Deutsch Kurzhaar

Unser dicht wachsendes, hartes und derbes Deckhaar, das uns nicht nur vor Wind und Wetter sondern auch vor Verletzungen durch Dornen etc. schützen soll, ist vor allem in Abgrenzung zum Deutsch Drahthaar sehr kurz.  Dieser Umstand ist neben unserem Ursprungsland Namensgeber für unsere Rasse Deutsch Kurzhaar.

Als in Folge der Revolution von 1848 das Jagdrecht geändert und diese Freizeitbeschäftigung dadurch nicht mehr nur dem Adel vorbehalten blieb, sondern auch das wohlhabende Bürgertum zu jagen begann, stieg damit auch das Verlangen nach Jagdhunderassen, die in allen jagdlichen Situationen als Vollgebrauchsjagdhunde eingesetzt werden konnten. Der Deutsch Kurzhaar ist eine der aus diesen Zuchtbestrebungen hervorgegangenen Allround-Jagdgebrauchshunderassen. 

Das Anforderungsprofil für Vollgebrauchshunde wie uns Deutsch Kurzhaar ist sehr umfangreich, da wir in allen Geländearten, also im Wald ebenso wie auf freier Fläche und im Wasser, sowohl vor als auch nach dem Schuss auf Einzel- und Gesellschaftsjagden einsetzbar sein müssen.

Wie Du gleich lesen wirst, sind das für uns komplizierte Aufgaben, da von uns sehr gegensätzliches Verhalten in den unterschiedlichen Situationen gefordert wird.

Bei der Pirsch- und noch mehr bei der Ansitzjagd im Wald soll ein DK seinen Jäger still und leise folgen und uns über längere Zeit ruhig und bewegungslos unter dem Hochsitz aufhalten, damit wir beide vom Wild vor dem Schuss nicht bemerkt werden.

Eine weit verbreitete Form der Gesellschaftsjagd im Wald ist die Drückjagd, bei der menschliche Treiber das Wild auf die Schützen zutreiben sollen. Unterstützt werden sie dabei durch Hunde wie Deutsch Kurzhaar. Hierbei sollen wir nun alles andere als still und leise sein, sondern das Wild in Dickichten aufspüren und bellend, also spurlaut in gemächlichem Tempo verfolgen. Gerade das gemächliche Tempo ist hierbei für uns eine Herausforderung des Charakters, ist es doch in uns veranlagt, die Beute nicht nur zu verfolgen, sondern auch zu fassen. 

Es kommt vor, dass selbst perfekt getroffene und damit im Grunde schon tote Wildschweine und anderes Schalenwild nicht Ort und Stelle liegen bleiben, sondern noch bis zu 100 Meter weit im unübersichtlichen Wald flüchten. In dem Fall muss eine Totsuche erfolgen, bei der ein Deutsch Kurzhaar an einer langen Leine der Geruchsspur aus von den Hufen hervorgerufenen Bodenverletzungen und Blutspuren, der Schweißfährte, folgt und den Jäger an die Beute heranführt. 

Trifft der Schuss nicht tödlich, spricht man von einer Lebendsuche, die für uns Hunde in jeder Hinsicht die größere Herausforderung ist. Einerseits weil die Distanzen weit länger sind und wir viel länger konzentriert auf der Fährte arbeiten müssen. Im perfekten Fall finden wir die Beute und unser Herrchen gibt erfolgreich einen Fangschuss ab. Wenn es nicht so perfekt läuft, setzt das Tier erneut zur Flucht an, was dazu führt, dass eine Deutsch Kurzhaar abgeleint wird und es sofort spurlaut verfolgen, stellen und festhalten soll. Es kann aber auch noch übler ausgehen, wenn die gefundene waidwunde Beute in Abhängigkeit der Wildart und Verletzung noch sehr wehrhaft ist und uns im schlimmsten Fall tödlich verletzt. 

