Grüner Star beim Hund

Diverse Augenerkrankungen beim Hund

Von:
Zuletzt aktualisiert am: 13.9.2023

Nervensystem.png

Als Glaukom, umgangssprachlich Grüner Star, werden Augenerkrankungen bezeichnet, die mit einer Schädigung der Netzhaut und des Sehnervens einhergehen und meist durch einen erhöhten Augeninnendruck zustande kommen. Je nach Ursache, sind verschiedene Therapien möglich. Entsprechend ist auch die Prognose unterschiedlich. Eine fast vollständige Heilung ist als Endeffekt ebenso möglich, wie eine Erblindung oder Entfernung des Augapfels. 



Grüner Star: Betroffene Hunderassen

( Um die Rassebeschreibung der ausgewählten Rasse lesen zu können, bitte auf das Bild klicken! )
01

Erklärung: Was ist Grüner Star beim Hund?

Um was für eine Krankheit beim Hund handelt es sich, wie wird sie diagnostiziert und wie sieht das klinische Bild aus?

Erklärung

Unter dem Begriff Glaukom werden Augenerkrankungen zusammengefasst, bei denen eine Schädigung der Netzhaut und des Sehnervens auftritt und deren Ursache fast immer ein erhöhter Augeninnendruck ist.

Da betroffene Augen meist grau-bläulich schimmern, entstand der Begriff Glaukom (griech.: „bläulich, das Meer betreffend“), der sich zum umgangssprachlichen „Grünen Star“ weiterentwickelte (in Anlehnung an grünliches Meerwasser des Atlantik bzw. grünlich erscheinendes Augenkammerwasser). Dies ist aber nicht gleichbedeutend mit einem „Grauen Star“ (Katarakt), der seinen Namen einer Linsentrübung verdankt und eine eigenständige Erkrankung darstellt. 

Betrachtet man den Aufbau eines Auges, lassen sich grob von vorn nach hinten folgende Anteile unterscheiden: Hornhaut (Kornea) mit Übergang in die Lederhaut (Sklera), vordere Augenkammer, Regenbogenhaut (Iris) mit Ziliarkörper und Pupille, sowie Übergang in die Aderhaut (Choroidea), hintere Augenkammer, Linse, Glaskörper und Netzhaut (Retina) mit Übergang zum Sehnerv. 

Der geleeartige Glaskörper und die mit Kammerwasser gefüllten Augenkammern geben dem Auge seine rundliche Form, indem sie Druck auf die verschiedenen Bestandteile des Auges ausüben. Dieser sogenannte Augeninnendruck bewirkt, dass Retina, Linse und Co. stets an ihrem Platz bleiben. Würden sich die Abstände zwischen ihnen verändern, könnte das ins Auge einfallende Licht nicht mehr richtig gebündelt und „aufgefangen“ werden und der Sehvorgang damit kaum noch möglich. 

Um diesen wichtigen Augeninnendruck aufrecht zu erhalten, sind vor allem die Augenkammern und der Ziliarkörper wichtig. Denn die Zusammensetzung des Glaskörpers ist relativ konstant, während das Kammerwasser ständigem Auf- und Abbau unterliegt. Es wird vom Ziliarkörper gebildet und in die hintere Augenkammer abgegeben. Von dort gelangt es in die vordere Augenkammer. Da frisch gebildetes Kammerwasser wärmer ist als schon vorhandenes bzw. als die angrenzenden Strukturen, steigt es an der Regenbogenhaut auf, gelangt an die Hornhaut, kühlt dort ab und sinkt infolge dessen wieder nach unten. Gelangt es dann in den Kammerwinkel, also den Bereich, in dem Hornhaut und Regenbogenhaut im unteren Kammerteil aufeinandertreffen, fließt es über den dort befindlichen Schlemm’schen Kanal ab. Durch diesen gelangt es an ein Venengeflecht und somit ins Blutsystem. 

Über diesen Kreislauf können Nährstoffe aus dem Blut zu den Augenbestandteilen transportiert werden und deren Abfallprodukte zum Weitertransport über das Blut in Leber und Nieren gelangen. 

Das Kammerwasser hat also lichtbrechende, druckstabilisierende und ernährende Funktion. Kommt es nun zu Veränderungen in der Zusammensetzung, der Bildung oder dem Abtransport des Kammerwassers, hat dies negative Folgen für den Sehvorgang und die Strukturen des Auges. Im Falle des Glaukoms liegt das Problem meist beim Abtransport. Durch angeborene oder erworbene Veränderungen am Augenwinkel kann das Kammerwasser nicht mehr abfließen und der Druck steigt. 

Lastet mehr Druck auf den Augenbestandteilen führt dies zu Durchblutungsstörungen und dadurch zu Schädigungen. Besonders dramatisch ist das im Bereich der Netzhaut und des Sehnervs. Die Netzhaut wandelt mit ihren Photorezeptoren (Stäbchen und Zapfen) das einfallende Licht in elektrische Impulse um, die über den Sehnerv ans Gehirn weitergeleitet werden und dadurch ein Bild projizieren. Nimmt sie Schaden, können wir also schlechter bis gar nicht mehr sehen.  

