Der Zeitpunkt des Abschiedes
Hilfreiche Ratschläge rund um dem Abschied des geliebten Hundes
Von:
Carsten Becker
Zuletzt aktualisiert am: 9.1.2023
Irgendwann im Leben unserer Hunde kommt unweigerlich der Moment, in dem wir Abschied nehmen müssen. Egal wie sehr wir versuchen es zu verdrängen oder hinauszuzögern, früher oder später müssen wir uns diesem Thema stellen.
Aber wie verhält man sich am besten während dieses letzten Lebensabschnittes und wie erkennt man, wann der Zeitpunkt des Abschiedes gekommen ist?
Wie fühlen sich unsere treuen Begleiter dabei? Möchten sie uns an ihrer Seite haben? Haben sie Schmerzen? Nehmen sie das nahende Ende war? Gibt es einen Hundehimmel? Sehen wir uns irgendwann wieder?
Fragen über Fragen beschäftigen uns, wenn wir über dieses emotionale Thema nachdenken.
Dieser Artikel soll Ihnen helfen, Antworten auf einige der Fragen zu finden und vor allem die medizinischen Aspekte näher beleuchten. Weitere Artikel zum Thema Bindung, Trauer und Euthanasie finden Sie in unserem Magazin.
Der letzte Lebensabschnitt
Wie kann man seinen Hund in der letzten Lebensphase unterstützen?
Begleiterscheinungen der letzten Lebensphase
Beginn und Länge des letzten Lebensabschnittes kann nicht pauschal definiert werden, sondern ist immer ein individuelles Intervall. Manche Hunde altern äußerlich wie innerlich schon mit 5 Jahren, andere sind mit 10 Jahren noch fit wie ein Turnschuh. Wenige Exemplare erreichen ein Alter von 20 Jahren oder mehr.
Allgemein kann man sagen, dass Hunde größerer Rassen früher altern und sterben, als Vertreter kleiner Rassen. Aber auch andere Faktoren, wie Krankheiten, Genetik, Haltungsbedingungen und zu erbringende Leistungen (Sporthunde, Diensthunde etc.) spielen eine wichtige Rolle. Nicht zu vernachlässigen ist dabei auch das Körpergewicht. Übergewichtige Hunde sterben früher und verbringen ihre letzte Lebenszeit mit mehr Einschränkungen und Schmerzen, als ihre normalgewichtigen Kollegen. Im Falle kleiner Hunderassen macht dies bis zu 4 Jahre „gestohlene“ Lebenszeit aus. Also zum Beispiel Sterben im Alter von 8 Jahren, statt 12 Jahren. Übertragen auf den Menschen bedeutet das Sterben mit 60 Jahren, statt mit 80 Jahren. Das ist schon ein gewaltiger Unterschied.
Der Beginn des Alterungsprozesses kommt nicht plötzlich, sondern schleichend. Daher wird er oft nicht wahrgenommen oder als vorübergehende Sache abgetan. Von dezenten Leistungsverlusten (kleinere Spaziergänge, weniger Spielen, weniger schnelles Rennen), über Verdauungsstörungen und Sehkrafteinbußen bis zu geistigen Einschränkungen (Geräuschangst, vermehrtes Bellen, Umherwandern) ist alles möglich. Einige Symptome haben wir in Tabelle 1 für Sie zusammengefasst. Nicht selten kommt es vor, dass man als Besitzer diese Unterschiede gar nicht wahrnimmt, da man sein Tier tagtäglich sieht. Es ist daher immer von Vorteil auf Hinweise von Freunden und Bekannten zu achten („Na alter Junge!“, „Du warst aber auch schon mal schneller.“, „Du bellst ja heute gar nicht.“). Fragen Sie auch gerne Ihren Tierarzt, wie er den körperlichen und geistigen Zustand Ihres Tieres einordnet. Je früher sie vorbeugend oder unterstützend tätig werden, desto besser. Ihr Hund wird es Ihnen danken!
Im Laufe dieses letzten Lebensabschnittes werden Alterserscheinungen zunehmen und Probleme mit sich bringen. Wichtig ist dabei, dass diese Veränderungen nicht einfach mit „er wird halt alt“ abgetan, sondern ernst genommen werden. Ihr Tier kann nichts dafür, dass seine Verdauungsleistung abnimmt, Augen trüb werden und sich Arthrose bildet. Als treuer Begleiter an Ihrer Seite, hat ihr Hund es verdient, in dieser Zeit unterstützt zu werden. Zum Beispiel mit Futterumstellung, Anpassung des Tagesablaufes, Physiotherapie oder Medikamentengabe. Ebenso heißt es nicht umsonst AltersERSCHEINUNG. Der Schein kann nämlich manchmal trügen. So können Augen auch durch gravierende Krankheiten wie Grauer Star oder Grüner Star getrübt sein, nicht nur durch Alterungsprozesse der Linse, und auch eine Lahmheit kann nicht nur Arthrose, sondern ebenso einen Bruch oder Bandscheibenvorfall bedeuten. Auch ältere Tiere haben ein Anrecht auf Erkrankungen! Besprechen Sie auftretende Symptome also immer zeitnah mit Ihrem Tierarzt, um keine Infektion oder Organdefekte zu übersehen.
Sollten Sie mit den Einschränkungen Ihres alternden Hundes überfordert sein, zögern Sie bitte nicht nach Hilfe zu fragen! Inkontinenz, Medikamentengabe, pflegerische Maßnahmen oder demenz-bedingte nächtliche Unruhen sind nervenaufreibend und mitunter zeit- und kostenintensiv. Auch ist man als Besitzer selbst oft an einem Punkt angelangt, wo die eigenen körperlichen Einschränkungen einer guten Pflege des Tieres im Weg stehen. Niemand wird Ihnen einen Vorwurf machen, wenn Sie um Unterstützung bitten! Sollte Ihnen im näheren Umfeld niemand helfen können oder wollen, schlussfolgern Sie daraus bitte nicht, dass eine Euthanasie oder eine Abgabe ins Tierheim die einzige Lösung ist! Tierärzte und Tiertrainer sind in der Regel sehr gut vernetzt und wissen meist eine Anlaufstelle, die bei der Betreuung Ihres Tieres oder der Vermittlung in ein gutes neues Zuhause helfen kann.
