Hintergrundwissen zum Hundefell
Entstehungsgeschichte, Fellarten, Haaraufbau, Funktionalität etc.
Von:
Gabriele Peters
Zuletzt aktualisiert am: 4.10.2024
Das Wichtigste in Kürze
- Angemessene Fellpflege ist im Sinne der Gesundheit und des Wohlbefindens ein MUSS
- Das Wohlergehen des Hundes steht bei der Fellpflege vor optischer Schönheit
- Die Genetik beeinflusst die Haaranlage
- Jede Haarbeschaffenheit braucht ihre eigene Pflegetechnik
- Fell- und Haarkleidpflege beim Hund muss regelmäßig erfolgen
- Das Fell schmückt und schützt den Hund
- Für die Hunde-Fellpflege braucht es Fachwissen, die richtigen Werkzeuge und Routine
VOR jeder Frisur steht die Pflege des Felles zum Wohle des Hundes. Um eine korrekte Fellpflege anwenden zu können ist es notwendig die einzelnen Haaranlagen genauer zu betrachten.
Um Verallgemeinerungen in der Hundepflege vorzubeugen, sollten wir uns mit Grundwissen beschäftigen.
Beginnen wir mit Basiswissen im Allgemeinen und gehen in weiteren Kapiteln auf die einzelnen Haaranlagen ein, woraus sich die notwendige und mögliche Fellpflege ergibt.
In dem nachfolgenden Artikel beleuchtet unsere erfahrene dogondo-Groomerin, Gabriele Peters, das Thema der richtigen Fellpflege des Hundes eingehend. Denn eine korrekte Fellpflege beim Hund bedeutet nicht nur ein schönes und attraktives Äußeres, sondern es trägt maßgeblich zur individuellen Gesundheit, der Vitalität, dem Wohlbefinden, der Lebensfreude und letztlich der vollen Leistungsfähigkeit der Hunde bei.
Noch ein Hinweis bevor es losgehen kann:
Teilweise enthält der Beitrag Auszüge aus dem Buch:
Gabriele Peters "Der Wolf in der Fell-Falle"
© 2020 Gabriele Peters
„Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand, Norderstedt“
Die Pflege des Hundefells - wie, was, wo, warum?
Die Grundvorraussetzung für die richtige Hundefellpflege ist das nötige Basiswissen.
Ohne Wissen, wissen wir nichts....auch nicht, wie die Pflege des Hundefells richtig funktioniert!
Was und wer ist eigentlich unser Hund? Um zu verstehen, worum es sich bei den Fellarten unserer Hunde handelt, werden wir vorab einen rasseübergreifenden Blick auf die Haaranlagen unserer Hunde werfen. Das Leben der Hunde und ihr Wohlergehen hängt wesentlich vom Wissen und den Lebensumständen der Menschen ab, mit denen sie zusammenleben.
Die moderne Hundezucht
Die moderne Zucht unserer Haushunde als Rassehundezucht ist verglichen mit dem Zeitraum der Domestizierung der Haushunde sehr jung. Griechen, Römer und Germanen hatten schon Hunderassen, bzw. unsere heutigen Rassenvorgänger gezüchtet. Während des Mittelalters bildeten sich im 16. Jahrhundert "richtige" Hunderassen heraus und im 17.Jahrhundert wurden die ersten Rassestandards durch eine Kommission festgelegt. Die moderne Rassehundezucht hängt mit den Erkenntnissen über die Gesetze der Vererbung zusammen. Es begann eine systematische Zuchtauswahl mit dem Ziel, bestimmte Merkmale zu erreichen.
Die deutschen Rassehundevereine entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts. Einer der ersten Rassehundevereine war der „Hannoversche Jagdverein“, der am 14. April 1878 in „Verein zur Veredelung der Hunderassen“ umbenannt wurde.
Noch vor der Gründung eines neuen deutschen Staates wurde am 11. Juni 1949 in München der "Verband für das Deutsche Hundewesen" (VDH) gegründet.
Die Fédération Cynologique Internationale, kurz FCI, mit Sitz in Belgien, ist der größte europäische kynologische Dachverband. Ursprünglich wurde er am 22. Mai 1911 in Paris gegründet. Die Gründungsmitglieder waren Verbände aus Belgien, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Österreich.
Die drei anderen großen Dachverbände sind der britische Kennel Club (KC), der American Kennel Club (AKC) sowie der Canadian Kennel Club (CKC). Registrierungen werden gegenseitig anerkannt.
- Der American Kennel Club, kurz AKC, ist der größte Dachverband der Rassehundezüchter in den USA und wurde am 22. Oktober 1884 gegründet.
- Der Kennel Club, kurz KC, ist der Dachverband der britischen Hundezüchtervereine. Und wurde am 4.April 1873 gegründet.
- Der Canadian Kennel Club, kurz CKC ist der größte Dachverband in Kanada wurde 1888 gegründet.
Weitere weltweite Kennel Clubs folgen als Vollmitglieder, assoziierte Mitglieder oder Vertragspartner der Gemeinschaft des F.C.I. (Stand 8/2020)
Übersicht:
Die 4 großen Dachverbände und die angeschlossenen Mitglieder und Partner der F.C.I.
F.C.I. | A.K.C. | K.C. | C.K.C. |
76 Vollmitglieder u.a. VDH für Deutschland | |||
13 assoziierte Mitglieder | |||
10 Vertragspartner |
Im F.C.I.-System werden alle anerkannten Hunderassen in 10 Gruppen eingeteilt, die wiederum in verschiedene Sektionen unterteilt sind:
Gruppe 01 | Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde) |
Gruppe 02 | Pinscher und Schnauzer – Molossoide – Schweizer Sennenhunde und andere Rassen |
Gruppe 03 | Terrier |
Gruppe 04 | Dachshunde |
Gruppe 05 | Spitze und Hunde vom Urtyp |
Gruppe 06 | Lauf- und Schweißhunde, verwandte Rassen |
Gruppe 07 | Vorstehhunde |
Gruppe 08 | Apportierhunde - Stöberhunde - Wasserhunde |
Gruppe 09 | Gesellschafts- und Begleithunde |
Gruppe 10 | Windhunde |
Aktuell (Stand 10/2023) sind in der vorgenannten Rassenomenklatur der F.C.I. (Fédération Cynologique Internationale) mehr als 350 verschiedene Hunderassen mitunter mit diversen Varietäten und Schlägen anerkannt - demzufolge gibt es auch unzählige unterschiedliche Haar- und Fellarten, die wiederum einen unterschiedlichen Pflegeansatz und entsprechende Pflegemaßnahmen bedürfen.
Basiswissen Fellpflege beim Hund: Wolfsfell vs. Hundefell
Die Entwicklung vom "Wildfell" hin zum Hundefell.
