Kupieren von Ohren & Rute beim Hund - wie sieht die Rechtslage aus?

Ist das operative Entfernen von Teilen der Ohren und Rute des Hundes erlaubt?

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Zuletzt aktualisiert am: 7.9.2023

Dobermann Wiese.jpg

Kupieren bedeutet das operative Entfernen bzw. Kürzen der Rute und/oder der Ohrmuschel beim Hund. Wie die Rechtslage in Deutschland diesbezüglich aussieht, erfahrt ihr hier.

Schaut man sich die verschiedensten Hunderassen und Hundegattungen an, so sieht man immer wieder Hunde, deren Rute auf künstliche Weise gekürzt wurde. Dasselbe betrifft auch die Ohren der Vierbeiner, die ebenfalls durch einen operativen Eingriff verändert wurden.

Besonders Hunderassen wie Deutscher Boxer, Dobermann, Rottweiler, Deutsche Dogge, verschiedene Pinscher- und Schnauzer und als Listenhunde/Kampfhunde geführte Hunderassen wie beispielsweise der American Staffordshire Terrier oder der Bullterrier, wurden in der Vergangenheit regelmäßig einem operativen Eingriff unterzogen und dabei Rute und Ohren beschnitten.

Die Gründe und Motivation sind unterschiedlich, aus Sicht vieler gehörte es zum Idealbild und Ästhetik der entsprechenden Hunderasse dazu, andere wollen gewissen Rassen eine noch bulligere, im negativen Sinn Aufsehen erregendere, in Teilen angsteinflößende und aggressivere Erscheinung verpassen. Leider oft mit unschönen Folgen für die Hunde und mehr als fragwürdig dazu.

Wir wollen in diesem Artikel näher auf die Problematik eingehen und die Thematik aus verschiedenen Gesichtspunkten beleuchten und uns die aktuelle Rechtslage in Deutschland anschauen. Denn nicht in jedem Land gelten dieselben Gesetze.

Ein Rottweiler Welpe liegt auf der Wiese
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Was heißt überhaupt Kupieren?

Kupieren bedeutet auf künstliche Art und Weise etwas zu kürzen bzw. zu beschneiden.

Kupieren = durch Schneiden kürzen bzw. stutzen

Das französische Wort „couper“ heißt ins Deutsche übersetzt, schneiden, zuschneiden, abschneiden, kürzen.

Wenn also jemand von Kupieren im Zusammenhang mit Hunden spricht, wird das Beschneiden, Kürzen und Amputieren bestimmter Körperteile des Hundes gemeint.

Damit ist demnach der operative Eingriff von außen zu verstehen, bei dem teilweise oder vollständig eine Reduzierung der Größe des jeweiligen Körperteiles vorgenommen wird. In aller Regel betrifft dies entweder die Rute/Schwanz oder die Ohren des Hundes.

Sollte ein Welpe mit einer angeborenen Veränderung und Anomalität das Licht der Welt erblicken, so liegt eine natürliche Kürzung vor, die nicht unter die Begrifflichkeit und die Bedeutung des Kupierens fällt, sondern vielmehr als Brachyurie bezeichnet wird.

Diese Brachyurie ist die angeborene Verkürzung der Rute bei Wirbeltieren. Fehlt sogar der komplette Schwanz, so spricht man von der Anurie (Schwanzlosigkeit).

Auf den Hund bezogen kann die sogenannte Stummelrute in unterschiedlichen Erscheinungsformen auftreten und von einer sehr leichten Form bis hin zum kompletten Fehlen des Schwanzes tendieren. Hinzu kann die Rute eine zusätzliche Verkrüppelung aufweisen, die dann u.a. als Knickrute bezeichnet wird.

Die Stummelrute findet sich sogar in einigen Rassestandards als Zuchtkriterium der FCI wieder. So sind u.a. bei bei den offiziell anerkannten Hunderassen, Australian Shepherd, English Cocker Spaniel, Mops und Bobtail die Stummelrute explizit in der Rassenbeschreibung für das Zuchtmerkmal der Rute aufgeführt.

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Ist das Kupieren in Deutschland verboten?

Ja, es besteht nach dem deutschen Tierschutzgesetz ein Kupierverbot für Rute und Ohren.