Auch Tiere, die durch einen Unfall oder eine schwere Erkrankung, plötzlich die letzte Phase ihres Lebens erreicht haben, möchten in dieser Zeit natürlich umsorgt und gut betreut werden. Hier gilt ebenfalls das Motto „Qualität statt Quantität“. Egal ob es sich um Minuten, Tage oder Wochen handelt: der letzte Lebensabschnitt sollte weiterhin voller Lebensfreude sein und die Bedürfnisse Ihres Tieres erfüllen.
Tabelle 1: Alterserscheinungen
trübe Augen |
Sehkraftverlust (z.B. Unsicherheit bei Dämmerung) |
Hörverlust |
graue Schnauze |
verminderte Körperpflege (struppiges, schuppiges, fettiges Fell etc.) |
langsame Bewegungen |
kürzere Spaziergänge |
weniger / kein Spielen (allein, mit Ihnen oder mit anderen Hunden) |
Vermeidung des Kontaktes mit Menschen/Hunden |
Unwilligkeit angefasst zu werden |
Vermeidung bestimmter Bewegungen (z.B. Springen ins Auto, Wendungen, Treppen) |
Lahmheit |
Probleme beim Aufstehen |
Inkontinenz |
häufigere Magen-Darm-Beschwerden |
vermehrtes oder vermindertes Bellen |
Bellen ohne ersichtlichen Grund |
Unruhe / Nervosität / Schlaflosigkeit |
Geräuschangst und sonstige Angst |
Aggressivität |
Hat mein Tier Schmerzen?
Nicht immer sind Schmerzen beim Hund offensichtlich zu erkennen.
Mit dem Tierarzt zusammenarbeiten
Nicht nur in der gesamten letzten Lebensphase, sondern besonders auch vor und während des Zeitpunktes des Abschiednehmens treibt uns Hundehalter eine wichtige Frage um: Hat mein Tier Schmerzen?
Diese Frage zu beantworten ist nicht immer leicht. Zeigt der Hund Schmerzzeichen bzw. Unwohlsein (s. Tabelle 2), können wir mit einem klaren „ja“ antworten. Was aber ist, wenn ein Hund Schmerzen nicht offensichtlich zeigt oder erst dann, wenn sie unerträglich sind? Und wenn wir die Zeichen richtig deuten, wie finden wir heraus, ob es leichte, mittelmäßige oder starke Schmerzen sind? Um auf diese wichtigen Fragen die richtige Antwort zu finden, ist es essentiell, dass Tierhalter und Tierarzt Hand in Hand arbeiten. Denn die medizinischen Profis wissen, welche Krankheiten mehr oder weniger Schmerzen verursachen, in welchem Krankheitsstadium Schmerzen am ehesten auftreten und erkennen die Anzeichen dafür meist früher als die Tierhalter. Da aber viele Hunde beim Tierarztbesuch, durch Aufregung oder Angst getriggert, ein anderes Verhalten zeigen, als zu Hause, kann durch reine Beurteilung auf dem Behandlungstisch selten ein finales Urteil gefällt werden. Es ist deshalb äußerst wichtig, dass Sie Ihrem Tierarzt das Verhalten Ihres Hundes daheim, sowie jede noch so kleine Veränderung genau beschreiben. Nur so können Sie herausfinden, wie stark eventuelle Schmerzen Ihres Tieres sind und wie man sie am besten lindern kann. Auch hierbei können Einschätzungen von Freunden oder Nachbarn hilfreich sein, da ihnen, wie oben schon erwähnt, Veränderungen meist deutlicher auffallen, als uns Tierhaltern.
Um die Stärke eines Schmerzgeschehens zu beurteilen, können zum Beispiel sogenannten Schmerzskalen („Pain Scores“) herangezogen werden. Diese enthalten eine Auflistung bestimmter Symptome. Je mehr Symptome auf das Tier bzw. dessen Verhalten zutreffen, desto intensiver ist der Schmerz. Wie so eine Skala im Detail aussehen kann und wie man sie am besten benutzt, können Sie in unserem ausführlichen Artikel zum Thema Schmerz nachlesen oder beim nächsten Tierarztbesuch erfragen.
Da viele Krankheiten des Menschen in gleicher oder ähnlicher Form auch bei Hunden auftreten und die Schmerzwahrnehmung ebenfalls fast identisch ist, kann man zur Schmerzbeurteilung auch Erfahrungsberichte aus der Humanmedizin heranziehen. So sollen zum Beispiel Nierenerkrankungen nicht sonderlich schmerzhaft sein, nur die Begleitsymptome erschweren den Alltag und das Wohlbefinden. Im Gegenzug kennt wohl jeder die Qualen schlimmer Zahnschmerzen, mit denen wir meist trotzdem noch brav unser Mittagessen aufnehmen, aber es irgendwann dann doch nicht mehr aushalten. Man sollte also immer im Hinterkopf behalten, dass das Argument „Er frisst doch aber noch!“ nicht unbedingt bedeutet, dass keine Schmerzen vorhanden sind.
Wie Schmerzen entstehen, was es bei akutem und chronischem Schmerz zu beachten gibt und wie man diese am besten vorbeugen oder behandeln kann, erfahren Sie ebenfalls in unserem weiterführenden Artikel.
