Verhaltenstherapie beim Hund: Infos, Ablauf und Kosten
Mit Verhaltenstherapie erfolgreich Problemverhalten und Verhaltensstörungen beim Hund therapieren!
Von:
Veronika Linde
Zuletzt aktualisiert am: 27.11.2024
Das Wichtigste in Kürze
- Verhaltenstherapie: Gezielte Methode zur Behandlung von Verhaltensproblemen wie Aggression, Ängsten oder Phobien bei Hunden.
- Ursachen für Problemverhalten: Genetik, Traumata, Krankheiten, mangelnde Sozialisierung oder unangemessene Haltung können Auslöser sein.
- Ziele der Therapie: Verbesserung der Lebensqualität des Hundes, harmonisches Zusammenleben und Stressabbau.
- Ablauf: Umfassende Anamnese, Diagnose, Therapieplan und praktische Übungen für nachhaltige Verhaltensänderungen.
- Therapeuten: Hundetrainer mit Zusatzausbildung oder spezialisierte Tierärzte arbeiten je nach Problem eng zusammen.
- Kosten: Zwischen 75 € und 150 € pro Sitzung, Erstgespräch ca. 200 €, abhängig von Therapeut, Region und Umfang.
Die Verhaltenstherapie beim Hund ist eine Methode, mit der gezielt auf das Verhalten des Hundes durch einen Hundetrainer oder Tierarzt mit verhaltenstherapeutischen Maßnahmen Einfluss genommen werden kann – ethologisch-psychologisch und/oder tiermedizinisch. Hunde zeigen mitunter Verhaltensweisen, die vom Hundehalter als störend oder gar problematisch empfunden werden und im Hundealltag für alle Beteiligten eine Herausforderung darstellen. Es ist bei der Verhaltenstherapie das Ziel, unerwünschte Verhaltensweisen, Problemverhalten oder Verhaltensstörungen bei Themen wie Aggressionen, Ängsten oder Phobien durch Training via „Umlernen“ oder „Neulernen“ von Verhalten und/oder Einsatz von Medikamenten zu therapieren. Denn die Ursache für ein „Problemverhalten“ beim Hund kann vielfältig sein und von genetischen bis zu organischen Gründen reichen. Hier setzt die Verhaltenstherapie an. Das Problem muss identifiziert, therapiert und dem betreffenden Hund und Hundebesitzer nachhaltig durch verschiedene Behandlungsansätze geholfen werden. Durch eine umfassende Anamnese, Ursachenforschung (Ätiologie) und Diagnose erstellen der Verhaltenstherapeut und/oder Tierarzt einen Therapieplan und starten letztlich unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und des Tierwohls, die Behandlung des Hundes.
In unserem Leitfaden erklärt dir unsere dogondo-Expertin und Verhaltenstherapeutin, Veronika Linde aus Dorsten (NRW), worauf es bei der Verhaltenstherapie für Hunde ankommt, wie du Verhaltensprobleme erkennst und wann ein gezieltes Training oder medizinische Unterstützung vor Ort und / oder online sinnvoll ist.
Was ist Verhaltenstherapie für Hunde?
Mit der Verhaltenstherapie wird problem-, handlungs- und zielorientiert auf das Verhalten des Hundes eingewirkt.
Mit Verhaltenstherapie "Problemverhalten" beim Hund reduzieren oder beheben
Ist der Hund hyperaktiv, zeigt sich anderen Hunden gegenüber aggressiv oder leidet unter Geräuschphobien, ist dies für den Hund, Hundebesitzer und seine Umwelt eine echte Belastung. Hier besteht als fürsorglicher Halter Handlungsbedarf. In vielen Fällen ist die Verhaltenstherapie dann ein guter Ratgeber und Schlüssel zum Erfolg. Mithilfe der Verhaltenstherapie wird das Verhalten des Hundes durch einen Verhaltenstherapeut und/oder Tierarzt in Augenschein genommen, um „Verhaltensprobleme“ zu diagnostizieren und durch praktische Trainingsmaßnahmen sowie im Bedarfsfall Einsatz von Medikamenten zu therapieren. Es ist bei der Verhaltenstherapie entscheidend, durch sorgsame Anamnese und Ätiologie herauszufinden, ob klinische Erkrankungen oder biologisch-psychische Gründe die Ursache für Verhaltensänderungen beim Hund sind und das passende Therapieverfahren darauf abzustimmen. Deshalb braucht es für die Verhaltenstherapie beim Hund ausreichend ethologische, physiologische und neurologische Kenntnisse, um einschätzen zu können, ob es sich beim vorliegenden Verhalten um Normalverhalten, Verhaltensstörungen oder krankhaft bedingte Verhalten handelt.