Tierschutzgesetz § 6

Das deutsche Tierschutzgesetz gibt als Grundsatz den Zweck aus, dass aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen ist. Niemand darf nach Maßgaben der Rechtslage einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.

Unter anderem regelt das Tierschutzgesetz in diesem Zusammenhang unter dem § 6 (https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__6.html) das Kupieren von Körperteilen.

Grundsätzlich ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres verboten.

Demnach fällt auch das Kupieren der Rute und Ohren unter diese Gesetzgebung – das gesetzliche Kupierverbot.

Das Kupierverbot gilt für die Rute seit 1998, für die Ohren seit 1987.

Eine Dobermann Hündin steht mit Spielgerät und kupierter Rute im Schnee - seot 1998 gilt hier ein Kupierverbot für die Rute.
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Gibt es Ausnahmen für das Kupierverbot?

Ja, auf den Hund bezogen gibt es nach §6 Absatz 1a und 1b Ausnahmefälle für das Kupieren der Rute.

Ausnahmefälle – Erlaubnis für das Kupieren der Rute

Wie auch bei jeder anderen rechtlichen Gesetzeslage, gibt es aber auch hier Ausnahmen:

  • Sollte der operative Eingriff medizinisch und tierärztlich indiziert sein oder
  • Bei jagdlich geführten Hunden (Jagdgebrauchshunde), wenn für deren vorgesehene Nutzung des Tieres dies unerlässlich ist und zudem keinerlei veterinärmedizinische Bedenken entgegenstehen.

Sollte das Kupieren in einem der vorgenannten Gründe notwendig sein, so hat der operative Eingriff von einem Tierarzt zu erfolgen.

Die medizinisch indizierte Ausnahme

Ein operative Teil- oder Komplettamputation der Rute kann nach wie vor erfolgen, wenn es die veterinärmedizinische Indikation erfordert.

Damit ist gemeint, dass eine medizinische Begründung vorliegen muss, die das Kupieren der Ohren oder Rute zwingend notwendig macht.

Stelle man sich nur vor, dass der Hund sich bei einem Kampf mit einem Wildtier oder Artgenossen das Ohr oder die Rute derart verletzt (Ein- oder Teilabriss), dass eine natürliche Heilung mit konservativmedizinischer Unterstützung nicht möglich ist und es einen operativen Eingriff erfordert, bei der Teile oder auch gänzliches Entfernen notwendig ist, um die Verletzung zu beheben und weitere Körperregionen zu schützen.

Genauso kann ein Hund beim Spielen oder der Jagd mit seiner Rute im Zaun oder der Dornenhecke hängenbleiben bzw. sich Risse zuführen, die nur schwer heilen oder in der Folge zu einer desaströs verlaufenden Entzündung ausartet, die den behandelnden Tierarzt in letzter Konsequenz dazu veranlasst, einen Teil der Rute zu entfernen.

Weiterhin gibt es aber auch Fälle, in denen die Rute ständig aufgeschlagen ist, nur weil der betroffene Hund durch seine Aktivität oder das Wedeln des Schwanzes ständig anschlägt und der Heilungsprozess trotz Medikamente, Verbände keine Chance hat, da der Hund schlichtweg nicht ruhig gestellt werden kann und perspektivisch die Problematik sich nicht ändern würde.

Des Weiteren können natürlich auf Tumore oder Krebsgeschwüre der Anlass sein, dass ein Kupieren notwendig ist.

Die jagdlich begründete Ausnahme

Hunde, die jagdlich aktiv ausgebildet, geführt und eingesetzt werden, dürfen nach der aktuellen Gesetzeslage nach wie vor im Hinblick auf ihre Rutenlänge, kupiert werden.

Hiermit will man dem Hund eine bessere Bewegungsfreiheit bei der Jagd ermöglichen, das Verletzungsrisiko minimieren, da er u.U. mit dem Schwanz hängenbleibt oder sich diesen ständig anschlagen könnte.

Muss der Jagdgebrauchshund bei seinen Aufgaben und Arbeiten im Revier, das Wild oder die Fährte durch Brombeerhecken, Schwarzdorn und das dichte Unterholz verfolgen, so verletzen sich die Hunde mit ihren langen Ruten, sie werden blutig gekratzt und geschlagen.