Tabelle 2: Schmerzanzeichen
Vermeidung bestimmter Bewegungen (z.B. Springen ins Auto, Wendungen) |
langsame Bewegungen |
kürzere Spaziergänge |
weniger / kein Spielen (allein, mit Ihnen oder mit anderen Hunden) |
Vermeidung des Kontaktes mit Menschen/Hunden |
Unwilligkeit angefasst zu werden |
verminderte Körperpflege (struppiges, schuppiges, fettiges Fell etc.) |
Aggressivität |
Anlegen der Ohren |
Verstecken / sich zurückziehen |
Ungewohnte Lautäußerungen (jammern, winseln, stöhnen) |
angestrengte oder schnelle Atmung |
Hecheln |
Schmatzen, Speicheln |
Strecken des Körpers („Gebetsstellung“) vor / während / nach Fütterung |
regloses Verharren in einer bestimmten Position |
verminderte / keine Reaktion bei direkter Ansprache |
Wie beurteile ich die Lebensqualität meines Hundes?
Das Wohlbefinden regelmäßig checken.
Five Freedoms des Hundes
Natürlich bestimmen nicht nur Schmerzen das Wohlbefinden und damit die Lebensqualität unserer Tiere, sondern auch andere Faktoren. Diese werden als sogenannte „Five Freedoms“ bezeichnet. Das bedeutet, ein Tier benötigt fünf wichtige Faktoren, um sich wohlzufühlen: Freisein von Hunger und Durst, Freisein von Angst, Furcht oder Panik, Freisein von Schmerzen, Leiden oder Schäden, Vorhandensein einer artgerechten Unterkunft und Möglichkeit zum Ausleben des artspezifischen Verhaltens inklusive geeigneter Sozialkontakte. Es reicht also nicht aus, mit dem Hund fünf Stunden täglich spazieren zu gehen, wenn er dann zu Hause in eine Box gesperrt wird, in der er sich nicht umdrehen kann. Genauso garantiert eine 4-Sterne-Luxushundehütte mit Futterautomat keine Lebensqualität, wenn dafür die Körperpflege vernachlässigt wird oder Sozialkontakte fehlen.
Was alles zu einer artgerechten Hundehaltung dazu gehört und wie Sie die Gesundheit Ihres treuen Begleiters bestmöglich erhalten bzw. fördern können, haben wir für Sie in einem weiterführenden Artikel zusammengefasst. Dort erfahren Sie auch, wie die „Five Freedoms“ entstanden sind und wozu sie genutzt werden.
Um herauszufinden, ob die momentane Lebenssituation Ihres Vierbeiners alle Wohlfühlfaktoren abdeckt, sprechen Sie am besten mit Ihrem Tierarzt. Er beschäftigt sich tagtäglich mit den Five Freedoms, kennt Sie und Ihr Tier meist schon sehr lange und kann Ihnen erklären, auf was Sie besonders achten müssen. Sollte einer der Faktoren beeinträchtigt sein, kann er meist noch gut durch die anderen kompensiert oder mit Hilfsmitteln (Futterumstellung, Medikamente, Operation, Physiotherapie etc.) zurückgewonnen werden. Fallen allerdings mehrere der Five Freedoms aus, besteht in der Regel keine gute Lebensqualität mehr und es sollte über eine Euthanasie nachgedacht werden.
Woran erkenne ich, dass der Zeitpunkt des Abschiedes gekommen ist?
Alters-, krankheits- oder unfallbedingt muss eine Entscheidung getroffen werden.
Der Zeitpunkt des Abschieds rückt näher
Unsere Hunde begleiten uns meist viele Jahre lang durch Höhen und Tiefen unseres Lebens, sind treue Freunde an unserer Seite, die uns zum Lachen, aber manchmal auch zum Verzweifeln bringen. Sie zeigen uns in dunklen Momenten, wie schön das Leben ist und dass wir nie alleine sind. Sie erleben gemeinsam mit uns kleine und große Abenteuer, begleiten uns teilweise nicht nur privat, sondern auch beruflich. Haben wir mal einen Höhenflug, freuen sie sich mit uns, bringen uns aber auch schnell zurück auf den Boden der Tatsachen, indem sie uns klarmachen, dass wir nicht immer „König der Welt“ sind, sondern oft einfach nur Dosenöffner auf zwei Beinen, die gelegentlich eine eingebaute Kotaufsammelfunktion haben. Mit ihrer unbekümmerten Art, perfektem Dackelblick und dem ein oder anderen Schabernack erobern sie unser Herz und behalten immer einen Platz darin. Dementsprechend möchten wir ihnen ein erfülltes Leben und einen, unweigerlich damit verbundenen, ebenso guten Abschied ermöglichen. Leider schlafen unsere Hunde nur selten friedlich zu Hause in ihrem Körbchen ein. So fällt die Festlegung des Todeszeitpunktes meist uns Tierhaltern zu. Altersschwäche, Krankheiten oder Verletzungen drängen uns dann, über kurz oder lang, zu einer Entscheidung.
Vor oder nach der Entscheidung zur Euthanasie treten oft Zweifel auf, dass der Zeitpunkt eventuell zu früh oder zu spät gewählt wurde. Diese Zweifel können begründet sein oder aber Teil des natürlichen Trauerprozesses (s. Tabelle 3), den jeder Trauernde mehr oder weniger intensiv durchläuft. Ein zu früh gewählter Zeitpunkt würde bedeuten, dass wir nicht nur einen Teil gemeinsame Lebenszeit mit unserem Vierbeiner verlieren, sondern auch, dass wir sein Leben beenden (lassen), bevor er selbst dazu bereit ist oder alle lebenserhaltenden Maßnahmen ausgeschöpft wurden. Drastisch ausgedrückt, könnte man es also als Mord bezeichnen. Weniger dramatisch gesehen, hat es den Hund aber eventuell auch vor Leiden oder Schmerzen bewahrt haben, die in naher Zukunft auf ihn zugekommen wären. Eine zu späte Entscheidung bedeutet im Gegenzug, dass dem Tier, im Zeitraum vor seinem Tod, unnötige Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt wurden, indem man einen Krankheitsprozess nicht rechtzeitig unterbrochen oder sogar künstlich verlängert hat. Das wäre dann streng genommen ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und dementsprechend strafbare Tierquälerei.
