Der Wolf ist zurück. Was tun, wenn ich einem Wolf begegne?

Wie man sich alleine & mit Hund verhalten sollte, wenn man einem Wolf begegnet.

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Zuletzt aktualisiert am: 11.6.2021

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Lange Zeit war der Wolf in Deutschland verschwunden. Nun ist er zurück und lebt in Teilen Deutschlands.

Sollte man als Hundehalter Sichtkontakt zu einem Wolf haben, sind bestimmte Verhaltensregeln zu beachten.

Da der tägliche Spaziergang in ländlichen Gebieten oft waldnah oder gar im Wald stattfindet, gibt es Regionen in Deutschland, in denen es dem Hundehalter bewusst sein muss, dass Wölfe ihr Revier inzwischen wieder dort abgesteckt haben. Denn der Wolf ist hier wieder beheimatet.

Für den äußerst seltenen Fall, dass man Wölfe sieht und ihnen begegnet, gibt es einige Regeln, die man beachten sollte. Welche, werden wir weiter im Artikel beschreiben.

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Der Wolf lebt wieder in Teilen Deutschlands

In manchen deutschen Gebieten sind Wölfe wieder zu Hause.

Der Urvater der Hunde ist wieder in Deutschland zu finden. Der Wolf.

Der Hund stammt von der Geschichte seiner Herkunft vom Wolf ab. Der Wolf ist also der Urvater unserer Hunde, im Grunde jeglicher Hunderasse und Hundegattung, ob Rassehund, Hybridhund oder Mischling.

Ein Wolf ist schön, verursacht aber auch einen gewissen Schauder und Angst, bei der Vorstellung einer Wolfsbegegnung.

Heute im Jahr 2020 ist dies durchaus denkbar, da wieder einige Wolfsrudel in Deutschland leben.Sprich, der Wolf hat seinen Lebensraum wieder in unseren heimatlichen Gefilden gefunden.

Die Wölfe leben mit ihrem Rudel in Wolfsgebieten, über Deutschland verteilt, aber konzentriert in verschiedenen Teilen einiger Bundesländer.

Dort kann es durchaus jederzeit zu Begegnungen oder Sichtkontakt mit Wölfen kommen.

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Die Entwicklung vom Wolf zum domestizierten Hund

Der Hund entwickelte sich vom wilden Tier, zum Haustier.

Durch die Domestizierung hat sich der Hund körperlich und geistig verändert

Der Hund hat sich durch das Zusammenleben mit dem Menschen in vielen Facetten verändert, sowohl physisch als auch psychisch.

So war es der Hund beispielsweise früh gewohnt, nicht mehr selbst auf die Jagd zu gehen, da sein Herrchen das Futter zur Nahrungsaufnahme bereitgestellt hat. Er musste also nicht mehr in der freien Natur durch das Ausleben seines Jagdinstinkts und Beutefangverhalten, für die eigene Ressourcensicherung zum Überleben sorgen.

Auch die natürlichen Feinde nahmen ab, so dass sich einige Attribute beim Hund zwangsläufig einem Veränderungsprozess unterzogen haben.

Stattdessen wurde der Hund vom Menschen domestiziert, also vom wilden Tier zum Haustier bzw. Haushund entwickelt.

Ob Dobermann, Deutscher Schäferhund, Labrador Retriever, Dalmatiner, Yorkshire Terrier, Irischer Wolfshund oder auch der Jack Russell Terrier. Alle haben gemeinsam, dass ihr Verwandter der Wolf ist. Hunde stammen also von Wölfen ab.

Viele Gemeinsamkeiten bei Wolf und Hund

Somit kann man durchaus behaupten, dass Hunde und Wölfe viele Gemeinsamkeiten, im Verhalten (z.B. Sozialverhalten) wie auch die Parallelen ihrer Körperkonstitution, haben.

Sowohl körperliche Merkmale, als auch physische Eigenschaften sind bei beiden Tierarten, dem Hund und dem Wolf, gleichermaßen zu finden.

Der Körperbau der Wölfe ähnelt vielen Hunden, beide haben einen sehr ausgeprägten Geruchssinn und auch der jagdliche Instinkt steckt in beiden Tieren.

Die Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Klugheit sind ebenfalls Wesensmerkmale, die der Wolf und viele Hunderassen mitbringen.

Ein weiterer Punkt, der bei beiden Tierarten zu erkennen ist, ist die gemeinsame Vorliebe, in einem Rudel zu leben. Wölfe sind keine Einzelgänger, sondern leben in einem Rudel, mit einer klaren Rangordnung und Hierarchie. Es gibt dort einen Rudelführer, der Leitwolf, der den Weg weist und den Ton angibt. Er ist der Boss der Truppe.