Besonders betrifft dies Hunderassen mit einem kurzen und dünnen Fell an dieser Stelle, hier fehlt im Gegensatz zu der einen oder anderen Hunderasse, das schützende natürliche längere Haar. So ist beispielsweise der Glatthaar-Foxterrier seinem direkten verwandten, dem Drahthaar-Foxterrier diesbezüglich erheblich im Nachteil. Selbiges betrifft z.B. den Kurzhaar-Weimaraner und den Langhaar-Weimaraner, bei denen in aller Regel der kurzhaarige Typ kupiert wird und der langhaarige mit natürlicher Rute der Jagdaktivität nachgeht.

Medizinisch gesehen kann man das Kupieren bei den betreffenden Jagdhunderassen also verstehen, denn die Haut im Bereich der Rute ist extrem dünn und verletzungsanfällig. Dies führt dazu, dass die Wundheilung extrem schwierig ist und etwaige Verletzungen und Wunden immer wieder erneut aufgeschlagen und durch äußere Einflüsse wieder geöffnet werden. Dreck, Schmutz und Bakterien sind dann das größte Risiko, was zu häufigen Entzündungen und Infektionen der verletzten Rute führt. Und diese ziehen im weiteren Verlauf oft schlimme Folgen nach sich, die von der Rutenspitze aufwärts in den Körper sich weiter ausbilden und andere Körperregionen betreffen.

Ein Jagdhund mit gekürzter bzw. kupierter Rute

Hat der Jagdhund sich unterwegs erst einmal Verletzungen oder Risse während seiner Arbeit zugezogen, die er auf Grund seiner hochkonzentrierten und instinktiven Arbeit währenddessen nicht vernimmt, denn es gibt für den jagenden Hund in aller Regel nur eine Richtung, nämlich die nach vorne auf Gedeih und Verderb, wird der Heilungsprozess sehr langwierig und äußerst schwierig.

Die Rute ist nur wenig durchblutet, zudem verspürt der Hund nur sehr bedingt etwas an der Rute und wird sich bei jeder Aktivität, ob Jagd, Sport oder Spiel die Wunden während der Heilung immer wieder von Neuem aufschlagen. Diese Problematik geht im Grunde schon los, wenn sich der Hund freut, mit dem Schwanz wedelt und dabei an den Stuhl, die Wand oder das Bein von Herrchen oder Bekannten schlägt. Kurzum, der Heilungsprozess ist fast aussichtslos.

Ist der Zustand einer Entzündung der Rute erreicht, bleibt am Ende des Tages oft nur noch die Möglichkeit, durch einen operativen Eingriff ein teilweise oder gänzliches Kupieren der Rute durch den Tierarzt.

Genau daher auch die Begründung der Jägerschaft und anderer Befürworter für das Kupieren der Rute bei Jagdhunden, da das Kupieren im frühen Welpenstadium aus ihrer Sicht die bessere Alternative ist, denn dann kennt der Welpen und heranwachsende Hund nur das Gefühl mit kupierter Rute sein Hundeleben in allen Facetten zu bestreiten und seine Bewegung direkt dahingehend auszurichten, wohingegen ein späteres Kupieren ein Umgewöhnen von natürlicher Rutenlänge zur plötzlich kupierten erfolgen muss.

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Welche Nachteile entstehen durch das Kupieren für den Hund?

Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Ausdrucksprobleme bei der Hundesprache.

Die Folgen durch das Kupieren sind für den Hund vielfältig

Jegliches Kupieren von Rute oder Ohren ist ein unnatürlicher Eingriff in die Vorgaben von Mutter Natur, sprich ein Lebewesen wird gezielt von Teilen seines Körpers getrennt.

Dies muss zwangsläufig Auswirkung auf den Hund nach sich ziehen, die sich in der Folge in der Kommunikation und Ausdrucksform anderen Lebewesen gegenüber zeigt, Einschränkungen in der Bewegung und dem damit verbundenen Gleichgewicht mitbringt und nicht zu Letzt zu Schmerzen und Leid in Folge des operativen Eingriffs führt, die dann wiederum Ursache für psychische Probleme durchaus sein können.