Ein Vergleich von Wolfsfell und Hundefell
Wölfe unterliegen in der Anlehnung an die Jahreszeit einem Fellwechsel. Der Wolf hat ein zweischichtiges Fell mit Deckhaaren und Unterwolle. Im Herbst oder Spätherbst wächst das dickere längere, mit der Unterwolle behaftete Winterfell, dass ihn vor Kälte und Nässe schützt. Im späteren Frühling ist die Zeit gekommen das dicke Winterhaar abzuwerfen. Man kann beobachten wie sich auf großen Körperflächen das Haar nach und nach in Placken ablöst, anfangs jedoch noch nicht abfällt. Häufig scheuern sich die Wölfe an Bäumen oder wälzen sich auf dem Boden, um die lästige Unterwolle los zu werden. Im Sommerfell wirken sie viel dünner, da sie sich von der dicken winterlichen Fell-Last befreit haben.
Durch gezielte Zuchtauslese, genetischen Mutationen u.a. entstand die Vielfalt unserer Hunde. Aus dem Wolf wurde ein Hund.
Die meisten Hunde in den industriellen Kulturkreisen leben heute im Haus und sind Familienmitglieder. Eine sehr hohe Anzahl dieser Hunde hat kein natürliches Wildfell mehr wie die wölfischen Ahnen. Verschiedene Fellmutationen wurden züchterisch gezielt aussortiert, um bestimmte Rassemerkmale hervorzuheben. Auf die verschiedenen Mutationen und die daraus resultierenden Pflegeoptionen und -notwendigkeiten werden wir im Einzelnen genau eingehen.
Die „Schönheit“ eines Hundes sollte niemals im Gegensatz zu seinem Wohlbefinden, seiner Lebensfreude oder seiner Gesundheit stehen. In jedem Fall sollten das Wohlsein und die Gesundheit des Hundes vor etwaigen optischen Ansprüchen des Menschen stehen.
Dass die meisten Haarkleider unserer heutigen Hunde eine gute Pflege benötigen, ist unbestritten. Viele Haaranlagen unserer Hunde haben nichts mehr mit einer natürlichen Fellbeschaffenheit zu tun und sind durch gezielt aussortierte Zuchtmutationen entstanden. Doch welche Haarpflege notwendig oder machbar ist und welche auf ästhetischen Gründen basiert, darüber herrscht einigen Orts große Uneinigkeit. Mit der Hinterfragung der verschiedenen Haaranlagen werden die Pflegemöglichkeiten der Hunde verdeutlicht. Ich werde mich zu Anfang mit Absicht nicht auf die verschiedenen Rassen fokussieren, sondern NUR auf die Haaranlagen. Nicht jeder Rassehund hat die gewünschte und dem Standard entsprechende Haaranlage und es treten auch Mischfelle auf, die individuell betrachtet werden müssen.
Es kann keine Frisur gestaltet werden, wenn das individuelle Haar nicht korrekt erkannt wird und die richtige Pflegetechnik erhält.
Ein korrekt gepflegtes Haar mit stylischer Frisur ist eine Augenweide, kann aber auch vollkommen over-stylt und je nach Haltungsbedingungen, nicht alltagstauglich sein. Es wird hier noch nicht auf konkrete Arbeitsmaterialen eingegangen, da auch diese auch dem persönlichen Geschmack und einer individuellen Handhabung unterliegen.
Wir beschäftigen uns zu Anfang mit den Basics der
- Pflege-Techniken und
- Pflege-Möglichkeiten
Das korrekt gepflegte Haar unserer Haushunde kann Schutz vor äußerlichen Einflüssen bieten und erhält die Gesundheit des Hundes. Eine fachgerechte Schur kann dem Hund eine große Erleichterung in vielen Dingen bringen oder aus medizinischer Sicht notwendig werden. (Auf die Notwendigkeit eines Zupfens oder Trimmen des Rauhaares wird später noch genau eingegangen) Einem Haar ist es völlig egal mit welcher Technik es gekürzt wird, nur das optische Ergebnis kann sehr unterschiedlich ausfallen. Ob das Einkürzen mit einer Schermaschine, einer Modellierschere, einer Schere oder einem scharfen Messer durchgeführt wird, ändert nichts an der Tatsache, dass bzw. wenn es abgeschnitten wird/ist. Auch wenn es oft heißt: „Bitte keine Schermaschine benutzen“, so muss dazu gesagt werden: Eine Schermaschine zu benutzen ist nicht-gleich einer „Kahl“-Rasur. Mit entsprechenden Aufsätzen kann auch mit einer Schermaschine eine sehr gute Länge modelliert werden.
Ohne Fachkenntnisse kann jede Schur oder Schnitttechnik zu extremen Problemen führen. Das beginnt bei viel zu kurz geschorenen Hundefellen, geht über Schnittverletzungen bis hin zu massiven Trainingsmängeln am Hund.
Ein Kürzen des Haares bis hin zu einer notwendig gewordenen Filzschur enthebt nicht der weiteren sorgfältigen Pflege des Felles, wenn Verfilzungen vermieden werden und Haarregenerationen angeregt werden sollen.
Gründe für die Fellpflege bei Hunden
Viele Faktoren begründen eine sorgsame und angemessene Fellpflege bei Hunden.
Ästhetische Gründe für die Pflege des Hundefells
Der „Hauptgrund“ das Fell eines Rassehundes rassegerecht zu groomen (pflegen), basiert auf den festgelegten Rasse-Standards. Viele Frisuren haben ursprünglich sinnvolle Hintergründe, andere dienen einem Schönheitsideal. Viele Haaranlagen sollten regelmäßig geschnitten oder getrimmt werden, da die Pflege der mutierten Haaranlagen ansonsten nur sehr schwer bis unmöglich ist. Ob das Haar dem Rassestandard entsprechend oder individuell geschnitten wird, beeinflusst nicht die notwendige Pflege verschiedener Haaranlagen und unterliegt auch dem persönlichen Geschmack. Der zeitliche Aufwand der verschiedenen Frisuren bedingt sich durch Fell- und Pflegezustand, dem Ausbildungsstand des Hundes und des Groomers (Groomer = Hundepfleger/in), aber nur selten der gewünschten Frisur. Auch aufwendiger wirkende Frisuren sind von einem erfahrenen Groomer in einem angemessenen Zeitrahmen durchführbar.
Gesundheitliche Gründe
Ein wichtiger Grund für die Fellpflege ist die Gesundheit des Hundes. Viele Haaranlagen können verfilzen und dadurch die Luftzirkulation zur Haut verhindern, sodass Hautprobleme, wie z.B. Hotspots oder Pilzinfektionen und anderes entstehen können. Auch alten oder kranken Hunden dient eine Schur sehr oft als Erleichterung. Für viele ältere Hunde ist ein kurz geschorenes Fell im Alter (z.B. bei altersbedingten Herzproblemen o.a.) eine deutliche Erleichterung. Vielfach ist eine Schur aus gesundheitlichen Gründen unvermeidbar bzw. verschafft dem Hund die notwendige Erleichterung. Die Vielfalt der Haaranlagen unserer Hunde zeigt, dass die vielen Haarvarianten, auch viele Grooming-Varianten benötigt.
