Osteochondrosis dissecans (OCD) beim Hund

OCD - Eine Erkrankung die viele große Hunde belastet

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Zuletzt aktualisiert am: 13.9.2023

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Die Osteochondrosis dissecans (OCD) ist eine degenerative Knochen-Knorpel-Erkrankung, die vor allem große Hunde betrifft und meist am Schultergelenk auftritt. Sie geht oft mit Bildung eines freien Gelenkkörpers einher. Mittel der Wahl ist eine frühzeitige chirurgische Behandlung, um weitere Schäden zu vermeiden. Die Prognose ist in der Regel gut, eine nachfolgende Arthrose des betroffenen Gelenkes ist allerdings nicht zu vermeiden.

Lateinischer Name Osteochondrosis dissecans
Englischer Name osteochondritis dissecans
Synonyme
  • OC
  • OCD
  • Osteochondrose dissecans
Meldepflicht -
Anzeigepflicht -
Zoonose Nein


Osteochondrosis dissecans: Betroffene Hunderassen

( Um die Rassebeschreibung der ausgewählten Rasse lesen zu können, bitte auf das Bild klicken! )
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Erklärung: Was ist Osteochondrosis dissecans (OCD) beim Hund?

Um was für eine Krankheit beim Hund handelt es sich, wie wird sie diagnostiziert und wie sieht das klinische Bild aus?

Erklärung

Unter Osteochondrosis dissecans (OCD) bei Hunden versteht man eine degenerative, also auf Verschleiß beruhende, Erkrankung des Gelenkknorpels bzw. des darunterliegenden subchondralen Knochens (Osteon = Knochen, Chondros = Knorpel). 

Dieser „Verschleiß“ tritt aber, anders als man es erwarten würde, nicht bei älteren Hunden auf, sondern vornehmlich bei Junghunden im Alter von ca. 4-14 Monaten. Um zu verstehen, warum das so ist, muss man sich den Aufbau des Gelenkknorpels genauer ansehen: 

Wie Gelenkkapsel, Sehnen, Bänder und gelenkbildende Knochen miteinander in Verbindung stehen können Sie in unserem Arthrose-Artikel im Detail nachlesen. 

Schauen wir nun genauer in ein Gelenk hinein, sehen wir den glatten und geschmeidigen hyalinen Gelenkknorpel (hyalin = glasig), der die Enden der gelenkbildenden Knochen überzieht. Dieser Knorpel ist druckelastisch bzw. verformbar, sodass er bei Belastung als Stoßdämpfer wirkt und den darunterliegenden Knochen des Hundes schützt. 

Schauen wir noch eine Etage tiefer, können wir erkennen, dass der Knorpel in mehrere Schichten unterteilt ist: 

Die oberflächliche Zone reduziert Reibung und Scherkräfte, sodass sich die Knochen bei Bewegung nicht gegenseitig abreiben. 

Die anschließende zweite Zone wird auch als Übergangszone bezeichnet und ist durch Kollagenarkaden gekennzeichnet, also bogenförmig angeordnete Kollagenfasern. 

Diese verlaufen in der dritten Zone senkrecht, weshalb man hier auch von der radialen Zone spricht. Der spezielle Verlauf der Kollagenfasern in Zone 2 und 3 ermöglicht es ihnen, äußeren Kräften in gewissem Maße nachzugeben, aber dabei trotzdem stabil zu bleiben und so Kompressionen zu absorbieren. Sie sind also maßgeblich für die Stoßdämpferfunktion des Knorpels beim Hund verantwortlich. Wichtig für diese Funktion ist außerdem die „Füllung“ (Matrix) des Knorpels, die aus wasserbindendem Material besteht und ihn dadurch glatt und geschmeidig macht. 

An die dritte Zone schließt sich, getrennt durch eine dünne calciumreiche Schicht (Tidemark), die kalzifizierte vierte Zone an. Diese ist durch Mineralstoffeinlagerungen schon deutlich härter, als die anderen Anteile des Knorpels. Sie verbindet sich mit dem darunterliegenden subchondralen (sub = unter, chrondros = Knorpel) Knochen, der in das „normale“ Knochengewebe übergeht. 

Da der Knorpel keine Blutgefäße besitzt, muss er auf andere Weise mit Nährstoffen versorgt werden. Dies geschieht durch Gelenkbewegungen, die zu einem Wechsel aus Kompression und Entspannung des Knorpelgewebes führen. Dabei saugt der Knorpel Gelenkflüssigkeit ein bzw. lässt diese wieder frei und kann somit Nährstoffe aufnehmen und Abfallprodukte abgeben. Ähnlich wie ein Schwamm Wasser aufsaugt und abgibt. 