Die Vorsteh-Qualitäten der Deutsch Kurzhaar werden im offenen Gelände, also in von Feldern, Wiesen und Heiden geprägten Landschaften vor dem Schuss, gefragt. Dort werden wir nämlich als Vorstehhunde eingesetzt und sollen vor dem Jäger herlaufen und systematisch nach Federwild und Haarwild mit der Nase absuchen. Wird eine mögliche Beute geortet, kommt das eigentliche Vorstehen: Statt sofort zur Hatz überzugehen, verharren wir mit angespanntem Körper und mit in Richtung der Beute weisender Nase mit meist angehobener Vorderpfote. Dadurch gewinnt der Jäger Zeit, sich schussbereit zu machen. Sobald er soweit ist, gibt er uns eine Anweisung, uns der Beute weiter zu nähern, bis diese zur Flucht ansetzt und die Deckung verlässt: Der Jäger kann nun schießen. In den Zeiten vor Erfindung der Schrotflinte wurde statt zu schießen ein Greifvogel freigelassen, der die Beute dann griff. Vorstehen muss ein Hund dann solange, bis der Greif in Position ist. Heute wird die Beizjagd nur noch von wenigen enthusiastischen Falknern betrieben.

Gesellschaftsjagden im offenen Gelände werden als Treibjagden bezeichnet. Hierbei wird wieder ein anderes Verhalten von und erwartet: wir sollen die Beute mit unseren Hundeführern gemeinsam zu den Schützen treiben, ohne vorzustehen.

Egal ob auf der Treib- oder Einzeljagd, wir sollen das geschossene Wild aufstöbern und apportieren, also zu unserem Herrchen bringen.

Auch bei der Jagd am oder im Wasser sind wir gut einsetzbar und bringen einen Vorteil mit: unser kurzes Haar trocknet relativ schnell wieder ab, was uns vor Erkältungen schützt. Am Wasser ist unsere Aufgabe, Enten und anderes auf dem Wasser schwimmendes Federwild auch im dichten Uferbewuchs aufzustöbern und auffliegen zu lassen, was unserem Jäger die Abgabe eines Schusses ermöglicht. 

Mit Sicherheit fällt der getroffene Vogel zwar in Richtung Erde, aber nach Murphy´s Law wird er nicht auf ihr, sondern irgendwo im Wasser landen. Unsere Aufgabe ist es nun, den gefallenen Vogel vielleicht an Land oder wahrscheinlicher schwimmend auf dem Gewässer aufzustöbern. Ist der Vogel nicht tödlich getroffen, wird auch er alles daransetzen, sich vor uns zu verbergen. Im Wasser hat er hierfür die besten Möglichkeiten, kann er doch abtauchen. Glücklicherweise verfügen Deutsch Kurzhaar über eine ausgezeichnet feine Nase, die uns die wenigen mit der aus dem Wasser aufsteigenden Duftspuren erkennen und den Vogel finden lässt. Ist dies gelungen, kommt es darauf an, ein weiches Maul zu haben: Das heißt, dass wir die Beute apportieren sollen, aber ohne zu fest zuzubeißen und Bissmarken zu hinterlassen.  

1897 erscheint das erste Zuchtbuch des Deutsch Kurzhaar. Entstehen konnte es, weil Prinz Albrecht zu Solms-Braunfels zuvor erstmals Rassekennzeichen, Beurteilungsregeln und Prüfungsregeln für deutsche Jagdhunde festgelegt hatte. Die Geschichte unserer Rasse reicht aber viel weiter zurück und führt uns auch aus Deutschland raus.

Von dem 1891 aus einem 11 Jahre vorher gegründeten Vorläuferclub entstandenen Verein Kurzhaar Berlin wurde das Zuchtwesen des Deutsch Kurzhaars zunächst in Deutschland vorangetrieben und es gründeten sich einige regionale Untervereine. Die Jägerschaften des angrenzenden Auslands erkannten schnell die Vorzüge unserer Rasse, sodass wir unter anderem in Frankreich, Italien und im Kaiserreich Österreich Fuß fassen konnten. 