Temperaturbedingte Gründe
Viele heutige Hundefelle haben ein sehr dichtes Fell, das sich zyklisch nicht den Außentemperaturen anpasst. Bei einigen Haaranlagen muss entweder durch Trimmen, Entfernen der Unterwolle bis zum Scheren des Felles dem Hund saisonal geholfen werden. Ein natürlicher Fellwechsel, wie beim Wolf, ist nur noch an sehr wenigen Hunden vorhanden.
Schutz vor Witterung durch das Deckhaar ist beim kurz geschorenen Fell geringer bis nicht mehr vorhanden. Ein Hund mit geschorenem Fell ist also schneller nass bei Regen, wie ein Hund mit geschlossenem Deckhaar. Dafür trocknet das kürzere Haar aber schneller, wie ein z.B. wolliges Fell mit viel Unterwolle oder ein sehr langes Haar. Dennoch muss man gerade bei kaltem, nassem Wetter aufpassen, da zu kurz geschorene Hunde schneller frieren. Dies betrifft aber auch Hunde ohne Unterwolle oder Hunde mit einem lichten, dünnen Fell und kann daher nicht pauschalisiert werden.
Haltungsbedingte Gründe
Das Wohl des Tieres sollte immer an erster Stelle stehen. Doch auch dem Harmoniebedürfnis des Teams Halter-Hund sollte fachlich kompetent entsprochen werden. Da Schönheit oftmals nur im Auge des Betrachters liegt, kommt es nur selten einem Hund zugute, wenn diese den Partner Mensch und damit das Team belastet. Persönliche Umstände, wie z.B. veränderte familiäre oder gesundheitliche Situationen, können eine andere Einstellung zum Haar des Hundes notwendig werden lassen. Der Fellwechsel und die häusliche Pflege wird durch ein entsprechend angepasstes Grooming enorm erleichtert.
Sonstige Gründe
Es gibt viele Gründe, warum ein Halter das Fell seines Hundes gekürzt haben möchte. Das kann auf gesundheitlichen, familiären oder anderen Gründen basieren. Auch kann z.B. ein unkontrollierbarer Ungezieferbefall in allen Varianten oder ein starker Klettenbefall des Hundes eine Schur sinnvoll machen.
Zecken brauchen in der Tat länger, um durch ein dickes Deckhaar sowie dichter Unterwolle bis auf die Haut zu kommen. Ein kürzeres Haar wird hingegen in der Regel weniger von z.B. Zecken befallen, da die Zecken in einem langen Fell mehr Möglichkeiten haben, von Sträuchern und Gräsern aus auf das Fell über zu wandern. Ein Zeckenbefall kann in einem kurzen Fell meist schneller entdeckt werden.
Selbstverständlich sollte jede äußerliche Einwirkung auf das Fell vorher gründlich bedacht und abgewogen werden. Durch fachlich kompetente Aufklärung und durch eine dem Standard entgegen gesetzte Frisurengestaltung, können oft Verfilzungen vermieden werden.
Grundlagen der Genetik zum weiteren Verständnis der Haaranlage
Was es alles mit DNA, Gen, Allel, Genotyp, Phänotyp etc. beim Hund auf sich hat.
Die Genetik beeinflusst die Haaranlage beim Hund und damit welche Fellpflege die richtige ist!
Träger jeglicher genetischen Information ist die DNA. Sie ist in der Zelle auf verschiedenen Chromosomen verteilt. Hunde besitzen 78 Chromosomen. Die berühmten X- und Y-Chromosomen beziehen sich auf das Geschlecht. Ei- und Samenzelle enthalten je einen einfachen Chromosomensatz von 39. Mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle wird bei der Befruchtung wieder die komplette Chromosomenzahl erreicht. Daraus folgt, dass Mutter und Vater eines Tieres jeweils die Hälfte des Chromosomensatzes beisteuern, woraus folgt, dass jedes Gen in zwei Kopien vorliegt.
Ein Gen ist ein bestimmter Abschnitt in der DNA, das die Bauanleitung für bestimmte Aufgaben im Organismus erfüllt. Auf Grund unterschiedlicher Chromosomen, sind verschiedene Ausführungen eines Gens möglich. Diese unterschiedlichen Ausführungen eines Gens nennt man Allel. Die Anzahl und Verteilung dieser verschiedenen Allelen in einer Population machen die sogenannte genetische Vielfalt aus.
Die Faktoren, die für die Ausprägung bestimmter, individueller Merkmale verantwortlich sind, werden unverändert von Generation zu Generation weitergegeben. Beobachtete Varianten beruhen auf Neukombinationen dieser unveränderlichen Faktoren.
Man unterscheidet zwischen Genotyp und Phänotyp:
- Der Genotyp beschreibt die Gesamtheit aller Erbanlagen eines Organismus.
- Der Phänotyp beschreibt die von außen, sichtbare Erscheinungsform.
Man kann vom Genotyp auf den Phänotyp schließen, aber nicht vom Phänotyp auf den Genotyp. Die Bezeichnungen dominant und rezessiv werden nur zur Beschreibung der Beziehung zwischen den Allelen eines Gens verwendet. Rezessiv bedeutet in der Genetik „zurücktretend“ oder „nicht in Erscheinung tretend“. Ein dominantes Allel setzt sich in der Merkmalsausprägung gegenüber einem rezessiven Allel durch. Es gibt jedoch auch ähnliche Beziehungen zwischen verschiedenen Genen.
In diesem Fall spricht man von Epistase (Gen-Interaktion). Die Ausbildung eines Gens und seiner Allele kann völlig oder teilweise durch ein Allel auf einem anderen Gen unterdrückt werden.
Jeder Hund trägt immer alle Farb- und Haar-Gene, aber nicht alle Allele eines Gens.
Die Funktionen eines Felles bei Tieren & Hunden
Tier- und Hundefell schützt, tarnt, reguliert die Körperkerntemperatur uvm.
Dies sind die Aufgaben von Tier- und Hundefell
Das Fell eines Tieres dient als Schutz vor äußeren Einflüssen, der sensorischen Wahrnehmung, der Tarnung, der sozialen Interaktion und der Thermoregulation.
