Haarpflege Rauhaar: Infos & Pflegetipps für Hunde mit rauhaarigem Fell vom Groomer!
So wird das rauhaarige Hundefell richtig gepflegt.
Von:
Gabriele Peters
Zuletzt aktualisiert am: 4.10.2024
Das Wichtigste in Kürze
- Rauhaariges Hundefell ist von Haus aus pflegeleicht
- Rauhaarige Hunde haaren weniger
- Das Rauhaar ist robust, wasserabweisend und wetterfest
- Schmutz und Staub können mit Bürsten einfach entfernt werden
- In regelmäßigen Abständen muss das Rauhaar-Haarkleid beim Hund getrimmt / gezupft werden
- Beim Fellwechsel braucht der rauhaarige Hund Hilfe in Sachen Fellpflege durch Trimmen
- Foxterrier, Parson Russell Terrier, Welsh Terrier, Rauhaardackel oder Westie tragen u.a. ein Rauhaarfell
In diesem Fachartikel rund um die Fellpflege bei Hunden, beschäftigt sich unsere geschätzte dogondo-Expertin und langjährige Groomerin, Gabriele Peters ("Die Fellhexe"), mit dem rauhaarigen Hundefell.
Dabei geht unsere erfahrene und kompetente Hundepflegefachfrau auf die Struktur, Beschaffenheit und die richtige Fellpflege für alle Hunde und Rassen mit Rauhaar, wie Parson Russell Terrier, Airedale Terrier, Welsh Terrier, Irish Wolfhound, Rauhaardackel, West Highland White Terrier (Westie) oder Fox Terrier bis hin zu Mischlingshunden mit rauhaarigen Haaranlagen, näher ein.
Denn eines ist Gewiss: Der rauhaarige Hundefreund braucht trotz seines prinzipiell pflegeleichten, widerstandskräftigen und strapazierfähigen Haarkleids etwas Mithilfe von Herrchen / Frauchen oder einem Pflegeprofi, um abgestorbenes Haar aus dem Fell fachgerecht durch Trimmen oder Zupfen zu entfernen, wodurch das nachwachsende Haar erst richtig "gedeihen" kann. Wie diese Pflegetechnik nun aber richtig im Sinne des Hundes geht, wird uns Gabriele Peters mit ihrem Pflege-Fachwissen aufzeigen. Viel Freude beim Lesen!
Rauhaar - Was sind die Merkmale von rauhaarigem Hundefell?
Das rauhaarige Haakleid zeigt eine charakteristische Fellstruktur und Fellbeschaffenheit.
Allgemeine Informationen zum Rauhaar / rauhaarigen Hundefell
Rauhaar ist ein bestimmter Haartyp bei Hunden, der das Hundefell ziert.
Rauhaarige Hunde und Hunderassen sind mit einem Haarkleid bestückt, das von einer kurzen und glatthaarigen bis hin zu langen und lockigen Variante reichen kann.
Einfach ausgedrückt: Hunde mit Rauhaar können kurzes und glattes Haar tragen, aber ebenso eine mittellange und wellige Haarstuktur haben oder langhaarig und lockig sein.
Rauhaar ist demnach in seiner Ausprägung von der Haarlänge und Struktur bei Hunden vielfältig, wie man beispielsweise an den beiden Rauhaarrassen Irish Terrier und Irish Wolfhound mit dem bloßen Auge gut erkennen kann.
Rauhaar bei Hunden kann demzufolge
- kurz, mittellang bis lang
- glatt, wellig bis lockig
gewachsen sein.
Ferner fühlt sich das Rauhaar, wie es die Felltypbezeichnung trefflich beschreibt, rau, harsch, fest und borstig an.
Ein weiteres "Markenzeichen" von rauhaarigen Hunden ist bei vielen rauhaarigen Hunden der starke Haarwuchs im Gesicht des Hundes, speziell am Fang mit einem Bart und am Oberkopf mit ausgeprägten Augenbrauen.
Rauhaar: Das rauhaarige Haarkleid ist robust, wasserabweisend, wetterfest, funktioniert wie ein Schutzmantel und schützt den Hund vor diversen Umwelteinflüssen.
Neben dem besonderen Aussehen und der beschriebenen Haptik des rauhaarigen Hundefells, steht das Rauhaar auch für eine hohe Widerstandskraft, Strapazierfähigkeit und schützt den Hund mit rauhaarigem Fell vor kleineren Verletzungen. Ferner ist das Rauhaar wasserabweisend und wetterfest. Sprich, das rauhaarige Haarkleid hat auch eine hohe Funktionalität.
Bei den allermeisten rauhaarigen Hunden besteht das Haarkleid neben dem Deckhaar aus einer wärmenden Unterwolle - mal dichter, mal weniger dicht beschaffen.
