Saarlooswolfhund

Ein Hybrid aus Wolf und Hund aus den Niederlanden

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Zuletzt aktualisiert am: 2.5.2024

Saarlooswolfhund im seitlichen Profil.jpg

Das wichtigste in Kürze

  • Natürlich belassener und authentischer Hybrid aus Wolf und Deutschem Schäferhund
  • "Markenzeichen": Wolfsähnliches äußeres Erscheinungsbild und gelbfarbene Augen
  • Groß, kräftig, muskulös, robust, widerstandskräftig, wetterfest, pflegeleicht
  • Lebhafter, energiegeladener, anhänglicher, untergebener Rassehund mit unabhägigem Wesen
  • Doppeltes dichtes Haarkleid in Wolfsgrau oder Braun-schattierte Wildfarben (Agouti)

Der Saarlooswolfhund hat seinen Ursprung in den Niederlanden. Der Niederländer Leendert Saarloos, der als Initiator der besonderen Rasse gilt, kreuzte eine Wolfshündin namens "Fleuri" mit seinem Deutschen Schäferhundrüden "Gerard van der Fransenum", um durch die Rückzüchtung in Richtung "Urrasse" Wolf, die Gebrauchstauglichkeit der Nachkommen wieder zu erhöhen und im Hinblick auf die aus seiner Sicht vermenschlichten Wesen sich zurückzubesinnen, damit die Hunde und deren Anlagen, durch das Wolfsblut wieder urtypischer und folglich ihrem natürlichen Ursprung näher kommen.

Warum nun die Rasse so heißt, wie sie heißt, sollte demnach auch klar sein: Der Gründervater und das Hybrid aus Wolf und Hund, ergibt den Rassenamen "Saarloos Wolfhund".

Im Jahr 1975 wurde die heute als Saarlooswolfhund entstandene Kreuzung als eigenständige Rasse anerkannt, woraufhin auch auf internationaler Ebene die Fédération Cynologique Internationale (FCI) den Wolfshybrid im Jahr 1981 final in ihrer Rassenomenklatur mit der Standard-Nr. 311 aufnahm und ihrerseits offiziell die Anerkennung zusprach.

Die Nähe zum Wolf wird beim Betrachten des Saarlooswolfhund sofort augenscheinlich. Das gesamte äußere Erscheinungsbild erinnert an das Aussehen des Wolfs, seien es nun die Körperbauweise, das Gangwerk oder Haarkleid, häufig in den wolfsähnlichen Farben. Wo wir gerade bei den Fellfarben der Saarlooswolfhundrasse angelangt sind, wollen wir doch direkt auch einen Blick auf die Fellbeschaffenheit und möglichen Farbschläge in Sachen Koloration werfen: Der Saarlooswolfhund ist mit einem doppelten Haarkleid ausgestattet, das aus einem stockhaarigen Deckhaar und der dichten Unterwolle besteht - damit trägt der Saarlooswolfhund einen ordentlichen Pelz, der sich allerdings vom Sommer- zum Winterfell stark unterscheidet. In den Sommermonaten überwiegt das Deckhaar, im Winter ist die Unterwolle dominant und üppig bestückt, zudem zeigt die Winterbehaarung einen deutlichen Kragen im Halsbereich auf Grund ihrer dicken und dichten Beschaffenheit. Farblich kann der Saarlooswolfhund mit einem wolfstypischen Farbschlag und einer "bräunlichen" Naturfarbe punkten. Folglich gibt es Rassevertreter in Wolfsgrau, das im Standard als hell bis dunkel schwarz-schattiertes Wildfarben (Wildschwein, Hase) definiert ist. Die zweite Farbschlagvariante ist hell bis dunkel braun-schattiertes Wildfarben, das auch als Agouti bekannt ist.