Das bedeutet in der Praxis:
Bei der Verhaltenstherapie werden zunächst die Verhaltensweisen des Hundes genau beobachtet und analysiert. Dabei gibt es die Unterscheidung zwischen Normalverhalten, erwünschtem und unerwünschtem Verhalten bis hin zur Verhaltensstörung. Jedes Normalverhalten unterliegt einem bestimmten Funktionskreis und hat in der Regel eine biologische und evolutionäre Funktion, zB Erhaltung der eigenen Art, genetische Dispositionen oder Sicherung des Überlebens.
Nach der Einschätzung des Verhaltens und Bestimmung der Auslöser, die zu dem spezifischen Verhalten beim Hund führen, wird ein Therapieplan erstellt. Dabei geht es vor allem um die Herausarbeitung von (Therapie-) Zielen und empfohlenen Therapiekonzept mit entsprechenden Schritten zur Umsetzung. Hierbei wird auf jedes Hund-Mensch-Team ganz individuell eingegangen. Jeder „Hundepatient“ und Fall ist anders und will spezifisch gelöst werden. Es gibt kein allgemeingültiges Vorgehen bei der Umsetzung der Tierverhaltenstherapie. So wird auf die Tagesabläufe, speziellen Wünsche, Bedürfnisse und die Umsetzbarkeit der Therapiemaßnahmen bei der verhaltenstherapeutischen Arbeit geachtet. Bei der Verhaltenstherapie für Hunde geht es um eine ganzheitliche Betrachtungsweise und Individualberatung. Verhaltenstherapie für Hunde beinhaltet auch immer einen großen Teil praktisches Training, um problematisches Verhalten zielorientiert zu lösen. Und hier ist auch der verantwortliche Mensch gefragt. Mit seiner bedeutsamen Rolle als vertraute Bezugsperson und Führungskraft, trägt der Halter einen großen Anteil auf dem Weg zum Therapieerfolg bei und dass der Hund sein Verhalten entsprechend ändern kann.
Ein Beispiel aus der Praxis: |
Ein Hund, der plötzlich aggressives Verhalten gegenüber anderen Hunden zeigt, wurde nach einer gründlichen Untersuchung als Opfer eines traumatischen Erlebnisses identifiziert. Durch gezieltes Training und Vertrauensaufbau konnte er lernen, ruhig zu bleiben und sich sicherer zu fühlen. |
Plötzlich auftretendes aggressives Verhalten sollte zunächst immer beim Tierarzt untersucht werden. Schmerzen und Tumore sind die häufigsten Ursachen für plötzlich auftretendes aggressives Verhalten.
Ziele der Verhaltenstherapie beim Hund
Mit den Maßnahmen der Verhaltenstherapie wird beabsichtigt das Tierwohl zu steigern, die Lebensqualität zu verbessern und Verhaltensprobleme und Störungen zu minimieren.
Die zielorientierte verhaltenstherapeutische Arbeit bei Hunden
Ziel der Verhaltenstherapie ist die Balance zwischen Lebensqualität des Hundes und einer Verbesserung im gemeinsamen Zusammenleben zwischen Hund und Mensch. Eine Verbesserung der Lebensqualität des Hundes unter der Priorität die Option zu schaffen, den Hund stressfrei in das Leben des Halters integrieren zu können. Unerwünschte Verhaltensweisen des Hundes zu therapieren, dabei Trauma, Stress und Angst zu minimieren, wenn möglich sogar zu eliminieren. Dabei ist wichtig zu beachten, welche Bedürfnisse jeder Hund individuell hat und wie diese bedient werden können. Zusätzlich ist Harmonie im Zusammenleben ein entscheidender Punkt für das emotionale Wohlsein auf beiden Seiten. Das heißt, dass die Beziehung zwischen Hund und Halter evtl. korrigiert werden muss und auch besonderer Fokus auf der Bindung liegt: wie bauen wir diese auf, fördern sie, stärken sie? Fairer Umgang und Vertrauen sollen genauso gefördert werden, wie auch die Sensibilisierung des Halters auf die individuellen Bedürfnisse des Hundes.