Eine Euthanasie zu früh anzustreben, kann mehrere Gründe haben. Zum Beispiel fehlende oder unzureichende Möglichkeit pflegerische Maßnahmen durchführen zu können, psychische Überforderung mit der Situation, Geldnot, die eine weitere Behandlung unmöglich macht, falsches Einschätzen des Gesundheitszustandes oder der Lebensqualität, Unwissen über Verlauf, Behandlungsmöglichkeiten und Prognose der vorliegenden Erkrankungen oder auch mangelnde Beratung seitens des Tierarztes.
Zu spät erfolgende Euthanasien beruhen meist auf Unwissenheit der Tierhalter über artgerechte Haltung, Krankheiten oder Schmerzerkennung, wodurch die Tiere viel zu spät einem Tierarzt vorgestellt werden und die Euthanasie als einzige Behandlungsmöglichkeit bleibt. Ebenso häufig ist eine emotionale Komponente für die zu späte Entscheidung ausschlaggebend. Da unsere Hunde so viel Zeit mit uns verbringen und fester Bestandteil unseres Lebens sind, fällt es sehr schwer, sie gehen zu lassen. So kommt es nicht selten vor, dass der Besitzer sich an jede verbleibende Minute mit seinem Tier klammert und dabei unbewusst Leidensanzeichen übersieht.
Einen treuen Freund gehen zu lassen ist ein äußerst schwerer Schritt. Um zu vermeiden, dass aus purem Egoismus eine übereilte Entscheidung getroffen wird oder man eine längst überfällige Erlösung unnötig hinauszögert, ist eine gute Absprache mit dem behandelnden Tierarzt wichtig. Dieser kann Ihnen alle nötigen Informationen zu bestehenden Krankheiten und deren Heilungschancen mitteilen, erklären, wie man wichtige Veränderungen oder Schmerzen rechtzeitig erkennt und bei der Wahl des passenden Zeitpunktes mithelfen. Auch Meinungen von Familie, Freunden und anderen Hundehaltern können dabei sehr hilfreich sein.
Hintergrundinformationen zu den wichtigsten Hundekrankheiten, zur Schmerzerkennung sowie zu pflegerischen Maßnahmen finden Sie in unserem Lexikon, sowie unter der Rubrik „Krankheiten“.
Ein paar Ratschläge, zur Wahl des richtigen Zeitpunktes für einen Abschied, möchten wir Ihnen mit auf den Weg geben:
- setzen Sie sich zeitnah als Familie zusammen und überlegen, was alles zu einer artgerechten Tierhaltung und einer guten Lebensqualität dazu gehört. Hilfestellung dazu finden Sie u.a. in unserem Artikel. Dies sollte am besten schon geschehen bevor eine Erkrankung oder das Seniorenalter überhaupt auftreten, idealerweise bevor überhaupt ein Hund angeschafft wird. Fallen Ihnen Mängel auf, überlegen Sie, wie sie diese beheben können, um ein erfülltes Hundeleben zu gewährleisten.
- überlegen Sie außerdem, welche Aktivitäten Ihrem Hund am meisten Freude bereiten bzw. was ihm Lebensfreude nehmen würde, wenn es plötzlich nicht mehr möglich wäre. Zum Beispiel würde ein sehr sportlicher Hund sicherlich mehr unter einer Querschnittslähmung leiden, als ein weniger aktiver Hund, der sich gerne tragen lässt oder sowieso die meiste Zeit des Tages auf dem Sofa liegend verbringt.
- überlegen Sie im Gegenzug auch, welche Dinge Ihr Hund kategorisch ablehnt und somit quälend für ihn wären, wenn sie bald zum Alltag gehören würden. Wichtig ist bei dieser Überlegung auch, ob man die Abneigung des Hundes mit viel Training und gutem Zureden abschwächen könnte oder nicht. So wird ein Hund, der Tablettengabe unangenehm findet, sich vermutlich mit der richtigen Belohnung schlussendlich doch zur Mitarbeit überreden lassen, ohne groß darunter zu leiden. Aber ein scheuer Hund, der 10 Jahre auf der Straße gelebt hat und nun einen Unfall hatte, wird mit intensiver Physiotherapie und damit einhergehendem Anfassen schlecht zurechtkommen.
- erarbeiten Sie aus den Überlegungen der vorherigen drei Ratschläge eine Liste, auf der sie notieren, was für Ihren Hund zu einer guten Lebensqualität dazugehört und welche Dinge Sie für ihn unbedingt vermeiden möchten. Gehen Sie diese Liste regelmäßig durch und kürzen oder ergänzen Sie sie, wenn ein neuer Punkt dazukommt oder Ihr Hund plötzlich doch mit etwas gut zurechtkommt, das vorher unmöglich erschien. Um diese Liste allgemein kurz zu halten, ist es sinnvoll, einen Hund schon frühzeitig an pflegerische Maßnahmen oder Manipulationen während einer Untersuchung zu gewöhnen. Tipps dazu finden Sie in unserem weiterführenden Artikel oder bei einem Gespräch mit Ihrem Tierarzt bzw. Hundetrainer.
