Urolithiasis beim Hund
Wenn der Hund unter Harnsteinen leidet
Von:
Vanessa Lässig
Zuletzt aktualisiert am: 13.9.2023
Harnsteinleiden, auch Urolithiasis genannt, ist eine Erkrankung des Harnapparates, bei der es, durch Zusammenlagerung von Kristallen im Urin, zur Bildung von Harnsteinen kommt. Sie kann prinzipiell bei jedem Hund auftreten, ist aber häufiger bei kleinen Rassen, sowie Retrievern, Dalmatinern und Kromfohrländern anzutreffen. Behandelt wird je nach Steinart und Ursache durch Futterumstellung, Medikamentengabe oder chirurgische Entfernung. Eine Heilung ist fast immer möglich und die Prognose entsprechend günstig.
Lateinischer Name | Urolithiasis |
Englischer Name | Kidney Stone Disease |
Synonyme |
|
Meldepflicht | - |
Anzeigepflicht | - |
Zoonose | Nein |
Urolithiasis: Betroffene Hunderassen
Erklärung: Was ist eine Urolithiasis beim Hund?
Erklärung
Unter Urolithiasis versteht man ein Harnsteinleiden, also eine Ansammlung von Harnkonkrement in den harnbildenden (Niere) und harnableitenden (Harnleiter, Blase, Harnröhre) Organen. Da Harnsteine beim Hund besonders häufig in der Blase zu finden sind, spricht man umgangssprachlich meist nur von Blasensteinleiden.
Die Steine können aus unterschiedlichen Mineralen bestehen. So gibt es:
- Ammoniumuratsteine
- Calciumcarbonatsteine
- Calciumoxalatsteine (Whewellit- und Weddellitsteine)
- Cystinsteine
- Magnesiumammoniumphosphatsteine (Struvitsteine)
- Uratsteine
Alle diese Steine entstehen, indem sich Kristalle der entsprechenden Mineralstoffe zusammenlagern und „verklumpen“. Grund dafür kann eine Überversorgung mit Mineralstoffen (Futter, Vitaminpräparate u.a. Ergänzungsfuttermittel), ein veränderten Urin-pH-Wert (z.B. durch bakterielle Infektionen), Medikamentengabe (Glukokortikoide, Furosemid), seltener Urinabsatz, Vorerkrankungen des Harnapparates oder genetische Komponenten (vgl. z.B. Cystinurie) sein.
Am häufigsten treten Struvit- und Calciumoxalatsteine bei Hunden auf.
Erstere entdeckt man meist in Zusammenhang mit einer bakteriellen Blasenentzündung in der Harnblase. Denn die Bakterien verändern durch ihre Stoffwechselabfallprodukte den pH-Wert des Urins in den neutralen bis alkalischen Bereich, was Struvitsteinbildung begünstigt. Junge weibliche Hunde kleiner Rassen, aber auch Retriever sind häufig davon betroffen. Einige Tiere neigen allerdings auch ohne Infektion zur Struvitsteinbildung. Die Gründe dafür sind bisher noch nicht bekannt.
Calciumoxalatsteine sind, gewissermaßen, das „Gegenteil“ der Struvitsteine. Denn sie treten vor allem bei männlichen übergewichtigen Hunden auf, mögen lieber neutralen bis sauren pH-Wert und sind i.d.R. nicht infektionsbedingt entstanden. Man findet sie seltener in der Blase, häufiger in den Harnleitern. Allerdings neigen auch hier v.a. kleine Rassen zur Harnsteinbildung.
Sowohl die Kristalle als auch die späteren Steine wirken reizend auf die Schleimhaut und können zu Entzündungen und Blutungen führen. Sind die Steine besonders groß oder kantig, können sie die Nierenbecken, die Harnleiter, den Blasenhals oder die Harnröhre verstopfen und zu massiven Schmerzen und Problemen beim Urinabsatz führen. Betroffene Hunde fallen durch häufigen oder tröpfelnden Urinabsatz, Lautäußerung beim Wasserlassen (winseln, stöhnen) oder blutig verfärbten Urin auf. Ist die Harnröhre komplett durch Steine verlegt, kann es zu einem lebensbedrohlichen Notfall führen, denn Giftstoffe, die normalerweise über den Harn ausgeschieden werden, können sich ansammeln und ins Blut übertreten. Auch eine Blasenruptur, also ein Platzen der Harnblase, ist möglich. Sollte ihr Hund also, trotz aller Bemühungen, keinen Urin absetzen können, ist ein sofortiger Tierarztbesuch notwendig! Selbiges gilt, wenn Veränderungen im Trink- oder Urinierverhalten (Polydipsie/Polyurie)) bestehen und der Hund sich zusätzlich sehr schlecht fühlt. Denn ein akutes oder chronisches Nierenversagen kann ebenfalls Folge oder Ursache eines Steinleidens sein.