Widmen wir der Thermoregulation in Bezug auf unseren Haushund ein besonderes Augenmerk:
Für alle nicht in den Tropen lebenden Tiere mit Fell, ist der Haarwechsel im Allgemeinen eine temperaturregulatorische Maßnahme. Viele Tiere legen sich in unterschiedlichen Jahreszeiten ein Fell mit anderen wärme- und kälteregulatorischen Eigenschaften zu. Ein Winterfell hat in der Regel längere und auch dichter stehende Haare als ein Sommerfell. Durch Aufrichten der Haare mit Hilfe von Haarmuskeln kann die ruhende Luftschicht noch vergrößert werden. Außerdem sorgen die im Haarmark eingeschlossenen Luftmassen für eine thermische Isolation. Viele in der Natur lebende Arten haben aufgrund eines öligen Drüsensekretes wasserabweisende Haare.
Die Spitzenwerte gegen Überhitzung liegen bei den oberen kritischen Temperaturen bei allen Arten recht dicht beieinander, da starke Überhitzung des Körpers zu Schäden am zentralen Nervensystem führt. Die wenigen Schweißdrüsen an den Pfoten, reichen zur Thermoregulation nicht aus. Hunde regulieren ihre Körpertemperatur bei Hitze durch Hecheln: Mit offenem Fang und lang heraushängender Zunge atmen sie schnell und flach, dies kann bis zu hundertmal schneller als bei normaler Atmung sein. Durch den Wasserverlust über die Atemluft wird dabei Wärme abgegeben. Steigt die Umgebungstemperatur über eine kritische Temperatur (meist über 30°C) weiter an, so kann der Organismus dies nur so lange ertragen, wie die Maßnahmen gegen Überhitzung ausreichen. Ab einer bestimmten Temperatur ist dies nicht mehr möglich und die Überhitzungsgrenze ist erreicht. Ab 40°C Körpertemperatur bekommt der Hund Kreislaufbeschwerden und einen möglichen Hitzschlag. Über 43°C Körpertemperatur besteht akute Lebensgefahr! Wird der Körper überhitzt, kommt es zum Hitzschlag, der zu einem völligen Kreislaufkollaps bzw. führen kann. Dabei sind die Blutgefäße maximal erweitert, die Menge des Blutes reicht nicht mehr, sie zu füllen.
Erste Anzeichen einer Überhitzung sind:
- starkes Hecheln
- Unruhe
- Langgestreckter Hals, weit heraushängende Zunge
- Der Hund sucht nervös nach einer Möglichkeit ins Kühle zu gelangen
Gelingt es dem Hund nicht, sich abzukühlen, kommt es zu einem Hitzschlag mit:
- Schneller, flacher Atmung
- Herzrasen
- Hochroten Schleimhäuten
- Taumeln
- Möglichem Erbrechen, Durchfall
- Starkem Speichelfluss
- Evtl. einer Teilnahmslosigkeit
- Körpertemperatur über 40°C
Ein Hitzschlag führt schließlich zum völligen Kreislaufkollaps bzw. Schock mit:
- Blassen, trockenen, evtl. bläulichen Schleimhäuten
- Krämpfen, Zittern
- Bewusstlosigkeit bis Koma
Ohne Behandlung führt der Hitzschlag zu einem starken Hirnödem und zum Tod durch Herz- und Atemstillstand.
Kühlen Sie den Hund mit einem großen feuchten Handtuch und bringen Sie ihn umgehend zu einem Tierarzt. Eine zu schnelle Abkühlung mit zu kaltem Wasser belastet den angeschlagenen Kreislauf extrem. Bei einer Bewusstlosigkeit des Tieres ist es am besten ihn in eine rechte Seitenlage zu legen, um das Herz zu entlasten.
Schwitzen ist eine Maßnahme, die fast ausschließlich Primaten und/oder auch Pferden zur Verfügung steht. Der Nachteil ist, dass der Wasserverlust enorm ist. Durch das Schwitzen entsteht Verdunstungskälte.
Beim Hecheln des Hundes handelt es sich um Verdunstung von Nasendrüsensekret. Es wird Luft durch die Nase eingesogen und durch den Mund wieder abgeatmet. Die Schleimhaut in den Nasenmuscheln und der Mundhöhle ist von einem dichten Netz von Arterien und Venen durchzogen und durch ihre vielen Faltungen besitzt sie eine riesige Oberfläche. Beim Hund ist sie beispielsweise größer als die Körperoberfläche.
Hecheln entzieht dem Körper im Gegensatz zum Schwitzen kein Salz. Allerdings besteht durch die Hyperventilation (gesteigerte Atmung) die Gefahr der respiratorischen Alkalose. Als Alkalose bezeichnet man eine Störung des Säure-Basen-Haushaltes. Diese akute Form kann Schwindel, Verwirrung, Parästhesien, Krämpfe und Synkopen (Bewusstseinsverluste) verursachen.
Einflüsse auf das Haarkleid des Hundes
Einflußfaktoren, die allgemein auf das Haarkleid beim Hund einwirken und folglich in Sachen Fellpflege eine Rolle spielen.
Temperatur
Viele Hunde wechseln regelmäßig im Jahr ihr Fell in ein dichtes Winterfell und ein lichteres Sommerfell. Veränderte Haltungsbedingungen, Zuchtauswahl und die daraus resultierende genetische Vielfalt bewirkt, dass der Fellwechsel entweder gar nicht mehr oder nur noch abgeschwächt zu beobachten ist. Auch durch Haltung bedingte, geringere Temperaturunterschiede, wie z.B. Wohnungshaltung beeinflussen einen Fellwechsel.
Licht
Die Dauer und die Intensität des Lichtes beeinflussen Haut und Haar. Die Tageslichtmenge hat auch Einfluss auf die Sexualhormone, die wiederum Haut und Haar beeinflussen. Die Sonne ist auch eine „Nahrungsquelle“ – so findet eine Vitamin-D-Synthese, in der oberen Hautschicht statt, wo eine Form von Cholesterol mit Hilfe von UV-B-Strahlung in Vitamin D3 umgewandelt wird. Menschen können mithilfe ultravioletter Strahlen des Sonnenlichts Vitamin D3 herstellen. Dies ist bei Hunden jedoch anders. Sie sind vollständig auf die Zufuhr durch die Nahrung angewiesen. Vitamin D (Calciferol) reguliert zusammen mit der Nebenschilddrüse den Knochenstoffwechsel. Vitamin D3 ist für Hunde lebensnotwendig und wird den meisten Futtermischungen zugesetzt. In der EU ist es als Futtermittelzusatzstoff zugelassen. Ein abwechslungsreich ernährter Hund hat kein Problem mit der Vitamin D Versorgung, denn in Leber, Niere, Eigelb, Butter, fettem Fisch oder Lebertran ist Vitamin D enthalten. Hohe Vitamin-D-Gehalte findet man in Fischölen, vor allem in Lebertran.