- sollte Ihr Tier aufgrund seines Alters, eines Unfalles oder einer Erkrankung in den letzten Lebensabschnitt übergehen, nehmen Sie sich die erstellte Liste zur Hand und legen Sie einen oder mehrere Punkte fest, die für Sie einen Euthanasiegrund darstellen. Zum Beispiel könnte dies die Punkte „Querschnittslähmung“, „tägliches Erbrechen über mehr als 2 Wochen“ oder „künstliche Ernährung“ sein. Überlegen Sie dabei, ohne das Tier zu sehr zu vermenschlichen oder zu emotional zu denken, welche Dinge für Sie persönlich schlimm wären, wenn Sie an der Stelle Ihres Tieres wären. Könnten Sie beispielsweise mit einem schmerzhaften Tumor im Gesicht oder wiederkehrender Atemnot leben? Nicht alles ist 1 zu 1 übertragbar, aber oft sind diese Überlegungen dennoch hilfreich. Eine weitere Möglichkeit wäre, zu definieren, was für Ihren Hund ein „guter“ und was ein „schlechter“ Tag sein könnte. Wenn Sie dann an den Punkt kommen, an dem die schlechten Tage die guten Tage überwiegen, wäre dies ebenfalls ein Euthanasiegrund. Es kann sinnvoll sein, diese Punkte schon in früheren Lebensabschnitten zu notieren, um sich in der emotional anstrengenden letzten Lebensphase mehr auf seinen Hund konzentrieren zu können und die Entscheidungshilfen, ungetrübt durch Trauer oder Angst, parat zu haben.
- Besprechen Sie diese Liste am besten mit Ihrem Tierarzt. Er hat sicherlich noch einen Punkt zur Ergänzung der Liste oder einen zusätzlichen Tipp parat. Außerdem kann er Ihnen so helfen, den von Ihnen gewählten Zeitpunkt nicht zu verpassen und Ihnen so ein Stück Zweifel oder Angst nehmen.
Tabelle 3: Trauerphasen
Leugnen |
|
Gefühlschaos |
|
Loslassen |
|
Neuorientierung |
|
Wie läuft eine Euthanasie ab?
Der Weg der Sterbebegleitung besteht in aller Regel aus 3 Schritten.
Wenn die Zeit des Abschieds gekommen ist
Ist die Entscheidung gefallen, dass der Zeitpunkt des Abschiednehmens gekommen ist, stellt sich noch die Frage des „wo?“s bzw. „wie?“s.
Wichtig für die Zeit vor, während und nach der Euthanasie ist die Überlegung, wer sich von dem Sterbenden verabschieden möchte und in welcher Weise. Nur der Tierhalter? Die ganze Familie? Bekannte? Möchten alle Trauernden bei der Euthanasie anwesend sein? Möchten Sie das Tier davor oder danach sehen? Gibt es Partnertiere, die ebenfalls Abschied nehmen sollten, um nicht völlig überrascht nach dem plötzlich verschwundenen Freund zu suchen? Insbesondere wenn Kinder zur Familie gehören, gestaltet sich diese Frage schwierig. Oft gehen Eltern davon aus, dass sie wissen, was das Beste für ihre Kinder wäre, ohne sie nach ihren Wünschen zu fragen. Dann werden Kinder von der Verabschiedung ausgeschlossen, weil man meint, sie würden es seelisch nicht verkraften oder gar nicht verstehen, was geschieht. Die Erfahrung zeigt aber, dass gerade Kinder viel offener und verständiger mit dem Thema Tod umgehen, als die meisten Erwachsenen. Nimmt man ihnen die Möglichkeit des Abschiedes, kommen unweigerlich viele Fragen auf, die man dann ausweichend beantwortet, was wiederum noch mehr Fragen aufwirft. Für ein Kind kann das unter Umständen viel belastender sein, als aktiv am Abschied teilzunehmen. Natürlich gibt es aber auch das Gegenteil: Eltern, die unbedingt das Kind miteinbeziehen möchten und es geradezu zwingen an der Euthanasie oder dem Ausheben eines Grabes teilzuhaben. Für ein sensibles Kind könnte dies ein echtes Trauma darstellen. Reden Sie also unbedingt mit allen Beteiligten, ganz besonders mit den Kindern! Nur wenn alle Wünsche angehört werden, können sie bestmöglich berücksichtigt werden.
Für den Ort der Euthanasie gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: eine Einschläferung bei Ihnen zu Hause oder bei Ihrem Tierarzt. Ersteres erspart Ihrem Hund den Stress einer Autofahrt und den Aufenthalt in einem Gebäude, das er womöglich mit Impfen, Blutabnahme oder Klinikaufenthalt verbindet. In den eigenen vier Wänden hat Ihr Tier allerdings „Heimvorteil“ und könnte sich unkooperativer zeigen. Ein Wohnzimmer bietet außerdem natürlich noch zahlreiche Versteckmöglichkeiten, sodass ein Einfangen schwierig und mit viel Stress verbunden ist. Dies ist in Praxisräumlichkeiten meist kein Problem, da die Tiere dort kaum eine Versteckmöglichkeit haben und es daher gar nicht erst versuchen. Auch für Komplikationen ist man besser gerüstet, da fachkundiges Personal zur Stelle ist, das mithelfen kann und mehr Geräte und Medikamente parat liegen, als in eine Arzttasche für Hausbesuche passen. Einige Praxen und Kliniken bieten außerdem separate Räume für Euthanasien an, die Ruhe und Geborgenheit ausstrahlen, sodass es für alle Beteiligten in dieser schwierigen Situation so angenehm wie möglich ist.
Genau um diesen Aspekt geht es auch beim eigentlichen Akt der Euthanasie. Denn, das aus dem griechischen stammende Wort, bedeutet so viel wie „schöner Tod“. Es geht also darum dem Sterbenden durch aktive oder passive Hilfe ein Lebensende ohne Schmerzen und Leid zu verschaffen. Die Endstadien vieler Erkrankungen gehen mit Atemnot, starken Schmerzen oder Verwirrtheitszuständen inklusive Selbstverletzung einher. Da liegt es natürlich nahe, dass man versuchen möchte, seinem treuen Begleiter diese Stadien zu ersparen. Viele schwerkranke Menschen wünschen sich ebenfalls eine Möglichkeit der Sterbehilfe, können diese aber nicht in Anspruch nehmen, da sie in vielen Ländern verboten ist. Es ist daher Fluch und Segen zugleich, dass wir in der Tiermedizin auf Euthanasien zurückgreifen können.