Bei der Osteochondrosis dissecans (OCD) kommt es aufgrund von Wachstumsstörungen zu einer Verdichtung der Knorpelschicht, was diesen „Schwamm-Mechanismus“ und damit die Knorpelernährung erschwert. Wird der Knorpel nicht optimal versorgt, ist er nicht mehr so widerstandsfähig und es bilden sich kleine Risse, die zu größeren Defekten anwachsen können. Damit einher geht eine Schädigung des subchondralen Knochens, wobei noch nicht abschließend geklärt ist, ob diese Schädigung Ursache oder Folge der Knorpelwachstumsstörung ist. Sind die Knorpeldefekte sehr ausgeprägt, können sich Teile des Knorpels (mit oder ohne Knochengewebe) ablösen und als sogenannte Gelenkkörperchen frei in der Gelenkhöhle vorliegen. Diese Gelenkkörperchen (Dissekat) geben der OCD ihren Namen und werden auch als Gelenkmaus, Knorpelschuppe, Chip oder Flap bezeichnet. 

Ursache für die Wachstumsstörung des Knorpels bzw. Knochens bei der Osteochondrosis dissecans beim Hund sind zum einen erbliche Komponenten, zum anderen Fütterungsfehler, wie unausgewogene Calciumversorgung oder zu hoher Energiegehalt des Futters. Betroffen sind vor allem Hunde großer Rasse, da sie oft die erwähnte Erbkomponente besitzen, sich Fütterungsfehler bei ihnen deutlicher bemerkbar machen, als bei kleinen Rassen, und durch das höhere Eigengewicht die Gelenke mehr Belastung aushalten müssen. 

Das Körpergewicht des Hundes lastet zu etwa 60% auf den Vordergliedmaßen, wodurch die OCD bei Hunden vor allem dort vorkommt. Am häufigsten ist dies im Schultergelenk der Fall, aber auch die Ellbogen sind, im Rahmen der Ellbogengelenkdysplasie, oft betroffen. An der Hintergliedmaße findet man die OCD im Sprunggelenk oder Kniegelenk.

Erste Probleme treten bei Hunden schon ab einem Alter von 4 Monaten auf, werden aber häufig übersehen oder nicht ernst genommen, sodass die Diagnose einer Osteochondrosis dissecans Erkrankung meist erst im Alter von ca. 1 Jahr gestellt wird. Typisch für die OCD sind intermittierende Lahmheiten, also Probleme beim Laufen, die kommen und gehen. Grund hierfür sind die Gelenkkörperchen und ihre Entstehung. Sind die Defekte vorhanden, aber noch fest am Knochen, führen sie bei Druck zu Schmerzen. Denn der Knorpel selbst besitzt zwar keine Nerven und Blutgefäße, der darunterliegende Knochen aber schon. So führt jede Gelenkbewegung zu Druck des Knorpeldefektes auf den Knochen und damit zu Schmerzen und Entzündung beim betroffenen Hund. Lösen sich die Defekte vom Knochen ab und schwimmen frei in der Gelenkflüssigkeit, nehmen die Schmerzen ab, da nichts mehr „drückt“. Erst wenn sie durch Gelenkbewegung eingeklemmt werden bzw. auf die gelenkbildenden Strukturen treffen, entstehen wieder Schmerzen. Der freiliegende subchondrale Knochen wird ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Ohne die schützende Knorpelschicht ist er den Druck- und Scherkräften im Gelenk ohne Widerstand ausgesetzt. Es kommt zu Entzündungsreaktionen, die wiederum zu weiteren Schäden führen können (Knorpel- und Knochendefekte, Arthritis, Arthrose). Mit jeder Gelenkbewegung wird der Schmerz daher schlimmer. Dies erklärt auch, warum die Lahmheit bei Belastung, z.B. längeren Spaziergängen, zunimmt und sich der Hund nicht, wie bei einer Arthrose, „einläuft“. 

Falls Ihr Vierbeiner einer großen Hunderasse angehört und wiederkehrend Lahmheiten zeigt, sollten Sie unbedingt Ihren Tierarzt/Tierärztin aufsuchen. Diese können mittels orthopädischer Untersuchung, Röntgen und/oder weiterer Diagnostik (CT, Arthroskopie) die Diagnose Osteochondrosis dissecans (OCD) bei ihrem Hund stellen.