Wann ist Verhaltenstherapie für Hunde sinnvoll?
Eine Verhaltenstherapie beim Hund ist sinnvoll, wenn eine Veränderung im Verhalten des Hundes oder im Zusammenleben mit ihm notwendig wird. Unerwünschtes Verhalten, Problemverhalten oder Verhaltensstörungen, die das Tierwohl einschränken, die Beziehung zwischen Hund und Halter beeinträchtigen oder sogar eine Gefahr für Menschen, andere Hunde oder Tiere darstellen, erfordern professionelle Unterstützung.
Typische Beispiele sind:
- Aggressionen gegenüber anderen Hunden oder Menschen
- Trennungsangst mit begleitendem Urinieren oder Kotabsetzen in der Wohnung
- falsche oder fehlende Kommunikation zwischen Hund und Mensch
- unkonzentriertes Verhalten, bei dem der Hund gedanklich oft "abwesend" ist, beispielsweise während des Spaziergangs
- Stereotype Verhaltensweisen wie das Nachjagen der eigenen Rute, Drehen im Kreis oder Jagen von Schatten
In solchen Fällen kann eine gezielte Verhaltenstherapie nicht nur das Nervenkostüm des Halters schonen, sondern auch das Wohlbefinden des Hundes steigern, gefährliche Situationen verhindern und die Lebensqualität aller Beteiligten nachhaltig verbessern.
Ein Beispiel aus der Praxis: |
Ein Labrador, der aus Trennungsangst Möbel zerstört, konnte durch Verhaltenstherapie lernen, alleine zu bleiben, ohne Stress und Angst zu empfinden. |
Verhaltenstherapie nur für Problemhunde?
Verhaltenstherapie ist nicht nur für Problemhunde sinnvoll, sondern kann in vielen Bereichen des Zusammenlebens mit dem Hund angewendet werden und einen positiven Beitrag leisten.
Auch Hunde, die keine offensichtlichen Verhaltensstörungen zeigen, können von einer Verhaltenstherapie profitieren. Zum Beispiel kann sie dabei helfen:
- Präventiv: Verhaltensprobleme gar nicht erst entstehen zu lassen, z. B. bei jungen Hunden während der Sozialisierungsphase.
- Vorbereitung auf neue Situationen: Einzug eines Babys, Umzug in ein neues Zuhause oder Zusammenleben mit anderen Tieren, neue berufliche Situation.
- Optimierung der Mensch-Hund-Bindung: Fördert ein harmonisches Zusammenleben und sensibilisiert den Halter für die Bedürfnisse des Hundes.
- Auslastung und Beschäftigung: Die Bedürfnisse können sich im Laufe eines Hundelebens verändern, neue Hobbys oder Ideen können da hilfreich sein.
- Neutrale Einschätzung: Ein neutraler Blick von außen kann mit wenigen Tipps alles noch entspannter werden lassen.
Manchmal genügen bereits minimale Ansätze, um das Zusammenleben wieder reibungslos und harmonisch zu gestalten. Verhaltenstherapie kann auch präventiv oder unterstützend eingesetzt werden, um das Wohlbefinden des Hundes und das Miteinander nachhaltig zu stärken.
Lesetipp: |
Häufig werden Hunde mit Kindern zusammengeführt. Worauf du bei der Vergesellschaftung deines Hundes mit einem Baby achten musst, haben wir in unserem ergänzenden Artikel "Hund und Baby - Was muss ich als Hundehalter beachten, wenn ein Baby zu Hause einzieht?" beschrieben. |
Anwendungsgebiete der Verhaltenstherapie bei Hunden
Die Verhaltenstherapie ist bei diversen unerwünschten Verhalten, Problemverhalten und Verhaltensstörungen bei Hunden hilfreich!