Schauen wir uns den Saarlooswolfhund von seinen physischen Anlagen näher an. Auf Grund der beiden Ausgangsrassen, also den gekreuzten Ursprungselterntiere Deutscher Schäferhund und Wolf, ist der Wolfshybrid mit hervorragenden Genen und damit körperlichen Anlagen gesegnet. Die Rasse ist entsprechend großgewachsen, muskulös und folglich robust, verfügt entsprechend über viel Kraft und kann sich dank ihrer Konstitution und hervorragende Vitalität bei allen Aktivitäten auf eine hohe Leistungsfähigkeit verlassen. Der Saarlooswolfhund ist agil, ein ausdauernder, leichtfüßiger und hervorragender Läufer, sprunggewaltig, beweglich und sehr geländegängig. Zudem wird sie als widerstandsfähig und wetterfest charakterisiert. 

Vom Wesen und Verhalten gilt die Saarlooswolfhundrasse als lebhaft und voller Energie, wodurch sie viel Beschäftigung und Bewegung für ihre rassespezifische Auslastung braucht. Zu seinen Menschen als Ersatzrudel, fühlt er sich sehr hingezogen, ist laut Standard stark untergeben, was aber nicht mit bedingungslosem "Kadavergehorsam" zu verwechseln ist. Sondern er ordnet sich bei entsprechend charismatischer, konsequenter und respektvoller Führung, nach erfolgter Integration ins Rudel und Eingliederung in die bestehende Rangordnung, seinem Rudelführer bereitwillig unter. Ferner gilt der Saarlooswolfhund als anhänglich und will in der Gemeinschaft als vollwertiges Familienmitglied leben - so wie es Wölfe in Wolfsrudeln bevorzugen. Fremden gegenüber verhält sich der als vorsichtig geltende Rassehund, zurückhaltend und reserviert. Die Rasse ist stets aufmerksam bei der Sache, auch dies ist nicht zu Letzt seiner vorsichtigen Ader und dem Wolfsblut geschuldet. Denn nicht die Draufgänger sind die wahren Überlebenskünstler in der freien Wildbahn, sondern die clever und strategisch agierenden Lebewesen, für die die Verlustbegrenzung an oberster Stelle steht. Daher wird sich der Saarlooswolfhund im Zweifel aus einer prekären Lage eher zurückziehen, als in den Angriffsmodus mit unklarem Ausgang zu schalten. Daher ist die Eignung des Saarlooswolfhund im Rahmen der Haltung, als Wachhund, nur bedingt gegeben. 

In Sachen Erziehung und im Hinblick auf den täglichen Umgang, braucht der Saarlooswolfhund definitiv eine starke Persönlichkeit, die dessen Respekt und die Rolle als Autoritätsperson durch sachkundige, souveräne, konsequente, disziplinierte, unnachgiebige, aber gleichzeitig empathische, einfühlsame und geduldige Ansprache und Führung, gewinnt. Die Rasse gilt als starker Charakterhund, geprägt durch das stolze, selbstbewusste, unabhängige, mitunter eigensinnige Wesen und der besonderen Neigung, ab und an nur zu hören, wenn es ihr beliebt. Hier muss man auf Augenhöhe agieren, wissen was man macht - daher ist der Saarlooswolfhund auch kein Anfängerhund.

Der ideale Lebensraum des aktiven und naturverbundenen Saarlooswolfhundes liegt definitiv auf dem Land, wo ihm art- und rassegerecht viel Auslauf und Bewegung, sowie kognitive Beschäftigung im Freien ermöglicht werden kann. Als Rudeltier braucht der Rassehund zudem den direkten Anschluss an seine Familie und eignet sich nicht als Zwingerhund

In Sachen Auslastung kann der Saarlooswolfhund durch sein hervorragendes Laufvermögen prima als Joggingpartner oder bei der Fahrradtour mitgenommen werden, ebenso sind ausgedehnte Wanderungen ideal. 

Den ausgeprägten natürlich verankerten Jagdtrieb muss man gezielt in Sachen Hundeerziehung, Training und mit geeigneten Beschäftigungen wie Jagdersatzaktivitäten besondere Aufmerksamkeit schenken, damit das damit verknüpfte Beutefangverhalten einerseits kontrolliert angesprochen und in geeignete Bahnen umgelenkt, als auch situativ durch eine starke Impulskontrolle, sicheren Rückruf etc. beherrscht werden kann. In Waldgebieten und im Feld, wo jederzeit Wildkontakt denkbar ist, ist es je nach Ausprägung des Beutetriebs, dem Stand der Erziehungsmaßnahmen und Funktionalität des Hund-Mensch-Team u.U. besser, den Hundepartner an der Leine zu führen.