Da einige Harnsteine röntgendicht sind, können sie bei einer Röntgenuntersuchung meist gut dargestellt werden. Dazu zählen Struvitsteine, Calcium-haltige Steine und in geringem Maße auch Cystinsteine. Ultraschalluntersuchungen können ebenfalls sinnvoll sein, um die Übeltäter zu entdecken.
Kristalle sind allerdings zu klein, um sie mit bildgebenden Verfahren darzustellen. Hier hilft eine mikroskopische Untersuchung des Urins weiter. Denn die verschiedenen Kristallarten besitzen charakteristische Formen, die unter dem Mikroskop gut erkennbar sind. So ähneln beispielsweise Struvitkristalle Sargdeckeln und Calciumoxalatkristalle Briefumschlägen.
Ist die Kristall- bzw. Steinart bekannt, kann entsprechend behandelt werden:
Steine sollten baldmöglichst operativ entfernt werden, damit sie nicht weiter „wachsen“ und keine Probleme mehr verursachen können. Ausnahmen hiervon stellen Struvitsteine dar. Sie können meist gut mit einer Harnansäuerung durch Futterumstellung aufgelöst und an einer „Rückkehr“ gehindert werden und müssen dementsprechend selten operativ entfernt werden.
Durch Umstellung der Nahrungzusammensetzung, Absetzen verursachender Medikamente oder Behandlung der Grunderkrankung kann der Mineralstoffwechsel wieder ins Gleichgewicht gebracht und eine erneute Steinbildung verhindert werden. Eine symptomatische Therapie mit Flüssigkeitszufuhr, Schmerzmittelgabe oder Entzündungshemmung ist ebenfalls sinnvoll. Denn andauernde Reizung durch Kristalle und Steine verursacht Entzündungsreaktionen und Schmerzen. Vermehrtes Trinken und damit erhöhte Urinproduktion hilft, Kristalle, Bakterien und Giftstoffe schneller auszuschleußen und bietet den Kristallen weniger Möglichkeit zur „Verklumpung“.
Genetisch bedingte Harnsteinleiden hingegen sind meist nicht vollständig vermeidbar bzw. neigen naturgemäß zur Wiederkehr („Rezidiv“). Hier sind ein strenges Fütterungsregime und eine gute Wasseraufnahme am wichtigsten. Mitunter ist auch eine lebenslange Medikamentengabe notwendig. Betroffen sind zum Beispiel Dalmatiner oder Kromfohrländer (vgl. Uraturie, Cystinurie).
Um Harnsteine gar nicht erst entstehen zu lassen, sollte auf eine artgerechte Fütterung und allgemein gute Hygiene geachtet werden. Insbesondere unbedachte Vitamin- und Mineralstoffzufuhr, sowie anhaltende Verschmutzungen im Genitalbereich oder längeres Sitzen auf nass-kaltem Untergrund gilt es zu vermeiden. Veränderungen im Trink- oder Urinierverhalten sollten frühzeitig untersucht und entsprechend behandelt werden, um begünstigende Faktoren schneller erkennen und eliminieren zu können. Bei Hunden, die genetisch oder krankheitsbedingt zu Problemen mit dem Harnapparat neigen, ist eine regelmäßige Untersuchung des Urins sinnvoll.
Quellen:
https://www.fellomed.de/hundekrankheit/blasensteine-harnsteine-hund/
https://www.gesundheits-lexikon.com/Nieren-Harnblase-Harnroehre/Harnsteine-Urolithiasis/Steinanalyse.html
„Praktikum der Hundeklinik“, Suter/Kohn, 10. Auflage, Parey Verlag
Was führt zur Urolithiasis beim Hund? Risiken & Ursachen
Risikofaktoren
- Rassedisposition, z.B. Malteser, Shi Tzu, Yorkshire Terrier, Dackel, Labrador Retriever, Golden Retriever, Dalmatiner, Kromfohrländer etc.
- bakterielle Blasenentzündung
- mineralstoffreiche/vitaminreiche Fütterung
- Medikamentengabe (Glukokortikoide, Furosemid)
- Erkrankungen des Harnapparates (Cystitis, Nephritis, Niereninsuffizienz, Urethraobstruktion, Blasendivertikel, Cystinurie, Uraturie)
Urolithiasis: Symptome & Krankheitsanzeichen beim Hund
Symptome & Krankheitsanzeichen
- blutiger Urin (Hämaturie)
- wiederkehrende /chronische Blasenentzündungen (Cystitis)
- Schmerzen im Nieren-/Blasenbereich oder beim Urinabsatz
- Nephritis, Niereninsuffizienz, Urethraobstruktion, Urämie…
Behandlung & Therapie der Urolithiasis beim Hund
Behandlung
Konservativ:
- hohe Flüssigkeitszufuhr
- Schmerztherapie
- Auflösung der Harnsteine (Struvit) mittel Futterzusätze/Futterwechsel
- Umstellung der Fütterung
Chirurgisch:
- operative Entfernung von Steinen
Urolithiasis beim Hund - Vorbeugung & Prävention
Vorbeugung
- artgerechte Fütterung und gute Wasseraufnahme
- gute Hygiene
- regelmäßige Harnuntersuchung
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