In der Regel läuft die Einschläferung in 3 Schritten ab:
Schritt Nr. 1 ist die „Alles-egal-Spritze“. Das heißt, dem Tier wird ein Narkosemittel verabreicht, durch das es, meist innerhalb weniger Minuten, in den Armen des Besitzers sanft einschlafen kann. So sind die letzten Dinge, an die es sich erinnert, die Gesichter geliebter Menschen um sich herum und von den weiteren Schritten bekommt es nichts mehr mit. Das Narkosemittel kann dabei entweder in die Gesäßmuskulatur injiziert oder über einen Venenkatheter verabreicht werden. Der Pieks der Spritze oder des Katheters kann ein wenig unangenehm sein, aber ist unter der Wirkung des Medikamentes sofort wieder vergessen.
Schritt 2 vertieft die Narkose. Wurde beim 1. Schritt noch kein Venenkatheter gelegt, so wird dies nun nachgeholt. Ab diesem oder dem nächsten Schritt entscheiden sich einige Besitzer nicht mehr anwesend sein zu wollen. Das ist völlig in Ordnung und wird selbstverständlich ohne Probleme akzeptiert. Aber auch das dabeibleiben und begleiten bis zum letzten Atemzug ist natürlich erlaubt. Während der Narkosevertiefung wird die Atmung schon sehr flach, sodass es oft so aussieht, als wäre das Ende schon gekommen. Erschrecken Sie dabei nicht! Das ist völlig normal. Auch unbewusste Muskelzuckungen sind möglich. Ähnlich wie es uns manchmal beim Einschlafen geht, wenn wir kurz vor dem Tiefschlaf mit einem Arm oder Bein zucken.
Der finale 3. Schritt beinhaltet eine Mischung verschiedener Medikamente, die den Kreislauf, die Hirnfunktion und die Muskeltätigkeit (inklusive Atemmuskulatur und Herzmuskel) langsam abschalten. Welche Medikamente im Detail genutzt werden kann sehr unterschiedlich sein. Es sind aber in jedem Fall solche, die extra für Euthanasien entwickelt wurden und einen sanften, sicheren Tod gewährleisten. Überprüft wird der Zustand des Todes natürlich trotzdem, indem Reflexe getestet und Herztöne abgehört werden. Erst, wenn wirklich alle Lebenszeichen abgeklungen sind, ist die Euthanasie erfolgreich beendet.
In seltenen Fällen ist das legen eines Venenkatheters nicht möglich, z.B. bei Multiorganversagen. Dementsprechend können bei diesen Tieren auch keine Medikamente in die Vene verabreicht werden. Sie müssen dann anderweitig in den Körper verbracht werden, beispielsweise durch Injektionen in Herz, Nieren oder die Bauchhöhle. Viele Besitzer finden dieses Vorgehen verstörend und haben Angst, das Tier könnte darunter leiden. Diese Angst ist allerdings unbegründet. Durch Schritt 1 werden Bewusstsein und Schmerz schon fast vollständig ausgeschalten, die Narkosevertiefung wird dann, egal ob über Katheter, erneute Muskelinjektion oder anderweitige Injektion, nicht mehr gespürt. Spätestens ab Schritt 2 ist jegliches Schmerzempfinden verschwunden und die letzte Medikamentengabe, egal in welcher Form, wird nicht wahrgenommen. Genauso verändern sich nur die Strecken, aber nicht die Zielorte der Medikamente. Ein Fließen durch den Katheter über kleinere und dann größere Venen in Herz, Hirn und Muskulatur entspricht quasi einer Sonntagsfahrt durch mehrere Ortschaften. Eine Injektion direkt in die Nieren und von dort über die größeren Venen an die Bestimmungsorte wäre eine Landstraßenfahrt mit selbem Ziel. Direkte Injektion ins Herz dementsprechend schnelle Direktverbindung via Autobahn. Auch wenn es zunächst etwas befremdlich wirkt, ist es also im Grunde das gleiche und keinesfalls unangenehmer oder schmerzhafter.
Ist der Patient erfolgreich sanft entschlafen, können sich die Besitzer noch ausreichend Zeit für einen letzten Abschied nehmen, wenn sie dies wünschen. Oft wird die Gelegenheit genutzt, eine Fellsträhne abzuschneiden und als Andenken mit nach Hause zu nehmen, falls der Hund in der Praxis verbleibt.
Was geschieht nach der Euthanasie?
Persönlich den gewünschten Weg über die Regenbogenbrücke bestimmen.
Welche Möglichkeiten im Hinblick auf die letzte Ruhestätte bieten sich?
Wo und wie das Tier seine letzte Ruhe findet, sollte am besten schon vor der Euthanasie entschieden werden. Dafür stehen in Deutschland vier Möglichkeiten zur Auswahl:
- Die am häufigsten genutzte Variante ist eine anonyme Einäscherung. Entweder über eine Tierkörperbeseitigungsanlage (TKBA) oder ein Tierkrematorium. Tierärzte arbeiten in der Regel mit Krematorien zusammen, sodass die verstorbenen Tiere direkt in der Praxis abgeholt und ihrer Kremierung zugeführt werden können. Es ist aber auch möglich, das Tier selbst zu TKBA bzw. Krematorium zu fahren oder es zu Hause abholen zu lassen.
- Die meisten Krematorien bieten außerdem eine sogenannte individuelle Kremierung oder Einzelkremierung an. So kann die Asche des Tieres in einer hübschen Urne an den Besitzer zurückgegeben und an einem speziellen Ort aufbewahrt oder vergraben werden. Auch Umwandelung der Asche in Schmucksteine, Gedenksteine u.Ä. ist möglich.