Verhaltenstherapeutische Arbeit für Hunde ist in folgenden Fällen geeignet!
Die verschiedenen Therapieansätze und Behandlungsmaßnahmen der Verhaltenstherapie finden bei vielfältigen individuellen Verhaltensproblemen beim Hund erfolgreich Anwendung.
Dazu gehören u.a.:
- Aggressionsverhalten gegenüber Menschen und Artgenossen
- Unkontrolliertes Jagdverhalten
- Bindungs- und Beziehungsarbeit
- Stereotypien und Zwangsverhalten (stereotype Verhaltensweisen wie eigene Rute oder Schatten jagen, im Kreis drehen, nach imaginären Fliegen schnappen, Selbstverletzung, Fressen unverdaulicher Gegenstände etc.)
- Phobien
- Starke Ängste
- Trennungsstress (Trennungsangst)
- Zerstörungswut
- Probleme der Stellung im sozialen Verband
- Ressourcenverteidigung
- Hyperaktivität
- Exessives Balljagen (Balljunkies)
- unerwünschte Verhaltensweisen: übermäßiges Bellen, Markieren im Haus, Kotfressen, in Kot wälzen, Futteraggression, Unsicherheiten, Anspringen von Menschen
Ein Beispiel für Aggressionsverhalten aus der Praxis: |
Ein Schäferhund, der fremde Besucher anknurrt und anspringt, lernte durch gezieltes Training, stattdessen ruhig und gelassen in seinem Körbchen zu bleiben. |
Ursachen für behandlungsbedürftiges Verhalten beim Hund
Verhaltensprobleme bei Hunden können durch eine Vielzahl von Faktoren entstehen, darunter genetische, biologische, psychologische und umweltbedingte Einflüsse:
- Entwicklungsdefizite: Zu frühe Trennung von Mutter und Wurfgeschwistern, mangelnde Sozialisierung, fehlende Habituation oder Entwicklungsstörungen z.B. durch eine Frühkastration, können problematisches Verhalten bei Hunden begünstigen.
- Traumata und Isolation: Erlebte Traumata, Isolation, mangelnde Integration in die Familie oder ein unsicheres Umfeld führen oft zu Ängsten, Unsicherheiten und Problemverhalten beim Hund.
- Erkrankungen und körperliche Einschränkungen: Akute und chronische Schmerzen (z. B. durch unentdeckte Verletzungen oder Zahnprobleme), Infektionen, Vergiftungen, Verlust von Seh- oder Hörfähigkeit sowie Krankheiten wie Schilddrüsenunterfunktion, Narkolepsie, Cushing-Syndrom, kognitive Dysfunktion oder idiopathische Aggression können das Verhalten des Hundes erheblich beeinflussen.
- Genetik und Zucht: Genetische Prädispositionen oder Qualzuchten tragen zu spezifischen verankerten Verhaltensmustern oder Verhaltensstörungen bei.
- Stress und Druck: Unangemessene Haltebedingungen, psychischer Druck, Mobbing durch Menschen oder andere Tiere, Manipulation, Über- oder Unterforderung sowie ein Mangel an artgerechter Beschäftigung und Auslastung können Stress und unerwünschtes Verhalten beim betreffenden Hund fördern.
- Unangemessener Umgang: Härte im Umgang, Einsatz von Gewalt, aversiven Trainingsmethoden mit Strafen und Stachel- oder Elektrohalsbänder fördern Angst und Aggression.
- Gestörte Hund-Mensch-Beziehung: Eine instabile Bindung, fehlendes Vertrauen, mangelnde Führung oder falsche Kommunikation zwischen Hund und Halter können das Verhalten negativ beeinflussen.
Diese Faktoren wirken oft zusammen und führen zu Verhalten, das für Hund und Halter belastend ist. Eine fundierte Analyse der Ursachen ist essenziell, um die passende Therapie einzuleiten.
Lesetipp: |
Willst du mehr zu Verhaltensproblemen beim Hund erfahren? Dann empfehlen wir dir unseren Artikel "Hilfe, mein Hund zeigt Verhaltensprobleme" zur Lektüre. |
Ablauf der Verhaltenstherapie: Wie läuft eine Verhaltenstherapie bei Hunden ab?
