Verhaltenskorrektur beim Hund
Was ist eine Verhaltenskorrektur bei Hunden?
Von:
Carsten Becker
Zuletzt aktualisiert am: 21.12.2023
Mit einer Verhaltenskorrektur wird beabsichtigt, ein bestimmtes Verhalten des Hundes durch einwirkende Maßnahmen zu korrigieren und gezielt zu verändern. Im Regelfall wird eine Verhaltenskorrektur angestrebt, wenn der Hund Verhalten zeigt, dass unerwünscht ist - sprich ein spezifisches Verhaltensproblem diverser Art und Ausprägung besteht.
Hunde lernen zügig neue Verhalten ein. Dies können Verhalten sein, die so gewollt und erwünscht sind, andere hingegen aufgebaut wurden, die ihr eher als störend, nervend oder gar aus Risikogründen als No-Gos betrachtet.
Der Hund als Individuum ist das Ergebnis vererbter und angeborener Eigenschaften, die durch die genetischen Vorgaben seiner Elterntiere und Vorgängergenerationen dieser, stark beeinflusst werden. Daher ist es aus dieser Sicht wichtig, beim Welpenkauf darauf zu achten, ob der Welpe aus einer Zucht stammt, wo die Eignung der Zuchthunde durch eine Zuchttauglichkeitsprüfung vorab gecheckt wurde. Sprich, die potentiellen Zuchtkandidaten/-innen in Sachen Gesundheit, Wesen, Verhalten und Phänotyp auf Herz und Nieren kontrolliert wurden. Vorbelastete Hunde werden demnach von der Zucht ausgeschlossen, um möglichst rund um gesunde vitale, verhaltenssichere und sozialverträgliche Welpen zu züchten. Neben den erblichen Faktoren, kommt es dann ab der Geburt maßgeblich auf die erworbenen und erlangten Einflüsse, Erfahrungen, Eindrücke und Lerninhalte an, die während der Welpenaufzucht und über das gesamte Leben auf die jeweilige Hundepersönlichkeit einwirken, ihn formen und als Individuum entwickeln. Ob positiv oder negativ betrachtet. Hieraus baut der Vierbeiner dann auch sein Verhaltensrepertoire auf, folglich wie er mit seiner gesamten Umwelt interagiert und kommuniziert.
Wählt ihr nun sogar einen Hund als euren tierischen Lebenspartner, der bereits durch sein Alter Lebenserfahrungen diverser Art gesammelt hat und via Adoption aus dem Tierheim oder einer ausländischen Tierschutzorganisation zulegt, bringt dieses Hundeindividuum eine eigene Vorgeschichte mit. Und wie diese Persönlichkeitsentwicklung und -formung durch dessen individuell geprägten Lebenslauf beeinflusst wurde, kann, muss aber nicht vollends bekannt sein. Auf jeden Fall verfügt dieser Hund über ein Verhaltensrepertoire, mit dem ihr als zukünftiger Besitzer umgehen müsst. Und hierbei können verschiedene Verhalten entwickelt, aufgebaut und angelegt worden sein, die eine Verhaltenskorrektur erforderlich machen.
Den größten Einfluss auf das Verhalten des Hundes nehmen seine eigenen Bedürfnisse. Denn diese stehen aus Sicht des Hundes stets in seinem Fokus und wollen befriedigt werden. Demnach sollte wiederum der Fokus des Menschen in seinem Tun mit dem eigenen Hund, ebenfalls in der Bedürfnisbefriedigung des Hundes liegen und damit Gegenstand der Erziehung und alltäglichen Führung sein.
Bei einer angestrebten und mitunter notwendigen Verhaltenskorrektur ist im Regelfall der Hundeprofi gefragt. Natürlich gibt es auch zahlreichen Hundebesitzer mit viel Hundeerfahrung und kynologischer Sachkenntnis, die sich dem "Problem" selber annehmen können und durch Trainingsmaßnahmen das unerwünschten Verhalten abbauen, korrigieren und löschen. Aber oftmals ist die tatkräftige Unterstützung durch einen Hundetrainer oder gar Verhaltenstherapeuten notwendig, um dem oder den Verhalten mit geeigneten Maßnahmen entgegenzuwirken. Es wird eine Verhaltensanalyse im normalen Hundealltag erfolgen, damit sich ein genaues Bild für den Profi ergibt. In Folge dessen wird ein Trainings- und/oder Behandlungsplan zusammengestellt und durch regelmäßige Hundetrainings umgesetzt. Je nach Verhalten muss der verantwortliche Halter viel Geduld mitbringen, denn was sich über eine lange Zeit aufgebaut und verfestigt hat, kann nicht über Nacht verschwinden. Sprich, oft braucht es viele Trainingseinheiten über Monate, manchmal gar eine jahrelange Therapie.
Welche unerwünschten Verhalten, Verhaltensauffälligkeiten, Störungen und Verhaltensprobleme erfordern denn beispielsweise eine Verhaltenskorrektur?
Dies können ganz banale Verhalten sein, wenn der Hund z.B. beim Gassigehen ständig an der Leine zieht. Es kann aber auch etwa von der Schärfe ausgeprägter sein, da sich euer Rüde häufig mit anderen Rüden bei Hundebegegnungen aus dem Nichts heraus anlegt und sofort Aggressionsverhalten zeigt. Aber damit nicht genug, so können auch Verhaltensprobleme den Vierbeiner und dessen Umfeld belasten, da er ständig seinem eigenen Schwanz im Kreis hinterherjagt oder in der Luft imaginäre "Fliegen" mit der Schnauze fängt.
Vielleicht jault und heult der Vierbeiner auch, wenn ihr das Haus verlasst und euer Nachbar beschwert sich zum zigsten Mal. Mancher Halter berichtet davon, dass sein verfressener Beagle alles an Fressbarem schnappt und zügig verschlingt, was ihm vor das Maul kommt - der eine oder andere Kandidat ist sogar so findig, dass er alleine auf Erkundungstour zu Hause geht, sich die Schränke oder Vorratskammer selber öffnet, um an Nahrungsmittel zu geraten.
Wie ihr seht, kann aus ganz verschiedenen Gründen eine Verhaltenskorrektur angesagt sein. Wichtig ist vor allen Dingen, durch entsprechende Aufmerksamkeit jegliches unnormales und unerwünschtes Verhalten mitzubekommen, um dann rechtzeitig sich als erfahrener Halter darum zu kümmern oder eben einen Hundeprofi zu kontaktieren.
Wie komplex das breite Feld der Konditionierung und der modernen Trainingsmethoden ist, könnt ihr nun in epischer Breite in unserem dreiteiligen Leitartikel von der wissenschaftlichen Entwickling der Lerntheorien bis hin zur praktischen Anwendung nachlesen:
- Hunde die bellen, beißen nicht?
- Das Anti-Giftköder-Training ist ratsam für die Erziehung des Hundes
- Schon wieder ist der Hund entlaufen - einfach ausgebüchst!
- Unerwünschtes Verhalten: Anspringen von Menschen durch den Hund
- Hundetraining: Das erlernte Entspannen des Hundes mit Entspannungssignalen
- Lerntheorie I: Die wissenschaftlichen Grundlagen modernen Hundetrainings – Pawlow, Skinner & Co
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