Die Wölfe genießen den Herdenschutz. Sie treten geballt miteinander und füreinander auf. Dies ist der Herdenschutz den von klein an die Nachkömmlinge genießen, bis ins hohe Alter.

Auch unsere lieben Hunde leben sehr gerne in einer großen Familie und fühlen sich im Rudel wohler. Es sind schließlich Rudeltiere. Sie werden in die bestehende Familienstruktur und Rangordnung integriert, bekommen ihren Platz zugewiesen und ordnen sich dann ihrem Leitwolf unter. Auch hier in der Familie gibt es dann den Boss, der den Ton angibt, insbesondere auf den Hund gemünzt. Daher ist die konsequente Umsetzung von klaren Regeln, Befehlen und Kommandos hinsichtlich der Erziehung, auch so entscheidend. Von klein auf, wie ihr umfassend in unserem Artikel "Die Entwicklungsphasen von Hundewelpen" nachlesen könnt.

Viele weitere Verhaltensweisen und Verhaltensmuster zeigen deutliche Überschneidungen und Gemeinsamkeiten bei Wolf und Hund.

Leider waren lange Jahre Wölfe in der deutschen Landschaft komplett verschwunden. Es wurde schon befürchtet, dass der Wolf komplett ausgestorben ist. Aber dem war Gott sein Dank nicht so.

Im Nachgang kann man konstatieren, dass der Wolf vollmundig, frei Schnauze, nach dem Motto von Arnold Schwarzenegger hätte ausrufen können: I´ll be back.

Und er hat sein Wort gehalten und ist in deutschen Gefilden zurück. Er ist wieder aufgetaucht. Es kann in den Wolfsgebieten tagtäglich zu Begegnungen mit den Wölfen kommen. Wie schön, dass nicht nur unsere Hunde, sondern auch sein Vorfahre wieder in Deutschland lebt.

Wir Menschen, ob Hundehalter oder nicht, haben relativ wenig Wissen, was den Wolf betrifft. In den allerseltensten Fällen hat doch jemand von uns Hundefreuden jemals Berührungspunkte mit den Urvätern unserer Hunderassen, den Wölfen bisher in seinem Leben gehabt.

Seit einiger Zeit ist es aber wieder soweit, dass wir Wölfe in unseren Wäldern, ganz vereinzelt entdecken. Sie sind wieder unter uns. Der Wolf ist zurück.

Solltet ihr, bei euren Spaziergängen mit eurem Hund oder auch alleine, einem Wolf oder gar mehreren Wölfen begegnen, ist es wichtig zu wissen, wie ihr euch verhalten müsst.

Dass die Rückkehr des Wolfes nicht in Augen aller begrüßt wird, kann man hier und da durchaus gut nachvollziehen.

Denn gerade Halter von Vieh und Nutztieren beklagen regional Verluste von Tieren ihrer Herden, die in der freien Natur auf den Weiden leben und durch die Beutezüge von Wölfen zum Opfer werden.

So werden auch hier in Deutschland von den Hirten, Landwirten und Bauern immer häufiger Hüte- und Hirtenhunde zum Schutz der Herden eingesetzt, da gerade die Herdenschutzhunde für Sicherheit der Herdentiere einstehen. Sie verteidigen die Tiere mit aller Konsequenz.

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Wie gefährlich kann ein Wolf für den Menschen werden?

Nur äußerst selten kam es bisher zu Konfrontationen zwischen Wölfen und Menschen.

Durch die Scheu und Vorsicht der Wölfe, kommt es fast nie zu Aufeinandertreffen

In europäischen Staaten wie Deutschland, Polen und Italien, gibt es Wölfe in freier Wildbahn.

Es sind nahezu keinerlei gefährliche oder gar aggressive Aufeinandertreffen bekannt.

Wölfe sind viel zu vorsichtig und scheu, als dass sie die offene Konfrontation und den direkten Kontakt suchen.

Sollte ein Hund mit anwesend sein, wenn ihr einem Wolf begegnet, sieht es anders aus. Der Hund könnte als Reviereindringling und Konkurrenz betrachtet werden.

Dies unterstützt eine Studie aus dem Jahr 2002 des Norwegischen Instituts für Naturforschung (NINA). Die Studie mit dem Titel, The fear of wolves: A review of wolf attacks on humans, zeigt auf, dass es nur sehr sehr selten zu Angriffen auf Menschen auf der gesamten Welt gekommen ist.