Bei dem Haartyp Rauhaar fallen das Deckhaar und die Unterwolle nicht automatisch aus, sondern der betreffende Hund ist auf die Unterstützung seines Hundebesitzers oder eines versierten Groomers angewiesen.
Wird das Haarkleid bei Rauhaarhunden richtig gepflegt, so gilt es zudem als pflegeleicht. Regelmäßiges Bürsten im Rahmen der Pflege und intervallmäßiges Trimmen sind die entsprechenden Pflegemaßnahmen, die rauhaarige Hunde brauchen. Denn durch das Entfernen des losen Deckhaars mit der Haarwurzel, kann das "neue" Haar nachwachsen und sich richtig entwickeln. Wird das Rauhaar also richtig gepflegt und "behandelt", wird der biologische Erneuerungsprozess stimuliert und angeregt, sodass neues, gesundes, festes Haar in kräftiger Farbe und bester Struktur sich optimal entwickeln, sprießen und gedeihen kann. Wie dies im Detail funktioniert, wird im weiteren Verlauf durch die Ausführungen unserer Groomerin Gabriele Peters ersichtlich.
Hunderassen mit Rauhaar
Von A wie Affenpinscher bis Z wie Zwergschnauzer.
Ein Überlick über rauhaarige Hunderassen
Unter den anerkannten Hunderassen gibt es Hunde mit unterschiedlichen Haartypen. So auch zahlreiche Rassen mit rauhaarigem Hundefell, kurz auch Rauhaar genannt. Beim Dackel (Dachshund / Teckel) trägt eine Varietät sogar die rauhaarige Fellbeschaffenheit im Rassennamen: Der Rauhaardackel.
Infos, Tipps & To-dos zum Rauhaar fürs Grooming von der Pflege-Expertin
Wissenswertes und Ratschläge für die Fellpflege bei rauhaarigen Hunden.
Ratgeber Fellpflege beim Rauhaar-Hund
Das rauhaarige Haarkleid, korrekt getrimmt, ist verglichen mit anderen Haaranlagen ein sehr pflegeleichtes Fell. Es bleibt i.d.R. kein Laub, leichtes Gehölz o.ä. in diesem Haar hängen und es bietet dem Hund einen guten Schutz vor Wetterbedingungen. Somit findet sich dieses Fell auch ursprünglich oft bei Gebrauchshunden im Jagdbereich, wie z.B. Rauhaardackel, Jagdterrier, Foxterrier und viele andere.
Ein rauhaariges Haarkleid durchläuft, bis auf die Haarausfallphase (exogene Phase), die verschiedenen Haarwachstumszyklen.
Der Felltyp Rauhaar braucht bei der Fellpflege die Mithilfe vom Hundebesitzer und/oder Hundefrisör.
Ein Rauhaar kann, nachdem die Rückbildungsphase (katagene Phase) durchlaufen ist und sich die Haarwurzel zurückgebildet hat, aus dem Haarschaft entfernt werden. Es benötigt in dieser Phase etwas Hilfe. Durch das Entfernen des abgestorbenen Haares, wird der Haar-Erneuerungszyklus angeregt und es entwickelt sich wieder ein neues frisches Haarkleid durch eine erneute Wachstumsphase (anagene Phase).
Diese Pflege-Technik wird „Trimmen“ oder „Zupfen“ genannt.
Welches Arbeitsmaterial für diese Technik benutzt werden sollte, ist individuell – angepasst an der Haarqualität, dem Trimmziel und individuell dem Geschmack des Trimmers. Das Erlernen dieser Technik bedarf etwas mehr Zeit wie z.B. das Scheren oder Schneiden eines Felles. Das wirkliche Ergebnis eines Trimmings ist erst erkennbar, nachdem sich das neue Fell entwickelt hat und das kann einige Wochen dauern.
Viele rauhaarige Hunde zeigen auch durch ihr Verhalten, wann die Zeit zum Herausholen des abgestorbenen Felles gekommen ist. Einige Hunde versuchen die alten Haare auf dem Boden oder an geeigneten Stellen herunterzuschubbern, weil das lästige abgestorbene Haar einen Juckreiz verursachen kann. Dieses Verhalten kann bei Vermenschlichung als lustiges Verhalten des Hundes fehlinterpretiert werden.
Das reife und lose Haar wird getrimmt / gezupft, damit das neue Haar wachsen und sich prächtig entwickeln kann.
Durch Ignorieren des langen abgestorbenen Haares kann sich die Unterwolle zurückbilden. Das Wollhaar sitzt neben dem Primärhaar im Haarschaft.