Biorhythmus
Ein Fellwechsel findet z. B. beim Wechsel vom Welpenfell ins erwachsene (adulte) Haarkleid statt. Ein Fellwechsel kann kontinuierlich über das ganze Jahr verteilt sein oder saisonal, meist zyklisch zweimal im Jahr. Manche Haarstrukturen benötigen eine externe Unterstützung und andere wechseln das Fell nur sehr gering auf dem ganzen Körper. Je nach Haaranlage kann das einzelne Haar eine Langlebigkeit von 2 bis 6 Jahren haben. Jeder äußere und innere Einfluss kann ein Fell verändern.
Hormone
Hormone haben einen starken Einfluss auf jedes Fell. So kann es vor, während oder nach einer Läufigkeit zu vermehrtem Hausausfall kommen. Ebenso können sich hormonelle Umstellungen bedingt durch eine Geburt, eine Kastration oder Sterilisation auf das Fell auswirken. Morbus Cushing und z.B. Schilddrüsenerkrankungen gehören zu den hormonellen Störungen, die sich im Fell mehr oder weniger widerspiegeln.
Ernährung
Eine gute, ausgewogene Ernährung ist eine der Grundvoraussetzungen für ein gesundes Fell und bedarf immer einer besonderen Beachtung. Besonders erwähnenswert ist die Versorgung mit Vitaminen, Spurenelementen, Mineralstoffen, Proteinen und essentiellen Fettsäuren. Eine gute Ernährung muss einem erhöhten Bedarf, z.B. während der Trächtigkeit und der Laktation, dem Haarwechsel, erhöhter Aktivität oder in der Wachstumsphase, angepasst werden. Eine ungeeignete Ernährung kann zu Problemen bei dem Fellwechsel und daher bis zu Verfilzungen führen. Haut- und Haar sind ein Spiegel der Ernährung. Das gelöste Fell kann im Mangelfell schneller verkleben. Der Schmutz hält abgestorbene Haare durch Verklebungen fest und führt zum Verfilzen.
Welche Ernährung die „richtige“ für Ihren Hund ist, bedingt sich durch Alter, Gesundheit, Bewegung und anderen Aspekten, die im Einzelnen und Individuell geklärt werden sollten. Wenn Sie zur Ernährung Ihres Hundes Fragen haben, empfehle ich Ihnen: Halten Sie sich an die Empfehlungen des Züchters Ihres Hundes, Ihres Tierarztes oder wenden Sie sich an einen Ernährungsberater für Hunde.
Mehr zum Thema Ernährung des Hundes haben wir in einem gesonderten Artikel mit dem Titel "Hundefutter - Wie ernähre ich den Hund richtig?" beleuchtet.
Haltung und Pflege
Nicht nur Hygiene, medizinische Versorgung und allgemeine Umwelteinflüsse, wie Schmutz, Ruß, Abgase und viele andere äußere „Verschmutzungen“ beeinflussen das Haarkleid.
Auch psychischer und physischer Stress spiegelt sich oft im Haarkleid wider.
Die Pflege des Haares ist ein weiterer wichtiger Faktor für den Zustand eines Hundefelles.
Wie oft ein Hundehaar gewaschen und gereinigt werden sollte, liegt an der Haarqualität und der Haltung. Das Fell eines z.B. Huskys ist nicht mit dem Fell eines z.B. Maltesers zu vergleichen. Auf die einzelnen Haaranlagen und den entsprechenden Pflegemöglichkeiten werden wir im weiteren Verlauf näher eingehen.
Mehr Informationen zur Fellpflege sind in unserem Leitartikel "Fellpflege beim Hund: Ein Schritt-für-Schritt-Leitfaden für alle Felltypen" mit zahlreichen Tipps und To-dos zu finden.
Basiswissen Hundefell: Haut & Haaraufbau
Für eine individuell bedarfsgerechte Pflege des Hundefells braucht es Kenntnisse über die Hundehaut und das Hundehaar.
Sinnesorgan Haut
Die Haut hat eine Schutzfunktion vor äußeren Einflüssen. Die Zellen der Oberhaut können Feuchtigkeit aufnehmen. Sie ist sowohl ein Austauschorgan für z.B. Sexuallockstoffe, als auch ein Reinigungsorgan für Giftstoffe und ein Wärmeaustauschorgan (durch Verengung oder Erweiterung der Blutgefäße) bei Temperaturwechseln. Ebenso absorbiert sie ultraviolette Strahlung durch die obere Hautschicht zur Synthese von Vitamin D und speichert Fett in der Unterhaut.
Die Epidermis unterteilt sich in die Basalschicht, die Glanzschicht, die Körnerschicht, die Hornschicht und die Oberschicht. In der Basalschicht findet die Zellteilung statt und das für die Hautfärbung verantwortliche Pigment Melanin wird gebildet. Die Glanzschicht besteht aus 2-3 Zellschichten und ist am Nasenspiegel und Sohlenballen besonders dick. Die Körperschicht besteht aus abgeflachten Zellen. Die Hornschicht enthält viel Keratin und in der Oberschicht schälen sich die Zellen ab.
Die Dermis ist die dickste Hautschicht, insbesondere an den Ballen. Sie enthält Fasern und Kollagen, die für die Elastizität und Widerstandsfähigkeit der Haut mitverantwortlich sind. In der Dermis sind die Haarbalgmuskeln angesiedelt, die für das Aufstellen der Hundehaare verantwortlich sind.
In der Dermis und in der Hypodermis befinden sich Gefäße und Nerven. Die Hypodermis besteht vorrangig aus Fettzellen, die auch für eine Adipositas verantwortlich sind.
Die Hundehaut ist leicht basisch mit einem ph-Wert von ca. 6,8 bis 8.
Auch Hunde haben Schweißdrüsen. Sie unterteilen sich in apokrine und exokrine. Apokrine Schweißdrüsen sind über den ganzen Körper verteilt. Sie befinden sich in der tiefen Dermis und liefern u.a. körpereigene Duft- und Lockstoffe. Die exokrinen Schweißdrüsen sind nur an den Sohlenballen und am Nasenspiegel angeordnet. Diese sogenannten „freien“ Schweißdrüsen produzieren Schweiß zur Thermoregulation.
Aufbau des Hundehaares
Schon in der Gebärmutter der trächtigen Hündin ist das sich entwickelnde Haarkleid angelegt. Haare werden in Follikeln (Haarbälge) gebildet, die zyklischen Veränderungen unterliegen.
Cuticula ist die Schutzschicht der Haare, die auch als Schuppenschicht bezeichnet wird. Das gesunde Haar wird von dieser Schutzschicht komplett umschlossen und schützt es vor äußeren Einflüssen. Sie besteht aus flachen, übereinander greifenden, verhornten, abgestorbenen Zellen.
Der Cortex, macht den Hauptanteil des Haares aus. Er besteht aus Faserbündeln, die aus einer großen Zahl feinster Keratinfasern, bestehen.
