Magendrehung beim Hund

Eine äußerst gefährliche Magen-Darm-Erkrankung beim Hund

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Zuletzt aktualisiert am: 21.8.2024

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Eine Magendrehung ist eine akute Erkrankung des Magen-Darm-Traktes, die tödlich enden kann. Sie betrifft vor allem Hunde großer Rassen und kann verschiedene Ursachen haben. Je früher eine Magendrehung erkannt und behandelt wird, desto besser stehen die Heilungschancen.



Magendrehung: Betroffene Hunderassen

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Erklärung: Was ist eine Magendrehung beim Hund?

Um was für eine Krankheit beim Hund handelt es sich, wie wird sie diagnostiziert und wie sieht das klinische Bild aus?

Erklärung

Die Magendrehung ist eine der gefürchtetsten Erkrankungen bei Hunden. Fast jeder Hundehalter hat schon einmal eine Horrorgeschichte davon gehört und lässt ein Alarmglöckchen klingeln, wenn es seinem Hund nach dem Toben mit Spielkameraden schlecht geht.

Um zu verstehen, warum eine Magendrehung ein Notfall ist, der nicht selten ein böses Ende nimmt, muss man sich die Anatomie des Magens genauer ansehen:

Der Magen-Darm-Trakt, beim Tier, wie auch beim Menschen, ist eigentlich nichts anderes, als ein langer Schlauch, der vorne am Tier beginnt und an seinem Hinterteil endet. In der Mitte ist dieser Schlauch mehrfach gewunden (Dünndarm) und schlängelt sich munter durch den Körper. Im ersten Drittel dieses Faszinierenden Organsystems finden wir den Magen. Er bildet eine Aussackung des Schlauches, dient der Verdauung und in gewisser Weise auch der Keimabtötung und hängt wie eine Hängematte an Magenbändern befestigt hinter dem Zwerchfell. In seinem Vorderende mündet die Speiseröhre ein, sein Hinterende wird über einen Schließmuskel (Pylorus = „Magenpförtner“) mit dem Dünndarm verbunden. Kommen nun verschiedene äußere und innere Einflüsse zusammen, kann sich der Magen drehen. Meist im Uhrzeigersinn um seine Längsachse, seltener gegen den Uhrzeigersinn oder quer. 

Stellen Sie sich vor, sie schlafen in ihrer Hängematte ein, verlieren das Gleichgewicht, purzeln heraus und die Hängematte dreht sich, durch ihr Fallen angekurbelt, um sich selbst. So in etwa ergeht es dem Magen. 

Leider gibt es nicht „den einen typischen Auslöser“ für eine Magendrehung, sondern es spielen mehrere Dinge zusammen. Begünstigend sind ein (sehr) voller Magen (weil nur 1x tägliche Fütterung, Plünderung des Mülleimers, gut gemeinte Portion von Oma...), Blähungen (Stress, Magen-Darm-Infektionen, Kohl, Erbsen...) oder lange Magenbänder (angeborene Länge -> große Rassen, Bindegewebsschwäche -> kranke/alte Tiere). Ist der Magen derart vorbereitet, tut er sich schwer, seine normale Position einzuhalten. Auch ein tiefer Brustkorb, der viel Platz im Inneren bietet, macht es dem Magen leicht, sich zu drehen.

Fängt der Hund nun auch noch an zu Toben, kommt es leicht zu einer Drehung, könnte man meinen. Interessanterweise treten Magendrehungen aber eher aus der Ruhe heraus oder nachts auf. Warum dies so ist und was tatsächlich der stärkste Auslöser ist, konnte bisher noch nicht geklärt werden.

Hat sich der Magen gedreht, schnürt er sich selbst die Blutversorgung ab und zieht meist auch noch die Milz direkt in Mitleidenschaft, die eng mit ihm verbunden ist. Die Magenzellen werden durch die Unterversorgung geschädigt und können absterben. Aufgrund des fehlenden Abflusses über den Pylorus, sammelt sich der Mageninhalt und fängt an zu gären. Es bildet sich viel Gas, das den Magen wie einen Luftballon aufbläst. Dies ist als schnell wachsende Umfangsvermehrung äußerlich zu erkennen. Sollte ihr Hund also innerhalb weniger Minuten im vorderen Bauchbereich dicker werden, denken Sie an eine Magendrehung! Diese Aufblähung ist natürlich schmerzhaft, sodass sich betroffene Hunde oft zurückziehen und nicht am Bauch angefasst werden möchten. Sie versuchen das Problem loszuwerden und zeigen Übelkeit, Würgen und Speicheln, ohne sich erbrechen zu können (denn der Mageneingang ist ja auch abgeschnürt). Durch die Volumenzunahme wird außerdem die Atmung erschwert, da das Zwerchfell nicht mehr genug Platz zur Verfügung hat, um sich auszudehnen und sich dementsprechend auch die Lunge nicht richtig weiten kann. Die Hunde zeigen angestrengte Atmung, hecheln oder laufen ziellos umher, weil sie sich aufgrund von Schmerzen und Atemproblemen nicht hinlegen wollen.