Therapieumfang, Dauer und zugelassene Therapeuten.
Therapieablauf: Vom Beratungsgespräch über Diagnoseerstellung bis zum Therapiestart
Die Verhaltenstherapie bei Hunden umfasst mehrere Schritte. Denn der Therapeut muss sich zunächst einen umfassenden Überblick verschaffen, bevor ein Therapieplan erarbeitet und empfohlen wird und die verhaltenstherapeutische Arbeit in der Praxis beginnen kann.
Schritt 1 - Anamnese
Bei einem persönlichen Gespräch mit dem verantwortlichen Hundehalter werden alle relevanten Fakten gesammelt zu:
- Herkunft / Vorgeschichte
- Lebensumstände
- Tagesablauf
- Bezugspersonen
- Beziehungsstatus
- unerwünschte Verhaltensweise(n): Problematik des Verhaltens
- entsprechende Situationen
- aktueller Trainingsstand
Gut zu wissen: |
Dieser Teil der Verhaltenstherapie beim Hund kann vor Ort, telefonisch oder online zwischen dem Verhaltentherapeut und dem Hundehalter erfolgen. |
Schritt 2 - Beobachten Verhalten des Hundes (Ätiologie)
Durch genaues Beobachten, konkretes Hinterfragen und Herbeiführen der Problemsituation werden umfangreiche Informationen zum Verhalten des Hundes zusammentragen. Dies soll Aufklärung schaffen und Ursache, Auslöser und Motivation des unerwünschten Verhaltens / Problemverhaltens in bestimmten Situationen identifizieren.
Wichtiger Hinweis! |
Sollte sich bei der Begutachtung des Hundes und dem gezeigten Verhalten Anzeichen ergeben, dass Erkrankungen oder andere gesundheitliche Beschwerden das Problemverhalten oder die Verhaltensstörung auslösen oder begünstigen, muss ein Tierarzt die Gesundheit und physische/psychische Verfassung des Hundes durch eine umfassende tiermedizinische Untersuchung abklären. Dazu gehören z.B. eine allgemeine klinische und neurologische Untersuchung sowie Blutuntersuchung inkl. Bestimmung der Schilddrüsenwerte. Bestätigt sich der Verdacht einer krankheitsindizierten Verhaltensproblematik, so wird bei der Verhaltenstherapie der Tierarzt mit dem Verhaltenstherapeuten eng zusammenarbeiten und einen entsprechenden Therapieplan mit etwaiger medikamentöser Behandlung empfehlen. |
Schritt 3 - Diagnose
Auf Basis der Anamnese und Ätiologie werden die gesammelten Informationen analysiert und ausgewertet – die Diagnose wird gestellt. Handelt es sich um ein grundsätzlich hündisches Normalverhalten, stellt sich die Frage, wie sich das Verhalten umlenken lässt. Ist es ein verstärktes Verhalten, das in sich durch wiederholende, zufällige Situationen entstanden ist? Oder kann schon von einer Störung gesprochen werden?
Schritt 4 - Therapieempfehlung (Therapieplan)
Die Therapieempfehlung wird jeweils individuell auf das unerwünschte Verhalten abgestimmt. Es werden alle möglichen Behandlungsansätze, Therapiemaßnahmen und Trainingsmöglichkeiten zur Lösung des identifizierten Problems aufgezeigt und mit dem Hund-Mensch-Team eingehend besprochen. Dabei werden die Persönlichkeiten der Halter, die gesamte familiäre Situation, das Umfeld und die Persönlichkeit des Hundes mit einbezogen und entsprechend beachtet - der Therapieplan muss für die Halter und Hund realisierbar und umsetzbar sein.
Schritt 5 - Therapie (Ablauf)
Start der verhaltenstherapeutischen Arbeit mit konkreten Anleitungen und Übungen sowie Wiederholungstermine. Je nach Therapieverlauf und -fortschritt erfolgen Zwischen- und Nachbesprechung vor Ort, am Telefon oder via Video (Webcall).
