Entropium beim Hund
Eine Fehlstellung des Augenlids beim Hund
Von:
Vanessa Lässig
Zuletzt aktualisiert am: 13.9.2023
Unter Entropium versteht man ein angeborenes oder erworbenes Einrollen des Augenlides Richtung Augapfel/Hornhaut. Zugrunde liegen meist zuchtbedingte Anomalien des Lides bzw. der Kopfhaut. Eine Operation ist Mittel der Wahl, kann aber durch konservative Behandlung hinausgezögert werden.
Lateinischer Name | Entropium |
Englischer Name | entropion |
Synonyme |
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Meldepflicht | - |
Anzeigepflicht | - |
Zoonose | Nein |
Entropium: Betroffene Hunderassen
Erklärung: Was ist ein Entropium beim Hund?
Erklärung
Ein Einrollen des Augenlides nach Innen (Richtung Hornhaut/Augapfel) wird als Entropium bezeichnet. Meist tritt es am unteren Augenlid auf, seltener am oberen oder an beiden Lidern.
Häufigste Ursache bei Hunden sind angeborene Anomalien bzw. züchterische Ursachen. So können, rasseunabhängig, veränderte Augenlider von Geburt an auftreten (Einzelfälle) oder aber (weitaus häufiger!) durch züchterische Maßnahmen schlaffe Lider entstehen. Letzteres ist v.a. bei kurznasigen („brachyzephalen“) Hunden der Fall bzw. bei solchen mit ausgeprägten Gesichtsfalten (Mops, Bulldogge, Shar Pei, Chow Chow, Pekinesen etc.).
Position und Bewegung der Augenlider werden durch ein Gegenspiel verschiedener Muskeln am Auge bzw. Lid und durch die natürliche Spannung der Gesichtshaut geregelt. Fällt nun bei den genannten Rassen diese natürliche Spannung der Haut aufgrund von Faltenbildung weg, verliert auch das Augenlid seine Spannung und rollt sich ein. Es „fällt“ quasi ins Auge, da zu viel Haut für „zu wenig Kopf“ vorhanden ist.
Eine andere Ursache kann eine Beeinträchtigung des Gegenspieles der anspannenden und erschlaffenden Muskulatur am Augenlid sein. Zum Beispiel im Alter bei physiologischer Erschlaffung oder infolge einer Krampfung der Muskulatur („Spasmus“). Eine weitere erworbene Entropium-Ursache sind Narbenbildungen am Augenlid, nach einem Unfall oder einer Bissverletzung. Das straffe Narbengewebe behindert die Arbeit der Muskulatur bzw. verschiebt die Haut und führt so zu einem Einrollen des Lids.
Sowohl angeboren als auch erworben kann ein „eingefallenes Auge“ auftreten (zu klein ausgebildeter Augapfel, Schrumpfung des Fettkörpers hinterm Auge aufgrund von Mangelernährung, zu groß ausgebildete Augenhöhle). Der zu weit in der Augenhöhle liegende Augapfel („Enophthalmus“) gibt dann keinen natürlichen „Widerstand“ mehr und so kann das Lid in die Augenhöhle „einfallen“ = einrollen.
Je nach Ausmaß des Entropiums fallen die Hunde schon äußerlich durch das veränderte Lid oder aber zunächst durch Kneifen des Auges oder vermehrten Tränenfluss auf. Grund hierfür sind die Wimpern bzw. Haare am Augenlid, die in unterschiedlich starkem Maße die Hornhaut reizen, was ein Fremdkörpergefühl und mehr oder weniger starke Schmerzen verursacht („Trichiasis“). Durch das Einrollen ist der Abfluss der Tränenflüssigkeit gestört, wodurch die, aufgrund der Reizung der Hornhaut, vermehrt gebildete Flüssigkeit nur noch schlecht bis gar nicht abfließen kann. Dieser gestörte Abfluss und die ständige Reizung der Hornhaut führen infolge („sekundär“) meist zu Entzündungen am Auge („Konjunktivitis“, „Keratitis“, „Skleritis“). Werden diese Veränderungen zu spät erkannt bzw. behandelt, kann es zu einer teilweisen Erblindung führen.
Mittel der Wahl zur Behandlung des Entropiums ist eine Operation, bei der ein Stück des betroffenen Lids entnommen und der verbleibende Teil in möglichst physiologischer (= normaler) Form vernäht wird, sodass eine korrekte Lage des Augenlides hergestellt ist. Diese Operationen werden von den meisten Tierärzten durchgeführt. Ein Besuch beim Spezialisten („Kleintierophthalmologe“ = Augenarzt) ist aber anzuraten, um weitere Veränderungen am Auge auszuschließen oder diese am selben OP-Tag gegebenenfalls mit zu behandeln und so dem Tier eine weitere Narkose zu ersparen.
In ausgeprägten Fällen kann allerdings auch eine zweite oder dritte Operation nötig sein, um das Entropium komplett zu beseitigen.
Um eine OP zu umgehen oder hinauszuzögern, können auch konservative Straffungen des Lids mittels Klammern, Pflastern oder Nähten versucht werden. Diese sind aber keine Dauerlösung.
Bei rechtzeitigem Erkennen und Behandeln ist die Prognose gut und bleibende Hornhautschäden mit mehr oder weniger starkem Verlust der Sehkraft können vermieden werden.
Durch ausgeprägte Zucht „faltiger“ Hunde treten Entropien immer häufiger auf. Um diesem Problem entgegen zu wirken, sollten gewerbliche Züchter wie auch Hobbyzüchter auf eine korrekte Verpaarung ihrer Zuchttiere achten bzw. Tiere mit Entropiumproblematik aus der Zucht ausgeschlossen werden. Auch Hundehalter sollten sich mit dieser Thematik auseinandersetzen und auf den Kauf betroffener Tiere verzichten, um den „Defekt“ nicht weiter zu verbreiten bzw. dessen Verbreitung zu „belohnen“.
Was führt zum Entropium beim Hund? Risiken & Ursachen
Risikofaktoren
- Rassedisposition (Mops, Bulldogge, Shar Pei, Chow Chow, Pekinese etc.)
- vernarbte Augenlider nach Traumata
- Enophthalmus (= zurückgezogener Augapfel)
Entropium: Symptome & Krankheitsanzeichen beim Hund
Symptome & Krankheitsanzeichen
- Kneifen der Lider/ des Auges
- vermehrter Tränenfluss
- optisch sichtbares Einrollen des Lids / der Lider
- Schmerzen am Auge
- Trübung der Hornhaut
Behandlung & Therapie des Entropiums beim Hund
Behandlung
- Lidstraffung durch Pflaster, Klammern, Nähte
- Entropium-Operation durch Teilentfernung des Augenlids
Entropium beim Hund - Vorbeugung & Prävention
Vorbeugung
- keine präventiven Maßnahmen möglich
- bei gefährdeten Rassen regelmäßig Augen kontrollieren, um frühzeitig reagieren zu können
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