Die Medulla befindet sich im Zentrum. Sie wird auch Markkanal oder einfach Mark genannt. Die Haarmarkzellen, die teilweise keratinisiert sind, haben eine amorphe Struktur. Einige Haare weisen kein Mark auf (Lanugo-/Vellushaar und z.B. Wollhaare).
Wachstumsphasen des Haares
Anagene Phase (1+2) | Wachstumsphase | Es werden neue Haarwurzeln gebildet, woraus die Produktion eines neuen Haarschaftes erfolgt. Die Dauer der anagenen Phase bestimmt die Länge des Haares. |
Telogene Phase (3) | Ruhephase | Der Haarschaft ist fest mit dem Haarfollikel verbunden. |
Katagene Phase (4) | Rückbildungsphase | Die Haarwurzel bildet sich zurück, das Haarfollikel reduziert sich dadurch |
Exogene Phase (5+6) | Haarausfallphase | Das Haar wird, je nach Anlage aktiv ausgestoßen oder verbleibt abgestorben im Haarschaft stecken. |
Kenogene Phase (7) | Haarausfallruhephase | In dieser Phase ist das abgestorbene Haar ausgefallen und es wurde noch keine neue Wachstumsphase eingeleitet. Diese Follikel sind für saisonale Haaranpassungen von Bedeutung. |
Grundformen der Hundehaare (Arten von Hundehaar)
Das Fell unterteilt sich im Primärhaar (Fellhaare, Leit- und Grannenhaare) und Sekundärhaar (Wollhaare). Das Sekundärhaar kann von nicht-vorhanden, sehr gering bis sehr stark ausgeprägt unterschieden werden.
Einfaches Fell kann der in der Variante Drop-Coat (glatt und schwer fallend) oder wollig abstehend vorkommen. Es kennzeichnet sich durch nicht-vorhandenes bis sehr gering vorhandenes Sekundärhaar aus.
Double Coat hat ein ausgeprägtes Primär- und Sekundärhaar. Die Deckhaare bilden den Hauptanteil des Felles. Es ist das Primärhaar, das von einer Gruppe dicht aneinander stehender Wollhaare umgeben sein kann. Wollhaare sind dünn, oft gekräuselt und besitzen kein Haarmark. Die dicht aneinander stehenden Wollhaare umgeben als Sekundärhaare die Primärhaare. Sie bilden das Unterfell und besitzen keinen Haarbalgmuskel. Sie entsprechen weitgehendst dem Vellushaar (auch Flaumhaar genannt) des Menschen.
Vibrissen werden auch Tasthaare genannt. Sie sind dicker, fester, oft länger als gewöhnliche Haare und auf die Wahrnehmung taktiler Reize spezialisiert. Im Unterschied zu anderen Haaren sind sie jedoch in einem speziellen Haarbalg, dem Follikel, eingebettet, der zwischen seiner äußeren und inneren Lage eine blutgefüllte Kapsel enthält mit zahlreichen freien Nervenenden. Wird ein Tasthaar berührt, biegt es sich und bewegt das Blut in der Kapsel zur Seite. Das Blut verstärkt die Bewegung und ermöglicht den Basisnerven minimale Reize wahrzunehmen.
Die Vibrissen haben zu heftigen Diskussionen in der Hundeszene geführt, ob diese für den Haushund, insbesondere solche mit mutierten Haaranlagen, noch von großer Bedeutung sind. Sicherlich kann diese Definierung auf Haushunde mit Wildfellvarianten, wie z.B. viele nordische Rassen und/oder oder Urtyphunde noch zutreffen.
Inwieweit Vibrissen an einer stark behaarten Hundeschnauze noch von einer größeren taktilen Bedeutung sind oder überhaupt sein können, wird durch Beobachtung und Erfahrung vieler Züchter vieler Orts bezweifelt .
Insbesondere bei Hunden mit langer Haaranlage an der Schnauze, sind die Vibrissen oftmals von ihrer Haarstärke und der dazugehörigen Muskulatur, nur noch schwach ausgebildet und verschwinden unter dem Barthaar, sodass die Bezeichnung „Tasthaar“ ihren Sinn verloren haben könnte und nicht mehr verallgemeinerbar ist.
Ein einschichtiges Fell hat keinen oder nur einen minimalen Unterwollanteil. Der Yorkshire-Terrier im gewünschten Haarkleid ist ein Beispiel für ein einschichtigen langes Haarkleid. Dieses glatt nach unten fallende Langhaar wird Drop-Coat genannt. Der Dobermann ist ein Beispiel für ein einschichtiges Kurzhaar und hat kein bis sehr geringes Unterhaar.
Zweischichtige Felle bestehen aus einer Schicht Unterwolle und darüber liegendem Deckhaar. Als Beispiel eines Double Coat, Stockhaar kann der Deutscher Schäferhund oder in der Langhaarvariante der Langhaarcollie genannt werden. Einigerorts wird auch von einem dreischichtigen Haar gesprochen. Gemeint ist damit das Rauhaar, bei dem die 3. Schicht von dem bereits abgestorbenen Haaren gebildet wird.
Eine Haarlosigkeit, die sogenannte Ectodermale Dysplasie, sollte auch Erwähnung finden. Bei dieser Haarlosigkeit kommt es zu haarlosen Stellen, die über den Körper verteilt sind. Meist sind Haarbüschel an Kopf, Rute oder Füßen vorhanden, wie z.B. beim Chinesischen Schopfhund.
Primärhaar/Deckhaar oder Leithaar vs. Sekundärhaar/Unterwollhaar oder Wollhaar:
Im Leithaar findet man im Haarmark Glykogenvakuolen (Das Glykogen ist ein verzweigtes Polysaccharid).
Im Haarmark des Wollhaares findet man LUFT. Die Tatsache, dass auch z.B. der Eisbär ein „hohles Haar“ hat, damit die Wärme besser zur Haut weitergeleitet werden kann, sollte die Bedeutung des Wollhaares nochmals unterstreichen! Die bekanntesten Haaranlagen mit Primär- und Sekundärhaaren sind die Double-Coats, wie z.B. Langhaarcollie, Neufundländer oder Berner Sennenhunde.
Aus dem Haarbalgtrichtern entspringen büschelförmig mehrere Haare. Jedes Haar besitzt eine eigene Wurzel. Das Primärhaar ist durch die festere Struktur meist deutlich zu erkennen. Es hat eine eigene Talg- und Schweißdrüse und bildet das Deckhaar. Das Sekundärhaar ist gewöhnlich dünner, kann aber erhebliche Varianten im Durchmesser aufweisen. Das Wollhaar bildet das schützende Unterwollhaar.
Kastratenfell
Beim Hund können Alopezie (krankhafter Haarausfall), Hypotrichose (reduzierter Haarwuchs) oder Hypertrichose (übermäßiger Haarwuchs) vorkommen.
Die Hypertrichose ist ein oft vorkommender übermäßiger Fellwuchs nach einer Kastration.