Zum Herzen führende Gefäße werden ebenfalls beeinträchtigt, sodass sich der Kreislauf zunehmend verschlechtert, da weniger Blutvolumen befördert wird. Durch die Kreislaufstörung kommt es zu Sauerstoffmangel und Übersäuerung, wodurch weitere Organe in Mitleidenschaft gezogen werden können. Geschädigte Zellen setzen Moleküle frei, die normalerweise nicht nach Außen gelangen würden und schädlich auf andere Körperstrukturen wirken (sog. Endotoxine). Durch Absterben der Magenwandzellen, den erhöhten Druck im Magen und die Wirkung der Endotoxine kann es auch zu Magenulzera oder sogar Magenrupturen kommen. Dann gelangt der Mageninhalt in die Bauchhöhle. Somit löst sich zwar der Druck, aber Magensäure und plötzlich massiv freiwerdende Substanzen richten weiteren Schaden an. Eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) kann die Folge sein. 

Sie sehen also: eine Magendrehung ist nicht nur für den Magen schlecht, sondern beeinflusst, wenn sie längere Zeit besteht, den ganzen Organismus. Die Schädigungen und insbesondere die Toxine können zu einem lebensbedrohlichen Schockzustand führen. Es zählt jede Minute! 

Sollten Sie mehrere der unten aufgeführten Symptome, insbesondere die schnelle Aufgasung bei sich verschlechterndem Allgemeinbefinden feststellen, kontaktieren Sie am besten sofort Ihren Tierarzt! Je schneller eine Magendrehung erkannt und behoben wird, desto weniger Folgeschäden entstehen und desto höher sind die Überlebenschancen des Hundes. Nicht selten versterben die Tiere noch einige Tage nach anfänglich erfolgreicher Behandlung, da die Folgeschäden zu stark ausfallen. 

Hat ihr Tierarzt den selben Verdacht und bittet Sie umgehend zu ihm zu kommen, wird er den Hund zunächst allgemein untersuchen und bei schlechtem Allgemeinbefinden eine Kreislaufstabilisierung durchführen. Dies beinhaltet vor allem Infusionen, um den Flüssigkeitshaushalt aufrecht zu erhalten und eventuelle Übersäuerung auszugleichen. Medikamente zur Schockbehandlung können ebenfalls gegeben werden. Sollten die Symptome nicht eindeutig sein, kann ein Röntgenbild den letzten Hinweis geben. Denn auf einer Übersichtsaufnahme kann die Magendrehung gut dargestellt werden und weitere Auffälligkeiten (z.B. freier Mageninhalt in der Bauchhöhle) sind ebenfalls ersichtlich.

Der zweite wichtige Schritt nach der Kreislaufstabilisierung ist die Abgasung des Magens. Das heißt, man versucht Gas aus dem Magen abzulassen, um den Druck und die Schädigung der Magenwand zu mindern und eine Reposition des Magens zu ermöglichen. Um das Gas zu entfernen kann entweder eine Nasen-Schlund-Sonde gelegt werden, also ein Schlauch vom Kopf bis in den Magen, oder eine lange Kanüle von außen durch die Bauchdecke in den Magen gestochen werden. Letzteres zeigt meistens mehr Erfolg, da durch die Drehung eine Sonde oft nicht bis in den Magen durchdringen kann, weil der Mageneingang mehr oder weniger stark verschlossen ist.

Diese beiden Maßnahmen können in jeder Tierarztpraxis durchgeführt werden und sind der wichtigste Schritt der Behandlung. Durch die Kreislaufstabilisierung wird einem Schock entgegengewirkt und nach einer Abgasung dreht sich der Magen meist selbst wieder in seine natürliche Position zurück. 

Geht es dem Tier ausgesprochen schlecht, dreht sich der Magen nicht von allein zurück, besteht der Verdacht einer Magenruptur oder gibt es sonstige Komplikationen, sollte eine Operation durchgeführt werden. Dies kann in der Praxis erfolgen oder aber in einer größeren Klinik. Da in Kliniken mehr Überwachung und Personal vorhanden ist und die Chirurgen erfahrener sind, überweisen die meisten Tierärzte ihre Patienten nach der Erstbehandlung in der Regel an die Kliniken. Auch als Nachsorge, nach einer in der Praxis erfolgten OP, ist ein Klinikbesuch sinnvoll.