Es gibt aber auch Glaukome mit normalem Augeninnendruck. Bei diesen ist der Grund für die Schädigungen bislang ungeklärt, man vermutet lokale Durchblutungsstörungen im Bereich des Sehnervs.

Anhand ihrer Ursachen können Glaukome in zwei Gruppen eingeteilt werden:

Bei Primärglaukomen kommt es ohne vorherige Augenerkrankung zu den typischen Schädigungen der Retina bzw. des Sehnervs. Dabei kann entweder der Kammerwinkel (Winkelblockglaukom) an sich verengt oder das Abflusssystem im Kammerwinkel (Trabekelwerk) gestört sein (Offenwinkelglaukom), wodurch der Augeninnendruck steigt. Diese Veränderungen sind meist erblich bedingt und treten bei verschiedenen Hunderassen, z.B. nordischen Schlittenhunderassen, Retrievern, Beagle, Entlebucher Sennenhund, Magyar Viszla, Chow-Chow, Shih Tzu und einigen weiteren auf. 

Sekundärglaukome hingegen sind Folge einer anderen Erkrankung. Hier entsteht der erhöhte Augeninnendruck z.B. durch Einblutungen ins Augeninnere, Ansammlungen von Proteinen, Pigmenten oder anderen Stoffwechselprodukten, einen Vorfall der Regenbogenhaut in den Kammerwinkel oder Gefäßverschlüsse. Ursachen können Diabetes mellitus, Erkrankungen der Regenbogenhaut (Uveitis, Pigmentdispersion), eine Verlagerung der Linse (Linsenluxation), Verletzungen des Augapfels, Tumoren oder auch Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Kortison) sein. 

Glaukompatienten zeigen typischerweise die sogenannte Glaukomtrias: gerötetes Auge, weitgestellte Pupille und getrübte Hornhaut. Die Rötung des Auges kommt dabei durch eine vermehrte Durchblutung der kleinen Gefäße des weißen Augenanteils (Episkleralgefäße) zustande. Die weitgestellte Pupille führt zu einem vermehrten Lichteinfall, wodurch ein Teil der hinteren Augenwand (Tapetum lucidum) stärker reflektiert und das Auge grünlich leuchtet. Dieses Phänomen kennt man z.B. vom Aufleuchten tierischer Augen im Scheinwerferlicht bei nächtlichen Autofahrten. Das Auge kann aber auch gräulich erscheinen, durch Trübung der Hornhaut. Da die Erhöhung des Augeninnendruckes sehr schmerzhaft ist, zeigen viele Hunde auch vermehrtes Blinzeln / Kneifen des Auges. Dies kann mit einer Bindehautentzündung verwechselt werden. Manche leiden aber auch still vor sich hin und sind einfach nur ruhiger als sonst. In ausgeprägten Fällen ist auch äußerlich schon eine Drucksteigerung erkennbar, indem ein Auge deutlich größer erscheint als das andere. Ursache sind hier meist Tumoren, die zusätzlich zur Erhöhung des Innendruckes das Auge nach außen drücken. 

Wenn Sie eines oder mehrere dieser Symptome bei Ihrem Vierbeiner erkennen, sollten Sie umgehend Ihren Tierarzt aufsuchen. Denn je später ein Glaukom erkannt und behandelt wird, desto größer ist die Schädigung des Auges, sodass der Hund erblinden kann oder sogar der Augapfel entfernt werden muss. 

Eine einfache Augenuntersuchung kann bei jedem Tierarzt erfolgen. Bestätigt sich der Glaukomverdacht, werden Sie aber in der Regel an einen Spezialisten überwiesen (Veterinär-Ophthalmologe). Dieser kann mit speziellen Untersuchungen Ausmaß und Ursache des Glaukoms am besten feststellen und die geeignetste Behandlungsmöglichkeit ermitteln. 

Zunächst wird das Auge äußerlich betrachtet, dann erfolgen eine Augendruckmessung, eine allgemeine Untersuchung der verschiedenen Strukturen des Auges mittels einer Spaltlampe, eine Untersuchung des Augenhintergrundes (Netzhaut mit Sehnervanteilen) mittels eines Ophthalmoskops und die sogenannte Gonioskopie zur Beurteilung des Kammerwinkels. Weitere Untersuchungen können folgen. 

Die Prognose hängt vom Ausmaß der Schädigung, den betroffenen Strukturen, der eventuellen Grunderkrankung durch der Ansprechbarkeit des Patienten auf die Therapie ab.