Die Unterwolle durchläuft weiterhin die verschiedenen Wachstumsphasen und kann nach dem Absterben ausfallen. Das im Haarschaft verbliebene abgestorbene Primärhaar fällt nicht allein aus und kann sich somit nicht erneuern. Das Verbleiben des Primärhaares verhindert eine Erneuerung des Wollhaares. Wird dieses verbliebene Primärhaar abgeschnitten, zeigt sich oft nur noch ein sehr feines dünnes Fell ohne oder nur sehr geringem Unterwollhaar. Auch die Haarfarbe kann durch eine Schur „verschwinden“. Dieses Fell kann dem Hund keinerlei Schutz mehr bieten. Nach einer Haarkorrektur wird sich das Unterwollhaar i.d.R. wieder regenerieren und sich neu entwickeln. Das abgestorbene Primärhaar wird entfernt und Deck- und Unterwollhaar kann die Haar-Erneuerungsphase durchlaufen.
Beispiel: Fox Terrier
Je nach Haaranlage kann auch das Gegenteil passieren und das abgestorbene Haar wächst massiv länger und dichter, wodurch dem Fell kaum mehr Herr zu werden ist und Pflegeprobleme entstehen. Die Unterwolle löst sich nicht von allein heraus und verbleibt mit dem abgestorbenen Primärhaar im Haarschaft. Dies verdeutlicht, dass auch beim Rauhaar, wie beim Double-Coat, unterschiedliche Haarwachstumszyklen des Primär- und Sekundärhaares auftreten können.
Wird dieser Haartyp geschoren kann sich eine sehr dichte Haaranlage bilden, die der Haut nur geringe Luft zum Atmen lässt.
Diese scheinbare Verwollung durch Scheren des Rauhaares entsteht, weil nach dem Abschneiden des abgestorbenen Haares nur der weichere untere Anteil des Primärhaares stehen bleibt und dieser dünnere Haaranteil nachwächst. Primär- und Sekundärhaar können nun gemeinsam eine wollige Einheit bilden und können optisch nur noch schwer unterschieden werden. Erst wenn das Primärhaar herausgeholt wird, löst sich auch die Unterwolle und es kann ein neuer Haarwachstumszyklus eingeleitet werden. Durch erneutes Trimmen wird das tote Haar entfernt und es kann die genetisch vorgegebene Struktur wieder zum erneuten Wachstum angeregt werden. Tiefgehendere Informationen zu Hunden mit Unterwolle, deren Funktion und wichtige Pflegetipps findest Du in unserem ergänzenden Leitartikel "Unterwolle bei Hunden erkennen, pflegen und richtig entfernen!".
Kopfstudie einer Foxterrier-Hündin im überständigen Haarkleid und im frischen Haarkleid.
Je nach Zustand des Felles muss das alte Haarkleid komplett entfernt werden, damit sich ein neues gesundes Fell entwickeln kann. Das Entfernen des abgestorbenen Felles sollte fachlich qualifiziert erfolgen und dem Hund angepasst sein.
Das Ziel eines Rolling Coat ist mindestens 2 Deckhaarschichten durch gezieltes Trimmen zu erwirken und den Hund in einem gesunden schützenden Haarkleid zu halten.
In welchem Rhythmus das Rauhaar gezupft werden sollte, bestimmt u.a. die genetische Vorgabe des Haares. Ein guter Trimmrythmus bewegt sich meist zwischen 6 bis 12 Wochen. Ist für den Hund ein sinnvoller Trimmabstand gefunden, sollte man diesen regelmäßig beibehalten, damit das Fell in guter Kondition gehalten werden kann.
Rauhaardackel vor und nach einer Haarkorrektur. Bis zur kompletten Regeneration des Haares wurden 3 Trimm-Sitzungen in ca. 8-wöchigem Abstand benötigt.
Durch den Einsatz von Trimmstriegeln oder scharfe Carding-Arbeitsmaterialien, werden oft nicht nur tote Haare herausgezogen, sondern auch gesunde abgeschnitten. Hier möchte ich empfehlen, sich an qualifizierte Trimmer zu wenden, um Haarschädigungen durch falsches Arbeitsmaterial oder Techniken zu vermeiden.
Aus gesundheitlichen Gründen des Hundes, Haltungsbedingungen, Haarqualität, Alter des Hundes und anderen Gründen, kann das Abscheren des Felles für den Hund die sinnvollere Grooming-Variante sein. Dies sollte individuell berücksichtigt werden. Wenn das Rauhaar geschoren werden muss, ist ein abschließendes Carding des kürzer geschorenen Felles sinnvoll, damit einige abgestorbene Haare entfernt werden können.