An dieser Stelle darf vor allen Dingen nicht vergessen werden, dass der Eingriff und Prozess des Kupierens in aller Regel im frühen Welpenalter erfolgt und sich bekanntermaßen schlechte und negative Erfahrungen sehr fest und tief einprägen, die im weiteren Hundeleben oftmals Auslöser für Problemverhalten und psychische Belastungsstörungen sein können.

Kommunikationsdefizite

Ein Dalmatiner und beiger Labrador Retriever toben auf der Wiese - fehlen Teile der Rute oder der Ohren, können Kommunikationsmissverständnisse entstehen, die zu Konfliktsituationen führen.

Wird der Hund an Rute oder Ohren kupiert, so werden seine Kommunikationsmittel beschnitten und somit deren Funktionstüchtigkeit eingeschränkt. 

Die Rute und die Ohren nehmen in der Hundesprache und dem Ausdrucksverhalten beim Kommunizieren unter Hunden, einen hohen Stellenwert ein. Denn damit senden sie Signale und Botschaften beim Interagieren mit ihren Sozialpartnern.

Aber auch wir Menschen können bei der Kommunikation mit unserem Hund vieles durch die Beobachtung der Rute und der Ohren lesen und deuten, wie sich der Hund fühlt, was gerade Phase bei ihm ist und was er mit dem Verhalten mitteilen möchte.

Die Kommunikation ist eine ganz zentrale und bedeutende Angelegenheit, um mit Artgenossen und Menschen sich auszutauschen, in der Gruppe und dem Sozialverband klarzukommen, sowie dem jeweiligen Gegenüber die Gefühlslage, die Bedürfnisse und das aktuelle Anliegen mitzuteilen, damit darauf eingegangen werden und entsprechend die Handlung erfolgen kann.

Werden nun die Rute kupiert oder die Ohren beschnitten, kann es durchaus sein, dass der jeweilige Kommunikationspartner die eine oder andere Geste übersieht, nicht mehr richtig deuten kann oder schlichtweg der gewünschte Ausdruck mit den kupierten Körperteilen nicht mehr funktioniert. So kommt es zu Kommunikationsdefiziten und/oder Missverständnissen, die folgenreich sein können.

Beispielsweise könnte ein Drohgebärde oder angespannte bis aggressive Stimmung von dem Gegenüber missverstanden oder gar komplett übersehen werden, da normalerweise bei voller Funktionstüchtigkeit die Ohren komplett nach hinten zurückgelegt wären oder die Rute aufrecht über dem Rücken getragen werden würde. Oder wie soll der Hund im wahrsten Sinne des Wortes den Schwanz bei einer drohenden Eskalation einziehen und seine totale Unterwürfigkeit, Unsicherheit oder Angst signalisieren? 

Nun geht durch die anormale Anatomie durch das Kupieren beider Körperregionen dieser Ausdruck schlichtweg verloren, und nun?

Um mehr über die Hundesprache und das Ausdrucksverhalten zu erfahren, halten wir in unserem Magazin einen Artikel mit dem Titel „Die Hundesprache und deren Ausdrucksverhalten lesen können“ für euch bereit. Sicherlich helfen euch die Inhalte für den täglichen Umgang mit eurem Hund weiter und vereinfachen die eine oder andere Situation.

Koordinations- und Bewegungsdefizite

Beim Balancieren und Laufen nimmt der Schwanz bzw. die Rute eine konkrete Aufgabe ein, denn sie sorgt für einen gewissen Gleichgewichtsausgleich, sprich der galoppierende Hund wird nicht aus der Kurve geworfen, kann sich beim Laufen über den nassen Baumstamm, dem Überqueren der Agility Wippe oder dem Sprung über die Hürde oder das natürliche Hindernis im Wald besser im Gleichgewicht halten und mit der Rute ein Abweichen der Ideallinie ausgleichen.

Wird nun die Rute zu einem Großteil operativ entfernt, so geht die Funktion leider ebenfalls verloren und ein Stück der Agilität, Wendigkeit, Geschmeidigkeit und Beweglichkeit wird ihm auf unnatürliche Weise genommen. 