- Eine ebenfalls oft genutzte Bestattungsform ist das Begraben des Tieres im eigenen Garten oder Waldgrundstück. Zu beachten sind dabei die in der Gemeinde geltenden Vorschriften, insbesondere des Wasserschutzes. Denn in manchen Gebieten könnten Stoffe, die bei der Zersetzung des Tieres frei werden, das Grundwasser beeinträchtigen. Ebenfalls muss ausgeschlossen sein, dass der Leichnam durch andere Tiere ausgegraben werden kann. Die Ruhestätte muss also eine gewisse Tiefe aufweisen.
- Für Besitzer, die kein eigenes Grundstück besitzen, aber dennoch einen Ort zur Abschiednahme, Trauer und Erinnerung haben möchte, stehen in einigen Regionen Tierfriedhöfe zur Verfügung. Dort können die Tiere in Särgen oder Bestattungstüten beerdigt werden oder die Urnen aufbewahrt bzw. vergraben werden. Auch Möglichkeiten der Trauerbegleitung oder Unterstützung bei der Grabpflege sind dort möglich.
Besprechen Sie die Angelegenheit mit Ihrer Familie, Ihrem Tierarzt oder anderen Hundebesitzern. So werden Sie die richtige Ruhestätte für Ihren Liebling finden.
Ein nicht so emotionaler, aber dennoch wichtiger Teil der „Nachsorge“ ist die Abmeldung bei Versicherungen (Haftpflicht-/OP-/Kranken-V.), Tierregistern (TASSO, Findefix, deutsches Haustierregister etc.) und der Gemeinde in Bezug auf die Hundesteuer. Eine entsprechende Euthanasiebescheinigung wird Ihnen Ihr Tierarzt ausstellen.
Wie geht man am besten mit dem Verlust um?
Wie man als Halter mit seiner Trauer umgehen kann.
Die Zeit der Trauerbewältigung
Die geschäftige Zeit vor, während und kurz nach einer Euthanasie wird unweigerlich von einer erdrückenden Stille abgelöst. Meist merkt man erst ab diesem Zeitpunkt, dass der treue Freund nicht mehr da ist und auch nicht wieder zurückkommen wird. Kein freudiges Bellen, wenn man die Haustür öffnet, kein bettelnder Blick beim Abendessen, kein flauschiges Fell, dass du uns beim Mittagschlaf Gesellschaft leistet oder in traurigen Momenten Trost spendet. Es fehlt einfach etwas. Sogar Dinge, die uns sonst genervt haben, wie Hundehaare, die an Kleidung, Sofa und Schuhen kleben, zerfetzte Klopapierrollen oder schlammige Pfotenabdrücke auf weißen Fliesen wünschen wir uns in dieser Zeit zurück. Manch einer sieht den geliebten Hund noch um die Ecke kommen oder meint ein winseln zu hören. Manchmal rufen wir noch aus Gewohnheit den vertrauten Namen oder greifen im Reflex nach der Leine, wenn wir das Haus verlassen. Oft können oder wollen wir in dieser Zeit nicht akzeptieren, dass unser Freund für immer eingeschlafen ist. Diese Trauerphase des Leugnens durchlebt jeder Mensch unterschiedlich in Ausprägung und Dauer. Sie kann Minuten andauern oder auch Stunden bis Tage.
Ist man sich dann des Verlustes bewusstgeworden, übermannen einen verschiedenste Gefühle. Besonders Wut gewinnt in dieser Phase des Gefühlschaos meist die Oberhand. Wut über den Verlust, aber auch Wut über sich selbst oder andere. Wut auf eine ungerechte Welt oder einen Gott, der es zulässt, dass geliebte Menschen und Tiere sterben. Wut auf den Tierarzt, der, obwohl völlig korrekt gehandelt, plötzlich als der böse Mensch dasteht, der den Tod herbeigeführt hat. Auch alle anderen anwesenden Personen, wie Familienmitglieder, Freunde oder Nachbarn kann dieser Zorn treffen, weil der Trauernde eventuell das Gefühl hat, durch falsche Beratung zu früh oder zu spät gehandelt zu haben. Nach plötzlichen Todesfällen, aufgrund eines Unfalles, ist dieses Wutgefühl ebenfalls sehr stark. Meist geht es dabei um Selbstvorwürfe. Hätte man den Unfall verhindern können? Hätte man besser Erste Hilfe leisten können? Diese Fragen sind wichtig, um den Tod des treuen Begleiters verarbeiten zu können, gehen aber meist mit einer großen Belastung einher. Sollten Sie Kontakt zu einem trauernden Menschen haben, seien Sie also nachsichtig, wenn er sich stur verhält, ungerecht handelt oder Ihnen Dinge an den Kopf wirft, die völlig unbegründet erscheinen. Dies ist Teil des Trauerprozesses und geht, wie alle Phasen, irgendwann vorüber. Zeigen Sie Nachsicht und Verständnis, versuchen Sie zu helfen, ohne sich aufzudrängen oder warten geduldig eine Zeit lang ab.