Bei Sekundärglaukomen sollte natürlich zunächst die Grunderkrankung behandelt werden. Sonst wird das Auge nicht auf die Glaukomtherapie ansprechen oder sich erneut bilden. Zur Behandlung eines Primärglaukoms bzw. therapiebegleitend zu einem Sekundärglaukom sind verschiedene Maßnahmen möglich:

  • Wichtigster Punkt ist die Drucksenkung. Diese erfolgt mit Medikamenten, die entweder den Kammerwasserabfluss fördern, die Kammerwasserneubildung hemmen oder allgemein die Wasserausscheidung im Körper fördern und dadurch zu einer Volumenabnahme des Glaskörpers führen. 
  • Um dem Hund Linderung zu verschaffen, bis der Augeninnendruck sich normalisiert hat, können verschiedene Schmerzmittel zum Einsatz kommen. Wird bei der Behandlung eines Sekundärglaukoms (z.B. aufgrund einer Uveitis) ein Entzündungshemmer eingesetzt, ist dies selten nötig, da die meisten Entzündungshemmer auch schmerzlindern wirken. 
  • Bei Schädigung der Nervenzellen der Netzhaut bzw. des Sehnervs fällt vermehrt Glutamat an, welches zu einem Kalziumüberschuss in den noch gesunden Zellen führen kann und damit die Zellschädigungen vorantreibt. Um diesem Phänomen entgegen zu wirken können Wirkstoffe eingesetzt werden, die Glutamatrezeptoren hemmen. 
  • Spricht der Patient auf die konservativen Behandlungsmethoden nicht an oder ist die Schädigung des Sehnervs schon zu weit fortgeschritten, bleibt nur der chirurgische Weg. Dabei kann der Ziliarkörper verändert oder störendes Material entfernt werden. Zum Einsatz kommen hier i.d.R. spezielle Laser. Im schlimmsten Fall muss der Augapfel komplett entnommen werden (Enukleation). Dies ist vor allem bei Tumorerkrankungen notwendig. Für das Tier ist die Enukleation nicht besonders dramatisch. Hunde gewöhnen sich schnell an die neue Situation. Selbst bei schlechtem Sehvermögen des verbleibenden Auges oder beidseitiger Enukleation meistern sie ihren Alltag meist sehr gut. Hierbei kann übrigens analog zum Menschen entweder die Augenhöhle verschlossen oder aber ein künstliches Auge eingesetzt werden. 

Um ein Glaukom möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen, ist es wichtig, regelmäßig auf Veränderungen am Hund, insbesondere der Augen zu achten. Sollten Sie Veränderungen bemerken, lassen sie ihr Tier lieber zu früh als zu spät untersuchen. Dies gilt insbesondere für Vertreter Glaukomanfälliger Hunderassen. So ersparen Sie ihrem Liebling unnötiges Leiden und erhalten seine Lebensqualität, damit sie noch viele schöne Dinge gemeinsam (mit den Augen) entdecken können. 

02

Was führt zu Grünem Star beim Hund? Risiken & Ursachen

Welche Risikofaktoren und Ursachen sind für den Grünen Star beim Hund bekannt?

Risikofaktoren

  • Rassedisposition (Sib. Husky, Samojede, Alask. Malamute, Chow-Chow, Shar Pei, Shih Tzu, Golden Retriever, Flat Coated Retriever, Magyar Viszla, Beagle, Basset, Entlebucher Sennenhund…)
  • Diabetes mellitus
  • Linsenluxation
  • Uveitis und andere Erkrankungen der Regenbogenhaut (Iris)
  • Gefäßverschlüsse
  • Tumoren
  • Verletzungen des Auges
  • Medikamente (z.B. Kortison)
03

Grüner Star: Symptome & Krankheitsanzeichen beim Hund

Welche Symptome und Krankheitsanzeichen sind für den Grünen Star beim Hund bekannt und wie äußert sie sich?

Symptome & Krankheitsanzeichen

  • Rötung des Auges (gesteigerte Durchblutung der Episkleralgefäße)
  • Hornhauttrübung
  • erweiterte Pupille
  • vermehrtes Blinzeln / Kneifen des Auges
  • vergrößertes / vorverlagertes Auge
  • Wesensveränderungen
04

Behandlung & Therapie von Grünem Star beim Hund

Wie kann der Grüne Star beim Hund behandelt und therapiert werden?

Behandlung

  • Konservativ
    • Behandlung der Grunderkrankung
    • Verbesserung des Kammerwasserabflusses
    • Verminderung der Kammerwasserproduktion
    • Förderung der Wasserausscheidung
    • Entzündungshemmung
    • Schmerztherapie
    • Hemmung von Glutamatrezeptoren
  • Chirurgisch
    • Veränderung des Ziliarkörpers (i.d.R. mittels Laser)
    • Entfernung des Augapfels (Enukleation)
05

Grüner Star beim Hund - Vorbeugung & Prävention

Welche präventiven Maßnahmen helfen hinsichtlich dem Grünen Star beim Hund und was kann der Halter vorbeugend tun?

Vorbeugung

  • regelmäßige Kontrolle der Augen
  • rechtzeitiges Reagieren bei Auftreten von Augenveränderungen

Hat dir der Inhalt gefallen? Dann teile ihn doch auch mit anderen:

VGWort Zählpixel