Was dies dann für den jeweiligen Vierbeiner bedeuten kann, kann man sich leicht ausmalen. Nimmt man z.B. einen Windhund, der beim Windhundrennen aktiv teilnimmt und mit extrem hohen Geschwindigkeiten die Kurven der Rennbahn laufen muss, steht und fällt die Leistungsfähigkeit und damit Wettbewerbsfähigkeit beim Kurvenlauf mit der Länge seiner Rute. Ist diese nämlich noch natürlich vorhanden, so gibt sie ihm Balance und Steuerfähigkeit, um die Spur optimal zu meistern.

Schmerzen und Leid

Die Teil- oder Vollamputation, also der eigentliche Kupiervorgang, wird beim Tierarzt natürlich unter Narkose durchgeführt.

Dennoch sind ab dem Zeitpunkt, in dem schmerzlindernde Maßnahmen und Medikamente nachlassen, die Schmerzen für den Hund durch den operativen Eingriff an Ohren und Rute extrem, brutal und grausam.

Hierbei darf nicht vergessen werden, dass die weitere Nachbehandlung, worunter wir auch die notwendigen Maßnahmen für das Hochstellen der gekürzten Ohren über einen Zeitraum von mehreren Wochen, einschließen.

Sprich, das Leid und die Schmerzen sind nicht nach wenigen Tagen vorbei, sondern der Hund muss eine lange Zeit die quälenden Schmerzen erdulden und sich damit herumplagen. Jedes Anfassen, Anstoßen und jede Wundbehandlung ist je nach Schmerzempfinden zum Teil unerträglich. Nicht umsonst beschreiben viele Experten diesen Vorgang als Tierquälerei.

Bei der Rute sieht es nicht anders aus. Auch hier leiden die Welpen und Hunde Wochen lang unter den horrenden Schmerzen, da in dieser Hinsicht das Wedeln und Wackeln mit der Rute ein ureigener und instinktiver Prozess beim Hund ist und dieser nicht durch das Kupieren automatisch mit gestoppt ist.

Nein, die Welpen und Hunde bewegen nach dem Eingriff weiterhin den Schwanz bei freudiger Erregung, was viele Male am Tag geschieht und somit die Schmerzen und die Wunde automatisch immer wieder angefeuert und belastet werden.

Psychische Auswirkungen

Während der Operation bekommt der Welpe weder von dem Kupieren der Ohren noch der Rute etwas mit, denn beide Eingriffe werden schließlich unter Narkose durchgeführt.

Dennoch sind die Folgeerscheinungen traumatische Erlebnisse, die einen Einfluss auf den Welpen von seiner mentalen und geistigen Verfassung nehmen wird und somit negative Folgen für die Zukunft nach sich ziehen.

Schmerzen und Leiden beeinträchtigen und stören seinen Entwicklungsprozess, gerade in den bedeutenden Lebensphasen der Welpenentwicklung, die so maßgeblich für das weitere Hundeleben und die Persönlichkeitsentwicklung des Hundeindividuums sind.

Man muss sich doch nur in die eigene Situation hineinversetzen, sei es eine größere Zahnoperation, die tagelang schmerzende Auswirkungen hat oder eine sonstige schmerzhafte Erkrankung, die uns persönlich aus der Bahn wirft, die Leistungsfähigkeit deutlich einschränkt und jegliches Tun unerträglich macht. Erfolg, Spaß und Wille zum Lernen und Arbeiten in dieser Phase ernsthaft zu entwickeln, ist nahezu unmöglich und unmenschlich.

Genauso sieht es dann auch auf den Welpen und Hund umgemünzt aus, der mit seiner frischen Operation, Wunde und den Schmerzen nun die bedeutenden Lerninhalte der sensiblen Phase durchlaufen soll, mit jede Menge positiven Erlebnissen und täglichen Erfahrungen. Wie soll dies ganz objektiv und emotionslos betrachtet funktionieren?

Solltet ihr an dieser Stelle einen tieferen Einblick in die Entwicklungsschritte der unterschiedlichen Welpenphasen erhalten wollen, so steht für euch ein sehr umfassender Leitartikel mit dem Titel „Die Entwicklungsphasen von Hundewelpen“ in unserem Magazin zur Verfügung. Damit werdet ihr sicherlich einen Eindruck bekommen, was alles auf dem Spiel steht, wenn ein Welpe durch das Kupieren und dessen Folgen, in seinem Entwicklungsprozess so stark gestört und beeinträchtigt wird.