Die Unterwolle kann dann durch und über das Deckhaar hinaus sprießen. Insbesondere Hunde mit genetisch vorgegebenen starkem Wollanteil sind hiervon stärker betroffen.
Dieses Haarwachstum bedarf einer intensiveren Pflege. Es kann für den Hund auch eine Gefahr werden, da es insbesondere im Sommer, schneller zu einer Überhitzung kommen kann.
Langlebiges Haar kann nach einer Kastration, hormonell bedingt, feiner und strukturschwacher werden.
Diese Aspekte führen oft dazu, dass das Fell, insbesondere bei Herzproblemen oder im Alter des Hundes, gekürzt oder auf Anraten eines Tierarztes geschoren werden muss.
Welpenfell
Der Wechsel vom Welpenhaar zum adulten Haar verläuft parallel mit der Gesamtentwicklung des Hundes. Während des Fellwechsels können verstärkt Fellverknotungen auftreten. Das Fell kann sich in Struktur, Locke und Farbe verändern. Ein erstes Einkürzen des Felles bestimmt sich durch die Zielsetzung (pet-grooming oder show-grooming), die Haaranlage, die tägliche Pflege des Felles und auch manchmal durch die Lebensumstände des Teams Hund-Mensch. Je früher ein Welpe an die Basispflege herangeführt wird, desto eher kann er die weitere notwendige Pflege akzeptieren. Neben Bürsten und Kämmen, sollte eine Augen-, Ohren-, Genitalbereich und Pfotenpflege sollte frühestmöglich unter fachlicher Anleitung begonnen werden. Hier ist ein medical-training ratsam und sinnvoll, dem ein Grooming-table-training angeschlossen werden kann. Auf das Grooming-table-training werde ich in einem späteren Artikel näher eingehen.
Basis - Farbgenetik beim Hund
Innerhalb der Farbgenetik erklären diese Gene die grundlegenden Farbunterschiede:
E-Locus | Die Produktion der Pigmente wird vom Melanocortin 1 Rezeptor (MC1R) Gen gesteuert. Das Gen wird auch Extension Gen oder E-Locus genannt. |
B-Locus | Das so genannte TYRP1 Gen (Tyrosinase-Related Protein 1), auch Braun-Gen oder B-Locus genannt, verdünnt gewissermaßen das schwarze Pigment, hat allerdings keinen Effekt auf Rot/Gelb. |
A-Locus | Das Agouti-Gen (ASIP) wird auch A-Locus genannt. Es steuert die Verteilung der Farbpigmente im Haarschaft und auf dem Körper. |
D-Locus | Ein „Verdünnungsgen“, Dilute, (MLPH), auch D-Locus genannt, „verdünnt“ alle Pigmente. |
K-Locus | Die Variante auf dem Beta-defensin Gen (CBD-103), auch K-Locus genannt, ist für dominantes schwarz verantwortlich. |
Weitere Gene, verantwortlich für Weiß-Scheckungen und auch Verdünnungsfaktoren treten nur sporadisch und rassespezifisch auf.
Weißscheckungen basieren auf unpigmentierte Bereiche des Hundefelles.
Auch das beliebte Merle-Gen sei hier zu erwähnen, dass auf einer Pigment-Ausdünnung basiert. Diese Farbausdünnung ist bei einigen Rassen, wie z.B. dem Australian Shepherd oder dem Collie anerkannt und unterliegt seit Jahren strengen Zuchtrichtlinien, die von verantwortungsvollen Züchtern selbstverständlich eingehalten werden. Bei unkontrollierter Verpaarung des merle-Gens können große gesundheitliche Schäden auftreten. Diese unkontrollierten Verpaarungen und Einkreuzungen des Merle-Gens in andere Rassen haben in letzter Zeit zu großen verallgemeinernden Diskussionen geführt.
Progressive Greying
G-Locus | Das dominante Alle der G-Serie ist verantwortlich für ein fortschreitendes Ergrauen. |
Hunde, die den G-Locus tragen, werden in Laufe der Jahre (meist in den ersten 1-2 Jahren) immer heller. G ist genetisch dominant. Es genügt, wenn der Hund nur ein Allel dafür besitzt, um diese progressive Ergrauung auszuprägen. Betroffen von diesem Prozess ist ausschließlich das Fell. Die Pigmenteinlagerung ins Haar wird bei Haaren mit der „progressiven Ergrauung“ vorzeitig eingestellt, darum haben sie eine dunklere Haarspitze und eine helle (pigmentlosere) Haarbasis. Pigment gibt dem Haar auch Festigkeit, darum wirkt das neue Haar beim Silberpudel auch erstmal fester. Dies wird auch bei z.B. Hautverletzungen deutlich erkennbar. Das Haar wächst erst wieder farbstark und in festerer Struktur neu aus der Haarwurzel nach und ergraut mit der Zeit erneut. Diese „Ergrauung“ oder „Versilberung“ entwickelt sich mit dem Alter des Hundes, ist noch nicht genetisch nachweisbar und hat keinerlei gesundheitliche Risikofaktoren.
Diese Ergrauung des Haares darf nicht mit der Ergrauung aufgrund des Dilutions-Genes verwechselt werden. Diese Mutation ist schon von Geburt an zu sehen und kann auch genetisch nachgewiesen werden. Beim Labrador Retriever z.B. entstehen dadurch die „Modefarben“ Silber, Charcoal oder Champagner. Auch in anderen Rassen finden sich aufgrund des Modetrends immer mehr Vertreter dieses Gens.
Diese Farbvariante kann, trotz leider steigender Beliebtheit unwissender Welpenkäufer, die diese Farben besonders schön und edel empfinden und unverantwortlicher Hunde-Vermehrer, zu Krankheitssymptomen wie Immunschwäche, geringe Lebenserwartung, Leber- und Nierenversagen und oft zu Fellverlust und/oder Hautekzemen CDA führen.
Gewünschte und ungewünschte Farbvarianten:
Innerhalb jeder Rasse können erwünschte und unerwünschte Farbvarianten auftreten, die nichts mit einer genetischen Farb-Ausdünnung oder damit verbundenen Krankheiten zu tun haben. Nicht jeder Rassehund hat die priorisierte Farbmusterung oder bestmögliche Farbvariante.
Da das Thema Fellfarben und Fellmuster unzählige Hundebesitzer und Hundefreunde stark interessiert, haben wir einen ergänzenden Artikel darüber in unserem Magazin bereitgestellt.
Glatthaar oder Mutation Locke (Mutation am Genort keratin 71 (KRT71))
Eine Locke vererbt sich meist dominant. Die Ausprägung kann von gewellt, große bis enge Locke variieren. Sie vererbt sich unabhängig der Haarlänge oder Farbmutationen.
Eine Lockenmutation hat keinen Einfluss auf einen Fellwechsel!