Hat sich das Gefühlschaos gelegt, findet man sich in der Phase des Loslassens wieder. Man hat den Verlust akzeptiert, aber er ist noch allgegenwertig. Jeder vertraute Gegenstand fördert eine Erinnerung zu Tage. Ebenso der Waldweg, den man gemeinsam spaziert ist oder die Stiefel, die man bei Matschwetter angezogen hatte, wenn man das Haus eigentlich nicht verlassen wollte, aber sich dem Hund zu Liebe durch Pfützen und Schlamm gekämpft hat. Diese Erinnerungen stimmen traurig, weil sie den Verlust greifbar machen, aber oft auch fröhlich, weil man sich an so manchen schönen Ausflug und den ein oder anderen Unfug erinnert. Nutzen Sie diese Zeit zur aktiven Erinnerung, egal ob sie selbst trauern oder einen Trauernden begleiten. Es hilft bei der Verarbeitung des Verlustes und bringt wieder etwas Freude zurück. Familie und Freunde können Anekdoten zum Besten geben, weil sie das verstorbene Tier selbst kannten. Andere Hundebesitzer können wiederum ebenfalls eine Stütze sein, indem sie von ihren eigenen verstorbenen Tieren berichten und man so manche Gemeinsamkeit erkennt. Besonders Gespräche mit Kindern können in dieser Zeit hilfreich sein. Denn sie gehen mit dem Thema Tod viel offener und ehrlicher um, als die meisten Erwachsenen. Außerdem sehen sie die Welt mit aufmerksamen Augen und erkennen ihre Schönheit und ihr faszinierendes Wesen viel intensiver. So können sie besonders für alleinstehende Personen oder Menschen mit Depressionen eine große Stütze sein. Und was gibt es schöneres als weise Sprüche aus einem Kindermund? „Du darfst nicht weinen Mama! Das mag der Balu doch nicht! Dann bringt er dir wieder tote Mäuse!“ oder „Ich glaube, im Hundehimmel gibt es ganz viele Staubsauger, sonst wären die Wolken ja voller Hundehaare!“ sind nur zwei der unzähligen naiven Kindersprüche, die man im Laufe eines Lebens zu hören bekommt und die uns zum Schmunzeln bringen.
Erkennt man nicht mehr in jedem Geräusch oder Gegenstand den verlorenen Freund, findet man sich in der vierten Trauerphase wieder. Diese Zeit des Neuanfangs, in der man sich wieder voll und ganz auf seine Arbeit, Freizeit, Familie und Freunde konzentrieren kann, bedeutet aber keinesfalls, dass man das verstorbene Tier vergisst. Ganz im Gegenteil. Man wird sich immer wieder an die gemeinsame Zeit erinnern. Manche Besitzer treffen in dieser Phase den Entschluss, kein weiteres Tier bei sich aufzunehmen, weil sie den Verlust nicht erneut erleben möchten oder aus Gesundheits- oder Altersgründen daran zweifeln, sich die volle Lebenszeit um einen neuen Hund kümmern zu können. Viele nutzen aber auch diese Zeit der Neuorientierung, um Vorbereitungen für einen Familienzuwachs zu treffen. Dabei geht es natürlich nicht darum, den alten Freund zu ersetzen, denn das wird nie möglich sein. Es bietet aber die Gelegenheit, einen neuen treuen Begleiter zu finden und vielleicht auch einem Tierheimhund ein zweites Leben zu schenken. Egal für welchen Weg Sie sich entscheiden, Ihr Hund wird immer einen Platz in ihrem Herzen behalten und die schönen Erinnerungen gehen nie verloren!
Sollten Sie das Gefühl haben, mit dem Verlust Ihres Vierbeiners nicht umgehen zu können, zögern Sie bitte nicht, Hilfe zu suchen oder anzunehmen! Es ist völlig normal, zu trauern, wenn man einen Begleiter verliert, der einen jahrelang durch Höhen und Tiefen begleitet hat. Auch wenn viele Menschen es nicht nachvollziehen können und abschätzig von „es ist doch nur ein Tier“ sprechen. Jeder Hundehalter bzw. Tierbesitzer wird Ihren Schmerz nachvollziehen können und Sie bereitwillig unterstützen! Wende Sie sich auch gerne an Ihren Hundetrainer oder Ihre Tierarztpraxis. Dort hat man jederzeit ein offenes Ohr für Sie und kann Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Zögern Sie bitte auch nicht Hilfe anzubieten, wenn Sie selbst nicht Trauernder sind, aber einen Menschen kennen, der momentan einen Verlust zu beklagen hat. Es gibt leider viele alleinstehende Personen, die mit Ihren Problemen alleine gelassen werden, weil Familie und Freunde nicht helfen können oder wollen. Gerade ältere Menschen verarbeiten den Tod Ihres Tieres oft schlecht, aber auch jüngeren sieht man ihre Sorgen nicht gleich an. So kann der Verlust des meist einzigen Freundes nicht selten zu schweren Depressionen oder gar Todesfällen führen. Bitte schauen Sie nicht weg und fragen Sie lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig, ob Ihr Nachbar, Bekannter oder Freund Hilfe benötigt!
Einige Möglichkeiten, wie man den Tod seines Tieres besser verarbeiten und die schönen Erinnerungen bewahren kann, haben wir in Tabelle 4 für Sie zusammengefasst.
Wir wünschen Ihnen in dieser schweren Zeit viel Kraft und alles erdenklich Gute!
Tabelle 4: Trauerhilfen
Gespräche mit Familie, Freunden, Nachbarn, Hundetrainer, Tierarzt, anderen Hundebesitzern |
Aufsuchen einer Trauerberatung |
Gestaltung eines Sarges / einer Bestattungstüte, v.a. mit Kindern sinnvoll |
Schreiben eines Briefes mit Erinnerungen / Wünschen / letzten Worten, der dem Grab oder dem Tier vor der Einäscherung beigelegt wird |
Erstellung eines Fotoalbums |
Erstellung eines Fotos auf Leinwand |
Aufbewahrung einer Haarsträhne |
Gestaltung eines Trauerortes (z.B. bestimmter Platz im Haus / Garten) |
Pflanzung eines Busches / Baumes zu Ehren des verstorbenen Tieres (evtl. mit Verstreuen der Asche am Pflanzort, sodass das Tier mit dem Baum „wiedergeboren“ wird) |
Bestattung auf einem Tierfriedhof inklusive selbstgestaltetem Grab |
Trauerfeier inklusive Diashow, Grabrede, Baumpflanzung o.Ä. |
Pressen der Asche in Form eines Schmuck- oder Gedenksteines |
Spende der zurückgebliebenen Futtermittel, Medikamente, Spielzeuge, Decken etc. an einen Tierschutzverein |
Aushilfe in einem Tierschutzverein (Gassi gehen, bei Fütterung/Pflege helfen, Bürotätigkeiten) |
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