Bei der Operation wird die Bauchhöhle eröffnet, der Magen in seine ursprüngliche Position zurückverlagert, abgestorbenes Gewebe entfernt, Rupturen werden genäht und Folgeschäden behoben. Um eine erneute Magendrehung zu verhindern kann außerdem eine Gastropexie durchgeführt werden. Dabei wird der Magen an der Bauchwand befestigt, sodass er stabiler in seiner Position verbleibt. Eine Gastropexie kann auch prophylaktisch bei großen Hunden durchgeführt werden, wenn sie aufgrund anderer Dinge eine Bauchhöhlen-OP erhalten (z.B. Kastration). Dies verhindert zu etwa 95% eine Magendrehung.

Nach der Behandlung, egal ob konservativ oder chirurgisch, müssen die Patienten noch einige Tage beobachtet und gut gepflegt werden. Überleben sie die ersten 3-4 Tage, stehen die Aussichten auf Genesung gut. 

Eine Magendrehung ist also immer ein Notfall und sollte nicht unterschätzt werden. Zeigt ihr Hund typische Symptome kontaktieren Sie Ihren Tierarzt lieber einmal zu viel als zu wenig. Es kann jeden Hund treffen und muss nicht immer der „Klassiker“ sein: nicht nur nach dem Fressen tobende Doggen, sondern auch schlafende Beagle können eine Magendrehung bekommen! Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung ohne blähende Futtermittel und mit mindestens zwei Fütterungen am Tag, haben Sie schon viel gewonnen. Ruhepausen nach dem Fressen sind ebenfalls sinnvoll, nicht nur im Sinne einer Magendrehung, sondern auch, um eine optimale Verdauung zu gewährleisten. Darüber hinaus können Sie eine Magendrehung leider nicht verhindern. Achten Sie gut auf Ihren Hund und handeln Sie im Notfall schnell! Das hilft Ihrem Liebling am besten. 

Da die Fütterung im Hinblick auf eine potentielle Magendrehung, wie auch aus vielen anderen Gesichtspunkten, einen hohen Stellenwert bei Hunden einnimmt, legen wir euch die Lektüre unseres ergänzenden Artikel "Do´s and Dont´s der Hundefütterung" ans Herz.

Welche Hunde und Rassen sind besonders anfällig für eine Magendrehung?

Betroffen sind vor allem großwüchsige Hunde und Hunderassen mit tiefen Brustkorb. Somit haben Rassen wie Deutsche Dogge, Deutscher Schäferhund, Belgischer Schäferhund, Irischer Wolfshund, Deutscher Boxer, English Setter, Gordon Setter, Irish Red Setter, Dobermann, Bernhardiner und Irish Red and White Setter ein erhöhtes Risiko, an einer ernsthaften und mitunter lebensbedrohlichen Magendrehung zu leiden. Aber auch alle anderen Hunderassen können prinzipiell an einer Magendrehung erkranken.

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Was führt zur Magendrehung beim Hund? Risiken & Ursachen

Welche Risikofaktoren und Ursachen sind für die Magendrehung beim Hund bekannt?

Risikofaktoren

  • Rasse (große, tiefbrüstige Hunde; z.B. Dogge, Schäferhund, Wolfshund, Boxer etc.)
  • lange Magenbänder (schwaches BG -> Senioren, angeborene Länge)
  • Toben nach Fütterung
  • 1x tägliche Fütterung
  • Magenüberladung durch Überfütterung
  • Luftschlucken
  • Stress
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Magendrehung: Symptome & Krankheitsanzeichen beim Hund

Welche Symptome und Krankheitsanzeichen sind für die Magendrehung beim Hund bekannt und wie äußert sie sich?

Symptome & Krankheitsanzeichen

  • aufgeblähter Bauch (plötzlich/schnell auftretend)
  • Unruhe, Umherlaufen
  • Apathie, Zurückgezogenheit
  • Hecheln 
  • erschwerte Atmung
  • Futterverweigerung
  • Versuche zu Erbrechen / Würgen ohne Erbrechen
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Behandlung & Therapie der Magendrehung beim Hund

Wie kann die Magendrehung beim Hund behandelt und therapiert werden?

Behandlung

  • Konservativ
    • Infusionen
    • Schockmedikamente
    • Entgasung des Magens
  • Chirurgisch
    • Zurückdrehen des Magens, Entfernung abgestorbenen Materials, Behebung von Sekundärschäden, ggf. Anheftung des Magens an die Bauchwand (Gastropexie)
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Magendrehung beim Hund - Vorbeugung & Prävention

Welche präventiven Maßnahmen helfen hinsichtlich der Magendrehung beim Hund und was kann der Halter vorbeugend tun?

Vorbeugung

  • mehrmals täglich füttern (≥ 2x)
  • keine zu großen Mengen auf einmal füttern
  • Ruhe nach dem Füttern
  • nichts blähendes Füttern (Kohl, Bohnen etc.)
  • auf eine gute Verdauung achten
  • hastiges Toben bei alten Hunden, v.a. großer Rassen, vermeiden
  • starken Stress, besonders bei magenempfindlichen Hunden, vermeiden

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