Zu guter Letzt noch ein Wort zur Pflege des Saarlooswolfhundes: Prinzipiell ist dieser pflegeleicht und anspruchslos. Dennoch muss das Fell regelmäßig gebürstet werden, um das abgestorbene Haar zu entfernen. Ferner sollten alle anderen Körperregionen ab und an auf Unversehrtheit gecheckt und auch gereinigt werden.

Haben wir euer Interesse an diesem Rassehund mit dem verstärkten Wolfsblut geweckt? Dann habt ihr zu gegebener Zeit die Gelegenheit weitere Details zur Entstehungsgeschichte, Rassemerkmale, Erziehungsfragen, Aktivitäten, Gesundheit, Pflege, Ernährung, Haltebedingungen etc. zum Saarlooswolfhund zu erfahren. Viel Spaß bei der Lektüre!

Bis dahin freuen wir uns über eure Kontaktaufnahmen, insofern ihr euer Expertenwissen in die weitere Ausarbeitung des Rasseporträts aktiv einbringen wollt.

Nummer: 311
Gruppe: 1. Hütehunde und Treibhunde (ohne Schweizer Sennenhunde)
Sektion: 1. Schäferhunde
Subsektion: -
Arbeitsprüfung notwendig? Nein
Ursprung
Niederlande
Patronat -
Verwendung

Der Saarlooswolfhund ist nicht mit dem Ziel auf eine besondere Nutzung gezüchtet worden. Er besitzt Eigenschaften, die es ihm ermöglichen, ein treuer und zuverlässiger Gesellschafts- und Haushund zu sein.

Datum der Veröffentlichung 3. November 2014
Datum der vorläufigen Bestätigung -
Datum der finalen Bestätigung 18. November 1981
Link zum FCI-Standard FCI - Saarlooswolfhund
Lebenserwartung
Rüden
12 - 16 Jahre
Hündinnen
12 - 16 Jahre
Widerristhöhe
Rüden
65 - 75 cm
Hündinnen
60 - 70 cm
Gewicht
Rüden
35 - 42 kg
Hündinnen
28 - 36 kg

Saarlooswolfhund - Erziehung & Training
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Der Saarloos Wolfhond, benannt nach ihrem Gründer Leendert Saarloos, ist eine relativ seltene und faszinierende Hunderasse, die aus einer Kreuzung zwischen einem deutschen Schäferhund und einem echten Wolf stammt. Das Erbe des Wolfes prägt sich stark in ihrem Aussehen, Verhalten und sogar in ihren Interaktionen mit ihren menschlichen Gefährten aus. Ihre charmanten, wilden Eigenschaften sind verlockend, doch sie verlangen auch nach einem sehr engagierten, erfahrenen und verstehenden Besitzer.

Ein Saarloos Wolfhond ist kein typischer Hund. Eine herausragende Eigenschaft, die sie von anderen Rassen abhebt, ist ihre tiefe Loyalität gegenüber ihrer Familie – ein Erbe ihrer wilden Wurzeln. Sie schätzen ihre Rudel, ob Mensch oder Hund, über alles. Diese Hunde entwickeln enge Bindungen an ihre Besitzer, obwohl sie sich oft als scheu gegenüber Fremden erweisen. Gleichzeitig besteht ein starker Drang nach Unabhängigkeit, eine Stärke, die sie von ihren wolfähnlichen Vorfahren geerbt haben.

