerlaubt entfernen kann. Ferner halten die Herdenhunde nach möglichen Gefahren von außen Ausschau und versuchen im Rahmen ihrer Möglichkeiten, Bedrohungen von der Herde fernzuhalten.

Der genaue Arbeitsstil und die jeweilige Arbeitsweise hängt von dem eingesetzten Treibhund, der Art der Nutztiere und der örtlichen Begebenheiten ab, denn das Treiben von Rindern in Australien oder von Schafen in der Schweiz oder in Schottland bedingt jeweils eine andere Herangehensweise, was ein differenziertes Anforderungsprofil erfordert.

Um für die unterschiedlichen Aufgaben gut gerüstet und befähigt zu sein, müssen Treibhunde u.a. bewegungsfreudig, aktiv, geländegängig, arbeitswillig, kommunikativ und je nach Job, mehr oder minder kräftig und robust sein. Ferner gelten die Hunde als intelligent, lernwillig und gelehrig, was sich nicht nur beim Arbeiten an der Herde auszahlt, sondern in allen anderen Lebenslagen, ob im gemeinsamen Hundealltag oder beim Interagieren auf dem Hundeplatz beim Hundesport

Treibhunde dienen demnach nicht nur der Verwendung als reine Arbeitstiere, sondern sie werden auf Grund ihrer Wesensmerkmale und dem attraktiven Erscheinungsbild, auch bevorzugt als Haushunde und Familienhunde angeschafft. Dabei können sie mit ihren veranlagten Fähigkeiten und aufgebauten Fertigkeiten, vielseitig bespaßt und beschäftigt werden, angefangen von ausgiebigen und spannenden Spaziergängen oder Reitausflügen, über das Einüben von anspruchsvollen Hundetricks bis hin zu sportlichen Beschäftigungsformen. Des Weiteren trifft man bei der einen oder anderen Treibhunde-Rasse inzwischen auch auf Hunde, die als Diensthunde (Polizei, Zoll, Armee) eingesetzt werden oder gar als fleißige Begleiter von Wildhütern (z.B. Bouvier des Flandres) ihren Einsatzzweck finden.

Treibhunde und Herdengebrauchshunderassen sind vielseitig begabt, sind mit vorzüglichen körperlichen Anlagen und kognitiven Fähigkeiten ausgestattet. Entsprechend müssen sie zur art- und rassegerechten Auslastung, viel bewegt und mit Denksport gefordert werden. Dies muss im Vorfeld eines potentiellen Hundekaufs unbedingt beachtet werden, damit durch die nötigen Haltebedingungen, den Bedürfnissen und Trieben der Herdenhunde umfänglich gerecht getan wird. Sprich, die Hunde durch passende Aktivitäten und Aufgaben voll auf ihre Kosten kommen. Ebenso muss in Sachen Erziehung und Führung, ein adäquates Handling erfolgen - an dieser Stelle braucht es daher die geeigneten Kompetenzen, um als Führungspersönlichkeit an der Seite eines Treib- und Herdenhundes, im Sinne aller Beteiligten, geeignet zu sein.

Apropos verankerte Triebe und Instinkte: Treibhunde bringen einen natürlichen Hütetrieb und verknüpftes Hüteverhalten mit.

In der Rassehundezucht kann man auf einige anerkannte Hunderassen der Fédération Cynologique Internationale (FCI) treffen, die offiziell in der Rassennomenklatur in der Gruppe 1 Sektion 2 als Treibhunde geführt werden:

Ferner wird der Australian Stumpy Tail Cattle Dog ebenfalls den Treibhunden zugerechnet, wird aber Stand heute als vorläufig anerkannte Rasse bei der FCI eingegliedert.

Daneben eignen sich aber auch weitere Hunderassen für das Treiben von Nutztieren, denke man beispielsweise an die Schweizer Sennenhunde (Appenzeller Sennenhund, Berner Sennenhund, Entlebucher Sennenhund, Großer Schweizer Sennenhund).

Das Wording "Treibhund" steht aber nicht nur für den bis hierhin beschriebenen und aktiv eingesetzten "Herdengebrauchshund", der für das Treiben von Vieh verwendet wird. Denn als Treibhunde wurden rückblickend auch spezielle Jagdhunderassen (Laufhunde) bezeichnet, die für Hetz- und Treibjagden von diversem Wild im Revier verwandt wurden. Dies resultiert aus ihrer speziellen Aufgabe, das Wild durchs Revier in Richtung der Jäger zu treiben und so zu positionieren, dass diese das Stück mit einem gezielten Schuss erlegen konnten.

Um mehr über die Arbeitsinhalte und Arbeitsweise von Hüte- & Treibhunden sowie Hirtenhunden, die für den Herdenschutz eingesetzt werden zu erfahren, steht zur weiteren Lektüre unser Leitartikel "Herdengebrauchs-, Hirten-, Herdenschutz- & Hütehund - Rassen und Aufgaben" im Magazin bereit.

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