Um aber gut gerüstet zu sein, wenn ihr mit eurem Hund in den Landesteilen, in denen der Wolf wieder seinen Lebensraum hat, unterwegs seid, ist eine sichere Führigkeit und Gehorsam des Hundes von großer Bedeutung. Sprich, ihr müsst den Hund sicher im Griff haben, jederzeit mit den entsprechenden Kommandos und Befehlen ihn unter Kontrolle halten können, um ihn sicher aus etwaig prekären Situationen herauszuführen.

Kurzum, der Hund muss wohlerzogen und hörig sein, was eine enge Beziehung und starke Bindung als Fundament eines eingespielten Hund-Mensch-Gespann voraussetzt, sowie Kenntnis der richtigen Mittel bei der gegenseitigen Verständigung und Kommunikation zwischen Hund/Mensch, damit das Anliegen des jeweiligen Gegenübers korrekt aufgefasst wird. Ferner benötigt ihr entsprechendes Wissen über das Ausdrucksverhalten des Hundes, um dessen Verhalten richtig zu deuten und zu antizipieren, damit ihr darauf reagieren und situativ auf ihn einwirken könnt.

Zudem ist eine grundsolide Basiserziehung das A und O, um weitere notwendige Ausbildungsmaßnahmen darauf aufbauend mit dem Hund zu erlernen, wie es für das sichere Abrufen, die Impulskontrolle, das Anti-Giftköder-Training etc. der Fall ist. Viele Lerninhalte arbeiten und greifen hier ineinander.

Ihr seid interessiert mehr über den Zusammenhang der Erziehungs- und Ausbildungsmaßnahmen zu erfahren? Dann nutzt die Gelegenheit und greift zur Lektüre unseres Magazinartikels "Führung - Freifolge - Hund-Mensch-Bindung, der sichere Rückruf und die Konditionierung – wie hängt das alles zusammen?". Hier werdet ihr sicher viele gewinnbringende Informationen und hilfreiche Praxistipps für euren Alltag mit dem Hund finden, um gut gerüstet in der Natur unterwegs sein zu können.

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Welche Faktoren könnten zu einem Angriff von Wölfen führen?

Potentielle Auslöser, für Wolfsangriffe.

Wodurch es zu Angriffen von Wölfen kommen könnte

Grundsätzlich ist das Risiko auf einen Wolf oder Wolfsrudel zu treffen, äußerst gering.

Selbst wenn es zu einem Sichtkontakt kommen sollte, heißt es noch lange nicht, dass die Wölfe sich sofort zu einem Angriff entschließen und gezielt auf euch zukommen.

Natürlich gibt es aber immer ein Restrisiko. Etwaige Gründe für ein aggressives Verhalten, wollen wir nennen:

Mögliche Auslöser
Tiere die mit Tollwut infiziert sind, könnten eine Gefahr darstellen.
Wenn sich die Tiere bedrängt und provoziert fühlen, kann es zur Konfrontation kommen.
Wenn Wölfe bei der Futtersuche erwischt und dabei gestört werden, wenn z.B. ein Schaf reißen wollen.
Wenn Wölfe von Menschen an Futter gewöhnt werden und sie dann bei einem Aufeinandertreffen mit Menschen nicht ihre gewohnten Happen bekommen, kann es zu aggressivem Verhalten kommen.
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Was sollte ich tun, wenn ich einen Wolf sehe? Welche Verhaltensregeln sind wichtig?

Besonnenheit, Ruhe und wichtige Regeln für ein etwaigen Sichtkontakt mit einem Wolf.

Verhaltensregeln bei einem etwaigen Zusammenstoß mit Wölfen

Auch wenn es die allermeisten Menschen niemals betreffen wird, wollen wir für den ganz seltenen Fall eines Aufeinandertreffens von Menschen, Hundehaltern mit Hund und Wölfen, einige Verhaltensregeln mitgeben.

Tipps & Ratschläge
Verhaltet euch ruhig und versucht euch langsam zurück zu ziehen.
Versucht nicht offensiv auf den Wolf oder die Wölfe zuzugehen, denn dann fühlen sie sich bedrängt und bedroht.
Ihr solltet keine Nervosität oder Schwäche zeigen, bleibt Selbstbewusst und zeigt ihnen, dass ihr größer seid.
Versucht euren Hund zu beruhigen und ihn jeglicher Konfrontation mit dem Wolf oder den Wölfen aus dem Weg gehen zu lassen.
Niemals vor dem Wolf oder den Wölfen weglaufen, da ähnlich wie bei einem Hund, dem Wolf eine Flucht suggeriert wird, die sein Jagdverhalten anstachelt und er dem Instinkt nachgeben könnte.
Bei direktem Aufeinandertreffen und etwaigem Zusteuern des Wolfes auf euch, solltet ihr laut schreien, klatschen und mit den Armen gestikulieren. Versucht den Wolf einzuschüchtern und macht euch selbst hierfür groß.
Solltet ihr mit eurem Hund alles getan haben, um der Konfrontation aus dem Weg zu gehen und nichts hilft, müsst ihr Notfalls mit Gegenständen nach den Wölfen werfen und versuchen, Sie so zu vertreiben.
Niemals versuchen, die Wölfe anzulocken. Es sind Wildtiere, von denen Gefahr ausgehen kann.
Sofort eine Begegnung mit Wölfen der Gemeinde melden.
Sollte bekannt sein, dass in den Gebieten, in denen ihr euch bewegt, Wölfe beheimatet sind, immer den Hund an der Leine führen und nahe bei euch halten.