Ein junger grau-weißer Saarlooswolfhund mit Halsband liegt auf der Wiese im Garten und schaut den Betrachter an

Sozialisation des Saarlooswolfhund

Bei der Erziehung und Sozialisierung eines Saarloos Wolfhonds ist es essentiell, seine wolfähnliche Natur zu respektieren und sich daran zu orientieren. Prägungsmaßnahmen sollten schon früh beginnen, Geduld und Konsistenz sind hierbei unerlässlich. Es ist wichtig, dem Hund zu zeigen, dass Sie der Rudelführer sind und die Regeln festlegen. Andererseits ist es jedoch auch wichtig, ihn eigene Entscheidungen treffen zu lassen und seine Unabhängigkeit zu fördern. 

Grundkommandos

Grundkommandos sind dabei von zentraler Bedeutung. Der Saarloos Wolfhond hat einen ausgeprägten Jagdtrieb und es kann daher etwas schwierig sein, diesen Instinkt zu kontrollieren. Kommandos wie "Nein", "Hier" und "Bleib" sind grundlegend und erfordern intensives Training.

Gehorsamstraining – Leinentraining

Beim Gehorsamstraining benötigt der Saarloos Wolfhond klare Anleitungen. Sie lernen schnell und effizient durch positive Bestärkung, körperliche Züchtigung hat bei ihnen keinen Platz. Es ist wichtig, das Gehorsamstraining von Anfang an konsequent durchzuführen und von einer sanften und liebevollen Anleitung begleitet zu werden.

Leinentraining kann eine Herausforderung sein, da diese Hunde aufgrund ihres Erbes ein hohes Maß an Freiheit und Unabhängigkeit lieben. Balance ist hier das Stichwort - Sie möchten Ihrem Hund die Freiheit geben, sein Territorium zu erkunden, während Sie gleichzeitig die Sicherheit und Kontrolle behalten.

Spiel- und Apportiertraining

Spiel- und Apportiertraining mit einem Saarloos Wolfhond kann eine wunderbare Möglichkeit sein, eine starke Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Hund aufzubauen. Diese Hunde sind aktiv und genießen es, sich körperlich und geistig zu engagieren. Deshalb sind Spiele, die beide Aspekte fördern, ideal.

Ein beige-grau-schwarz kolorierter Saarlooswolfhund liegt seitlich zum Betrachter im Schnee und dreht den Kopf zur Kamera um

Was sollten wir sonst noch zum Saarlooswolfhund als Rasse wissen?

Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Erziehung des Saarloos Wolfhonds ist die Akzeptanz seines Bedarfs nach Freiheit und Unabhängigkeit. Sie müssen lernen, diesen Instinkt zu respektieren und gleichzeitig klare Grenzen zu setzen. Deshalb sind klare und konsistente Kommandos und Regeln unabdingbar.

Im Zusammenhang mit der Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Rasse, ist es entscheidend, dass der Besitzer viel Geduld und Verständnis hat. Die Unabhängigkeit der Rasse kann gelegentlich zu Herausforderungen führen, es gehört zur Aufgabe des Besitzers, diesen Bedürfnissen gerecht zu werden und eine sichere und liebevolle Umgebung zu bieten. 

Schließlich ist es wichtig zu betonen, dass das Halten eines Saarloos Wolfhonds aufgrund seines besonderen Charakters und seines hohen Aktivitätsniveaus nur für erfahrene und engagierte Tierhalter passend ist. Sie erfordern konsistentes und geduldiges Training und eine sichere und liebevolle Umgebung, in der sie ihre Natur als Teilhund, Teilwolf ausleben können. 

Zusammenfassung

Insgesamt ist der Saarloos Wolfhond eine faszinierende und wunderbare Hunderasse, die jedoch besondere Anforderungen an seine Besitzer stellt. Mit der richtigen Ausbildung, Geduld und Liebe wird der Saarloos Wolfhond zu einem treuen und liebevollen Gefährten, der Ihnen ein Leben lang Freude bereiten wird. Sie stellen in gewissem Sinne eine Brücke zwischen der domestizierten Welt der Hunde und der wilden Welt der Wölfe dar, und diese Brücke zu überqueren kann eine sehr lohnende und erfüllende Erfahrung sein.

Ralf Lügger
Hundetrainer, Hund-Mensch-Coach, Autor

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