Wichtig zu wissen - Langfristige Erfolgsaussichten der Verhaltenstherapie |
Der Erfolg einer Verhaltenstherapie beim Hund hängt maßgeblich von der Kontinuität und dem Engagement des Halters ab. Nachhaltige Ergebnisse lassen sich nur durch konsequentes Umsetzen der erlernten Maßnahmen im Alltag und regelmäßiges Training erzielen. Die Therapie endet nicht mit dem letzten Termin beim Verhaltenstherapeuten – vielmehr beginnt hier die eigentliche Arbeit des Halters, das neu erlernte Verhalten zu stabilisieren und fortzuführen. |
Dauer – Wie lange dauert eine Verhaltenstherapie beim Hund?
Die Dauer einer Verhaltenstherapie beim Hund hängt von mehreren Faktoren wie der genauen Diagnose, dem Therapieplan (Umfang) und Therapiefortschritt ab. Die Therapiedauer ist fallabhängig und somit individuell.
Folgende Faktoren nehmen auf die Dauer der Verhaltenstherapie beim Hund Einfluss:
- Um welche Verhaltensweisen handelt es sich?
- Was ist das gewünschte Ziel?
- Ist das Ziel umsetzbar?
- Wie ist die Bindung zwischen Hund und Mensch?
- Ist eine Kommunikationsebene vorhanden, oder muss diese aufgebaut werden?
- Wie viel Zeit investiert der Mensch ins Training außerhalb der Therapieeinheiten?
- Wie schnell lernt der Hund / kann der Hund sein Verhalten ändern?
Verhaltenstherapie: Wer darf Hunde therapieren?
Verhaltenstherapeuten sind häufig Hundetrainer, die eine entsprechende Zusatzausbildung absolviert haben. Nur mit dem Wissen über Anatomie, Physiologie und den psychologischen Abläufen, kann eine gute Verhaltenstherapie aufgebaut werden.
Ferner gibt es spezialisierte Tierärzte, die die Verhaltenstherapie als tierärztliche Leistung anbieten. Auch der Tierarzt muss hierfür eine gesonderte Ausbildung ablegen und kann dann als Fachtierarzt für Verhaltenskunde oder Tierarzt mit Zusatzbezeichnung (Verhaltenstherapie) „Hundepatienten“ therapieren.
Liegt nachweislich ein medizinisches Problemverhalten vor, so kann eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Veterinärmediziner und Hundetrainer im Bedarfsfall erfolgen.
Wo findet die Verhaltenstherapie mit dem Hund statt - Online oder vor Ort?
Die Verhaltenstherapie für Hunde kann ganz in deiner Nähe vor Ort in einer Hundeschule oder bei dir Zuhause mit einem speziell qualifizierten Hundetrainer sowie in der Tierarztpraxis bei einem Tierarzt mit Zusatzbezeichnung für Verhaltenstherapie stattfinden.
Ferner gibt es die Möglichkeit auch Verhaltenstherapie online zu buchen und mit dem Therapeuten je nach "Problem" vieles via Webmeeting durchzuführen.
Kosten: Was kostet eine Verhaltenstherapie beim Hund?
Die Kosten der Verhaltenstherapie bei Hunden sind abhängig von Anzahl der Sitzungen, Preisgestaltung des Therapeuts, Therapieort und anderen Faktoren.
Diese Faktoren bestimmten den Preis für die Verhaltenstherapie beim Hund
Grob kostet ein Erstgespräch bis zu 200,- € und die weiteren Sitzungen zwischen 75,- € bis 200,- €. Für eine Verhaltenstherapie beim Hund muss folglich mit mehreren hundert Euro kalkuliert werden.
Die Kosten einer Verhaltenstherapie variieren und hängen von folgenden Faktoren ab:
- Therapeut: Ist der Verhaltenstherapeut ein Hundetrainer oder Tierarzt mit Zusatzausbildung?
- Erstgespräch
- Therapiesitzungen
- Umfang des Therapieplans (abhängig von Behandlungsansatz, Anzahl und Länge der Sitzungen, mit oder ohne Medikamente etc.)
- Ort der Therapie: Findet die Verhaltenstherapie beim Therapeuten oder als Hausbesuch statt?