Da man weder Knorpelschädigung, noch Gelenkkörperchen, mit konservativen Mitteln behandeln kann, ist ein operativer Eingriff der wichtigste Schritt der OCD-Behandlung. Nur so können Folgeschäden (weitere Knorpelschädigung, Arthrose) so gering wie möglich gehalten und eine dauerhafte Schmerzfreiheit beim an Osteochondrosis dissecans erkrankten Hund erreicht werden. Vor und nach der Operation sollte mit Schmerzmitteln, Entzündungshemmern und Physiotherapie begleitend behandelt werden. Ziel der OP ist es, geschädigtes Material und Gelenkkörperchen zu entfernen und den Knorpel zur Regeneration anzuregen. Da der Körper die Defekte allerdings nicht mit hyalinem Knorpel, sondern mit Ersatzknorpel (Faserknorpel) auffüllt, wird die ursprüngliche Elastizität und Belastbarkeit nicht mehr erreicht. Ebenso neigen die Gelenke, aufgrund der Vorschädigung und den Manipulationen während der OP, eher zur Arthrose, als gesunde Gelenke. Entsprechend muss unterstützend gehandelt werden. Was sie hierfür vorbeugend oder lindernd tun können, haben wir in einem eigenständigen Artikel für Sie zusammengefasst.

Die Prognose ist bei Schulter-OCD sehr gut, da die Operation vielversprechend ist und gute bis sehr gute Ergebnisse liefert. Bei Ellbogen-, Knie- und Sprunggelenk-OCD ist die Prognose eher mäßig bis schlecht und der Nutzen einer OP, je nach Schwere und Position des Defektes, umstritten.

Da die OCD beim Hund durch Genetik und Fütterung maßgeblich beeinflusst wird, sind hier die wichtigsten Ansatzpunkte der Prophylaxe, also Vorbeugung/Prävention:

Betroffene Tiere sollten nicht zur Zucht verwendet werden und der Züchter, sowie die Besitzer von Geschwistertieren über die Erkrankung informiert werden. Weiterführende Informationen über Erbkrankheiten finden sie in unserem gesonderten Artikel "Was ist eine Erbkrankheit" oder in unseren Rassebeschreibungen.

Die Fütterung sollte adäquat erfolgen, also an Rasse, Aktivitätslevel und Nutzung des Hundes angepasst sein. Alles Wichtige rund um die Hundeernährung können Sie in unserem Magazin unter der Rubrik "Ernähung" und in unserem Lexikon nachlesen. Außerdem haben wir die häufigsten Themen der Hundeernährung in einem gesonderten Artikel mit dem Titel "Do´and Dont´s der Hundefütterung" zusammengefasst.

Auch die Art der Freizeitbeschäftigung, sowie die Intensität der körperlichen Betätigung spielen eine Rolle. Denn überlastete Gelenke neigen natürlich mehr zu Schäden, als normal belastete. Tipps hierfür finden Sie in unserem Magazin oder im Artikel „Arthrose“.

Wenn Sie die hier aufgeführten Punkte beherzigen und im Krankheitsfall schnell handeln, steht einem erfüllten Hundeleben (fast) nichts im Wege. 

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Was führt zur Osteochondrosis dissecans (OCD) beim Hund? Risiken & Ursachen

Welche Risikofaktoren und Ursachen sind für die Osteochondrosis dissecans beim Hund bekannt?

Risikofaktoren

  • Genetik
  • Fütterung
  • Aktivität
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Osteochondrosis dissecans (OCD): Symptome & Krankheitsanzeichen beim Hund

Welche Symptome und Krankheitsanzeichen sind für die Osteochondrosis dissecans (OCD) bekannt und wie äußert sie sich?

Symptome & Krankheitsanzeichen

  • wiederkehrende Lahmheit
  • Unwilligkeit angefasst zu werden (Vermeidung von Berührungen)
  • zögerliches Spazierengehen
  • Bewegungsunlust
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Behandlung & Therapie von Osteochondrosis dissecans (OCD) beim Hund

Wie kann die Osteochondrosis dissecans beim Hund behandelt und therapiert werden?

Behandlung

  • Konservativ
    • Schmerzmittel / Entzündungshemmer
    • Physiotherapie
  • Chirurgisch
    • Entfernung geschädigten Materials
    • Entfernung Gelenkkörperchen
    • Aufbereitung des Gelenkknorpels / subchondralen Knochens als Anregung zur Regeneration 
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Osteochondrosis dissecans (OCD) beim Hund - Vorbeugung & Prävention

Welche präventiven Maßnahmen helfen hinsichtlich der Osteochondrosis dissecans und was kann der Halter vorbeugend tun?

Vorbeugung

  • verantwortungsvolle Zucht
  • adäquate Fütterung
  • adäquate Bewegung (Art, Dauer, Intensität) 

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