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Wann & wie erfolgt das Kupieren beim Welpen?

Der Zeitpunkt des Kupierens differiert zwischen Rute und Ohren.

Kupieren der Rute

Das Kupieren der Rute in den bereits beschriebenen Ausnahmefällen nach §6 des Tierschutzgesetz, wird in den ersten 3 Lebenstagen der Welpen vorgenommen.

Dabei wird wird die Haut an der Rute kreisförmig eingeschnitten, nach hinten gezogen und die Rute zwischen zwei Wirbeln an der gewünschten Stelle und Länge gekürzt/kupiert.

Des Weiteren gibt es ein zweites Verfahren, dass vor allen Dingen im Ausland angewendet wird. Bei dem Kupierprozess wird ein Gummiband eingesetzt, das für das natürliche Absterben des hinteren Schwanzendes sorgt, der nach ein paar Tagen abfällt.

Kupieren der Ohren

Das Kupieren der Ohren ist mittlerweile vollkommen verboten, außer es muss ein operativer Eingriff erfolgen, der tiermedizinisch indiziert ist. Somit ist auch der Zeitpunkt an dieser Stelle vollkommen irrelevant, da es auf das Ausnahmeereignis ankommt.

Die Art und Weise und der Prozess des Kupierens und die darauffolgenden Maßnahmen wollen wir kurz anschneiden:

Zunächst werden die Ohren vom Tierarzt in eine spezielle Metallklemme eingebracht, kupiert bzw. gekürzt und die Ohrenränder anschließend vernäht. Anschließend werden die kupierten Ohren über den Kopf mit Hilfe von Klebeband unter Spannung platziert und im weiteren Verlauf je nach Heilungsverlauf Wochen oder Monate in ein spezielles Gestell auf dem Kopf befestigt.

Wie bereits beschrieben ein unmöglich langer und quälender Zeitraum für den Hund – gut dass das Kupieren der Ohren in Deutschland verboten ist.

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Gibt es ein Ausstellungsverbot für kupierte Hunde?

Ja, in Deutschland gilt beim VDH gemäß der Ausstellungs-Ordnung ein Ausstellungsverbot seit 2002.

Seit 2002 herrscht beim VDH Ausstellungsverbot für kupierte Hunde

Weder Hunde aus Deutschland noch aus dem Ausland, dürfen seit dem Jahr 2002 an Hundeausstellungen des Verband für das Deutsche Hundewesen e.V. (VDH) teilnehmen, wenn ihnen nach dem 01.01.1987 die Ohren und nach dem 1.06.1998 die Rute kupiert wurde.

Ausnahme:

Wird der Hund jagdlich verwendet und die Rute nach der Ausnahmeregelung des § 6 Tierschutzgesetz kupiert und handelt es sich gleichzeitig um eine FCI-anerkannte Jagdhunderasse, darf der Hund an den Ausstellungen teilnehmen.

Tierschutz-Hundeverordnung untersagt seit 02.05.2001 das Ausstellen

Die deutsche Tierschutz-Hundeverordnung untersagt bereits seit dem aktuellen Ausfertigungsdatum des TierSchHuV in § 10 Ausstellungsverbot, Hunde bei denen Körperteile, insbesondere Ohren oder Rute, tierschutzwidrig vollständig oder teilweise amputiert wurden, auszustellen oder Ausstellungen solcher Hunde zu veranstalten.

Dieses Ausstellungsverbot gilt nicht, wenn der operative Eingriff vor dem 1. September 2001 und in Übereinstimmung mit den Vorschriften des Tierschutzgesetzes in der zum Zeitpunkt des Eingriffs geltenden Fassung vorgenommen wurde.

Solltet ihr interessiert sein, den Inhalt der Tierschutz-Hundeverordnung insgesamt kennenzulernen, so haben wir für euch einen Magazinartikel mit dem Titel „Die Tierschutz-Hundeverordnung (TierSchHuV)“ rund um das Thema verfasst. Viel Freude beim Lesen.