Grundsätzlich ist es so, dass ihr vermutlich niemals einem Wolf über den Weg laufen werdet. Wölfe sind zudem sehr scheue Tiere, die es vermeiden, uns Menschen zu begegnen.

Sind Wölfe allerdings, wie kürzlich in einem Wildpark passiert, aus der Gefangenschaft entflohen, kann man nicht genau einschätzen, wie zutraulich die Tiere sind. Hier solltet ihr zwingend beachten, niemals den Kontakt direkt zu suchen. Keiner kann euch sagen, wie der Wolf dann reagieren würde. Also Finger weg.

Ist Euer Hund mit dabei, wird er sicherlich die Gefahr wittern. Der Wolf wird starkes Interesse an seinem Artgenossen haben. Die Wölfe werden den Hund vermutlich als Eindringling in ihrem Revier deuten. Daher ist die Gefahr eines Angriffs des Wolfs klar gegeben und insofern bei frühzeitigem Erblicken der Tiere ein Rückzug unbedingt angeraten.

Sollte das Ausweichen auf Grund der Nähe nicht mehr so einfach möglich sein, bringt das laute Schreien und Klatschen, sowie das Bewegen der Arme unter Umständen eine Flucht der Wölfe.

Versucht möglichst den Hund ruhig zu führen und auf jeden Fall angeleint zu lassen. Redet mit ihm ohne Nervosität und bleibt besonnen. Führt ihn souverän an eurer Seite. Ihr seid schließlich sein Leitwolf und müsst ihm nun in der bedrohlichen Situation zeigen, wie ihr das Problem löst. Ihr seid der größte Schutz für euren Hund.

Auf alle Fälle ist hier zunächst defensives Verhalten angesagt, um jegliches Bedrängen und Bedrohen der Wölfe zu vermeiden, da dies natürlich zu aggressivem Verhalten führen könnte.

Zum Abschluss wollen wir euch noch einen Hinweis geben:

In Deutschland setzen alle Bundesländer ihre Gesetze auf Grund des Föderalismus selbständig um. Dies gilt auch für die Hundegesetze, Hundeverordnungen, Jagdgesetze und Waldgesetze.

Bedeutet, dass jedes Bundesland eigene Vorschriften für euch als Hundehalter und euren Hund bereithält, denen ihr nachkommen müsst.

Damit liegt es in der Pflicht eines jeden Halters, sich über die entsprechenden Gesetze und Halterpflichten kundig zu machen, damit ihr stets rechtskonform den Hund haltet und führt.

Damit will der Gesetzgeber erreichen, dass weder Menschen noch Tiere durch die Anwesenheit und das Verhalten des Hundes und seines Halters, belästigt, bedroht, gefährdet oder gar verletzt bzw. getötet wird.

So sehen die länderspezifischen Bestimmungen gewissen Leinenpflichten, Maulkorbzwänge und Hundeverbotszonen vor, die unbedingt eingehalten werden sollten. Besonders in Wald- und Naturschutzgebieten, wo auch der Wolf auftaucht, gilt häufig ein genereller Leinenzwang.

Auf Grund der äußersten Sensibilität und Bedeutung, haben wir uns eingehend mit allen relevanten Gesetzvorgaben der Bundesländer für euch auseinandergesetzt und diese in unserem Leitartikel "Die private Hundehaltung in Deutschland" mit vielen weiteren hilfreichen Infos und Ratschlägen versehen.

Zu den gesetzlich festverankerten Rahmenbedingungen für das Halten und Führen eines Hundes, gesellen sich noch die sogenannten unbeschriebenen Gesetze, die für ein angenehmes und rücksichtsvolles Miteinander führen sollen. Diese haben wir umfassend in unserer Hunde-Etikette ausformuliert und freuen uns, wenn ihr die Gelegenheit nutzt, um diese in Erfahrung zu bringen und als Orientierungshilfe und Leitplanken zu verstehen. Es dient dem Image aller Halter und sorgt für ein besseres Gesamtbild der Hundehaltung.

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