Haarbeispiel: West Highland White Terriers (Westie)
Leichte Lockenmutation im Rauhaar beim Hund
Diese Haarbeispiele verdeutlichen ein längeres Rauhaar mit leichter Lockenmutation. Wird diese Haarstruktur geschoren, wird der Hund nicht nur sofort in einer anderen Farbe, sondern auch in einem stark veränderten wolligen Haarkleid sein, da nur der untere weiche Anteil des reifen Primärhaares auf dem Hund verbleibt.
Haarbeispiele:
Starke Lockenmutation im Rauhaar bei Hunden
Stark ausgeprägte Lockenmutationen können, wie in jeder anderen Haarqualität, auch in jedem Rauhaar vorkommen.
Haarbeispiel: Fox- Terrier
Haarbeispiel: Rauhaardackel
Haarbeispiel: Fox Terrier
Länger und weich vs. kurz und fest im Rauhaar
Das kurze, feste Haar wird sich durch eine Schur nicht so stark verändern, wie die längere, weiche Haaranlage. Oft verjüngt sich das kurze, feste Haar auch nicht viel zur Haarwurzel und löst sich einfacher aus dem Haarschaft.
Haarbeispiel: Rauhaardackel
Haarbeispiel: Mittelschnauzer in der Fellfarbe pfeffer-salz (Schnauzer / Standardschnauzer)
Kurze, feste vs. längere, weiche Rauhaare können in fast allen rauhaarigen Rassen auftreten.
Die kurze Haaranlage repräsentiert oft den „alten Typ“ vs. dem „modernen Typ“. Die Fellanlagen mit einer weicheren und längeren Anlage haben in der Regel eine schönere, dichtere Behaarung an Bart, Beinen und Augenbrauen.
In jedem Rauhaar können genetisch wollige Varianten vorkommen, die nicht das gewünschte festes Deckhaar entwickeln. An diesen Haarbeispielen zweier West Highland White Terrier sehen Sie das Haar eines sogenannten “Wollie“, neben einer vorzüglichen Haaranlage (Haarbeispiele von Wurfgeschwistern). Das Haar eines Wollies lässt sich durch Trimmen nur sehr gering verbessern und es kann sinnvoller sein eine solche Haaranlage einzukürzen.
Rauhaarige Haaranlagen können in jedem Mischlingsfell auftreten. Gemischte Fellanlagen sollten genau betrachtet werden, um die Haarqualität zu erkennen und sinnvollste Pflege herauszufinden. Die folgenden rauhaarigen Beispiele entstanden durch die Kombination kurz- und/oder langhaariges Double-Coat und Furnishing-Mutation.
Auch durch die Haar-Kombinationen eines Double-Coat mit Furnishing-Fellen (wie es z.B. der Pudel hat), kann der Nachwuchs oft ein rauhaariges Haarkleid bekommen, wie viele Doodle-Besitzer erkennen mussten. Dies lässt eine genetische Verwandtschaft zwischen Furnishing und Rauhaar vermuten.
Die Insertion am Genort RSPO2 ist dafür verantwortlich, ob ein Hund normales, dem Wildtyp entsprechendes Haar besitzt oder die Merkmale des Furnishing zeigt.
Es sind möglicherweise Einflüsse durch eine Mutation am Genort EDAR, der ebenso wie RSPO2 am WNT-Signalweg beteiligt ist, für rauheres Haar verantwortlich. Der WNT-Signalweg ist für den Aufbau der Haarfollikel erforderlich.
„Einschlägige Studien haben ergeben, dass eine Mutation im EDAR Gen, dass auch mit dem WNT Pfad zu tun hat, verantwortlich für den groben ostasiatischen Haartyp beim Menschen ist. Es gibt Ähnlichkeiten zum Hunde Rauhaar.“
Original-Auszug:
„Coat Variation in the Domestic Dog Is Governed by Variants in Three Genes“, US National Library of Medicine National Institutes of Health v. 6.July 2010 – Originalauszug:. “Recent studies have shown that a mutation in the EDAR gene, also involved in the Wnt pathway, is responsible for a coarse East-Asian hair type found in humans (17), with some similarity to canine wirehair.”
Es scheinen keine weiteren Studien zu existieren, die eine genauere genetische Untersuchungen des Rauhaares am Hund beinhalten. Nur der grobere ostasiatische Haartyp am Menschen ist m.E. demnach nur spekulativ phänotypisch bewertet.
Die Furnishing-Mutation werde ich im nächsten Artikel vorstellen.
Ihre – Gabriele Peters – www.die-fellhexe.de
Im Übrigen: Weitere Informationen zur Fellpflege des Rauhaars inklusive benötigter Pflegewerkzeuge und Pflegeprodukte sind in unserem Leitartikel "Fellpflege beim Hund: Ein Schritt-für-Schritt-Leitfaden für alle Felltypen" zu finden.
Weitere Fragen und Antworten zur Haarpflege bei Rauhaar-Hunden
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