Erfolgt die Verhaltenstherapie bei einem Hundetrainer und ausgebildeten Verhaltenstherapeut, so sind die Kosten je nach Ausbildung und Spezialisierung individuell und frei kalkuliert. Sodass es auch regional deutliche Unterschiede in der Kostenkalkulation geben kann. Es macht kostenseitig häufig einen Unterschied, ob die Verhaltenstherapie für den Hund in großen Städten wie Dortmund, Düsseldorf, München oder eher im ländlichen Raum stattfindet.
Werden die verhaltenstherapeutischen Leistungen vom Tierarzt angeboten, so erfolgt die Abrechnung auf Grundlage der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) nach festen Sätzen.
Vorbeugung: Präventive Maßnahmen zur Vorbeugung von Verhaltensproblemen
Gezielt mit vorbeugenden Vorsorgemaßnahmen Problemverhalten beim Hund vermeiden.
Prävention ist besser als behandeln, lindern und heilen!
Die beste Verhaltenstherapie für Hunde ist die, die erst gar kein Hund braucht. Auch für die Verhaltenstherapie gilt wie für den gesamten tiermedizinischen Bereich, Vorsicht und Vorbeugung ist besser als jede Therapie der Welt.
Als fürsorglicher und sorgsamer Hundehalter kannst du aber einiges tun, um bestenfalls nicht mit Verhaltensproblemen bei deinem Hund konfrontiert zu werden.
Tipps die helfen, das Risiko für Verhaltensprobleme beim Hund zu minimieren:
- Vor Kauf oder Adoption: Genau die Bezugsquelle und Hunde vor Ort in Augenschein nehmen
- Tierheimhunde, Tierschutzhunde aus dem Ausland und ehemalige Straßenhunde haben auf Grund ihrer existenten Vorgeschichte inkl. Prägung, Sozialisierung, Habituation andere erlebte Lebenserfahrungen, die für den Halter meist unerfahren unbekannt bleiben
- Genaue Auseinandersetzung mit der Rasse
- Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse des Hundes (Alter, individuelle Vorlieben und Charaktereigenschaften, Gesundheit)
- Wohlwollen, Zuneigung und angemessener Umgang des Halters mit dem Hund
- Theoretisches Hundewissen und praktische Sachkenntnis über das Führen von Hunden
- Integration in die Familienstruktur
- Vertrauen und Respekt
- Stabile Bindung und intakte Beziehung
- Souveräne und charismatische Führung
- Artgerechte und rassespezifische Haltebedingungen
- Ein entspanntes Umfeld, das sich am Tierwohl orientiert.
- Gleichzeitig ein zielführendes und zeitgemäßes Training und artgerechte Beschäftigung.
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Tierarzt.
- Aufmerksamkeit: In allen Lebensphasen genau beim Hund hinschauen, um früh gesundheitliche Beschwerden oder Verhaltensveränderungen wahrzunehmen.
Fazit und Buchempfehlungen zur Verhaltenstherapie bei Hunden
Die Verhaltenstherapie ist eine wichtige Methode, um Hund und Halter bei Problemen zu helfen.
Verhaltenstherapie beim Hund kann wichtig und hilfreich sein!
Die Verhaltenstherapie ist ein effektives und nachhaltiges Instrument, um unerwünschtes Verhalten bei Hunden zu erkennen, die Ursachen zu verstehen und gezielt zu behandeln. Sie verbessert nicht nur die Lebensqualität des Hundes, sondern auch das harmonische Zusammenleben zwischen Hund und Mensch. Dabei steht immer das Wohl des Tieres im Fokus, unterstützt durch fundierte Fachkenntnisse, gezielte Trainingsmaßnahmen und individuelle Lösungen. Ob es sich um Aggressionen, Ängste oder andere Verhaltensprobleme handelt – mit der richtigen Betreuung und einer abgestimmten Therapie können nachhaltige Erfolge erzielt werden. Regelmäßige Vorsorge und ein achtsamer Umgang sind dabei Erfolgsrezept, um Verhaltensprobleme frühzeitig zu erkennen und bestmöglich zu behandeln.
Verhaltenstherapie Hund Bücher und Fachliteratur
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FAQ- Häufig gestellte Fragen zur Verhaltenstherapie beim Hund
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