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Wie sieht es mit dem Import kupierter Hunde & Kupiertourismus aus?

Der Import kupierter Hunde ist möglich, Kupiertourismus klar rechtlich verboten.

Import von kupierten Hunden aus dem Ausland

Im Gegensatz zu der Schweiz und Österreich besteht Stand heute noch kein Importverbot nach Deutschland für Welpen und Hunde aus dem Ausland mit kupierten Ohren oder Rute.

So findet man also auch heute noch auf deutschen Straßen Hunde, die nicht aus medizinischen Gründen oder auf Grund ihrer jagdlichen Verwendung kupiert wurden, sondern im Ausland gezüchtet und auf Grund der Nachfrage nach wie vor Ohren und Rute kupiert bekommen, um sie schließlich nach Deutschland zu vermitteln.

Kurzgesprochen, gewiefte Hundehändler und sogenannte „Züchter“ betreiben einfach eine Zweitzucht im Ausland, um anschließend nach dem operativen Eingriff mit einer Kupierbescheinigung und allen weiteren notwendigen Unterlagen die kupierten Hunde nach Deutschland zum Weiterverkauf zu verbringen.

Ein Unding, dass an dieser Stelle eine klare Sicherheitslücke im Sinne des Tierschutzes besteht und keine gesetzliche Grundlage nach deutschem Recht hier einen stringenten Riegel vorschiebt.

Kupiertourismus ist hingegen eine Straftat

Nach der deutschen Rechtsprechung und verschiedener Urteile vor deutschen Gerichten, ist der Kupiertourismus allerding eine strafrechtliche Handlung (Straftat).

Kommt also, wie bereits in der Vergangenheit geschehen, ein Hundehalter auf den Gedanken, mit seinem Hund ins Ausland zu fahren, um diesen in einem Staat ohne Kupierverbot, Teile oder ganze Körperteile amputieren zu lassen und dann mit seinem Hund wieder die Heimkehr nach Deutschland anzutreten, so macht sich der Halter strafbar und wird durch die deutschen Behörden strafrechtlich belangt.

Hier wurde von Seiten der deutschen Gerichte auf den §17 Tierschutzgesetz (TierSchG) verwiesen, in dem es wie folgt heißt:

Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer

  • ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder
  • einem Wirbeltier
    • aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder
    • länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.

Hier stützt sich somit das Gericht auf die Torturen und Schmerzen, die der Hund nach dem Kupieren über einen länger anhaltenden Zeitraum erleiden muss.

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Fazit

Hunden sollte jegliches Leid, Schmerzen und Torturen erspart werden.

Emotionslos, neutral und fair betrachtet

Bitte vorverurteilt keinen Halter, den ihr mit einem Hund antrefft, dessen Ohren oder Rute kupiert sind.

Denn es kommt schließlich immer darauf an, ob der Halter diesen Kupiervorgang selbst mit zu verantworten hat, oder er aber vielleicht einem Hund mit kupierten Ohren oder Rute aus dem Tierheim oder einer sonstigen Auffangstation ein neues zu Hause geschenkt und adoptiert hat.

Hinzu kommen natürlich auch die gültigen Ausnahmefälle, denn der jeweilige Hund kann auch einen Teil seiner betroffenen Körperteile aus medizinischen Gründen verloren haben oder gezielt als Jagdgebrauchshund eingesetzt werden und auf Grunde dessen gezielt und rechtlich einwandfrei kupiert worden sein.

Die dritte Möglichkeit sind die Hunderassen, die wir bereits weiter oben angesprochen haben, die sogar laut der Beschreibung des Phänotyps im Rassestandard mit einem Stummelschwanz geboren werden und keinem Eingriff von außen unterzogen wurden.

Also, eine Pauschalverurteilung sollte man sich immer zweimal überlegen, da oft Menschen in eine Schublade von vornherein gesteckt werden, wo sie beim zweiten Blick überhaupt nicht hineingehören und man ihnen somit Unrecht getan hat.

Wir von dogondo wollen unter gar keinem Umstand, dass einem Hund oder anderen Lebewesen Schmerzen oder Leid zugeführt werden und unterstützen daher jeglichen Tierschutzgedanken – auch im Hinblick auf etwaiges Kupieren von Hunden.

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