Der Curly Coated Retriever ist ein Beispiel für ein einfaches Fell, Kurzhaar mit Locke. Er ist am ganzen Körper mit kurzen Locken bedeckt, mit Ausnahme der Maske, den Hinterläufen vom Sprunggelenk abwärts und der Front der Vorderläufe, die kurz und glatt behaart sind.
Der Irish Water Spaniel ist ein Beispiel für ein einfaches Fell, Langhaar mit Locke. Er hat einen kurzhaarigen Kopf, einen sogenannten „Rattenschwanz“ und feste krause Locken oder Wolligkeit.
In der Regel hat eine Lockenmutation keinen Einfluss auf ein Grooming. Es gibt eine Ausnahme bei der Locke im Langhaar, die beachtet werden sollte.
Mutation – Locke im Grooming
linkes Beispiel: Hat die Lockenbildung eine stärkere Wellbildung zur Haarwurzel und verläuft sich bis auslaufend zur Haarspitze, wird das Haar nach dem Abschneiden lockiger nachwachsen. Die glattere Struktur wurde abgeschnitten und die verbliebene lockigere Struktur wächst weiter nach. Stirbt das alte, nun lockige Haar ab, wächst aus der Haarwurzel die ursprüngliche Struktur wieder nach. Dieser Vorgang kann je nach Lebensdauer des einzelnen Haares bis zu mehreren Jahren dauern. Da das Haar in der Regel weiterhin beigeschnitten wird, wird das Haar dauerhaft lockiger bleiben.
rechtes Beispiel: Hat die Lockenbildung eine stärkere Wellbildung zur Haarspitze und verläuft bis zur Haarwurzel, wird das Haar nach dem Abschneiden glatter nachwachsen.
In einem gelockten Fell kann kein optimales Schnittergebnis erreicht werden. Für eine gute Frisurengestaltung und eine schonende Materialanwendung ist ein sauberes und ausgeföhntes Haar Voraussetzung. Das Haar sollte für einen guten Schnitt auch gut vorbereitet sein. Dazu muss gewaschen, geföhnt, gebürstet und gekämmt werden.
Die bekanntesten Vertreter einer Langhaar-Locken-Mutation ist der Pudel, dieses Fell kann auch in vielen Mischvarianten, wie z.B. beim Doodle in allen Varianten auftreten. An dem Haarbeispiel des Pudelhaares wird die Auswirkung gezielter Pflege auf das Erscheinungsbild deutlich. Für ein gutes Schnittergebnis bei der Frisurengestaltung ist es unabdingbar ein gut „vorbereitetes“ Haar zu haben. Ein gut vorbereitetes Haar ist ein ein absolut sauberes frisch gewaschenes und ausgeföhntes, vollkommen knotenfreies Fell.
Auch Wasserhunde haben eine gelockte lange Haaranlage. Bei diesen Rassen kann das Fell für eine show-condition, nach der Fell- und Frisurenpflege durch gezieltes Befeuchten, wieder in den gewünschten natürlich lockenden Haarzustand gebracht. Für ein Show-Grooming können entsprechende Pflegeprodukte verwendet werden, sodass das Haar wieder „natürlich“ erscheint, aber die zuvor gemachte Frisurenbasic gibt der Natur-Optik ein ansprechenderes Bild. Wasserhunde mit ekzellenter Haarqualität benötigen kein Kämmen oder Bürsten, WENN das Fell dahingehend gepflegt wird, dass sich keine Filzplatten bilden und das Haar ab einer gewissen Länge kürzer geschoren wird. Die einzelnen Locken dürfen sich nicht miteinander oder untereinander verknoten und Filzplatten bilden, diese „natürlichen Locken“ müssen regelmässig auseinandergezauselt und getrennt werden. Eine verallgemeinernde Aussage, dass die Felle der Wasserhunde NICHT gekämmt und gebürstet werden müssen oder gar dürfen, kann aufgrund der Individualität der Haarqualitäten und der Pflege, sogar fahrlässig sein und zu extremen Verfilzungen und damit verbundenen Hautentzündungen führen. Eine Nichtpflege oder oberflächliche Haarpflege führt bei diesen Haaranlagen, über kurz oder lang, IMMER zu einer Filzschur, unabhängig der Haarqualität.
Der sogenannte Naturpudel basiert meist auf einen psychologischen Protest gegen einem überstylten Pudel. Es wird gerne unterschlagen, dass gerade der Pudel ein breites Spektrum an Schnittvarianten hat, die absolut alltagstauglich sind. „Natur-belassen“ ist ein Trend, dem auch fachlich qualifiziert und gepflegt entsprochen werden kann. Natürlichkeit heisst nicht, dass der Hund ungekämmt, ungebürstet oder schmutzig durch die Gegend laufen sollte.
Drop Coat vs. Abstehendes Langhaar
Weder das „Engelshaar“ des Maltesers, noch das krause Haar des Bolognesers wird lt. Standard geschoren, sondern nur leicht faccioniert. Alltagstaugliche Haarschnitte in entsprechender Länge können für ein pet-grooming, wie bei allen langhaarigen Hunden, angewendet werden.
linkes Haarbeispiel: Das Haar des Bologneser ist ein prädestiniertes Beispiel für ein gewollt leicht abstehendes Furnishing-Fell mit Unterwolle. Wie die Anlagen zuvor benötigt es intensive Pflege um nicht zu verknoten. Es sollte immer locker und luftig gehalten werden. Die regelmässige Pflege ist die Grundvoraussetzung für ein gewünscht leicht abstehendes offenes fluffiges Langhaar.
Rechtes Haarbeispiel: Malteser mit sehr großer Locke, auch Engelshaar genannt. Das Haar fällt glatt, schwer und seidig.
Farbmutation mit Lockenmutation
Wie an diesem Haarbeispiel eines Tibet-Terriers deutlich erkennbar ist, kann ein Fell auch unterschiedliche Haarqualitäten haben. Die Lockenmutation ist hier mit der Farbmutation eng verbunden.
Das dunkle Haar ist glatt und das helle Haar zeigt eine deutliche Wellung. Durch gezielte Pflege kann diesem Fell eine gleichmäßige Optik verliehen werden. In diesen Haarkleidern wird es oft deutlich, dass das gelockte Haar eine intensivere Pflege benötigt, wie das glatte Haar.
Weitere Artikel rund um die Hundepflege sind in unserem Magazin in der Rubrik "Pflege" zu finden.
Ferner wollen wir auch eine kleine Vorschau mit weiteren informativen Beiträgen geben, die eingehend besprochen und mit zahlreichen Pflegetipps versehen werden:
Welches Haar hat mein Hund und welche Pflege und Pflegemöglichkeiten ergeben sich daraus?
- Kurzhaar oder Langhaar
- Rauhaar
- Normalhaar oder Furnishing
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