Von dort aus ging es über Jäger, die in Deutschland in Kontakt mit unserer Rasse kamen, in die Welt. Erst waren es nur vereinzelte Hunde, die von passionierten Jägern in ihren Heimatländern geführt wurden. Teilweise wurde aber auch versucht, uns zu züchten, was aber ohne die Unterstützung des deutschen Züchterclubs nicht nachhaltig gelang. 

Heute gehören wir mit 1.235 beim VDH für das Jahr 2020 gemeldeten Welpen nach dem Deutsch Drahthaar zu den beliebtesten Jagdhunden. Auch international sind wir unter Jägern sehr beliebt, besonders in Frankreich und Italien sogar mehr als in Deutschland, da dort weit mehr Deutsch Kurzhaar Welpen gewölft werden. 

Der jagdliche Einsatz fordert, vor allem beim Stöbern in einiger Entfernung vom Hundeführer, immer wieder Entscheidungen von einem Hund. Außerdem müssen wir fähig sein, das jagdliche Handwerk und die damit verbundenen Befehle zügig zu erlernen. Als Arbeitshunderasse ist Intelligenz beim Deutsch Kurzhaar aus diesen Gründen züchterisch tief verankert. 

Nervös sollte ein Deutsch Kurzhaar nicht, sondern nervlich ruhig und belastbar aber durchaus temperamentvoll sein. Schließlich kann weder vom Körbchen oder der Couch, noch vom Schoß aus gejagt werden, sondern wir müssen einen Willen zur ausdauernden Bewegung mitbringen, was wir auch tun.

Wir bringen den Willen zum Erfolg mit: Wir wollen das Wild finden und lassen da auch nicht locker. Insofern sind Deutsch Kurzhaar in einem guten Sinne des Wortes willensstark. Allerdings können wir auch ein bisschen dickköpfig gegenüber Herrchen sein.

Wäre kein starker Jagdtrieb tief in jedem Deutsch Kurzhaar verankert, wäre ja in der auf jagdliche Leistung abgestellten Zuchtauslese über Jahrzehnte einiges falsch gelaufen.

Deutsch Kurzhaar sind zwar durchaus wachsam und es entgeht uns selten etwas. Aber uns fehlt zum einen jede Mannschärfe und andererseits schlagen wir auch nicht sofort an, schließlich sollen wir bei der Jagd nicht das Wild verschrecken, weil wir bei jedem neuen Geräusch Laut geben. Sicher sind wir aber intelligent genug, um auch das Anschlagen bei Begegnungen mit fremden Geräuschen und Menschen zu erlernen, das kann sich aber negativ auf die jagdlichen Leistungen auswirken, wenn nicht mit viel Vorsicht auch der Unterschied zwischen Jagdrevier und Heim herausgearbeitet wird.

Auslastung ist für Deutsch Kurzhaar das Zauberwort: Auf die Idee, auf eigene Faust und ohne Freigabe stöbern zu gehen, was ja nichts anderes als Streunen ist, kommen wir nicht, wenn wir ausreichend müde und möglichst wenig gelangweilt sind. Andernfalls schon.

Wir sind auf Leistung gezüchtete Jagdgebrauchshunde und müssen uns im Revier viel bewegen. Insofern ist uns Bewegungsbedürfnis hoch, um die Erwartungen an Deutsch Kurzhaar zu erfüllen.

Spiel und Arbeit liegen für uns eng beieinander: Ist ein Deutsch Kurzhaar von der Jagd nicht ausreichend ausgelastet, lässt er sich auch gerne mal auf ein Spielchen ein. Vor allem alles, was mit Apportieren oder unserer feinen Nase zu tun hat, wird gerne mitgespielt.

Mut und Unerschrockenheit sind charakterliche Grundvoraussetzungen um seinem Herrchen erfolgreich als Jagdbegleiter dienen zu können, schließlich soll das Wild vor uns und nicht wir vor dem Wild flüchten.